Hallo zusammen!
Heute darf ich Euch hier den zweiten und letzten Teil zur Nachtzuganbindung Oberfrankens Richtung Nord- und Westdeutschland vorstellen.
Vorab - wie immer - der
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1963 wurde unser D 115/116 Würzburg-Hof zu einem Eilzug abgestuft und erhielt das Zugnummernpaar E 815/816. Im 32 km kurzen Abschnitt Bamberg-Lichtenfels wird er inzwischen elektrisch befördert, wofür Nürnberger E18 bzw. E40 verantwortlich sind. Ansonsten bleibt es bei der V200 im Westabschnitt (nach Laufplan 1963 jeweils eine der Vorausloks V200 001-005) und der 01 des Bw Hof im Ostabschnitt.
Bild 1: Die Ankunft- und Abfahrtzeit in Hof wurde durch die Verschiebung Mitte der 60er-Jahre wieder etwas attraktiver. Datengrundlage: Amtliches Kursbuch Sommer 1966.
An der Grundkonstruktion des Zuges änderte sich dadurch wenig, allerdings wurden mit dieser Maßnahme die Ende der 1950er-Jahre im Zuge der Beschleunigung des Zuges entfallenen Verkehrshalte in Schweinfurt Stadt und Burgkunstadt wieder aufgenommen. Außerdem verkehrte der Zug morgens etwa 30 Minuten später und abends sogar etwa 60 Minuten später. Der Kurswagen aus Hamburg bot nun nur noch die 2. Wagenklasse.
Spannend sind auch immer die Angaben im Beförderungsbuch. Der Dm geht in Würzburg in den E 4650 nach Ludwigshafen über (genau genommen ist das ein P 4650 3:50 Uhr ab Würzburg über Osterburken - Neckarelz, der ab Neckarelz erst als E verkehrt und in Mannheim endet, der Dm gelangt erst mit einem Zug 52622 von Mannheim nach Ludwigshafen). W(Sa) hat unser E 816 einen Fahrladeschaffner. Spannend sind immer die diffizilen Wegevorschriften - in unserem E 816 musste sauber Ordnung gehalten werden, da in Würzburg in mehrere verschiedene Züge (D 79, D 89, D 385, D 487, Expr 3001) umgeladen werden musste (siehe Abbildung). Gut, das von Hof bis Kulmbach eingeladen wurde und in Oberfranken verbleiben sollte musste ebenfalls getrennt gehalten werden, um es in Lichtenfels bereits wieder ausladen zu können. Gut Richtung Baden-Württemberg konnte im Dm verbleiben, da er ja nach dorthin durchlief.
Bild 2: Das Beförderungsbuch 5a vom Sommer 1966 schildert uns die vielfältigen Aufgaben unseres E 816 im Expreßgut- und Reisegepäckverkehr. Quelle: Beförderungsbuch 5a, Sommer 1966.
Für den Sommer 1969 liegt mir dann wieder ein Zugbildungsplan vor. In dieser Periode hieß das Zugpaar E 871/872.
Bild 3: An der Spitze des Würzburg verlassenden E871 laufen bis zu 3 Packwagen, während den Zugschluss an Werktagen ein Postwagen ziert. Der Stammzug Würzburg-Hof wird nur noch von einem einsamen Bm gebildet, Samstags und bei Bedarf verstärkt durch einen ABym. Aus Dortmund kommt ein ABm, Samstag morgens verstärkt durch einen Bm, aus Hamburg kommt ein Bm. Scan aus dem ZpAR: DSO-User Plumps.
Ab 1970 heißt unser Zug E 1791/1790. Die Zugbildung ist unverändert, was uns die Gelegenheit bietet, die Zugbildung der Gegenrichtung Hof-Würzburg zu betrachten.
Bild 4: Die Zugbildung der Gegenrichtung ist noch etwas bunter. Hier ist täglich im Stammzug auch ein Bn-Silberling mit dabei. An bestimmten Tagen mit hohem Verkehrsaufkommen ist ab Lichtenfels sogar noch ein By-Altbauwagen mit dabei, der hinter den Packwagen beigestellt wird. Scan aus dem ZpAR. DSO-User Plumps.
Auch bis 1973 hatte sich wenig am Fahrplan geändert. Der Zug verkehrte immer noch als E 1791/1790, wurde jedoch hauptsächlich in West-Ost-Richtung deutlich beschleunigt, insbesondere im seit 1972 elektrisch befahrbaren Abschnitt Würzburg-Bamberg.
Bild 5: Der Sommerfahrplan 1973 ist der erste Fahrplan nach dem planmäßigen Ende der Einsätze der 01er des Bw Hof auf der Schiefen Ebene. Auch unser E 1791 wurde ab diesem Termin von Regensburger 218 statt dem legendären Pazifiks befördert. Datengrundlage: Kursbuch Sommer 1973.
Zum Sommer 1974 wechselte unser Zug dann erneut seine Nummer und nannte sich nun E 2957/2956. Auch die folgenden Jahre waren recht konstant, bis 1977 fiel abends der Halt in Schweinfurt Stadt weg, zudem verkehrte der Zug nun übers Wochenende ohne Gepäckbeförderung. Zum Sommerfahrplan 1978 gab es dann wieder konzeptionelle Änderungen. E 2956 hielt abends nun zusätzlich in Ebelsbach-Eltmann und Zell um für diese Orte weiterhin eine spätabendliche Ankunft nach dem Wegfall eines Nahverkehrszuges Bamberg-Schweinfurt zu gewährleisten. Außerdem bestand der Dortmunder Kurswagen nun auch nur noch aus der 2. Wagenklasse.
Bild 6: Erstmals übernahm unser Zugpaar auch Nahverkehrsaufgaben mit. Nebeneffekt war, dass nun - zumindest einseitig - auch Ebelsbach-Eltmann und Zell am Main eine durchgehende Nachtverbindung nach Dortmund und Hamburg hatten. Datengrundlage: Kursbuch Sommer 1978.
1979 kamen dann noch weitere Nahverkehrsaufgaben hinzu - jetzt wurde abends in Fahrtrichtung Würzburg auch in Staffelstein und Ebensfeld gehalten. Hier ersetzt unser Eilzug einen entfallenen (aber nur sonn- und feiertäglichen) Eilzug Lichtenfels-Nürnberg, der diese Zwischenhalte hatte und dem E 2956 unmittelbar gefolgt war. Außerdem kam nun auch morgens ein Halt hinzu, in Oberhaid wurde nun um 7:10 Uhr gehalten, was dem Schulverkehr Richtung Bamberg gedient haben könnte (zeitgleich hält in Oberhaid auch ein Bahnbus nach Bamberg - ggf. sollte der Zughalt diesen Bahnbus entlasten). Noch spannender ist aber eine Änderung bei den Kurswagen: Der Dortmunder Kurswagen wird nun Montag-Freitag mit einem Nahverkehrszug nach Bad Steben durchgebunden! In der Gegenrichtung beginnt er jedoch abends weiterhin in Hof.
Bild 7: Man wird den Eindruck nicht los, dass unser Zugpaar Ende der 1970er-Jahre bereits ein Sorgenkind der DB war - man versuchte offensichtlich händeringend ihn durch zusätzliche Aufgaben im Nahverkehr zu "halten" bzw. durch kostengünstig realisierbare, letztendlich aber halbherzige Verbesserungen (Durchbindung nach Bad Steben) attraktiver zu machen. Die Nachfrage nach einer Nachtzugfahrt im Sitzwagen hatte jedoch schon ihren Zenit überschritten. Datengrundlage: Kursbuch Sommer 1979.
Doch das war nicht der letzte "Optimierungsversuch". Etwas kompliziert sieht die Darstellung unseres Zugpaares im Winter 1981/82 aus. Der Zug hat nun leicht unterschiedliche Fahrlagen an den verschiedenen Wochentagen und ist in die 3000er-Zugnummerngruppe abgerutscht. Ostwärts gab es am Wochenende einen E 3581, der eine straffere Fahrzeit bei gleichen Halten wie der E 3381 hatte, der unter der Woche verkehrte. Grund hierfür dürften die am Wochenende wegfallenden Ladetätigkeiten im Pack- und Postwagen sein. Ostwärts verkehrt der Zug werktags als E 3386 mit den bisherigen Zwischenhalten, sonntags dagegen als E 3388 mit zusätzlichen Halten in Zapfendorf und Breitengüßbach, die jedoch innerhalb der selben Gesamtfahrzeit Hof-Würzburg abgewickelt werden. Die Kurswagen nach Hof sind nicht mehr nach Bad Steben durchgebunden.
Bild 8: Im Winter 1981/82 konnte man letztmals durchgehend über Nacht aus weiten Teilen Oberfrankens nach Hamburg und Dortmund Reisen. Im Tagesverkehr gab es noch länger eine Kurswagendurchbindung nach Hof. Datengrundlage: Kursbuch Winter 1981/82.
Zum Sommerfahrplan 1982 endete nicht nur die Kurswagenbeförderung Dortmund-Hof und Hamburg-Hof, auch unser Eilzugpaares als solches bestand nur noch sehr eingeschränkt weiter. In seiner bisherigen morgendlichen Fahrlage verkehrte nun ein ExprE 14285 Würzburg-Hof mit Zwischenhalten in Schweinfurt Hbf, Haßfurt, Bamberg, Lichtenfels, Burgkunstadt, Kulmbach und Münchberg. Ersatz als Personenzug bot nun ein etwa zeitgleicher Zug 3607 (Würzburg-Schweinfurt als N, dann als E). Dieser vermittelte weiterhin zumindest Anschluss aus den beiden Nachtzügen aus Dortmund und Hamburg und hielt nun bis Schweinfurt überall , ab dort bis Bamberg etwa wie bisher, aber zusätzlich in Zell und Ebelsbach-Eltmann. Bis Bamberg verkehrte dieser Zug täglich, ab dort nur noch am Wochenende. Im Abschnitt Bamberg-Lichtenfels gab es unter der Woche zumindest Ersatz durch einen N 5704 Bamberg 7:08 Uhr - Lichtenfels 7:40 Uhr, ab Lichtenfels gab es unter der Woche Ersatz durch einen Nt 5809 Lichtenfels-Hof. Hier war also die Reisekette bis Hof, wenn auch nun mit dreimaligem Umsteigen in Würzburg, Bamberg und Lichtenfels noch gegeben. Als Ersatz für den Gegenzug abends verkehrte nun ebenfalls ein ExprE 14250 mit Zwischenhalten analog zum ExprE 14285 - beide ExprE beförderten auch Post. Für Fahrgäste bestand in diese Richtung nur am Sonntag Abend noch eine Verbindung. Hier verkehrte E 3386 in etwa der bisherigen Fahrlage - nur mit einem zusätzlichen Verkehrshalt in Oberhaid. Wer an anderen Wochentagen die Nachtzüge erreichen wollte musste Hof bereits etwa 90 Minuten früher verlassen und mit E 3468 über Nürnberg fahren.
Vielen Dank an die DSO-User Plumps und OZL-Lokd. für die zur Verfügung gestellten Unterlagen.
Offene Fragen und Möglichkeiten zur Mithilfe:
- Gab es die aufwändige wochentagsscharfe Konstruktion des Eilzugpaares bereits ab 1981 oder erst ab 1982?
- Bespannungen, insbesondere im Ellokbetrieb Würzburg-Bamberg, für den Dieselsbachnitt kommen eigentlich nur Regensburger 218 in Betracht.
- Zugbildungen aus den späten 70ern oder Frühen 80ern
- Berichte, Erlebnisse, Diskussionen
- Fotos - gerade in der Endzeit der Hofer 01er dürfte der Zug regelmäßig und oft fotografiert worden sein.
Markus