Hallo,
die Frage zu der Trajektfähre in Sarnico am Lago d'Iseo möchte ich auf die Schnelle mit zwei Berichten aus älteren Print-Ausgaben der DREHSCHEIBE beantworten
Beste Grüße
fg
Sidermeccanica, Lovere
(-mu, fg, 3.10.96) Auf einer Landzunge im Lago d'Iseo in Lovere steht das Werk der Sidermeccanica, hier werden heute Eisenbahnradsätze hergestellt u.a. für den Pendolino. Im Werk gibt es ein Werkbahnnetz und auch Werkloks. Da es jedoch keine Eisenbahnverbindung nach Lovere gibt ist diese Halbinselbahn mit einem Eisenbahntrajekt ans Schienennetz angeschlossen. 2 - 3 mal die Woche macht sich gegen 7.30 Uhr ein kleiner Schlepper von der Anlegestelle am Werk auf und tuckert über den offenen See ins 30 km entfernte Sarnico. Dort werden zwischen 9.30 und 11.30 Uhr vom Bahnhof Paratico-Sarnico durch die FS offene Güterwagen zur Anlegestelle rangiert und auf Pontons verladen. Es passen vier 2achsige oder zwei 4achsige Waggons auf ein Ponton. Der Schlepper kann jeweils bis zu drei Pontons rechts und links vom Schiff mitnehmen, also max. 24 Waggons. Das Verfahren läuft in beide Richtungen, gelegentlich bringt der Schlepper morgens schon Waggons zur Übergabe an die FS mit, manchmal wird "leer" geschippert und es sind nur Waggons abzuholen. Bei unserem Besuch brachte der Schlepper 4 beladene Pontons mit, die erstmal planvoll bugsiert werden mußten, da immer nur ein Ponton an die Verladebrücke kann. Jedenfalls ist das Ganze ein grandioses Schauspiel. Die wohl den ganzen Tag mit der Fuhre beschäftigten Skipper und das FS-Rangierpersonal haben ganz offensichtlich ihren Spaß daran (man kennt sich..) und auch für die örtliche Bevölkerung bietet die Anlegestelle immer wieder Kurzweil. In Lovere werden die Waggons von einer Werklok mittels Schutzwagen von den Pontons gezogen, eine zweite Lok soll abgestellt vorhanden sein.
In Pisogne an der Ferrovia Brescia - Edolo wurde 1994 die alte, noch vorhandene Trajektverladeanlage restauriert, damit der seit 1907 bestehende Trajektverkehr von Paratico nach Pisogne verlegt werden kann. Der Seeweg würde damit auf 5 km verkürzt (Pisogne liegt gegenüber von Lovere auf der Ostseite des Sees). Im Herbst 1996 wurde jedoch immer noch in Paratico verladen, da bisher aufgrund lokaler Streitigkeiten die Verlegung des in Europa mittlerweile ziemlich einzigartigen Trajektverkehrs nicht zustande gekommen ist.
Sidermeccanica, Lovere
(-mu, fg, s.a. DS 121) Der hier beschriebene Trajektbetrieb auf dem Lago d’Iseo von Lovere nach Sarnico wurde im März 1999 eingestellt. Die einst angedachte Alternative ein Trajekt zur 1994 renovierten Anlegestelle in Pisogne an der Ferrovia Edolo – Brescia einzurichten, ist nicht mehr ausgeführt worden. Es wird nun alles per LKW transportiert (und das über die Uferstraße in Lovere, na danke !). Vergleichbaren Trajektverkehr findet man meines Wissens nun nur noch in Frankreich an der Atlantik-Küste, wir werden demnächst berichten.
Identifiziert werden konnten nun jedoch die Werkloks bei Sidermeccanica, Lovere:
Herst.-Nr. Bauj Art Typ Bem
KHD 55223 1952 Bdh T4M525 R a)
Greco 2941 1974 Bdh 10/1997 vh
a) neu: IMM, für Greco & Co., Reggio Emilia, für Ilva Alti Forni e Acc. d´Italia/I -> Sidermeccanica, Lovere/I 10/1997 a vh
aus DS 121 und DS 148
So, ein Bildchen vom 03.10.1996 hätte ich dann auch noch:
Und weil es so schön war, noch ein Bericht aus der DS 158 über eine Trajektfähre in Frankreich, die es 1999 noch gab:
Compagnie des Salins du Midi et des Salins de l'est, F- Salin-de-Giraud
(MiVo 18.03.1999 Literatur: Michelin-Reiseführer Provence) Zwei große Salzgärten sind in der Camargue in Betrieb: einer im Süden von Aigues-Mortes, der andere südlich von Salin-de-Giraud (10.000 bzw. 11.000 ha), wo bereits im 13. Jh. von Mönchen Salz gewonnen wurde. Der Abbau erreichte im 19. Jh. einen Höhepunkt, um dann erneut nachzulassen. Mitte der neunziger Jahre betrug die gesamte jährliche Fördermenge 850.000 Tonnen.
Zwischen März und September wird Meerwasser, das hier 36 g Salz/lt. enthält (davon 29 g Kochsalz) durch große, sehr flache Becken gepumpt, bis nach einer Strecke von etwa 50 Km der Sättigungsgrad erreicht ist und Chlornatrium ausfällt. Dies geschieht in 12 cm tiefen Becken, die sich über 9 ha erstrecken. Von Ende August bis Anfang Oktober, vor der Regenzeit, findet die Ernte statt. Das Salz wird in 20 m hohen Bergen gelagert, bis es in Fabriken weiter veredelt wird bzw. zur Herstellung von Brom und Magnesiumsalzen dient.
In Salin-de-Giraud hat die Bevölkerung Arbeit in den chemischen Fabriken (Salzherstellung u.ä.) und der Saline gefunden. Eine Beladeanlage findet sich südlich vom Ort am Ufer der Grand Rhone, hier wird das gewonnene Salz über die Straße und Schiene abgefahren. Interessant ist die Zuführung der Eisenbahnwagen, einen direkten Anschluß an das französische Schienennetz besitzt man nicht. Ein elektrifiziertes Anschlußgleis führt vom Industriehafen Fos bis zum östlichen Ufer der Grossen Rhone und endet in einem mehrgleisigen Übergabebahnhof Die Zu- bzw. Abfuhr der Ganzzüge mit den typischen vierachsigen Salzwagen geschieht mittels Elloks. Zum Überqueren der Rhone, die an dieser Stelle etwa 1.000 m breit ist, benutzt man eine Eisenbahnfähre, die im Besitz der Salins du Midi ist. Eine zweiachsige SNCF-Diesellok mit einem leeren Salzwagen fährt über den Fähranlieger auf die Fähre. Nach dem Übersetzen über den Fluß verläßt die Fuhre die Fähre und erreicht einen kleinen dreigleisigen Übergabebahnhof. Hier teilt die Strecke sich in zwei Äste auf, weiter in westliche Richtung liegt ein schon zugewachsenes Gleis, das zu einer Saline im Westen des Ortes führt, hier findet schon länger kein Verkehr mehr statt. Der zweite Ast verläuft nach einer Linkskurve in Richtung Süden und erreicht nach etwa zwei Kilometer die oben genannten Beladeanlage. Nach erfolgter Beladung wird der Wagen auf der Rückfahrt geschoben, eine Umsetzmöglichkeit im Werk gibt es nicht. Am Stichtag waren vormittags drei Dieselloks mit jeweils einem Salzwagen zwischen dem Ostufer der Rhone und der Beladung unterwegs, die Eisenbahnfähre „Esquineau“ fuhr im 20-Minuten-Takt, eine zweite Fähre lag als Reserve am westlichen Anlieger vor Anker. In Sichtweite der Bahnfähre gibt es auch eine Autofähre, die die Camargue ohne den Umweg über Arles mit dem Industriehafen Fos verbindet.
Die Gleisanlagen befinden sich in einem guten Zustand, die Übergabebahnhöfe verfügen sogar über große Beleuchtungsanlagen.
Zum gelegentlichen Rangieren im Bereich der Beladung verfügt Salins du Midi über eine gebraucht gekaufte ehemalige Staatsbahndiesellok. Im Werk erkennt man noch Reste von Schmalspurgleisen, zu früherer Zeit besaßen die meisten Salinen zum Transport des Salzes Schmalspurbahnen, heute übernehmen Förderbänder diese Aufgabe. Das Normalspurgleis endet heute hinter der Beladung im Grünen.
Gegen Mittag liefen die drei Staatsbahnlok zum gemeinsamen Pausieren in das Werk ein.
Dieser Betrieb Bahn – Schiff - Bahn gehört heute in Europa zu den Seltenheiten, in Italien existierte bis März 1999 ebenfalls noch eine Güterfähre am Lago d'Iseo in Lovere, die in DS 121 vorgestellt wurde, bei DB-Cargo in Deutschland hätten solche aufwendigen Betriebe keine Chance mehr.
Bez Herst.-Nr. Bauj Art Typ Bem
Y7181 Billard 1958 Bd a)
KHD 56755 1958 Bd A6M517R b)
KHD 56756 1958 Bd A6M517R b)
a) neu: SNCF Y-7181 Ü 19xx an Salins du Midi, 03/1999 vh
b) neu: LMP für Pechiney, Manosque (F) für Compagnie de Salines Giraud/Rhone CSME (F) Ü Verbleib ?
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:09:23:18:27:08.