Von Hagen/W. konnte man einst über Brügge/W., Meinerzhagen, Marienheide, Gummersbach, Dieringhausen und Overath bis nach Köln fahren – bei günstiger Zugverbindung sogar ohne umzusteigen und im Eilzug. Das ist längst vorbei. Von Hagen kommt man heute noch bis nach Brügge/W. mit dem Nahverkehrszug auf der schwer gerupften, einstmals zweigleisigen Volmetalbahn. Und aus der Domstadt gelangt man auf der Schiene noch – bzw. wieder, denn viele Jahre war in Gummersbach „Schluss“ – bis nach Marienheide, ab Ende 2013 vielleicht auch wieder bis nach Meinerzhagen. Durchgehende Zugverbindungen wären wahrscheinlich schon längst wieder Realität und, hätte es nicht die unsägliche Legislaturperiode im Düsseldorfer Landtag gegeben, in der CDU und FDP das Sagen hatten und der König der Unsäglichen, Oliver Wittke, bis zu seinem der Raserei (109 km/h in der geschlossenen Ortschaft) geschuldeten vorzeitigen Abgang sogar NRW-Verkehrskanister war.
Die Kleinstadt Kierspe liegt im oberen Volmetal zwischen Brügge und Meinerzhagen. Auf diesem Abschnitt verkehren heute noch die Schotterzüge von Krummenerl in Richtung Hagen bzw. die Leerzüge in umgekehrter Richtung. Die Gleise sind auf das absolute Minimum zurückgebaut, Kierspe hat nur noch ein Durchfahrgleis.
Zu Zeiten des planmäßigen Personenverkehrs habe ich mich immer zu wenig um Kierspe gekümmert. Meinerzhagen war eben näher und einfacher zu erreichen, außerdem betrieblich interessanter. Der Bahnhof Kierspe dagegen war viele Jahre ein besserer Müllhaufen, und im Bereich das Bahnsteigs alles andere als fotogen. Dennoch gibt es einige wenige Aufnahmen, die ich hier im Vergleich mit aktuellen Bildern vorstellen möchte. Dabei verzichte ich aus Gründen der Einfachheit auf identische Standpunkte und Perspektiven, sondern möchte lediglich einen Gesamteindruck vermitteln – von der „guten alten Zeit“ ebenso wie vom Niedergang und der aktuell in Arbeit befindlichen „Wiederauferstehung“ des Geländes zunächst als „Gummi-Bahnhof“ und irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft dann auch als Halte- und Umsteigepunkt Bahn/Bus.
] Fangen wir mit einem untypischen Eisenbahnbild an: Dieses schöbe Verkehrsschild stand am Kiersper Empfangsgebäude noch bis weit in die 1970er Jahre. Wie lange mag auf dem ausgewiesenen Parkplatz wohl schon keine Droschke gestanden haben…?
Nähere Bekanntschaft mit dem Bahnhof Kierspe machte ich am 30. April 1972. Damals hatte ich mitbekommen, dass ein Sonderzug very britisher Eisenbahnfreunde eine Rundfahrt durch das Bergische unternehmen sollte. Der recht lange Zug kam aus Richtung Hagen durch das Volmetal, ihm entgegen kam 55 4455 vom Bw Gremberg. In Kierspe wurde die G8.1 dann der Vohwinkeler 050 439 als Vorspannlok beigegeben. Leider habe ich mich darauf konzentriert, die 55er Lz ab Dieringhausen zu verfolgen und war deshalb schon zu spät im Volmetal, so dass aus Kierspe keine weiteren Bilder existieren
Erst sehr viel später, als der Personenverkehr schon eingestellt war, entstanden dann weitere Aufnahmen im Bahnhof Kierspe. In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre fuhr mir dieses 212-Pärchen vom Bw Hagen auf der Rückfahrt aus Meinerzhagen vor die Linse. Das zweite Bahnsteiggleis ist zu diesem Zeitpunkt bereits abgebaut, immerhin existiert noch ein Nebengleis.
Ein Blick aus dem Gleisplanum in Richtung Empfangsgebäude und Bahnsteigüberdachung.
Dieses Bild gibt einen guten Eindruck von der Längenausdehnung des Bahnhofs Kierspe, dessen Empfangsgebäude unmittelbar am südlichen Bahnhofsende lag. Auf dem Planum linkerhand haben noch zwei weitere Gleise Platz. In Höhe des Standpunktes gab es früher noch ein Wärterstellwerk, dessen Fundamente in eine gewaltige Stützmauer integriert sind, die das angeschüttete Bahnhofsterrain gegen den Volmebach sichern. Rechterhand gut zu erkennen ist der Gleisanschluss eines Sägewerkes, der zum Zeitpunkt der Aufnahme aber bereits nicht mehr genutzt wurde.
Um den Anschluss mit mehreren Waggons bedienen zu könne, lag an der nördlichen Ausfahrt hangseitig ein Ziehgleis, gegenüber dem das Streckengleis rasch an Höhe verliert.
Anlässlich einer Sonderfahrt kam dieser dreiteilige VT 98 im März 1997 auf der Fahrt nach Hagen durch Kierspe. Das marode Empfangsgebäude hat inzwischen das Zeitliche gesegnet, nur die Bahnsteigüberdachung hält eisern aus. Eine Droschke ist mir zu diesem Zeitpunkt nicht aufgefallen…
Jetzt wird’s ernst, denn jetzt kommen die aktuellen Bilder, die heute entstanden sind. Da das Bahnhofsgelände hauptsächlich eine Baustelle ist, habe ich Standorte entlang der am Hang verlaufenden kleinen Straße gewählt. Der Gummibahnhof befindet sich in der Entstehungsphase, von einem neuen Bahnsteig ist noch nichts zu sehen. Und ob es wieder einen Droschkenparkplatz geben wird, ist auch noch nicht zu erkennen. Hoffentlich…
Die Bilder bedürfen wohl kaum weiterer Kommentare, so dass ich mich auf das unbedingt Nötige beschränke und die Aufnahmen für sich bzw. gegen sich sprechen lasse.
Dem kleinen Sägewerk ging es nicht besser als dem Bahnhof: Nichts ist mehr davon übrig geblieben…
Soweit das möglich ist, wünsche ich viel Vergnügen beim Betrachten der Bilder.
Es grüßt
Der Bergische!