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Frage zu Meßwagen BZA Minden, Anfang 60er Jahre

geschrieben von: railroadwilli

Datum: 02.06.12 11:10

Moin,

der Beitrag steht auch im Wagenforum - [www.drehscheibe-foren.de] -, doch sind hier vielleicht Sachkundige unterwegs, die nicht so oft ins Wagenforum reinschauen. Darum stelle ich die Fragen auch einmal hier.

In meinem Wagenbestand im Maßstab 1:87 befinden sich drei Meßwagen des BZA Minden, die in ihrer vorliegenden Form mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit alle noch der gründlichen Nachbesserung bedürfen, bevor ihnen das Prädikat „Modell“ zusteht. Alle drei tragen ein Revisionsdatum aus 1957. Beabsichtigt ist ein Einsatz hinter der ebenfalls beim BZA Minden beheimateten 18 323 z.B. zur Lauf- oder Bremsprüfung neuer Reisezugwagen in den 60er Jahren.

So sehen die drei Kandidaten jetzt aus:

http://www.abload.de/img/dsc_0072mi7d8.jpg
Dienst4ü[e] 5055 Han, Meßwagen 2, Bundesbahn Versuchsanstalt Minden, Abt. f. Lauf- u. Schwingungstechnik

Es ist ganz offensichtlich ein ex AB4ü-28. Ein Originalfoto dieses Wagens ist mir bislang nicht bekannt. Beim Modell sind am linken Wagenende drei Sitzabteile weiterhin vorhanden, die restlichen Abteile sind beidseitig mit weißen Gardinen verhangen. Die Klofenster und die gegenüber liegenden Fenster im Gang sind grün lackiert und sollen wohl eine – unzulänglich ausgeführte – Verblechung der Fenster darstellen. Die Gardinen dürften die längste Zeit nicht weiß gewesen sein, eher „nikotingebräunt“. Fraglich ist, was sonst noch zu ändern ist, z.B. bezüglich der Laufstege auf dem Dach und der Wendler-Lüfter.


http://www.abload.de/img/dsc_0073lsuxm.jpg
Dienst4ü[e] 5056 Han, Meßwagen 5, Bundesbahn Versuchsanstalt Minden, Abt. f. Lauf- u. Schwingungstechnik

Dieser Wagen ist unzweifelhaft ein ex C4ü-38. Das Vorbild dieses Wagen ist auf Heinrich Priesterjahns Bahndienstwagen-Seite abgebildet: [www.eisenbahndienstfahrzeuge.de]
> Bahndienstwagen, > 318 Dienstü(e)
Auf dem Foto von 1967 scheint der Wagen keine Wendler-Lüfter mehr zu haben, sondern drei Lüfter in Dachmitte ähnlich der auf den Neubauwagen (B4üm u.ä.) verwendeten. Ob der „Schornstein“ am linken Wagenende zum Wagen gehört oder zu etwas anderem hinter dem Wagen, ist nicht eindeutig zu klären. Die ehemaligen Ausschnitte im Dach an den Stirnseiten zur Aufnahme der Schlußsignale sind nicht mehr vorhanden. Die Verblechung des Fensters ein Abteil rechts von der Wagenmitte ist ebenso unzulänglich ausgeführt wie beim 5055 Han.


http://www.abload.de/img/dsc_0074cgumr.jpg
Dienst4üe 5081 Han, Meßbeiwagen, Bundesbahn Versuchsanstalt Minden, Abt. f. Bremsen

Hier handelt es sich um einen ex C4i-30. Ein Originalfoto dieses Wagens konnte ich bisher nicht entdecken. Ob die gardinenlosen Fenster vorbildgemäß sind, entzieht sich meiner Kenntnis. Völlig fehl am Platze dürfte allerdings die komplette Inneneinrichtung eines normalen Sitzwagens sein. Unbekannt ist auch der Original-Zustand des Daches in Hinblick auf Laufbretter und Wendler-Lüfter. Was sollte man hier ändern? Zunächst dürfte es, solange ein Originalfoto ausbleibt, nicht allzu verkehrt sein, die Fenster mit Gardinen zu verhängen, um wenigstens die normale P-Wagen-Einrichtung zu verdecken.

Weiterhin habe ich bislang keinerlei Informationen über den Einsatz dieser Wagen, z.B. um einen neuen Reisezugwagen zu prüfen. Welche Kombinationen dieser drei Wagen sind sinnvoll? Alle drei, nur zwei davon oder nur einer? Lief das Prüfobjekt zwischen der Lok und dem/den Meßwagen oder hinter dem/den Meßwagen oder war das egal?

Für Aufklärungen jeglicher Art bedanke ich mich im Voraus.

Gruß
Willi

https://abload.de/img/2074-36sh200x122v7uq4.jpg

Re: Frage zu Meßwagen BZA Minden, Anfang 60er Jahre

geschrieben von: KLB 334

Datum: 03.06.12 01:00

Hallo Willi,

den Han 5055 findest Du bei Heinrich unter den Meßbeiwagen 328 als 99-60 018-2, Meßbeiwagen 2 Lauf- und Schwingungstechnik.

Han 5056 wurde als Geräuschmesswagen in Betrieb genommen und lief zwischen Lok und Prüfling(en), siehe Foto in: EK-Spezial 87 Seite 90. Gerhard Greß fotografierte den Messwagen im Juli 1963 zwischen 18 319 und zu untersuchenden Postwagen in Osnabrück Hbf.

Zum Han 5081: der wurde nach meinem "Gesammel" aus einem AB 4ü-28 umgebaut. Er gehörte zur Abteilung für Bremstechnik und sollte zum 99-60 025-7 umgezeichnet worden sein. Heinrich führt ihn als 318 unter der EDV-Nummer ohne Angaben über die Herkunft.
Der einzige C 4i-30 wurde (bei mir) zum Han 5047", später 99-60 012-5, keine Angabe zum Zweck; bei Heinrich ein unbeschriebens Blatt bei den 328ern.

Nächtlicher Gruß
Ulrich
Moin Ulrich,

besten Dank für die detaillierten Informationen. Ich fasse einmal zusammen, was die Modelle angeht:

Den Schürzenwagen 5056 Han kann man wohl nach den Änderungen auf dem Dach (Lüfter) so verwenden.

Bei dem ex AB4ü-28 als 5055 Han bleibt fraglich, ab wann er das Rolltor à la D4üm erhalten hat, das sein Aussehen ja doch „leicht“ veränderte. Davon ausgehend, daß der D4üm selbst erst 1960 geliefert wurde, kann man vielleicht spekulieren, daß den AW Teile dieses Wagens erst einige Jahre später zum Einbau in andere Wagen zur Verfügung standen, der 5055 Han somit zu Anfang der 60er Jahre mit relativ großer Wahrscheinlichkeit das Rolltor noch nicht hatte.

Der ex C4i-30 scheint als angeblicher 5081 Han doch wohl eher ins Reich der Phantasie zu gehören. Solange das Aussehen des 5047 Han unbekannt bleibt, ist es auch nicht angesagt, den Wagen so zu beschriften.

Nach wie vor unklar ist mir aber die Verwendung. Reicht bei der Laufuntersuchung eines neuen Reisezugwagens ein Meßwagen aus oder hat einer allein gar nicht genügend Technik an Bord, um die üblichen Untersuchungen durchzuführen?

Gruß
Willi

https://abload.de/img/2074-36sh200x122v7uq4.jpg

Re: Frage zu Meßwagen BZA Minden, Anfang 60er Jahre

geschrieben von: KLB 334

Datum: 03.06.12 20:06

Hallo Willi,

der von Dir vorgeschlagene Umbau des Daches am Han 5056 sollte noch um den Kamin ergänzt werden, da der Wagen einen Koksofen erhalten hatte. Das sieht man auf dem Foto von Dieter Höltge, dass die Gangseite des Wagens zeigt, sehr schön. Dafür wurde ein Toilettenraum etwas verkleinert, der andere in eine Küche umgewandelt.
Um gleich auf die letzte Frage einzugehen: Jeder Messwagen hat genügend Technik an Bord, um „seine“ Untersuchungen durchführen zu können. Hier waren es Geräusch-, Schwingungs- und Festigkeitsuntersuchungen. Die Messwertgeber, Verstärker und aufzeichnenden Messgeräte sind genau für diesen Verwendungszweck ausgebildet und eingebaut worden.
Was mir bei Tageslicht dann noch auf dem Foto im EK-Spezial aufgefallen ist, betrifft die Anzahl der Prüflinge: Es war nur einer. Zwischen Messwagen und Prüfling lief noch ein Messbeiwagen. Das sollte Han 5045 gewesen sein, ein ehemaliger Pw 4ü-37, von dem Heinrich bei den 328 unter 99-60 011 drei wunderschöne Aufnahmen hat. Ich bitte die Falschaussage zu nächtlicher Stunde zu entschuldigen.

Han 5055 war immer Messbeiwagen. Insofern wäre die Beschriftung zu ändern. Was die Rolljalousien angeht, muss ich Dich leider enttäuschen, denn diese wurden bei den 3yg-54-Wagen schon ab 1954 an den Wagenenden eingebaut, um die Übergänge verschließen zu können.
Solange der Zeitpunkt des Einbaues des Rolltores nicht feststeht, steht dem Einsatz des Wagens in diesem Zustand nichts im Wege. Du hättest so eine Messwageneinheit für die Wagenuntersuchung. Gut, für Puristen ist das jetzt nicht so das Wahre, fürs Auge jedoch schön anzusehen.

Was soll aus Han 5081 werden? Der Spenderwagen wurde 1931 bei Fuchs in Heidelberg gebaut – genau wie Mü 5004 in zweiter Besetzung. Er war Messbeiwagen zum Messwagen Mü 5007, einem ehemaligen AB 4ü-23a, den Roco im Programm hat(te). Das Gespann war für die Abteilung für Brennkrafttechnik tätig. Siehe: [www.drehscheibe-foren.de]

Dieses Pärchen wäre auch verhältnismäßig einfach ins Modell umzusetzen. Wobei noch die Farbgebung rot oder grün zu klären wäre. Die Brennkrafttechnik hatte beiden Farben im „Angebot“...
Die beiden kenne ich nur von schwarz-weiß Aufnahmen.

Das Thema „Messwagen“ ist ein schlaflose Nächte verursachendes. Bin gespannt für was Du Dich entscheidest.

Grüße
Ulrich
Hallo Ulrich,

also gut, der 5056 erhält die notwendigen Änderungen, der 5055 erhält den neuen Namen „Meßbeiwagen“ und bleibt ansonsten erst mal so, bis bekannt ist, wie er zu Anfang der 60er Jahre aussah. Klar, Rolltore gab es schon beim B3yg, allerdings sieht das beim 5055 zur Spätzeit seiner Karriere doch sehr nach dem Rolltor des D4üm aus. Das muß aber nicht zwangsläufig heißen, daß es sich hier um einen Griff ins Ersatzteillager handelte, es kann ebenso gut eine individuelle Anfertigung sein.

Den falschen ex C4i-30 werde ich wohl dem bekannten Entsorgungsunternehmen, das mit „e“ beginnt und mit „y“ endet, zuführen. Wenn der einzige ex C4i-30 Meßbeiwagen der Abt. Brennkrafttechnik des BZA München war, kann ich den kaum gebrauchen. Zudem dürfte er rot gestrichen gewesen sein. Oder ist der helle Anstrich der Deckleiste auf diesem Bild
[www.drehscheibe-foren.de]
nicht ein Indiz für den roten Anstrich? Bei den grünen Wagen war die Deckleiste i.d.R. schwarz gestrichen.

Bei dieser Gelegenheit noch eine Frage zur Technik: Wenn die ganze Meßtechnik im Meßwagen war, welche Funktion hatte dann ein Meßbeiwagen?

Gruß
Willi

https://abload.de/img/2074-36sh200x122v7uq4.jpg
Aus meinem Gedächtnis weiß ich definitiv, das der "falsche" ex C4i30 zum Zeitpunkt meiner Aufnahme in Altona rot war. Es handelte sich um einen Rotton, der etwas blasser und heller als der Farbton für die Speise- und Schlafwagen gewesen ist.

Mehr gibt mein Erinnerungsvermögen nicht her, es sind ja auch seitdem (fast) 50 Jahre vergangen...


Gruß
Helmut

Re: Frage zu Meßwagen BZA Minden, Anfang 60er Jahre

geschrieben von: ytracks

Datum: 05.06.12 09:27

Auf Basis des Messwagens 5, kann man auch den Messwagen 4, für Geräusch-, Schwingungs- und Festigkeitsuntersuchungen nachbilden. Dieser wurde 1951 von Wegmann auf Basis eines "Altschadwagens" (C4ü 37) umgebaut. Untergestellänge 19,97m, Breite 2,96m, Fensterteilung 1,70m. Der Wagen hatte Doppelfenster zur Gräuschdämmung. 1952 war er grün und hatte keine verblechten Fenster


Grundriss:

http://www.spreeweb.de/images/Messwagen4-Grundriss.jpg



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:06:05:09:34:54.

Meßbeiwagen und Farbe

geschrieben von: KLB 334

Datum: 05.06.12 15:09

Hallo Wiili,

die Meßbeiwagen dienten der direkten Unterstützung der Meßwagen, d.h. sie besaßen eine kleine Werkstatt zur Reparatur der Meßgeräte, enthielten Ersatzgeräte und -teile, weitere Meßkabel. Sie waren in der Regel mit einer stärkeren Krafterzeugungsanlage (Verbrennungsmotor-Generator) als der Meßwagen ausgestattet, konnten eine bessere Küche enthalten und verfügten über weitere Schlaf- und Aufenthaltsräume für längere Fahrten in abgelegene Gegenden oder ins Ausland. Das letztgenannte muß jetzt nicht zwangsläufig auf Deine Wagen zutreffen, es soll nur allgemein gelten.

Für den Meßwagen Han 5056 liegt halt eine genaue Beschreibung aus der Zeit der Inbetriebnahme vor, zum Han 5055 gibt es nichts. Meßbeiwagen wurden, bei der Beschreibung der Meßwagen, manchmal am Rande erwähnt und daraus kann man dann die Aufgaben allgemein ableiten, wie ich es oben probiert habe.
Die andere Frage, die sich mir stellte, war einfach, was schreibe ich über die "Hülle" der Wagen ohne zu sehr ins Detail zu gehen. Du möchtest den Wagen glaubhaft einsetzen, da benötigst Du keine Informationen über Meßtechnik, Energieversorgung und sonstige Ausstattung. Deshalb auch nur der Hinweis auf den die Hülle verändernden Koksofen, dessen Lage Du in der Zeichnung von "ytracks" in der linken Toilette ausmachen kannst. Das ist genau die Zeichnung, die der erwähnte Aufstatz enthält.

Die Münchner hatten, im Gegenstz zu den Mindenern, eine "rote" Phase. Irgendwann in den sechzigern des letzten Jahrhundert war die Brennkraftflotte rot. Das schönste Foto dazu zeigt den Prüfling V 320 001 am 1.4.1963 in Kempten mit elf oder zwölf roten Meß- und -beiwagen.
Minden dagegen war immer "grün". In den achtzigern setzte sich dann langsam "gelb" durch.

Mit dem Rolltor gebe ich Dir Recht: Pw 4ümg-60. Und trotzdem: Setzte das Pärchen mit Lok und Prüfling so ein. Originalpaar oder nicht, egal, lass es wirken. Sollte Dich das fehlende Rolltor, weil Du weisst: "Da nuss eins rein", stören, der nächste Winter kommt bestimmt. :-)

Viele Grüße
Ulrich

Beide Wagen "4" und "5" gleichzeitig?

geschrieben von: KLB 334

Datum: 05.06.12 15:46

Hallo,

Jetzt also doch: Lebenslauf.

Baujahr: 1941, Hersteller: Steinfurt, geliefert als 19470 ___ C 4ü-38.
Umbau 19xx in Bürowagen für Regierungszüge, alte Nummer.
Umbau 1951 in Han 5056 Dienst 4ü-38/51, Meßwagen 4 des Eisenbahnversuchsamts für Wagen.

Beschreibung: Zboralski; Jilek, Hans: Elektronisches Messen für Geräusch-, Schwingungs- und Festigkeitsuntersuchungen, Ein neuer Spezialmeßwagen der Deutschen Bundesbahn, in: Die Bundesbahn 26. Jg. 1952, Heft 18 vom 20. September 1952, Seite 606-623.

Reorganisation des BZA Minden 01.01.1962: Han 5056 Meßwagen 5 der Abteilung für Lauf- und Schwingungstechnik.
EDV-Nummer: 50 80 99-60 019-1 Dienstüe 318, Meßwagen 5. später Nr. 4
April 1977: 51 80 99-60 019-0 Dienstüe 318, Meßwagen 4.
Ausgemustert: mit Sicherheit.

Über Ergänzungen und Korrekturen würde ich mich sehr freuen.

Grüße
Ulrich

Edit meinte, ich solle keine Anstalten machen, es sei ein Amt!
Datum der Reorganisation nachgetragen.



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:06:12:20:34:05.

Re: Meßbeiwagen und Farbe

geschrieben von: railroadwilli

Datum: 06.06.12 14:49

Hallo Ulrich,

besten Dank für die weiteren Erläuterungen. So langsam kommt Licht ins Dunkel der Ahnungslosigkeit, Meß- und Meßbeiwagen betreffend. Zwar halte ich für den Modellbahneinsatz technische Detailkenntnisse des Vorbilds für entbehrlich, die generelle Funktion dieser beiden Dienstwagen-Typen ist jedoch schon wissenswert. Ich gehe bei der Modellbahn ganz einfach nach dem Motto: Wenn man weiß, wie es richtig ist bzw. war, kann es im Modell auch richtig darstellen.

Ich entnehme Deinen Zeilen, daß es unter Umständen wohl angesagt ist, für eine Meßfahrt zusätzlich zu einem Meßwagen auch einen Meßbeiwagen einzustellen. Andererseits dürfte es ebenso nicht vorbildwidrig sein, für die Prüfung eines Reisezugwagens – um wieder auf meinen geplanten Modelleinsatz zurückzukommen – hinter die Lok nur Meßwagen und „Prüfling“ zu hängen. Ich denke hier z.B. an den Fall, daß man von Minden eine Meßfahrt nach Hamm und zurück durchführt, wo man also nach relativ kurzer Zeit wieder in der heimatlichen Dienststelle ist.

Gruß
Willi

https://abload.de/img/2074-36sh200x122v7uq4.jpg

Farbe des Meßbeiwagens

geschrieben von: railroadwilli

Datum: 06.06.12 14:52

Moin Helmut,

danke für die Bestätigung der Farbe!

Gruß
Willi

https://abload.de/img/2074-36sh200x122v7uq4.jpg

Meßbeiwagen ja oder nein

geschrieben von: KLB 334

Datum: 06.06.12 22:45

Hallo Willi,

Dein Motto: "Wenn man weiß, wie es richtig ist bzw. war, kann es im Modell auch richtig darstellen." ist mehr als Gold Wert! Und diesem Motto getreu bohrst Du, völlig zurecht, bis der Grund erreicht ist, also Grundsätzliches zu Tage tritt. Richtig?
Und da sind Meß- und -beiwagen ein eher undankbares, weil sich doch rasch wandelndes Thema. Durch die steten Verbesserungen in den Messapparaturen, denke nur an den Ersatz von Röhren durch Transistoren, konnte Platz in den Wagen gewonnen werden, der sofort mit neuen, frisch entwickelten Geräten und Verfahren belegt wurde. Die Vollelektronikstufe haben dann die neuen Einheitsmesswagen übernommen.

Was nun die hier besprochenen Burschen betrifft, kann man nichts wirklich Genaues sagen, solange man Ausrüstung und (Mess)Funktion des Beiwagens nicht kennt. Offensichtlich ist es so, dass der Meßwagen ohne Beiwagen nicht auskam, egal wie weit die Meßfahrt ging. Das im Juli 1963 in Osnabrück aufgenommene Foto aus EK-Spezial 87 (Die DB vor 25 Jahren 1982) soll, dem Text zufolge, ein Aufbruch nach Süddeutschland gewesen sein. Gut, da muß der Beiwagen mit. Im Lüdecke-Buch über die IV h (Baureihe 18.3) ist auf Seite 111 mit Datum vom 10. April 1963 ein Foto, auf dem die fast gleiche Untersuchung stattfand: Diesmal 18 316 mit einem Postwagen, der verkabelt ist, und direkt dahinter die charakteristische Dachkanzel des Han 5045, dem umgebauten Pw 4ü-37. Minden-Hamm oder Osnabrück, das ist nicht die Welt. Aber: Wo lag der wirkliche Startpunkt der Fahrt? Wie lange wurde untersucht? Kam die Mannschaft abends wieder heim oder waren sie länger unterwegs?

Anders der grüne C 4i-30 aus Deiner Packung: Der konnte offensichtlich auch alleine! Gleiches Buch Seite 109: 18 319 steht mit dem grünen C4i-30, Beschriftung allerdings mittig, und einer V 100 im August 1961 in Buchloe. Helmut Philipp traf den Wagen dann zwei Jahre, errötet, in Altona an. Irgendwetwas muß damals im Allgäu gemessen worden sein, denn am Mü 5004 hängen Kabel aus einem Fenster senkrecht nach unten. Vergleicht man nun die beiden Bilder fallen Gemeinsamkeiten auf: Am lokseitigen Wagenende fehlen die Dachlaufbretter und der Faltenbalg ist entfernt. Am anderen Wagenende ragt ein Küchenkamin aus dem Dach. Es scheint der gleiche Wagen zu sein. Für die gemachten Untersuchungen reichte sein "Können" offensichtlich aus - oder ich interpretiere völlig falsch, denn Mess- und -beiwagen müssen für die nächste Testfahrt - in der anderen Fahrtrichtung - in die richtige Messreihung umrangiert werden.

Fotos geben leider nichts Genaues her. Sie sind eine Momentaufnahme. Da kann man sich leicht vergallopieren.
Die einzigen Meßwagen, die sicher ohne Beiwagen gearbeitet haben, waren Mü 5006 (BC 4i-37, Han 5038, Mü 5006 mit hasenkastenähnlichem Bremserstand am ehemaligen Doppeleinstiegende) der machte im Oktober 1963 Messfahrten für die Entwicklung der E03 und lief zwischen E10 1270 und V 320 001, als Bremslok, mit bis zu 180 km/h zwischen Forchheim und Bamberg, wobei beide Loks verkabelt waren. Und dann natürlich Messwagen "F" der Elektrotechnischen Abteilung. 1937 bei Fuchs als Mün 702611 Meß 5ü-37 gebaut, erhielt er später die Nummer Mü 5016 und durfte 1972 die 151 und drei Jahre später die 181.2 durchmessen. Die Bremsanhängsel waren beieindruckend: Bei 151 001 eine weitere 151, eine 110.3 und zwei 044; bei der 181.2 folgte hinter dem 99-43 007 (ex "F") zuerst der "Edelweis"-WG, umgabuat aus einem 28er "Rheingold"-Wagen, dann 202 004 und wiederum zwei 044.

Nach der Bilderwühlerei heute nachmittag und auch während ich hier seit bald zwei Stunde sitze und schreibe, komme ich schließlich zu dem Fazit, dass nur wenige Messwagen der "rollenden Zunft" ohne Beiwagen auskamen. Soll jetzt für Dampf- und Diesellokuntersuchungen, Ausnahme s. o., und dieselbe an Personen- und Güterwagen gelten. Bei Elloks kann ich den Einzelläufer Mü 5017, ex "H" leider nicht belegen, der arbeitet jedoch wie der "F". Für die Triebwagen war Mü 5020 zuständig, bislang weder Messfahrtfoto noch Beschreibung gefunden.
Hier ist jetzt Schluß! Die Wagen gibt es alle nicht käuflich zu erwerben und bald ist das Thema verfehlt.

Du möchtest die Wagen zu Beginn der sechziger Jahre einsetzen. Das geht mit dem Wagen-Meßwagen und seinem Beiwagen nach kleinen Anpassungen sofort.
Dem C 4i-30 täte ich einen Hecht spendieren, beide mit mittiger Münchner Beschriftung versehen und grün einsetzen - weil das geht! Der Hecht war 1963 noch grün, der C 4i-30 spätestenfalls seit Juli 1963 nicht mehr. Erst da gab es für ihn neue Farbe und Beschriftung an das Wagenende, wie für den Hecht auch. Du könntest so glaubhaft mit zwei Messwagenpaaren Dieselloks und Wagen, sogar gleichzeitig, untersuchen.

Viele Grüße
Ulrich

Neuordnung des Versuchswesens der DB

geschrieben von: KLB 334

Datum: 12.06.12 22:07

Hallo Willi und alle anderen,

das Thema der Umwandlung der Versuchsämter in Abteilungen hat mir keine Ruhe gelassen. 1960 war zu ungenau. Also ging ich suchen. Im Wenkel-Buch über die VES M Halle sind die Organigramme der Versuchsanstalten Minden und München für Ende der achtziger Jahre abgedruckt. Zu spät.
Also wieder: "Die DB vor 25 Jahren" zur Hand nehmen: EK-Special Nr. 6 für 1961 und EK-Special Nr. 8 für 1962. Vorangestellt sei die ursprüngliche Struktur nach Flemming, Friedrich: Das Forschungs- und Versuchswesen der Deutschen Bundesbahn, in Eisenbahntechnische Rundschau vom Januar 1952 auf den Seiten 12ff:
Dem Eisenbahn-Zentralamt Minden (Westf) unterstehen die Versuchsämter für Lokomotiven, Wagen, Bremsen, Lager und Lagergießereien, das Chemische und das Mechanische Versuchsamt.
Dem Eisenbahn-Zentralamt München untersteht die Eisenbahnversuchsanstalt München, die sich aus Abteilungen zusammensetzt: Chemische, Elektrotechnische, Elektrophysikalische und Mechanische Abteilung. 1952 kam dann die Abteilung für Brennkrafttechnik dazu (Wenkel).

"1961 wurde das Versuchswesen der DB neu geordnet. Zur Erzielung einer einheitlichen Organisationsform wurden die beim BZA Minden zugeordneten Versuchsämter zum 31. Dezember 1961 in einer Versuchsanstalt zusammengefaßt, so daß nunmehr je eine Versuchsanstalt mit einem Direktor an der Spitze den BZÄ Minden und München angegliedert war. Gleichzeitig wurde zur Vermeidung der Überschneidung in der Durchführung von Versuchsaufträgen eine klare Abgrenzung der Zuständigkeiten beider Versuchsanstalten geschaffen." Es folgt eine Auflistung der Abteilungen, in Minden die Abteilung für Wärmetechnik, Lauf- und Schwingungstechnik, Bremstechnik, Schweißtechnik, Chemie und Mechanik und in München die Abteilung für Elektrotechnik, Elektrophysik, Brennkrafttechnik, Chemie und Mechanik.

"Die im Vorjahresbericht dargestellte Neuordnung des Versuchswesens der DB mit der Einrichtung von Bundesbahn-Versuchsanstalten trat am 1. Januar 1962 in Kraft."

Für alle Mindener Messwagen bedeutet dies eine neue Beschriftung zu Beginn des Jahres 1962, für die Münchener blieb alles beim alten; außer dass gegebenenfalls die Beschriftung von der Mitte nach rechts wanderte.

Viele Grüße
Ulrich

Re: Neuordnung des Versuchswesens der DB

geschrieben von: ytracks

Datum: 12.06.12 22:15

Vielen Dank für die Klärung. Wo war denn nun die Abteilung für Chemie und Mechanik? Du hast sie sowohl in Minden als auch in München aufgeführt.

Vile Grüße,

Ytracks

Re: Neuordnung des Versuchswesens der DB

geschrieben von: KLB 334

Datum: 13.06.12 13:42

Die sind nicht doppelt aufgeführt, es gab an jedem Standort ein/eine:

Dazu Flemming: "Das Chemische Versuchsamt des Eisenbahn-Zentralamtes Minden setzt sich zusammen aus je einem Laboratorium für organische Chemie (Untersuchung von Schmier- und Kraftstoffen, Reinigungs- und Entseuchungsmitteln, Textilien, Gummi, Bitumen und Kunststoffen), anorganische Chemie (Untersuchung von Trink-, Gebrauchs- und Kesselwasser mit einem besonderen Wasserlaboratorium in Hamburg-Altona, Baustoffen, Kesselsteinverhütungsmitteln), Metall-Chemie (Begutachtung von Korrosionsfragen, Untersuchung von Metallen und Legierungen aller Art, als Spezialgebiet die spektralanalytische Untersuchung aller Stoffe), Brennstoff-Chemie (Untersuchung von festen und gasförmigen Brennstoffen, Schlacke und Asche, Heizwertbestimmung, Festlegung der Analysenverfahren für die Brennstoffprüfstellen der Deutschen Bundesbahn) und Farben-Chemie (Wissenschaftliche Bearbeitung aller Anstrichstoff-Fragen, Untersuchung von Wagendecken, Reinigungs- und Pflegemitteln für Reisezugwagen).
Die Chemische Abteilung der Versuchsanstalt des Eisenbahn-Zentralamtes München hat je eine Gruppe für organische Chemie (hauptsächlich für Anstrichstoffe, Schmierstoffe, Kraftstoffe), anorganische Chemie (darunter alle Wasseruntersuchungen) und Baustoffe (darunter insbesondere Dachdeckungs- und Abdichtungsstoffe). Reichlich mit modernen Prüfeinrichtungen ausgestattet, geben die Laboratorien in erster Linie den Beschaffungsstellen der Deutschen Bundesbahn die Möglichkeit, Stoffe aller Art nach der technisch besten Eignung für Eisenbahnzwecke auszuwählen, Lieferbedingungen hierfür auszuarbeiten und an der Entwicklung der Stoffe selbst mitzuwirken. Zu diesem Zweck sind die Leiter der Laboratorien teilweise auch Mitglieder von Normen- und Fachausschüssen.
Das Mechanische Versuchsamt des Eisenbahn-Zentralamtes Minden arbeitet mit 4 Meßgruppen. Seine Versuchseinrichtungen, die vielfach für die speziellen Bedürfnisse der Eisenbahn umgestaltet oder neu entwickelt worden sind, können hier nicht vollzählig aufgeführt werden.
Für die Festigkeitsprüfung stehen mehrere Zerreißmaschinen von 5 — 60 t Zugkraft, teilweise mit Pulsator ausgerüstet, ferner Härteprüfer, Kerbschlagmaschinen, Dauerbiegemaschinen und Verdrehungsprüfmaschinen zur Verfügung. Mit ihnen werden Metalle und Baustoffe jeder Art, Textilien, Kunststoffe, Gummi und Papier erprobt. Die zerstörungsfreie Werkstoffprüfung wird mit einem magnetischen Durchflutungsgerät, mit Röntgeneinrichtungen zur Prüfung von Stahl bis zu 100 mm Dicke und mit in neuerer Zeit besonders bedeutungsvollen Ultraschallgeräten für die Feststellung von Anrissen in Achswellen und Schienen, von Blechdoppelungen und Lunkern in Blechen und von Abzehrungen auf der Innenseite von Feuerbüchs- und Stehkesselblechen vorgenommen. Das Mechanische Versuchsamt hat sich um die Fortbildung des Ultraschall-Meßverfahrens große Verdienste erworben, indem es für die verschiedensten praktischen Zwecke voll brauchbare, zuverlässige und sehr wertvolle Methoden entwickelt hat. Eine Röntgenfeinstrukturanlage dient der Untersuchung des Feinaufbaues von Metallen. Da ein Meßwagen mit den 3 genannten Einrichtungen für die zerstörungsfreie Werkstoffprüfung und mit einer Stromerzeugungsanlage ausgerüstet ist, können Untersuchungen an beliebigen ortsfesten Anlagen durchgeführt werden. Verschleißmaschinen verschiedener Art und Öfen für Glüh- und Alterungsversuche sowie neuzeitliche Einrichtungen für metallographische Untersuchungen und für Mikro-Aufnahmen vervollständigen die Ausrüstung des Versuchsamtes, dem auch die Überwachung aller in der Abnahme eingesetzten Prüfmaschinen und Röntgenanlagen sowie die Unterrichtung der Abnahmebeamten in der Anwendung der Prüfverfahren obliegt.
Die Mechanische Abteilung der Versuchsanstalt des Eisenbahn-Zentralamtes München führt mit 3 Meßgruppen ebenfalls alle einschlägigen Werkstoff- und vor allem auch Baustoffuntersuchungen durch."


Offensichtlich waren die Aufgaben so vielschichtig und zahlreich, dass sich je zwei Laboratorien lohnten.

Viele Grüße
Ulrich

Danke!

geschrieben von: railroadwilli

Datum: 21.06.12 15:38

Hallo Ulrich,

nochmals besten Dank für die weitere ausführliche Darstellung!

Wenn auch nach der Neuordnung die Bereiche Lauf- und Schwingungstechnik sowie Bremstechnik in Minden verblieben, dann bin ich mit der Untersuchung neuer Reisezugwagen hier jedenfalls bei der richtigen Dienststelle.

Gruß
Willi

https://abload.de/img/2074-36sh200x122v7uq4.jpg

Re: Meßbeiwagen ja oder nein

geschrieben von: apfelpfeil

Datum: 07.01.13 16:53

KLB 334 schrieb:
-------------------------------------------------------
> Hallo Willi,
> ...
> Offensichtlich ist es so, dass der
> Meßwagen ohne Beiwagen nicht auskam, egal wie weit
> die Meßfahrt ging.
> ...
> Nach der Bilderwühlerei heute nachmittag und auch
> während ich hier seit bald zwei Stunde sitze und
> schreibe, komme ich schließlich zu dem Fazit, dass
> nur wenige Messwagen der "rollenden Zunft" ohne
> Beiwagen auskamen.
> ...
> Viele Grüße
> Ulrich

Hmm. Ich stimme solch pauschaler Aussage nicht zu. Der Zweck einer jeglichen Messung kann so derart unterschiedlich sein, daß hierfür jeweils spezielle Anordnungen und somit auch Wagen/Wagenreihungen gebraucht werden. Ein Beispiel von mir beobachtet (und ich halte das gar nicht für so untypisch in Bezug auf die Messbeiwagen, auch wenn der Messzweck in diesem Fall eher ein Exot ist):

Messobjekt war ein schmaler Coil in einem Teleskophaubenwagen. Wenn der umkippt, schmeisst er womöglich den ganzen Wagen aus dem Gleis. Frage war also, wie fest muss der verzurrt werden, um nichts zu gefährden!
Messeinsatz war in Pressig, hierzu Überführung von Minden nach Pressig (und am Ende der Woche wieder zurück): Lok 140, Messobjekt Teleskophaubenwagen, Messwagen (dazwischen Verkabelung für Sensoren, die waren somit nicht so einfach zu trennen), sowie ein Messbeiwagen und ein Messgerätewagen (solche gibts auch noch!).
In Pressig wurden jedoch der Messbeiwagen und der Messgerätewagen hinterstellt, die Messungen selbst nur mit Lok, Teleskophaubenwagen und Messwagen durchgeführt. Man kam ja immer wieder in Pressig vorbei, und konnte sich ein allfällig notwendiges Teil aus den Begleitwagen fast jederzeit holen.
Es gilt somit mindestens zu unterscheiden, ob es sich um eine Überführung zu einem Messeinsatz oder um die Messfahrt selbst handelt.

Heute ist die Messeinrichtung im einfachsten Fall schlicht ein PC. Und der kann in fast jeglichem Wagen plaziert werden, die Sensorik ist inzwischen meist so klein, daß sie fliegend fast überallhin verkabelt werden kann. Für die heute vorherrschenden Triebzüge werden daher kaum noch wirklich klassische Messwagen benötigt! Übernachtet wird auch nicht mehr im Zug, sondern im Hotel.

Also ich sage, es kommt weniger auf den Messwagen an. Sondern vielmehr: was zu Messen ist ist entscheidend für die Frage ob ein Meßbeiwagen mitgeführt wird oder nicht. Jeder Messwagen kann im Prinzip auch alleine Messungen durchführen...