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Frage zur Anzahl von Läutewerken an einem Schrankenwärterposten in Stolberg (Rheinl.)


Bild 1
http://img521.imageshack.us/img521/8227/1fragelaeutewerkx2f.jpg

Dieses vermutlich Ende der 1920er/Anfang der 1930er Jahre entstandene Foto zeigt den ungefähr beim Streckenkilometer 0,5 gelegenen Schrankenwärterposten 1 an der Strecke von Stolberg Hbf über Stolberg-Hammer nach Walheim. Deutlich sichtbar hat man bei diesem Schrankenwärterposten zwei Läutewerke aufgestellt. (An dieser Stelle kreuzt die „Münsterbachstraße“ heute übrigens immer noch die Strecke an einem beschrankten Bahnübergang.)


Bild 2
http://img717.imageshack.us/img717/1066/21912stolbergspiegelhue.jpg

Ein historisches Foto des nachfolgenden, etwa beim Streckenkilometer 1,1 gelegenen Schrankenwärterpostens aus dem Jahre 1912 zeigt, dass dieser Posten (wie mehrere andere entlang der Strecke bis Stolberg-Hammer auch) mit nur einem Läutewerk versehen ist.



Ich suche die zutreffende Erklärung, warum der Posten 1 mit zwei Läutewerken ausgestattet worden war. Wer kann helfen?


Zur näheren Erläuterung:

Die Strecke von Stolberg Hbf über Stolberg-Hammer (=> „Talbahn“) nach Walheim wurde am 15. September 1881 eröffnet. Obwohl sie aus einem 1867 von der Rheinischen Eisenbahn angelegten 1,4 km langen Anschlussgleis hervorgegangen ist und ihre Errichtung in die Übergangszeit der Verstaatlichung der Rheinischen Eisenbahn fiel, ist die Bauausführung und Signalausstattung der Strecke von der preußischen Staatsbahn geprägt worden. Die anfangs eingleisige Strecke wurde im Abschnitt von Stolberg Hbf bis Stolberg-Hammer zwischen 1907 und 1909 zweigleisig ausgebaut.
In diesem Abschnitt liegt etwa bei Streckenkilometer 0,8 die Abzweigung der 1887 erbauten Güterzugstrecke von Stolberg Hbf nach Münsterbusch. Obwohl die Abzweigstelle rd. 300 m vom Einfahrsignal des Stolberger Hauptbahnhofs entfernt liegt, wurde das Stellwerk an der Abzweigstelle als Teil des Stolberger Hauptbahnhofs behandelt und erhielt die Bezeichnung „Sst“ bzw. „Ss“ (die Buchstabenkombination bedeutet vermutlich Stolberg Schnorrenfeld). Aufgrund der Kilometrierung der Strecke nach Münsterbusch kann man wohl davon ausgehen, dass diese Strecke amtlich im Stolberger Hauptbahnhof auf Gleis 87 ihren Ausgangspunkt hatte. Faktisch benutzte die Güterzugstrecke nach Münsterbusch aber das Streckengleis der zuerst gebauten Talbahn nach Stolberg-Hammer bis zur Abzweigstelle mit. Erst ab 1961, als das zweite Gleis der Talbahnstrecke abgetragen wurde, wurde die Strecke nach Münsterbusch auf einem gesonderten, eigenen Gleis in den Stolberger Hauptbahnhof eingeführt.

Der nachstehende Gleisplanausschnitt von 1927 zeigt die dem obigen Fotos zu Grunde liegende Situation. Der Schrankenwärterposten 1 lag an der Straße von Stolberg nach Eschweiler, auf der auch die Aachener Kleinbahn (Straßenbahn) die Eisenbahnstrecken kreuzte. Der Posten 2 befand sich südlich des Stellwerks „Sst“ hinter der Weiche zum Gleisanschluss der Spiegelmanufaktur an deren damaligen Haupteingang.

(Bild 3)
http://img59.imageshack.us/img59/268/31927streckezwstwsmtuss.jpg

Wegen der einzelnen Weiche an der Abzweigstelle dürften die Züge von Münsterbusch nach Stolberg Hbf zwischen der Abzweigstelle „Sst“ und dem Stellwerk „Smt“ als Falschfahrt auf dem Streckengleis nach Stolberg-Hammer verkehrt sein. In jedem Fall dürfte das Stellwerk „Sst“ die Zugfahrten von Münsterbusch nach Stolberg Hbf zum Stellwerk „Smt“ gemeldet und dabei auch ein Läutewerk aktiviert haben.


Für den Schrankenwärter am Posten 1 dürfte es doch eigentlich gleichgültig gewesen sein, auf welchem Gleis ein Zug aus Richtung Stellwerk „Sst“ angefahren kam. Er hätte doch in jedem Fall seine - beide Gleise zugleich sichernde - Schranke schließen müssen. Falls das befahrene Gleis aber doch von Bedeutung gewesen wäre, wie wäre man dann wohl mit Zugfahrten aus dem unmittelbar hinter dem Bahnübergang abzweigenden Anschlussgleis zur Fabrik „Rhenania“ umgegangen? Hätte es dafür eines weiteren Läutewerks bedurft? Wurden Sperrfahrten in das/aus dem Anschlussgleis überhaupt mittels Läutewerk signalisiert? Wenn man mit dem Läutewerk tatsächlich auch Sperrfahrten signalisiert hätte, wie wäre man dann mit Fahrten zur Bedienung des Gleisanschlusses der Spiegelmaufaktur, also Sperrfahrten auf dem anderen Streckengleis, umgegangen?
Als weitere Frage ergibt sich: Warum hat man nicht e i n Läutewerk mit zwei Glocken (also verschiedenen Tonhöhen) verwendet?


Für aufklärende Hinweise dankbar

mit vielen Grüßen

Roland

[www.eisenbahn-stolberg.de]

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Bahnbetriebswerk Stolberg --- vergangen, aber nicht vergessen....

Re: 2 Strecken = 2 Läutewerke

geschrieben von: SchrankenThomas

Datum: 27.05.12 20:20

Hallo,

auf deinen Bildern ist auf dem Lageplan im Anschluß Rhenania ein Signal eingezeichnet...sofern also damals dieser Anschluß als eigenständige
Strecke behandelt wurde,macht auch das 2.Läutewerk Sinn.......denn ein 2. (oder sogar 3.) erhielt ein Schrankenposten nur,wenn es sich um verschiedene Strecken handelte.Die Läutewerke hatten dabei auch eine andere Tonlage.
Hallo Roland,

meines Erachtens bedingt der Abzweig nach Münsterbusch das zweite Läutewerk. Die Kommunikation über den Zugverkehr zwischen den Fahrdienstleiter-Stellwerken wurde damals mittels Fernschreiber (Morse!) bewerkstelligt. Die an der Strecke stehenden Läutewerke wurden passend zur Abfahrt des Zuges durch den ablassenden Fahrdienstleiter bedient und diente der Information der Strecke, also der Posten und Blockwärter. Es gab damals für jede Richtung einer Strecke eigene Läutezeichen, so dass anhand der Töne bzw. deren Anzahl die Richtung des angekündigten Zuges erkannt werden konnte.

In diesem Fall wird es eine Leitung aus dem Bahnhof heraus über die Abzweigstelle geradeaus und weiter bis zum nächsten Fahrdienstleiter-Stellwerk und eine weitere bis zur Abzweigstelle und weiter nach Münsterbusch gegeben haben. Dein Posten 1 bediente die Schranken für Züge, die eine der beiden Strecke befuhren. Du hast Recht, dass es für den Posten 1 bei den Zügen, die aus dem Bahnhof in Richtung Abzweig verkehrten, eigentlich egal wäre, ob da ein oder zwei Läutewerke vorhanden sind. Aber bei Zügen, die in der Richtung von der Abzweigstelle in den Bahnhof verkehrten, ist es schon von Interesse für den Posten 1 zu wissen, woher der einfahrende Zug kommt (Züge von Münsterbusch verkehrten da wohl auf dem linken Gleis!).
Ach ja: Damals waren die Bediener von Abzweigstelle meines Wissens keine Fahrdienstleiter, sondern Blockwärter, so dass es logisch ist, dass die Läutewerksleitungen über den Abzweig hinaus bis zu den jeweils nächsten Fahrdienstleiter-Stellwerken führten.

Ich hoffe, meine Erinnerungen an meine Studienzeit haben mich nun nicht getrogen...

Gruß vom Niederrhein
Stefan P.

Spur 0 - was sonst?

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Re: 2 Strecken = 2 Läutewerke

geschrieben von: roland keller

Datum: 27.05.12 22:28

ich denke, das Signal gehört nicht zum Anschluss Rhenania, sondern steht links am Streckengleis und soll die Einfahrt in den Stolberger Hbf für Züge aus Münsterbusch sichern. Züge aus Münsterbusch können an der Abzweigstrecke ja nicht auf das passende Richtungsgleis wechseln.

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Bahnbetriebswerk Stolberg --- vergangen, aber nicht vergessen....
Hallo Stefan,

soweit mir bekannt ist, hatte es auf der Güterzugstrecke nach Münsterbusch keine weiteren Fahrdienstleiterstellwerke gegeben. Alle Pläne, die ich bisher von dort kennen gelernt habe, zeigen keine Stellwerksanlagen, vielmehr waren die Weichen ortsbedient. Der Bf. Münsterbusch hatte auch keinerlei Ein- oder Ausfahrtsignale. Ob es auf dem Bf. Münsterbusch dennoch (k)einen Fahrdienstleiter gegeben hat, vermag ich allerdings nicht mit Sicherheit zu sagen.

[www.eisenbahn-stolberg.de]

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Überlegungen:

geschrieben von: S&B

Datum: 28.05.12 19:07

Das Stw. Ss, (ich glaubte, da es auch Sw und Sof gab, an Stolberg Süd statt Schnorrenfeld) war augenscheinlich Wärterstellwerk zu Sof. Somit erteilte Sm die Zustimmung an Sof für p 87 und p 88. Der Fdl. gab dann den entsprechenden Befehl an Ss.
Da aber vermutlich neben p 87 auch gleichzeitig der Befehl s 88 an Sm gegeben werden konnte (vielleicht sogar s 93?), könnten doch zwei Zugfahrten parallel möglich gewesen sein, auf die Posten 1 aufmerksam gemacht werden mußte?
Später wurde aus dem Signal S übrigens R, wenn mich meine alten grauen Zellen nicht täuschen.

Vielleicht war es aber auch ganz anders, und das zweite Läutwerk steht zwecks Austausch des alten Läutwerks bereit. :-) Immerhin steht es ja etwas abseits...

Viele Grüße
Ulrich
Zitat:
Züge aus Münsterbusch können an der Abzweigstrecke ja nicht auf das passende Richtungsgleis wechseln.