Frage zur Anzahl von Läutewerken an einem Schrankenwärterposten in Stolberg (Rheinl.)
Bild 1
Dieses vermutlich Ende der 1920er/Anfang der 1930er Jahre entstandene Foto zeigt den ungefähr beim Streckenkilometer 0,5 gelegenen Schrankenwärterposten 1 an der Strecke von Stolberg Hbf über Stolberg-Hammer nach Walheim. Deutlich sichtbar hat man bei diesem Schrankenwärterposten zwei Läutewerke aufgestellt. (An dieser Stelle kreuzt die „Münsterbachstraße“ heute übrigens immer noch die Strecke an einem beschrankten Bahnübergang.)
Bild 2
Ein historisches Foto des nachfolgenden, etwa beim Streckenkilometer 1,1 gelegenen Schrankenwärterpostens aus dem Jahre 1912 zeigt, dass dieser Posten (wie mehrere andere entlang der Strecke bis Stolberg-Hammer auch) mit nur einem Läutewerk versehen ist.
Ich suche die zutreffende Erklärung, warum der Posten 1 mit zwei Läutewerken ausgestattet worden war. Wer kann helfen?
Zur näheren Erläuterung:
Die Strecke von Stolberg Hbf über Stolberg-Hammer (=> „Talbahn“) nach Walheim wurde am 15. September 1881 eröffnet. Obwohl sie aus einem 1867 von der Rheinischen Eisenbahn angelegten 1,4 km langen Anschlussgleis hervorgegangen ist und ihre Errichtung in die Übergangszeit der Verstaatlichung der Rheinischen Eisenbahn fiel, ist die Bauausführung und Signalausstattung der Strecke von der preußischen Staatsbahn geprägt worden. Die anfangs eingleisige Strecke wurde im Abschnitt von Stolberg Hbf bis Stolberg-Hammer zwischen 1907 und 1909 zweigleisig ausgebaut.
In diesem Abschnitt liegt etwa bei Streckenkilometer 0,8 die Abzweigung der 1887 erbauten Güterzugstrecke von Stolberg Hbf nach Münsterbusch. Obwohl die Abzweigstelle rd. 300 m vom Einfahrsignal des Stolberger Hauptbahnhofs entfernt liegt, wurde das Stellwerk an der Abzweigstelle als Teil des Stolberger Hauptbahnhofs behandelt und erhielt die Bezeichnung „Sst“ bzw. „Ss“ (die Buchstabenkombination bedeutet vermutlich Stolberg Schnorrenfeld). Aufgrund der Kilometrierung der Strecke nach Münsterbusch kann man wohl davon ausgehen, dass diese Strecke amtlich im Stolberger Hauptbahnhof auf Gleis 87 ihren Ausgangspunkt hatte. Faktisch benutzte die Güterzugstrecke nach Münsterbusch aber das Streckengleis der zuerst gebauten Talbahn nach Stolberg-Hammer bis zur Abzweigstelle mit. Erst ab 1961, als das zweite Gleis der Talbahnstrecke abgetragen wurde, wurde die Strecke nach Münsterbusch auf einem gesonderten, eigenen Gleis in den Stolberger Hauptbahnhof eingeführt.
Der nachstehende Gleisplanausschnitt von 1927 zeigt die dem obigen Fotos zu Grunde liegende Situation. Der Schrankenwärterposten 1 lag an der Straße von Stolberg nach Eschweiler, auf der auch die Aachener Kleinbahn (Straßenbahn) die Eisenbahnstrecken kreuzte. Der Posten 2 befand sich südlich des Stellwerks „Sst“ hinter der Weiche zum Gleisanschluss der Spiegelmanufaktur an deren damaligen Haupteingang.
(Bild 3)
Wegen der einzelnen Weiche an der Abzweigstelle dürften die Züge von Münsterbusch nach Stolberg Hbf zwischen der Abzweigstelle „Sst“ und dem Stellwerk „Smt“ als Falschfahrt auf dem Streckengleis nach Stolberg-Hammer verkehrt sein. In jedem Fall dürfte das Stellwerk „Sst“ die Zugfahrten von Münsterbusch nach Stolberg Hbf zum Stellwerk „Smt“ gemeldet und dabei auch ein Läutewerk aktiviert haben.
Für den Schrankenwärter am Posten 1 dürfte es doch eigentlich gleichgültig gewesen sein, auf welchem Gleis ein Zug aus Richtung Stellwerk „Sst“ angefahren kam. Er hätte doch in jedem Fall seine - beide Gleise zugleich sichernde - Schranke schließen müssen. Falls das befahrene Gleis aber doch von Bedeutung gewesen wäre, wie wäre man dann wohl mit Zugfahrten aus dem unmittelbar hinter dem Bahnübergang abzweigenden Anschlussgleis zur Fabrik „Rhenania“ umgegangen? Hätte es dafür eines weiteren Läutewerks bedurft? Wurden Sperrfahrten in das/aus dem Anschlussgleis überhaupt mittels Läutewerk signalisiert? Wenn man mit dem Läutewerk tatsächlich auch Sperrfahrten signalisiert hätte, wie wäre man dann mit Fahrten zur Bedienung des Gleisanschlusses der Spiegelmaufaktur, also Sperrfahrten auf dem anderen Streckengleis, umgegangen?
Als weitere Frage ergibt sich: Warum hat man nicht e i n Läutewerk mit zwei Glocken (also verschiedenen Tonhöhen) verwendet?
Für aufklärende Hinweise dankbar
mit vielen Grüßen
Roland