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Sangerhäuser Rampe 1979: 44 vorn und hinten (7B)

geschrieben von: NAch

Datum: 18.05.12 20:50

Sangerhäuser Rampe mit 44 aus Sangerhausen und Nordhausen und das gekrönt durch Nachschub mit Dampf, so war die Ansage.
Die Ehranger 44 hatte ich auf der Strecke nicht mehr gesehen (und gehört).
Aber bei der Reichsbahn gibt es so etwas noch. Die Spannung war da

27.01.1979

Kalt ist es und Schnee liegt auch, leider keine ganz klare Luft.

In Sangerhausen ist uns zu viel Volk, die Wahrscheinlichkeit, dass irgendeiner ob der „schweren Fototechnik“ (O-Ton Stasi) misstrauisch wird, ist nicht abzustreiten.

Der Bf Riestedt ist noch ein richtiger Bahnhof, aber mit viel weniger Betrieb.

Der erste Zug:
(Man beachte auch das abfahrbereit hingestellte „Zweirad“.)
http://www.abload.de/img/dso001lrc47.jpg

Und der wird nachgeschoben:
http://www.abload.de/img/dso0028eisn.jpg

Leider gibt es keinen Link zum Sound.

Wir sind dann einen Weg hoch nach Bankenheim gegangen, bis zu dieser Kurve:
http://www.abload.de/img/dso003zecs9.jpg
Der Zug war auf der Hochfläche schräg rechts über der Lok schon lange vorher zu sehen.

Hier nur die Lok:

http://www.abload.de/img/dso00492d6c.jpg

http://www.abload.de/img/dso005qyc9h.jpg

Nun folgt der immer noch der in sehr lebhafter Erinnerung haftende Film:

Ein Zug rollt bergab, aber links oben im Wald, da kündigt sich ein großes Spektakel an:

http://www.abload.de/img/dso006fif4i.jpg

Das Bild ist in der Galerie, Zug- und Schublok richtig aufs Bild zu bekommen – und nichts vom Dampf verdeckt – ist gar nicht so einfach.

Also: das Bild:
[www.drehscheibe-online.de]
Das Bild hängt seit 30 Jahren auf 30x40 an der Wand.

Beim nächsten Bild hier ist die Schublok kaum zu sehen:
http://www.abload.de/img/dso0078cd50.jpg

Es war nicht das letzte Mal, dass ich Sangerhausen besucht habe, Schwierigkeiten mit übereifrigen Verdachtsschöpfern gab es nie, nur der Betrieb wurde immer weniger.
Aber schöne Bilder sind auch entstanden.

Mit Berliner Grüßen

Achim
Link zu allen meinen Bildern in der Galerie: [www.drehscheibe-online.de]
Link zur Beitragsübersicht: (Hinweis: mit der Galerieumstellung zum 08.04.2017 führen einige Galerielinks in den Beiträgen in die Irre)
[www.drehscheibe-online.de]
Link Ottbergen April 1976 , Link Ottbergen Mai 1976

Klasse Aufnahmen!!!

geschrieben von: Mario

Datum: 20.05.12 12:43

Sollten doch unbedingt mal gewürdigt werden solch klasse Winterdampfaufnahmen bei der DR! Gerade bei der Kälte mit eisigen Fingern an der Kamera
Belichtungszeit und Blende genau zu treffen. Ich finde gerade Winterdampfaufnahmen einfach nur spektakulär, weil sich so schön die Dynamik und Kraft der
Dampfloks, im Gegensatz zu Diesel und E-Fraktion, hervorheben lässt!

Grüsse Mario

Re: Klasse Aufnahmen!!!

geschrieben von: uweb250

Datum: 20.05.12 12:51

Und nicht nur das, war doch die Blankenheimer Rampe wohl eher ein Geheimtip zu dieser Zeit...
Aber zigmal interessanter als irgendwelche Reko 50er oder Schmalspurbahnen, zumindestens in meinen Augen!

Über ne ja indirekt angekündigte Fortsetzung würde ich mich deswegen ganz besonders freuen!
Wobei Bilder von den Röblinger 131ern da fast noch schöner wären haha...

Schönen Sonntag mit ungefähr 40°C Temperatur-Unterschied zu Deinen Bildern,
Uwe

Re: Klasse Aufnahmen!!!

geschrieben von: hloko

Datum: 20.05.12 23:21

Hallo,

Erinnerungen an Sangerhausen 1981 werden wach, ein Versuch, Loks im BW als "Wessi" zu fotografieren, waren natürlich zum Scheitern verurteilt"...haben Sie eine Fotogenehmigung der RBD Erfurt.....?" Fotos aus dem fahrenden Zug.... , leider unscharf!

Diese Aufnahmen sind einfach genial! Glückwunsch !

hloko
Hallo Achim,

mein Kompliment für Deine hervorragenden Aufnahmen des Dampfbetriebes bei DB und DR in den letzten 30 Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Dein Stil der Eisenbahnphotographie spiegelt ungefähr den Anspruch wieder, den auch wir immer gesucht und „ab und zu“ auch gefunden haben.

Als ich beim Herumschmökern im HiFo Deinen Beitrag zur Sangerhäuser Rampe und die entsprechenden Aufnahmen erblickte, glaubte ich „neben Dir“ zu stehen.

Genau an diesem Punkt sind auch wir mehrmals Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre gestanden. Ich werde nie vergessen wie ich Ostern 1978 das erste Mal mit meinem Großvater am Bahnhof Blankenheim vorgefahren bin und mich beim FDL nach Dampfgüterzügen erkundigt habe (Fahrzeiten).

Die lapidare Antwort des FDLs war, da kommt doch gleich einer. Ich raus auf den Bahnsteig und schon rollte eine Garnitur mit 44er vorne und hinten durch den Bhf. Blankenheim. Ich fühlte mich in die 30er Jahre zurückversetzt, so etwas habe ich bis dahin nicht erlebt – so nah am Dampfgeschehen, so eine großartige Kulisse und ein Dreizylinder Sound wie man ihn nur live erleben kann.

Sofort bin ich mit Nizo-Filmkamera und Stativ an das Ende des Bahnsteiges vor den Blankenheimer Tunnel gezogen und kurze Zeit später habe ich meine erste „44er“-Komposition am Blankenheimer Berg auf Super 8 (Stummfilm) gebannt, die im Block nach der ersten Fuhre gefolgt war – unglaublich.

Wir waren damals zu Gast in Ilfeld am Südrand des Harzes (heute noch meine 2. Heimat) – mein Großvater war ein gebürtiger Wiegersdorfer – also bin ich einen Tag später mit der DR von Ilfeld (mit Harzquerbahn), dann mit der „Staatsbahn“ von Nordhausen nach Sangerhausen und weiter nach Blankenheim gefahren und habe dort einen ganzen Tag an der Strecke zu Fuß mit Stativ und Kamera verbracht. Angetroffen habe ich nur die 44er Lokmannschaften und sonst niemanden, Thema „44er am Blankenheimer Berg und ich“. Dieser Tag war wohl mit einer meiner schönster Dampftage ever – habe ähnliche Motive wie Du auf Super-8 gebannt – 44er vorne und hinten, das mehrmals – habe sogar das Glück gehabt drei 44er auf Film zu bannen, so wie Du es beschrieben hast und wie es Dir fast passiert wäre – Dir fehlten die berühmten 10 Sekunden, ich habe sie damals geschenkt bekommen: Mit Super-8 ging das, ein Zug fuhr raus aus dem Bild – der nächste fährt rein, die Szenen waren so „ohne Unterbrechung“ bis zu max. 3 Minuten lang, länger auch wieder nicht – Dank Kodak, Agfa, Fuji & Co..

Und dann hatten wir am Blankenheimer Berg noch ein großartiges „menschliches“ Erlebnis – es muss so im Januar 1979 gewesen sein: Wir, mein Bruder (der Buchautor, siehe unten :-) ) und ich, waren mit einem befreundeten DB-Lokführer aus München am Blankenheimer Berg mit Bergstiefeln und alten Jeans bei Minusgraden über den Acker gejagt, auch um die berühmten 03.2 - Leistungen von Sangerhausen nach Güsten zu photographieren bzw. zu filmen.

Irgendwann hatten wir die Idee, mit dem Nahverkehrszug (Nvz bespannt mit 03.2) von Sangerhausen über die Blankenheimer Rampe bis nach Güsten mitzufahren. Es war wohl ein Sonntagnachmittag, wir haben uns im ersten Wagen in der ersten Sitzreihe hinter der Lok postiert, es war ein für die damalige Zeit typischer DR-Reko-Wagen (2. Klasse). Mein Bruder und ich hatten Parka und Mütze an, ich weiss nicht mehr ob wir auch mit Skibrille da standen, eben so wie die Willis damals „und ab und zu heute noch“ rumgelaufen sind, :-). Mein Bruder und ich standen also an den Fenstern und haben in Sangerhausen Bhf. auf die Abfahrt mit 03.2 gewartet. Einige Fenster im vorderen Bereich des Abteils waren „selbstverständlich“ weit geöffnet, sonst „sieht“ und „hört“ man ja nichts. Ja und es war bitter kalt, sicher bis – 10 grd. C. Außer uns Dreien war an diesem Sonntagnachmittag niemand im Großraumabteil, das Abteil ist durch die offenen Fenster so langsam zum „Kühlschrank“ geworden.

Unser Freund Peter, DB-Lokführer aus München, hat es sich derweil mitten im Großraumabteil „stehend“ gemütlich gemacht und sich eine Pfeife angezündet. So doof wie wir, mit Parka und Mütze an den Abteilfenstern, war Peter nicht, er war eben eher der Genussmensch.

Und dann ging die Fuhre los: Abfahrtsauftrag, Pfiff und schon setzte die 03.2 den Zug mit den ersten schweren Auspuffschlägen in Bewegung. Ich hing ganz vorne links am Fenster und konnte den Tender der 03.2 in der Weichenstraße nur so tanzen sehen. Dazu der Sound der 2-Zylindermaschine – unter den Sangerhäuser Brücken in der Ausfahrtgruppe der niederschlagende Dampf und der reflektierende Schall – Erlebnis pur.

Und dann plötzlich - wurde die Tür zu unserem Großraumabteil aufgerissen und gleich wieder zugeschmissen, herein trat die Schaffnerin der DR höchstpersönlich und Madame blökte uns sofort im klassischen DDR-Obrigkeitsstaatston an: JA WAS IST DENN HIER LOS, WAS SOLL DENN DAS HIER …. ! Mein Bruder und ich hatten jetzt wirklich keine Zeit Madame zu beachten oder auf die Knie zu gehen, wir standen gebannt an den Fenstern und haben die spektakuläre Rampenfahrt der 03.2 mit Ihrem Nahverkehrszug am Blankenheimer Berg optisch und akustisch verfolgt (auch diese Eindrücke werde ich nie vergessen). Unser Freund Peter der Genussmensch, er stand mitten im Großraumabteil mit Pfeife, unterbrach derweil die Schaffnerin mit den Worten „Ja was soll denn dieser Ton gegenüber einem Lokführerkollegen der Deutschen Bundesbahn“ – usw. .. . Peter hat die Dame in Ihrem Verhalten dermaßen verblüfft, dass sie ganz stad wurde und wieder Ruhe im Abteil einkehrte. Die beiden haben sogar noch ein bisschen über DR und DB fachgeschwafelt, während wir die Blankenheimer Rampe auf der Schiene unter Dampf genossen haben. In Güsten angekommen war für uns Endstation. Beim Aussteigen haben wir dann noch eine äußerst freundlich winkende Schaffnerin der DR angetroffen und sind dann mit dem nächsten Nvz. zurück nach Sangerhausen gefahren – mit Diesel.

Bei dieser DR-Dampfstudienreise hatten wir dann auch noch ein nettes Obrigkeitserlebnis in Rottleberode an der Stichbahn von Berga Kelbra nach Stolberg damals bedient mit 52ern im Güterzugdienst, auch hier ein eher angenehmes Erlebnis mit der DDR Staatsautorität, dies zu einem späteren Zeitpunkt.

Mir haben diese DDR Fahrten immer viel bedeutet, nicht nur wegen der Eisenbahn. Wir haben damals den Zwangsumtausch (also den "Mindestumtausch") auf uns genommen um Eisenbahn, Dampfer, Land und Leute kennenzulernen. In dieser Zeit habe ich gelernt was Freiheit wirklich bedeutet: Bürgerliche Freiheit lernt man erst zu schätzen, wenn man die Unfreiheit erlebt. Dieses unsere Hobby --- die Eisenbahn --- hat mir in jungen Jahren sehr geholfen diese Werte leibhaft zu begreifen und wie dankbar war und bin ich, dass meine Verwandte und Freunde, die ich während meiner damaligen DDR „Dampfstudien“-Reisen "im Osten" kennengelernt habe, uns 1989/1990 in die bürgerliche Freiheit mit allen ihren Höhen und Tiefen folgen durften. Die damaligen Freundschaften leben bis heute.

Es gab auch unangenehmere Kontakte mit der DDR-staatlichen Obrigkeit, diese konnten jedoch immer einvernehmlich geklärt werden. Wir haben damals „sehr schnell“ gelernt uns bei unseren Dampf-Studienreisen „entsprechend den Auflagen der staatlichen Organe“ korrekt zu verhalten.

Ja und wer noch mehr erfahren möchte, dem empfehle ich das Studium des Bildbandes „Impressionen Deutsche Reichsbahn“, mit dem mein Bruder zusammen mit einem Autorenteam den Traum des eigenen Eisenbahnbuches verwirklicht hat. Das Titelbild ziert eine 52er mit einem Güterzug zum Ende des Dampfbetriebes am Blankenheimer Berg – just die Stelle in der Rechtskurve an dem berühmten Photopunkt, an dem auch Deine Bilder entstanden sind. Mein Bruder muss nach wie vor einem ordentlichen Beruf nachgehen, er ist mit Veröffentlichung dieses Bildbandes materiell nicht reicher, sondern eher ärmer geworden (soviel zur möglicherweise anzumahnenden Schleichwerbung durch werte DSO-Kollegen). Eisenbahnbücher macht man der Ehre halber und nicht des Geldes wegen.

Ich hatte mit meinen Super 8 Filmen das Glück, dass ich mich zu keiner Veröffentlichung veranlasst sah und sehe. Die Qualität der damaligen Super 8 Filme ohne Sound im Vergleich zur heutigen Digitaltechnik mit Sound ist nicht vergleichbar. Auch war und ist die Kameraführung allzu oft äußerst windig. Die damaligen Filme kann man heute fast keinem mehr zumuten, eigentlich nur Insidern, die selbst dort standen und wissen, was sich damals dort abgespielt hat – einmalig und unvergessen.

Dank Südwestfunk und Eisenbahnromantik mit dem Team um Hagen v. Ortloff, gibt es heute Profis die uns entsprechend bewegte Dampf- und Eisenbahnbilder mit hervorragender Qualität in Farbe mit Sound und gebührender Hintergrundinformation frei Haus liefern - ein Dank dafür!

Ich selbst habe in den letzten 20 Jahren einige --- nach meinem Geschmack --- schnucklige Film-Eisenbahnsoundaufnahmen in aktueller Amateurdigitaltechnik machen können, mit BEM- und ÖGEG-Dampf im Raum Südostbayern und auch im Harz.

Blankenheim zu toppen, das ist mir bis heute nicht gelungen und das ist auch gut so.

Soviel für heute – zu meiner Homage an den Blankenheimer Berg.
Grüße aus Bayern
Stefan