Geschätzte Freunde historischer Knipsbilder!
Ich hatte in einigen Beiträgen schon erwähnt, daß die MKB in ihrer Frühphase auch Dampfsonderfahrten in der damaligen DDR (mit-)veranstaltet hat. Die hierfür erforderlichen Prozeduren (für einen Verein aus der „besonderen politischen Einheit Westberlin“!) und die sich daraus ergebenden Anekdoten wären es wert, ein Buch ausschließlich über dieses Thema zu füllen...
Die erste Dampfzug-Sonderfahrt, die wir ausschließlich für Mitglieder und Freunde der MKB veranstalteten, führte uns am 29. August 1982 nach Rheinsberg. Ein Bilderbogen zu dieser Fahrt findet sich hier: [
mkb-berlin.de]
Am strahlend schönen 21. August 1983 stand nun eine Fahrt mit der 64 007 und dem Veltener Traditionszug an den südöstlich Berlins gelegenen Scharmützelsee an. Mit drei Ilford Pan F in der Fototasche glaubte ich, hinreichend gewappnet zu sein – für die Jüngeren unter den Lesern: Die analoge Photographie erforderte es, sich bereits vor dem Beginn der Reise Gedanken über die Lichtverhältnisse und die zu erwartende Anzahl an Auslösungen zu machen!
Zunächst einige Daten zu unserem Bubikopf:
Bezeichnungen und Eigentümer:
1928 - 1970: 64 007 (DRB,DR)
1970 - ?: 64 1007-0 (DR)
1992 - : 088 645-7 (DBAG, Verwaltungsnummer)
Hersteller: Lokomotivfabrik Borsig (Berlin), Baujahr: 1928, Fabriknummer: 11963
Ablieferung: 05.05.1928
Endabnabnahme: 07.05.1928
Stationierungen:
Bw Gronau: 10.05.28-21.9.34
Bw Rheine Pbf: 22.9.34-9.2.39
Bw Münster: 10.2.39-30.11.42
Bw Waren/Müritz: 1.12.42-11.11.46
Bw Schwerin: 12.11.46-7.7.48
Bw Wittstock: 8.7.48-11.12.61
Bw Schwerin: 12.12.61-9.4.68
Bw Jerichow: 10.4.68-11.3.70
Bw Stendal: 12.3.-1.7.70
Bw Güstrow (als betriebsfähige Traditionslok): 25.7.83-31.3.88
Eigentümer: DB Museum Nürnberg, Leihgabe Mecklenburgische Eisenbahnfreunde Schwerin
Quelle:
[
www.eisenbahn-museumsfahrzeuge.com]
Vom 20. April bis zum 20. Juli 1983 erfolgte die Aufarbeitung im Reichsbahnausbesserungswerk Meiningen. Anschließend zählte die Maschine zu den betriebsfähigen Traditionslokomotiven der Deutschen Reichsbahn.
Engagierten Güstrower Eisenbahnern gelang es, die Lokomotive zurück nach Mecklenburg zu holen. Stationiert im Bw Güstrow waren die folgenden Jahre geprägt von vielfältigen Sonderzugeinsätzen. Die Zuführung zum Raw Meiningen am 21. Juli 1987 bedeutete jedoch das jähe Ende als betriebsfähige Dampflokomotive. Irreparable Kesselschäden zwangen zur Stilllegung.
Auf vielen Ausstellungen begeisterte die nur noch rollfähige Lokomotive die Besucher. Sie ist inzwischen Eigentum der DB AG. Betreut vom Verein „Mecklenburgische Eisenbahnfreunde Schwerin e.V.“ gelangte die Lokomotive 1998 nach Schwerin und wurde in die Denkmalliste der Landeshauptstadt eingetragen. Durch einen Leihvertrag mit dem DB-Museum Nürnberg ist der Verein Besitzer der historischen Lokomotive.
Quelle:
[
fahrzeuge.mef-schwerin.de]
Daß es sich bei dem zu befahrenden Streckenabschnitt Fürstenwalde – Beeskow nicht um eine beliebige Nebenbahn handelte, ist heute online schnell ermittelt:
[
www.bahnstrecken.de]
Die Quellenlage im Jahre 1983 war da deutlich magerer, so daß die Vergangenheit dieser Strecke gewiß nicht jedem Mitreisenden bewußt war.
Beginnen wir unsere Reise am heimlichen Hauptbahnhof Berlins, dem Bahnhof Lichtenberg:
(1) Es ist kurz vor 9.00 Uhr. Bis zur Abfahrt ist aber noch etwas Zeit...
(2) Denn offenbar ist an der Luftpumpe noch „ein Sachverhalt zu klären“...
(3) „Wer gut schmiert, der gut fährt!“
(4) Die Luftpumpe rumpelt, klackt und zischt – von ihr aus könnte es losgehen.
(5) Die Visitenkarte unseres Bubikopfs.
(6) Der DMV machte es vor: Passende Zuglaufschilder (Siebdruck auf lackiertem Stahlblech) gehören dazu! Die Grenzer staunten bei der Einreise regelmäßig nicht schlecht ob des mitgeführten Gepäcks...
(7) Über das Biesdorfer Kreuz geht es auf den Berliner Außenring.
(8) Die Lokalisierung dieser Aufnahme bereitete mir etwas Kopfzerbrechen: Eine Linkskurve? Tatsächlich haben wir hier die „Große Biesdorfer Kurve“ befahren, die erst zum 21.03.1980 in Betrieb ging.
(9) Vorbei am Rangierbahnhof Wuhlheide dürften wir die Höchstgeschwindigkeit der 64 (90 km/h) bereits erreicht haben.
(10) Auch hier mußte zur näheren Verortung etwas nachermittelt werden: Wir befinden uns bereits auf der Schlesischen Bahn, und die stadtauswärts fahrende S-Bahn gehört zur
Zuggruppe F. Die „Fee“ fuhr sonntags nur vom Alex bis Friedrichshagen (werktags bis Erkner), also sind wir in der Nähe des S-Bahnhofs Hirschgarten!
(11) Auch hier scheint noch eine „Fee“ unterwegs zu sein, ich würde anhand des Bogens aber eher auf „kurz vor Erkner“ tippen...
(13) Hier ist es bedeutend leichter: Natürlich Erkner!
(14) Die Lage der Drehscheibe macht auch heute noch die Keimzelle des Betriebswerks Erkner deutlich.
(15) Die 9 Kubikmeter Wasservorrat sind bei schneller Fahrt auch zügig verdampft – erster Wasserhalt in Fürstenwalde.
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(17) Der ausgedehnte Fotohalt in Fürstenwalde war nicht ganz unproblematisch: Das Brudervolk unterhielt dort eine große Garnison mit eigener Anschlußbahn. Ob die Mittelcontainer auf Rungenwagen (rechts im Bild) denn auch Soldatenhausstand enthalten haben, wurde keiner näheren Prüfung unterzogen...
(18) Güterschuppenidylle, wie sie heute nur noch auf Modellbahnen anzutreffen ist.
(19) Mehr ließ sich aus dem Schild leider nicht herausholen.
(20) Bauzugromantik...
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(22) Wir haben die schnelle Schiene der Frankfurter Strecke verlassen und kurven auf die Scharmützelseebahn ein.
(23) Nächster Fotohalt: Petersdorf, Kreis Fürstenwalde (Spree).
(24) Schmucke Empfangsgebäude, Salatschüsseln an Holzmasten und Telegraphenstangen: Kann es ein passenderes Umfeld für diesen Zug geben?
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(26) Bad Saarow-Pieskow
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(33) Dank mehrerer Scheinanfahrten blieb keine Perspektive unabgelichtet.
(34) Noch eines mit Fototasche (läuft die Sammlung eigentlich noch?)
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(36) Das Problem bei Abteilwagen: Der Zugfürer muß klettern...
(37) Pfeiftafeln...
(38) ... und Trapeztafeln: Unabdingbares Zubehör der lauschigen Nebenbahn!
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(43) Bonustrack für die Revisionsdaten-Freunde.
(44) Ankunft in Beeskow Kreisbahnhof.
(45) Einmal vorziehen...
(46) ... und wieder zurückdrücken...
(47) ... denn die Lok...
(48) ... hat wieder Durst!
(49) Die Beeskower „Nuckelstelle“ noch einmal in Gänze.
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(51) Fotohalt in Lindenberg-Glienicke.
(52) Bahnhof Scharmützelsee.
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(55) Friedersdorf Kr Königs Wusterhausen.
Hier waren meine 3 Pan F verschossen, aber von Königs Wusterhausen zurück ging es ohnehin wieder über die „schnelle Schiene“...
Das sind so die Fahrten, die auf ewig einen Ehrenplatz im schrulligen Eisenbahnerherzen behalten...
Danke fürs Mitfahren!
Gruß,
Markus.