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 04 - Historisches Forum 

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Und weiter geht es mit Teil 4!

Hier die Links zu den anderen Teilen:
- Teil 1 (Cottbus, Frankfurt/Oder, Neu Bentschen/Zbaszynek)
- Teil 2 (Wollstein/Wolsztyn)
- Teil 3 (Wollstein/Wolsztyn)
- Teil 4 (Wollstein/Wolsztyn, Jarotschin/Jarocin)
- Teil 5 (Wollstein/Wolsztyn, Meiningen)
- Teil 6 (Raw Meiningen)



Mittwoch, 8. April 1992

Das sich am Vortag bewährte Prinzip des Verfolgens beider morgendlichen Güterzüge beschlossen wir beizubehalten und so standen wir wieder gegen 7 Uhr an der Strecke nach Posen/Poznan, um zunächst dem Güterzug nach Grätz/Grodzisk aufzulauern. In Höhe der Ortslage Adamowo versuchten wir wieder einen Querschuss vor dem rosaroten Morgenhimmel, was ganz gut gelang.


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Ty42-87 bei Adamowo.


Nun hieß es dem Trabbi die Sporen geben und an die Strecke nach Bentschen/Zbaszyn umzusetzen. Gerade rechtzeitig trafen wir in Belsin/Belecin ein, um die durch den Bahnhof donnernde Ty42-148 passend mit dem Empfangsgebäude zu verewigen.


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Ty42-148 durcheilt den Bahnhof Belsin/Belecin.


Die beiden Güterzüge akkurat erlegt, wurde der Rückweg mit einem kleinen Umweg über Deutsch-Sodin/Zodyn angetreten. Dort konnten wir die nach Züllichau/Sulechow gestartete Ol49-23 noch erwischen (das Bild habe ich wohl irgendwie vermurkst), bevor es wieder dem anderen Güterzug entgegen ging. Der Weg führte über Wollstein/Wolsztyn, wo im Bw-Gelände gerade die Ok22-31 rangierte. Wir stoppten kurz, um die Lok an der Drehscheibe aufzunehmen.


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Ok22-31 im Bw Wollstein/Wolsztyn.


Den Güterzug mit Ty42-87 warteten wir am Bahnhof Lockdorf/Tloki ab, der damals seinen deutschen Namen durchaus zu recht trug, da hier auf einem alten Nebengleis einige der Wollsteiner Schrottloks abgestellt standen.


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Ty42-87 in Lockdorf/Tloki. Im Hintergrund sind die abgestellten Schrottloks schwach zu erkennen.

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Pferdewagen in Lockdorf/Tloki.


Wie bei solch‘ mehrtägigen Fahrten üblich, setzte irgendwann eine gewisse Müdigkeit ein, wenn die Tage anfingen, immer nach dem gleichen Schema abzulaufen. Und so waren wir beim Warten auf die Ty42-87 ins Sinnieren gekommen, was man denn zur Abwechslung mal machen könne. Auf die Schmalspurbahnen in Gnesen/Gniezno und Schroda/Sroda hatten wir keine große Lust, so dass wir schließlich auf den Gedanken verfielen, dass man ja mal einen Abstecher ins nicht all zu weite Czempin machen könnte, dem einstigen Wendepunkt der Jarotschiner Dampfer. Vielleicht fuhr ja tatsächlich noch was mit Dampf!

Also setzten wir uns kurzerhand in den Trabbi und düsten los. Die Chancen standen bei genauer Betrachtung allerdings eher schlecht, denn in Jarotschin/Jarocin hatten bereits im letzten Sommer die ersten Dieselloks Einzug gehalten und es konnte inzwischen ja kaum besser geworden sein.

Umso größer war die Begeisterung, als beim Überqueren des Bahnübergangs am Bahnhof Czempin in der Ferne eine Ol49 auszumachen war. Und tatsächlich: Ol49-6 stand mit ihrer Zuggarnitur am Wasserturm abgestellt. Ihr Anblick war aber traurig: Die noch im letzten Jahr sich als tadellos gepflegte Starlok präsentierende Maschine war völlig heruntergekommen. Laut Aussage des Personals war sie der letzte Mohikaner des Bw Jarotschin/Jarocin, der auf die endgültige Ablösung durch die Dieselkonkurrenz wartete.


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Ol49-6 im Bahnhof Czempin.


Bis zur Abfahrt des Zuges war nicht mehr all zu viel Zeit, so dass wir uns bald an die Strecke begaben. Den Zug auf der straßenbahnähnlichen Nebenbahn zu verfolgen, war ein Kinderspiel, lediglich die Sonne spielte nicht immer mit und verdarb uns teilweise den Spaß.


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Ol49-6 hinter Czempin.

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Ol49-6 mit Weide hinter Czempin.

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Ol49-6 Einfahrt Szoldry.

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Ol49-6 in der Ortslage Maneczki.

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Ol49-6 an der Straße vor Schrimm/Srem.

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Ol49-6 kreuzt mit der Dieselkonkurrenz in Schrimm/Srem.

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Ol49-6 Einfahrt Bf Wieszczyczyn.


Bei der Jagerei hinter dem Zug her fiel irgendwann auf, dass der Trabbi schlecht durchzog und immer unrunder lief. Wir stellten das Problem bis zum letzten Motiv bei Mieszkow zurück, suchten uns dann einen passenden Platz am Bahndamm und unterzogen das Auto nach der Vorbeifahrt von Ol49-6 einer Ursachenforschung.


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Ol49-6 bei Mieszkow.


Der Verdacht ging schnell in Richtung Unterbrecherkontakte, was beim Nachprüfen des Spaltmaßes zumindest nicht von der Hand gewiesen werden konnte. Ich tauschte die komplette Unterbrecherplatte gegen ein vorbereitetes zweites Exemplar, ölte die Schmierfilze vorsichtig und baute alles wieder zusammen.

Der Trabbi lief nun zwar besser, aber spürbar immer noch nicht 100%ig. In der Hoffnung, dass sich das Problem vielleicht noch von selbst erledigen würde, nahmen wir nun erst einmal Kurs auf das Bw Jarotschin/Jarocin, wo mittlerweile die Ol49-6 beim Restaurieren war und obendrein mit zwei Ty5 (DRG-50) zwei (wenn auch schrottreife) Exoten angetroffen werden konnten.


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Ol49-6 im Bw Jarotschin/Jarocin.

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Ty5-16 im Bw Jarotschin/Jarocin.

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Ty5-10 im Lokschuppen des Bw Jarotschin/Jarocin.


Nach diesen Bildern traten wir den Rückzug an. Der Trabbi lief nur suboptimal, jedoch konnten wir wegen der einbrechenden Dunkelheit vorerst nichts daran ändern und mussten die Reparatur auf den nächsten Morgen verschieben. Bangen Herzens tuckerten wir durch die heraufziehende Nacht nach Wollstein/Wolsztyn zurück.





Der nächste Teil bringt den Abschied von Wollstein/Wolsztyn und Preußendampf einige hundert Kilometer weiter westlich.

Viele Grüße, xBurt.



Meine HiFo-Beiträge: [www.drehscheibe-foren.de]




4-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:10:21:10:36:05.
Wieder mal ein schöner Bericht aus einer mir unbekannten Gegend.
Danke fürs Zeigen!
(Bin schon gespannt, was deinen Trabbi so ausgebremst hat...)

Freundliche Grüße

Wolfgang
Vielleicht das hat ihn ausgebremst......
pt47 + trabbi.jpg

Der Fahrplan - Unverbindliches Angebot ohne Gewährleistung auf Pünktlichkeit.
Hallo Frank,

Danke fürs einstellen dieses Reisebericht aus dem Wolsztyner Raum. Herrliche Aufnahmen, dazu ein sehr lesenswerter Text.

Genau in diese Woche waren Klaas V. und ich ebenfalls in Wolsztyn, haben aber in "Sportowy" übernachtet. Wir sind uns gewissermassen mal begegnet, über dem weg gelaufen aber nicht. Vielleicht kannst Du dich noch an mein weissen Mitsubishi Lancer erinnern.
Auch mit 10 bis 12 andere Fotografen, gab es m.W.n. nie Probleme bei die wahl der Fotostellen. Man hat sich immer gut verstanden. Das war eigentlich immer so in den Jahren das ich Wolsztyn besuchte zwischen 1990 und 1999. Bei so manche Fotostellen war man meistens auch ganz alleine. Die Auswahl an Fotostellen entlang der Strecken war auch (fast) unbegrenzt.

Ein Bild steure ich bei:

http://www.abload.de/img/27253431tgrvp.5fckm.jpg

Ol 49-23 mit P 55020 (Nowa Sol - Wolsztyn) hat das Zielbahnhof fast erreicht, während die -im Hintergrund sichtbare- Ty 42-87 Güterzug 11187 erst wenige Minuten unterwegs ist.
Wolsztyn, 06.46Uhr am 8.4.1992.

Bin schon gespannt auf Teil 5

Viele Grüsse,
Rein



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:04:06:10:30:11.

Re: 7 Tage im April 1992: Cottbus - Polen - Meiningen (Teil 4: Wollstein/Jarotschin)

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 06.04.12 11:40

Hallo Frank,

Wie immer schöne Erinnerungen an eine Zeit, wo die Dampfzugförderung im großpolnischen Raum durchaus noch ihre Berechtigung hatte - ganz im Gegensatz zu den "Pociagi Mikkimausowe" heutzutage.

Zum Zeitpunkt Deiner Aufnahmen verfügte das MD Jarocin zumindestens noch über 3 weitere betriebsfähige Dampfloks. Im April 1992 hatten Ol49-17, Ol49-77 und Tkt48-171 noch gültige Kesselfristen.

Gruß Alex

was für ein super Bild

geschrieben von: 012 055-0

Datum: 06.04.12 14:57

Moin!

Jedoch soll das Lob an Rein nicht den Urpsrungs-Beitrag schmälern!

...es grüßt im 3/4 Takt
https://abload.de/img/012055-0fyug0.jpg
.
Fototaschenbilder bitte an diesen Beitrag anhängen:[www.drehscheibe-foren.de]


Re: was für ein super Bild

geschrieben von: xBurt

Datum: 06.04.12 16:51

@Rein: Das muss auch ich neidvoll anerkennen: Eine ganz starke Aufnahme! Du warst zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Toll gemacht.

@Alex: Ja, die Ol49-6 war wohl nicht die letzte einsatzfähige Lok, aber an jenem Tag die einzige unter Dampf befindliche! So war es schon ein großes Glück, dass sie ausgerechnet den Mittagszug ab Czempin bespannte.

Viele Grüße, xBurt.



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