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Bahnunfälle Villingen-Schwenningen und Umgebung

geschrieben von: Südwestbahner

Datum: 30.03.12 14:41

Hallo zusammen

Heute möchte ich über einen Frontalzusammenstoß im Mai 1964 in Schwenningen/Neckar
berichten, ich kam gerade aus einem Schuhgeschäft heraus, als auf der Brücke
über die B27 der planmäßige Zug ca. 17.10 Uhr aus Rottweil in Schwenningen nach Gleis 2
einfuhr. ( später hieß der N 3915). Mehrere kurze Pfiffe und schon krachte es. Den Schlag
kann ich bis heute nicht vergessen. Die Villinger 50 1221 rangierte rückwärts aus Gl. 4 oder 5
auf die Weiche Gl. 2 / 3 und stieß mit der 38 xxxx ( Wannentender ) des Bw Rottweil zusammen.
An diesem Platz war es sehr unübersichtlich, enge Kurve und daneben ein 1-ständiger Lokschuppen.
Die Geschwindigkeit betrugt vielleicht 30 km/h. Der Tender der 50 entgleiste, die 50 mit den
Achsen 5,4,3,2, bei der 38 war die Pufferbohle total verbogen.( glaube auch entgleist). Der Packwagen ( mit Post und
Dachaufbau 2-achsig ), Offenburger Garnitur, überpufferte und schlitzte den Wannentender der 38 auf. Wasser lief aus. Der 1. und 3.
B3yg entgleiste wegen der engen Kurve jeweils mit der 1. Achse. Foto hatte ich keinen und schon
gar nicht dabei und mußte auch nachhause. Anschließend ging die Rettung los, im Zug gab es Knochenbrüche. Die 38 stand noch
lange Zeit danach in Trossingen Staatsbahnhof am Güterschuppen, die 50 wurde repariert.
Ich kann mich auf 38 3691 erinnern, bin mir aber nicht sicher. In keinem Buch steht da etwas.
Wer weiß näheres? Glück im Unglück; da meine Tante keine Zeit für einen Besuch von uns hatte, saßen wir
nicht im Zug....

Zum nächsten Unfall; 220086 wurde am 21.5.73 total beschädigt, als mit dem E 1608 (letzt Fahrt abends) nach
Offenburg vor dem Einfahrsignal St. Georgen ein entlaufener Schotterzug auffuhr. Der Zug stand und der
Lokführer konnte noch rechtzeitig abspringen, der gesamte Zug wurde einige 100 m zurückgeschoben.
Bild: 1 - 4: 220086 danach im Bw Villingen.
http://www.fotos-hochladen.net/uploads/scannen0008q30ugeks61.jpg
http://img3.fotos-hochladen.net/uploads/scannen0009xlwvgit45y.jpg
http://img3.fotos-hochladen.net/uploads/scannen0010h15o3rzyb7.jpg
http://img3.fotos-hochladen.net/uploads/scannen00114g5ye1hdr6.jpg

Ein weiterer Unfall gab es am 9.5.74, als die Rottweiler 052 839 als LZ am Einfahrsignal von Villingen
mit der 221 148 ( Lz ins AW nach Nürnberg) zusammenstieß. Der Lokführer der 221 wurde getötet, soweit
ich mich noch erinnern kann. Am Tag danach sah es so aus: ( frei zugänglich), die 50 er stand in Schwenningen
nahe der Salinenbrücke. Beide wurden verschrottet. Der Unfall war auf mangelnde Zugmeldung und fehlendem
Streckenblock zwischen Villingen (BD Karlsruhe) und Schwenningen (BD Stuttgart) zurückzuführen. Das habe ich
in Erinnerung, möchte aber nichts falsches behaupten. Nun die Aufnahmen vor Ort in Villingen
und die 50 er in Schwenningen ( Im EK-Buch über BR 5o ist die Angabe Rottweil falsch ),
Es zeigt sich immer wieder, wenn am falschen Platz gespart wird, z.B. bei einfachen Magneten oder ein paar Meter Kabel...
Bild 5-8: 221 148
http://www.fotos-hochladen.net/uploads/scannen0001eqrtsbgvcp.jpg
http://img3.fotos-hochladen.net/uploads/scannen0002khaci89536.jpg
http://img3.fotos-hochladen.net/uploads/scannen0003trdo62k154.jpg
http://www.fotos-hochladen.net/uploads/scannen0004sid9flkxm1.jpg
Bild 9-11
http://img3.fotos-hochladen.net/uploads/scannen0006tksg01pjrm.jpg
http://www.fotos-hochladen.net/uploads/scannen0005a7w9lqy8xv.jpg
http://www.fotos-hochladen.net/uploads/scannen00079hen04zpga.jpg
P.S. Die Bilder sind im Album und lassen sich nicht herausnehmen, leider ein wenig mit Rand.
Gruß und ein bildreiches Wochenende.
Beteiligung der Lok 38 3691 beim Unglück von Villingen-Schwenningen ?
Die Lok war zum fraglichen Zeitpunkt (Mai 1964) nicht mehr im Betriebsdienst, denn sie war am 15.11.1963 ausgemustert worden.
Herzlicher Gruß
Karl-Heinz Mühlhans
[www.lokdata.de]

Re: Bahnunfälle Villingen-Schwenningen und Umgebung

geschrieben von: ospizio

Datum: 30.03.12 21:23

Hallo Südwestbahner,

Zu dritten Beitrag,dem Zusammenstoss der 221 und der Br50 muss ich dich etwas berichtigen.
An diesem Tag sassen wir so gegen 16Uhr mit anderen Eisenbahner im Personenzug,als Zuglok eine Br 64,abfahrbereit auf Gleis 3 in Villingen.Ich absolvierte gerade meine Werkstattzeit im Bw Villingen als Teil der Laufbahnausbildung zum Lokführer.Wir sahen die 221 noch ausfahren und hörten auch noch den Schlag.
Der Aufsichtsbeamte kam sofort aus seiner Bude auf dem Bahnsteig an den Zug gesprungen und holte uns Eisenbahner mit den Worten.am Einfahrsignal hats geklepft.
Ich sprang wieder die paar 100 Meter ins BW,zog meine Arbeitskleidung an,telefonierte mit der Lokleitung Rottweil,dass der erste vom Rottweiler Hilfszugteam nun vor Ort sei.Dann sprang ich über die Gleise zur Unfallstelle.Der Lokführer der Dampflok hatte nur beide Arme verstaucht,da er sich mit aller Kraft am Steuerbock abstützte.
Der Heizer suchte genau mittig hinter der Feuertür Schutz,als er sah,dass sich der Zusammenstoss nicht mehr vermeiden liess.Die Türen des Kohlenkasten gingen durch den Aufprall auf und er wurde unter den Kohlen begraben.Die Lok war kurz vorher in Rottweil voll bekohlt worden.Ich musste meinen Heizerkollegen ausgraben.
Als nun die Feuerwehr mit der Drehleiter anrückste,weil an der unfallstell die Böschung etwa 4 Meter hoch zum Hof der Stahlhandeslsfirma höher lag,versuchten wir mit Hilfe der drehleiter aud die 221 zu gelangen und das Dach des Führerstandes abumachen,da die Lok so geknautscht war,dass sich die Führerstandstüren nicht mehr öffben liessen.Als das Dach offen war,fanden wir den Kollegen unten an der Treppe schwer verletzt liegen.Er wollte in den Maschinenraum fliehen,schaffte es aber nicht mehr vor dem Aufprall.Das war sein Glück,denn durch den Aufprall wurde die Anlage 1 aus der Verankerung gerissen und hätte Ihn getötet.Wir holten den schwerverletzten dann über die Drehleiter herunter,nach dem ihn der Notarzt stabilisiert hatte.Ein schwieriges Unterfangen auf der Schmalen Drehleiter.
Nachdem alle Verletzten übergeben waren,löschte ich das Feuer der Dampflok und machte sie kalt.Der Hilfszug Villingen war dann vollbesetzt zur Stelle mit 220.Der Rottweiler Hilfszug kam etwa 35 Minuten danach,mit Br 50.
Zuerst wurden die Wagen,die noch auf dem Gleis standen nach Schwenningen abgezogen.Danach wurde der Tender,den ich abgetrennt hatte solo nach Schwenningen gezogen,da er eine krumme Achse hatte.
Dann kam einer der Verantwortlichen auf die Idee,die beiden Loks auseinenderzuziehen,da sich die Pufferbohle der 50iger,im Getriebeblock der 221
verkeilt hatte.Wir forderten eine zweite 50iger aus Rottweil an,und er Villinger Kollege holte eine zweite 220 um in Doppeltraktion die 221 zu halten,wenn die beiden 50iger anzogen.Ich nahm ein armdickes Stahlseil und hängte die Schlaufe am Hauptkuppelbolzen ein.Dann Deckung und die beiden 50iger zogen an.Der Bolzen verabschiedete sich durch das Führerhausdach und das Drahtseil hinterlies im Schotterbett beim Aufschlag einen Krater.
Wir zogen mehrere Male und am Schluss hatten wir keine Seile mehr und die Loks waren immer noch verkeilt.Dann nahmen wir die Schneidbrenner.Das Ergebnis kann man ja auf den Bilder sehen.Gegen 08 Uhr hatten wir es dann geschafft und wir zogen die 50iger mit einem kaputten Vorlaufrad mit Schrittgeschwindigkeit unter dauernder Beobachtung nach Schwenningen und stellten sie ins Abstellgleis.(jetziger Haltepunkt Eisstadion)
Dann ging es wieder zurück um weiter aufzuräumen.
Gegen 16 Uhr wurden wir abgelöst.Ich fuhr dann zurück zu meinen Eltern nach Stuttgart,wo ich im Zug verschlief und am Prellbock geweckt werden musste.
Ich habe viele Dias gemacht,diese sind aber leider noch nicht digitalisiert.
Das einzig schöne ,was mich an diesen Einsatz erinnert,ist,dass ein Mitarbeiterdes Villinger Hilfszuges glaich im Aufenthaltwagen des Hilfszuges einen Topf Suppe mit viel Dosenrindfleisch kochte.Beim Rottweiler Hilfszug gab es nur Brotvesper,welches schnell von der Kantine rottweil eingepackt wurde.
Noch was zur Ursache:
Der Güterzug wurde ordnungsgemäss vom Fdl Schwenningen an deen Fdl Villingen gemeldet und angenommen.Der Fdl Villingen meinte aber,weil eine V60 unter seinem Stellwerk vorbeigefahren war,das wäre der Güterzug aus Schwenningen gewesen.Er stellte der 221 die Ausfahrt nach Schwenningen.Der Lokführer fuhr mit 40 über die letzte Weiche und schaltete danach voll auf.Da die Strecke einen Rechtsbogen macht sah er den Güterzug zu spät.
Die 221 hatte ca 80km/hund der Güterzug ca 20-30km/h beim Aufprall
Alle Personale überlebten den Unfall! Es lebt aber nur noch der Tf der Dampflok.


Gruss Wolfgang
Lokbetriebsinspektor i.R vom Bw Rottweil

Re: Bahnunfälle Villingen-Schwenningen und Umgebung

geschrieben von: m38902687-1

Datum: 30.03.12 21:58

Sehr eindrucksvolle, immer wieder erschütternde, nachdenklich machende Aufnahmen, deren Beteiligte und deren Schicksale ich z.T. persönlich kannte. Der Unfall von St. Georgen-Sommerau mit dem Schotterzug forderte nachträglich noch ein Todesopfer. Es war ein Konstanzer Bahnpostbeamter, der im Post hinter der Maschine Dienst tat und beim Zusammenprall so saftig gegen ein Regal geschleudert wurde, dass er einige Rippenbrüche davontrug, die eine tödliche Gehirnembolie zur Folge hatten. Gruß Fritzle.
Danke für die Richtigstellung, es ist doch eine ganze Zeit her aber immer noch
in Erinnerung. Vor allem, wenn man natürlich an der Rettung beteiligt war. Ich sah
ja den Unfall erst am nächsten Tag. Möge so etwas nicht mehr vorkommen, jedoch
wenn man an Hordorf usw. denkt... also aufpassen.
Vielen Dank für diese lebhafte Schilderung!

-----
"Kraansen, hier ist Kraansen an der Laane"
Moin Steffen,

bedrückende Bilder hast Du eingestellt. Dennoch ist die Eisenbahn immer noch das fast sicherste Verkehrsmittel!

Beim Unfall in Villingen-Schwenningen mit 221 148 und 052 839 habe ich das Datum 8.5.74 im Datenfriedhof stehen, Du schreibst 9.5.74. Was stimmt?

Von der Unfalllok 052 839 kann ich noch ein Foto aus dem Bw Rottweil vom 9.7.74 zeigen:

http://www.eisenbahnhobby.de/Voelkl-Sueddt/24-35_052839_Rottweil_9-7-74_S.JPG


Danke fürs Zeigen,
Martin

Re: Bahnunfälle Villingen-Schwenningen und Umgebung

geschrieben von: Peter L.

Datum: 02.11.12 23:12

Hallo miteinander,

beim 1. geschilderten Unfall in Schwenningen hat es sich tatsächlich um die 38 3691 gehandelt. Der Unfall war nämlich schon ein Jahr früher, im Mai 1963, wie ich mir in meiner Abschrift der Lokverwendungsnachweise des Bw Rottweil notiert hatte.
Die Lok ist dann am 05.06.63 z-gestellt und ab 28.11.63 ausgemustert worden.

Viele Grüße
Peter