„Schöne Maid, hast Du heut für mich Zeit – Hoya, Hoya, Ho...“ sang in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts der Schlagerbarde Tony Marshall und setzte damit dieser kleinen Stadt an der Weser ein (frag-)würdiges Denkmal! ;-)))
Hoya ist eine knapp 4.000 Einwohner umfassende Kleinstadt im Landkreis Nienburg/Weser, etwa auf halben Weg zwischen Hannover und Bremen gelegen. Hier befindet sich der Sitz der „Samtgemeinde Grafschaft Hoya“. Urkundlich ist Hoya seit 1202 eine Grafschaft. 1582 starb der letzte Graf von Hoya, Otto VIII., die Grafschaft Hoya wurde unter den welfischen Linien aufgeteilt, die später auch als Kurfürsten und Könige von Hannover Landesherren der Grafschaft waren. 1866 fiel diese mit Hannover an Preußen, seit 1946 ist die Grafschaft Hoya Teil des Landes Niedersachsen.
Zwischen 1932 bis 1977 existierte der Landkreis Grafschaft Hoya mit Sitz in Syke. Die seit 1974 bestehende Samtgemeinde Hoya benannte sich dann 1979 in "Samtgemeinde Grafschaft Hoya" um, womit ein Bezug zu der ehemaligen Grafschaft hergestellt worden ist. Seit der Eingemeindung der Samtgemeinde Eystrup umfaßt die Samtgemeinde Grafschaft Hoya knapp 14.000 Einwohner.
Trotz der Lage an der Weser war die Stadt nicht besonders an das Verkehrsnetz angeschlossen, führt doch keine Fernverkehrstraße durch das Stadtgebiet. Lediglich durch die Fusion mit dem etwa sieben Kilometer weiter östlich gelegenen Eystrup führt seit 2010 die B 215 durch das Gebiet der Samtgemeinde. So war es nicht verwunderlich, dass man sich schon früh um einen Anschluß an die bereits 1847 eröffnete Hauptstrecke Bremen – Hannover der Hannoverschen Staaatsbahn bemühte. Schließlich wurde 1879 von der Gemeinde und dem Amt Hoya, sowie Privatleuten die Hoyaer Eisenbahn-Gesellschaft (HEG) gegründet. Diese eröffnete 1881 eine etwa sieben Kilometer lange Normalspurstrecke ins benachbarte Eystrup an der Hauptbahn. Zunächst lag der Bahnhof in Hoya auf der rechten Weserseite.
Während Hoya jetzt rechtseitig der Weser an das Bahnnetz angebunden war, waren die ländlich geprägten Gebiete links der Weser noch jahrelang ohne Bahnanschluß. Erst 1900 wurde eine meterspurige Bahnstrecke von Hoya über Bruchhausen-Vilsen und Heiligenfelde nach Syke mit einer Zweigstrecke von Bruchhausen-Vilsen nach Asendorf in Betrieb genommen. Betreiber war die Kleinbahn Hoya-Syke-Asendorf GmbH (HSA). 1905 kam noch die Zweigstrecke Hoya – Bücken hinzu, so dass das Meterspurnetz eine Streckenlänge von 40 Kilometern besaß. An der HSA waren das Amt Hoya und 22 Gemeinden beteiligt.
Bis zum Bau einer Brücke über die Weser seitens der HSA, über die dann die HEG ihr Gleis in den neuen Gemeinschaftsbahnhof auf der linken Weserseite führte, waren beide Bahnen nicht verbunden. Durchgehender Betrieb war dann aber trotzdem erst 50 Jahre später möglich, nachdem die Strecke Hoya - Syke auf Normalspur umgebaut worden war. Sei 1940 konnten Normalspurwagen zumindest auf Rollböcken befördert werden. 1963 erfolgte die Einstellung des Gesamtverkehrs auf dem drei Kilometer langen Abschnitt Hoya – Bücken.
Unter dem Druck der wirtschaftlichen Verhältnisse zu Beginn der 60er-Jahre des vorigen Jahrhunderts fand am 20. Juni 1963 der Zusammenschluß der beiden Unternehmen zu den „Verkehsbetrieben Grafschaft Hoya“ statt. Zuvor war u.a. mit Hilfe der Bundeswehr das Streckenstück Hoya - Bruchhausen-Vilsen auf Normalspur umgerüstet worden. Der Abschnitt Bruchhausen-Vilsen – Syke folgte 1966. Lediglich der Ast von Bruchhausen-Vilsen nach Asendorf blieb bis heute meterspurig. 1972 erfolgte die Einstellung des Personenverkehrs, nachdem dieser bereits 1959 und 1960 auf den Abschnitten Bruchhausen-Vilsen – Asendorf und Hoya – Bücken eingestellt worden war. 1971 wurde auf der Asendorfer Bahn auch der Güterverkehr eingestellt. Auf dieser immer noch schmalspurigen Strecke betreibt heute der Deutsche Eisenbahn-Verein (DEV) die Museumseisenbahn Bruchhausen-Vilsen – Asendorf.
Ende der achtziger Jahre war der Oberbau abgängig und eine Sanierung dringend vonnöten. Insbesondere der Abschnitt Hoya – Heiligenfelde bedurfte dringender Aufarbeitung. Auf dem weiteren Abschnitt bis Syke verkehrten nur noch vereinzelt Ganzzüge und Militärverkehr, der Rübenverkehr war auf die Straße abgewandert. Für die lediglich 4 bis 5 Wagen reichte eine Kleinlok aus, die V 36 sah man nur noch selten vor Zügen. Ansonsten wurde der Gesamtverkehr über Eystrup abgewickelt. Zwischen Hoya und Heiligenfelde wurde nur noch bei Bedarf gefahren. Die Zukunft der Bahn sah nicht allzu rosig aus.
Am 14. September 1992 war ich mal wieder mit meinem Kumpel Dirk Schröder (†) unterwegs, als wir mehroder weniger zufällig bei der VGH vorbeischauten. Im Bf Bruchhausen-Vilsen trafen wir die VGH V 126 (Deutz 46541/1943, A6M 517 R, B-bh, ex DB 324 011):
In Hoya rangierte die VGH V 125 (O&K 26032/1960, Lg II, B-dh, ex DB 323 251) einige mit Schwellen beladene Flachwagen. Anscheinend hatte man doch mit der Durcharbeitung der Strecke Hoya – Heiligenfelde begonnen:
Gleich nebenan wurde ein ebenfalls nicht mehr ganz taufrischer Lkw mittels Bagger beladen:
Später trafen wir die VGH V 125 zwischen Hoya und Hoyerhagen an:
Nachdem sie die Wagen auf freier Strecke abgestellt hatte, machte sie sich auf den Weg zurück nach Hoya:
Mehr war an diesm Tag bei der VGH nicht zu holen.
Am 17. April 1994 feierte man dann mit einigen Sonderfahrten die Wiedereröffnung des sanierten Abschnittes Hoya - Heiligenfelde, was mich dazu veranlaßte, mal wieder bei der VGH vorbeizuschauen.
Für die Sonderfahrten war an diesem Tag der nagelneue VS 154/VT 154 (LHB 135-1/1993) der Eisenbahn- und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser (EVB) zu Gast. Zunächst fotografierte ich den Zug vor dem Start zur Fahrt nach Eystrup am Bw Hoya:
Anschließend ging es über die Weserbrücke nach Eystrup. Die Weser selbst führte zu diesem Zeitpunkt Hochwasser, wie schwer zu übersehen ist:
Die Rückfahrt erwartete ich kurz hinter Hoya, im Vordergrund der ehemalige Meliorationshauptkanal:
Unterwegs in Hoyerhagen...:
...und bei Gehlbergen:
Nicht vergessen werden durfte natürlich die Ortsdurchfahrt Uenzen:
Hier brach ich die Verfolgung ab, um mich dem zweiten Sonderzug zuzuwenden.
Es war ein von der V 36005 (Deutz 47179/1944, WR 360 C14, C-dh, ex DB 236 237) geführter Zug aus einem B3yg-Pärchen, hier bei der Ausfahrt aus Hoya. Der Zug kreuzt den alten Meliorationshauptkanal. Gleich links vom Kanal zweigte früher die Stichbahn nach Bücken ab:
Bei der Durchfahrt durch Hoyerhagen:
Der Zug erreicht Bruchhausen-Vilsen. Rechts der T 42 (Dessauer Waggonfabrik AG 3214/1939, C4vT, ex Franzburger Kreisbahnen 1124, ex DR VT 137 532 ) des DEV:
Im Bf Bruchhausen-Vilsen hat der T 1 des DEV (Gotha 2550/1936, CvT, ex Hoyaer Eisenbahn-Gesellschaft T 1 ) eine Art Heimspiel, allerdings mit einem für diese Region etwas gewöhnungsbedürftigem Anhängsel:
Anschließend ging es nach Asendorf, wo ein anderes Objekt meiner Begierde auf mich wartete: Die VGH hatten von MAN einen Vorführwagen erworben und als Wagen 103 in ihren Fuhrpark eingestellt. Es handelte sich um einen Gelenkzug vom Typ M.A.N SG 240 H mit der Fahrgestellnummer WMA59301968001068. Bei diesem Wagen sitzt der Motor im Heck, angetrieben wird aber die mittlere Achse. Eine Antriebslösung, die mit leichten Schwächen behaftet war:
Zu den Bussen mache ich noch einmal einen extra Beitrag.
Gegen Abend riß dann die Bewölkung doch noch mal auf, weshalb ich den EVB VT 154/VS 154 noch einmal in Wachendorf fotografierte, fast direkt vor der Haustür von Rudi Carrell:
Hier endete dieser Tag. In der nächsten Zeit kam ich noch ein paar mal in die Gegend um Hoya, allerdings ohne große Ausbeute.
Am 13. Mai 1994 erwischte ich dabei noch einmal die VGH V 126 in Hoya:
Als Zugabe hier noch drei Aufnahmen aus meiner Sammlung, die W. Ragg am 20. und 21. August 1995 schoß.
Im Bf Hoya steht T 50 der Museumsbahn Westmünsterland (Daten entfernt, da Herkunft des FaHrzeuges nicht gesichert, eventuell ex-AKN/DKB. Wer weiß mehr) bereit:
Dort ist auch die VGH V 124 (Deutz 57312/1960, A6M 617 R, B-dh, ex DB 323 210) zu sehen:
Den Abschluß für heute macht noch einmal die VGH V 36005 mit einem Kali(?)-Zug bei Gehlbergen:
Im nächsten Beitrag springen wir dann 10 Jahre zurück, als der Fahrzeugpark der VGH noch etwas anders aussah.
Bis neulich – natürlich im HiFo
Rolf Köstner
Man hat nicht richtig gelebt, wenn man nie in einem ICE gesessen hat, der in Hamm geteilt worden ist.
Ich bin ein Boomer!
6-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:03:16:18:59:58.