Hallo interessierte Eisenbahnfreunde,
nach einigen Folgen nur mit mechanischen und elektromechanischen Stellwerken kommt nun in diesem Beitrag mal ein Dr-Stellwerk an die Reihe: Stellwerk Hf in Heidelberg-Hbf.
1955 wurde ja bekanntlich in Heidelberg der alte Kopfbahnhof aufgegeben und durch einen Durchgangsbahnhof ersetzt. Dabei ging dann auch das Stellwerk Hf als Dr-S-Stellwerk für den neuen Bahnhof in Betrieb. In Signal und Draht von 1956 ist ein Foto des Bedienungsraumes von Hf abgebildet, auf dem eine Fahrdienstleiter-Befehlsstelle und der Wärterstelltisch zu erkennen sind. Es gab auch mal hier im Forum ein Foto dieses alten Stelltisches, das aber leider nicht mehr vorhanden ist. Vielleicht ließe sich das ja reaktivieren. 1972 erfolgte ein größerer Umbau, bei dem eine Stelltafel errichtet wurde. Die Betriebstellen Abzw Heidelberg-Wieblingen, Abzw Königsstuhl, Heidelberg-Karlstor und Heidelberg-Kirchheim wurden seitdem von Hf aus bedient. Für den Hauptbahnhof blieb aber die ursprüngliche Dr-S-Relaisanlage in Betrieb und wurde in der Bedienung an Sp-DrS60 angepaßt.
Am 26.11.2006 ging das alte Stellwerk Hf dann außer Betrieb und wurde durch ein elektronisches Stellwerk ersetzt, das von der Bezirkszentrale Karsruhe aus gesteuert wird.
Hier erstmal wieder ein Lageplan über die Lage der Betriebssstellen in Heidelberg um 1990:
Das Stellwerk Hf:
Die Stelltafel auf Hf:
1992 war der Heidelberger Rangierbahnhof noch in Betrieb und konnte von 3 Seiten aus angefahren werden. Dies läßt sich auf der Stelltafel sehr gut nachvollziehen. Die Stelltafel im Detail:
Ein paar Erläuterungen zur Stelltafel:
Oben links in blau sind die Anlagen der ferngestellten Abzw Heidelberg-Wieblingen.
Von links oben:
2 Gleise von und nach Mannheim-Friedrichsfeld mit GwB, darunter
2 Gleise von und nach Mannheim-Hbf auch mit GwB und darunter
2 Gleise von und nach Mannheim-Rbf.
Der nächste Fahrdienstleiter für diese 3 Strecken saß in Mannheim-Friedrichsfeld auf Stellwerk Ff.
Der blaue Bereich rechts von oben:
1 Gleis von Heidelberg-Rbf - Stw 5, darunter
2 Gleise von und nach Heidelberg-Hbf mit GwB, die sich in der darunter Mitte links in blau fortsetzen, darunter dann
2 Gleise von und nach Heidelberg-Rbf - Stw 5.
In der Bildmitte dann die Bahnsteiggleise von Heidelberg-Hbf.
Rechts oben in braun dann der ferngesteuerte Bahnhof Heidelberg-Karlstor (heute Heidelberg-Altstadt). Auf dem Abschnit von und nach Neckargmünd war eingleisiger Betrieb wegen Bauarbeiten eingerichtet.
Darunter dann die Streckengleise zwischen Heidelberg-Hbf und Heidelberg-Karlstor mit der Abzw Königsstuhl, bei der 2 Gleise von und nach Heidelberg-Rbf abzweigten.
Darunter dann die Streckengleise zwischen Heidelberg-Hbf und Heidelberg-Kirchheim und ganz unten in grün der ferngestellte Bahnhof Heidelberg-Kirchheim, von dem im grünen Bereich unten links auch noch 2 Gleise nach Heidelberg-Rbf abzweigen.
Alles in allem also mit der Anbindung des Rbf eine recht komplexe Betriebssituation, die aber auf der Stelltafel sehr übersichtlich dargestellt ist.
Einige Hinweise zur Bedienung: Die Stelltafel enthielt alle für den Betrieb notwendigen Melder und Tasten. Eine Bedienung direkt an der Tafel wäre aber unübersichtlich und ist deshalb nicht zweckmäßig. Für den Fahrdienstleiter ist deshalb ein sogenanntes Nummernstellpult eingerichtet, das auf dem Übersichtsbild des Bedienungsraumen unten links sichtbar ist. Alle wichtigen Einrichtungen an der Stelltafel, also Gleise, Signale, Weichen usw tragen eine 3-stellige Nummer. Im Regelbetrieb arbeitet der Fahrdienstleiter nur mit Fahrstraßen für Zugfahrten und Rangierfahrten. Dafür gibt er an seinem Nummernstellpult den Start- und Zielpunkt ein und löst den Stellauftrag durch Drücken einer Fahrstraßentaste aus. Sind alle Vorbedingungen erfüllt, so läut die Fahrstraße ein und das Startsignal kommt in Fahrstellung. Die Positionen der Züge kann der Fahrdienstleiter anhand der Meldefelder der Zugnummernmeldeanlage in er Stelltafel erkennen. Aufgelöst wird die Fahrstraße wie bei Dr-Stellwerken üblich durch den Zug. Einige Bedienungshandlungen, die zB bei Störungen notwendig sind und die in die Sicherheit des Stellwerkes eingreifen, lassen sich aber nur direkt an der Stelltafel vornehmen.
Mit dieser Technik lassen sich also auch sehr große Stellbezirke von nur ein oder zwei Fahrdienstleiterarbeitsplätzen aus überblicken und steuern.
Zum Rbf gab es ja vor 2 Jahren einen sehr interessanten Beitrag von S.B mit Lageplänen von 1956. Da lohnt sich ein Vergleich mit dem obigen Plan von 1990. Vielleicht hat ja noch jemand im Forum noch mehr Fotos von den Stellwerken des alten Rbf.
Zum Abschluss noch ein altes Signal aus Heidelberg-Hbf: Hp2 + Zs3"6" + Vr1 am A-Sig N013, darunter der Abfahrauftrag Zp9
Gruß von Kay!
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