Ich hoffe, dass Ihr von den für deutsche Augen oft gewöhnungsbedürftig aussehenden britischen Dampfloks noch nicht genug habt und will Euch in diesem zweiten Teil noch ein paar mehr davon zeigen.
Den ersten Teil des Beitrags gab es hier: [
www.drehscheibe-foren.de]
Wie an dem Kürzel NCB erkennbar, befinden wir uns immer noch bei einer Zechenbahn des National Coal Board. Und dankenswerterweise trägt dieser Veteran seine Fabriknummer als Betriebsnummer. Da sich die Loks des Herstellers Peckett wie bei keinem anderen Hersteller ähneln, war es kein Problem, im www herauszufinden, dass es sich um die Lok Peckett No. 1426/1916 der Brynlliw Colliery in Südwales handelt. Auch diese Lok hat überlebt und ist heute Denkmal bei der Ribble Steam Railway.
Recht seltene Dias haben mir meine Freunde mit den beiden folgenden Aufnahmen überlassen. Die Abkürzung CEGB steht für den „Central Energy Generating Board“, eine Gesellschaft, die in den West Midlands mehrere Kohlekraftwerke betrieb. Bis Anfang der 1970er Jahre waren für den internen Rangierdienst auch Dampfloks eingesetzt, so wie hier die Lok No. 9 des Kraftwerks Hams Hall bei Birmingham.
Die gepflegt wirkende Lok wurde im Jahr 1944 unter der Fabriknummer 7151 von Robert Stephenson & Hawthorns gebaut. Sie ist erhalten geblieben und zieht heute Museumszüge bei der Avon Valley Railway.
Ebenso recht selten ist dieses Bild, da es bei einer der wenigen Zechen in der Gegend südlich von London entstand, die alle bereits Anfang der 1970er Jahre schließen mussten. Das bild zeigt den Lokschuppen der Snowdown Colliery bei Nonington in der Grafschaft Kent. Bei den beiden Maschinen handelt es sich links um die Lok „St. Dunstain“ (Avonside No. 2004/1924) und eine weitere Austerity (Hunslet No. 3825/1954).
Etwas Arbeit war es, die Bilddaten zu diesem nach dem großen Dichter „Wilhelm Schüttelspeer“ benannten Maschinchen herauszufinden. Das www gab schließlich Preis, dass es sich um die Lok Hawthorn Leslie No. 3072/1914 handeln muss und die Aufnahme mit ziemlicher Sicherheit in der Bersham Colliery in Wales gemacht wurde. Diese Lok hat als eine der wenigen in diesn Beiträgen dargestellten den Sprung zur Museumslok nicht geschafft und wurde im November 1980 verschrottet.
Im Dezember 1981 nutzte ich einen Aufenthalt bei meiner Gastfamilie zu einem letzten Besuch bei der Cadley Hill Colliery (siehe auch Part One), da diese im Laufe des Jahres 1982 schließen sollte. Am Eingang begrüßte mich wiederum „Cadley Hill No. 1“, bei der sich offenbar schon länger kein Rad mehr gedreht hatte.
Auch die No. 65, von der es bei meinem letzten Besuch hieß, sie solle noch eine Hauptuntersuchung erhalten, stand auf dem Rand. Zu meiner Schadenfreude hatte man auch die Ruston/Rolls Royce Diesellok abgestellt.
Die No. 65 stammt von Hunslet aus dem Jahr 1964, Fabriknummer 3889 und residiert heute beim Buckinghamshire Railway Centre in Quainton bei Ayelsbury. Vor dem Schuppen waren weiterhin „Empress“ (Bagnall No. 3961/1954) sowie eine mir neue Lok mit dem Namen „Swiftsure“ (Hunslet No. 2857/1943) kalt abgestellt.
Ein Blick in den Schuppen erfreute jedoch das Herz, denn dort stand neben der „Florence No. 2“ (Bagnall No. 3059/1953) von meinem vorangegangenen Besuch die Lok „Progress“ unter Dampf! Wie mir das überaus freundliche Personal erzählte, lief die Kohleförderung nur noch im Auslaufbetrieb, um die Kumpel zu beschäftigen, bis diese bei anderen NCB-Zechen neue Arbeitsplätze gefunden hatten. Während für die Frühschicht mit einer Diesellok gefahren worden war, sollte „Progress“ den Rangierdienst der Spätschicht übernehmen. Die geförderte Menge an Kraftwerkskohle reichte jedoch zum Zeitpunkt meines Besuchs noch nicht aus, um Züge für die Abfuhr in den Übergabebahnhof zu bringen, ihr Einsatz stand vermutlich ernst für die zeit nach Einbruch der Dunkelheit bevor.
So blieb ich noch eine Weile im gut angewärmten Lokschuppen und genoss mit dem Lokpersonal einen „cuppa“. Die Lok „Progress“ (Robert Stephenson & Hawthorns No. 7298/1946) ist heute übrigens bei der Tanfield Railway beheimatet.
Irgendwie sind wir dann auf die Idee gekommen, die Lok für ein paar Fotos vor die Halle zu fahren.
Hier präsentierte sie sich mit ihren Schwestern „Swiftsure“ und „Empress“ im Hintergrund. Als besonderen Bonus erlaubte man mir, die Lok nach dem Fotografieren in den Schuppen zurückzufahren.
Nun erschien auch die Diesellok der Frühschicht auf der Szene.
Hersteller der Lok ist Hunslet, aber die Fabriknummer und das Baujahr habe ich mir bei Dieselloks damals nicht notiert.
Irgendwann fragte das nette Personal, ob ich eigentlich schon einmal einen Blick auf ihre „winding engine“ geworfen hätte. Als ich dies verneinte, führte man mich in das Maschinenhaus, in dem eine Stationärdampfmaschine unter Dampf stand.
Mit dieser Maschine wurden die Förderkörbe bewegt. Für mich war es das erste Mal, dass ich so eine Maschine aus der Nähe betrachten konnte. Leider war für die nächste Zeit keine Förderung vorgesehen, so dass ich sie nicht in Betrieb erleben konnte.
Schließlich zeigte man mir noch den Waggonkipper, der zum Entladen der Hochbordwagen genutzt wurde. Von diesen waren damals noch etliche im werksinternen Einsatz, während die Kohle mit sogenannten „merry-go-round-hoppers“ (Selbstentladewagen) zu den Kraftwerken transportiert wurde. Da sich anschließend auf der Zechenbahn nichts mehr tat, verabschiedete ich mich sehr herzlich und reiste wieder ab. Eigentlich hatte ich geglaubt, danach nie wieder etwas von der Zeche Cadley Hill zu hören.
Zu meiner Überraschung erhielt ich aber Anfang 1983 von einem meiner Eisenbahnfreunde, den ich eigentlich nur als Fan von Staatsbahnloks kannte, einige Dias der Cadley Hill Colliery vom 31.12.1982. Sie zeigen die Lok „Swiftsure“.
Dieser Maschine hatte man dann tatsächlich noch eine Untersuchung gegönnt und sie regelmäßig eingesetzt. Sie war damit die letzte Dampflok der Cadley Hill Colliery.
Hier posiert sie vor dem bereits gezeigten Lokschuppen der Zeche. Nach ihrer Ausmusterung wechselte sie ebenfalls in den Museumsbestand und ist heute bei der Bodmin & Wenford Railway in der Grafschaft Cornwall beheimatet.
Auch die Schließung der Zeche zum Ende des Jahres 1982 konnte nicht eingehalten werden, der Termin wurde um fast ein Jahr überzogen. Zuletzt wurde der Rangierbetrieb allerdings vollständig mit Dieselloks abgewickelt. Vor einigen Jahren bin ich über die im ersten Beitrag gezeigte Brücke der A 38 gefahren und musste feststellen, dass nichts mehr auf das Vorhandensein einer Zeche an jener Stelle hindeutet, man hat alles plattgemacht. Zum Glück sind alle am Ende noch vorhandenen Dampflok erhalten geblieben, einige konnte ich selbst inzwischen bei den Museumsbahnen erleben.
Und zu guter letzt noch ein Suchbild von einer unbekannten Lok in einer unbekannten Zeche. Da weder die Loknummer deutlich zu erkennen ist noch in einem meiner Bücher Hinweise auf die Örtlichkeit zu finden waren, hoffe ich auf die Hilfe von (vielleicht britischen?) Lesern dieses Beitrages.
Und von dem hoffe ich, dass er – trotz der bekannten Vorurteile über britische Loks und die Briten selbst – gefallen hat.
Grüße aus der Pfalz
Hubert