Diese Frage konnte am frühen Abend des 15.08.1978 in Neufeld/Leitha beantwortet werden.
Aber zuerst ein wenig zur Vorgeschichte.
Wir hatten den späten Nachmittag mit dem Fotografieren von mehreren Zugbewegungen im Bahnhof Baumgarten (an der Grenze zwischen Österreich und Ungarn an der Eisenbahnstrecke der GySEV gelegen) verbracht. Dort rangierten zwei 520er (520.020 und 520.083)und die 324.1518 mit Güter- und Personenzüge. Dies ist in den Bildern (1) bis (11) festgehalten.

(1)

(2)

(3)

(4)

(5)

(6)

(7)

(8)

(9)

(10)

(11)


Hocherfreut über diese schönen Szenen fuhren wir anschließend nach Neufeld/Leitha zum Hotel zurück. Unterwegs wollten wir noch nach Fotostellen für den nächsten Tag suchen.
Und dann passierte es!
Kurz für Neufeld wurden wir gegen 18.00 Uhr von einer Polizeistreife angehalten. Ich wurde belehrt, dass ich mehrmals beim Abbiegen eine durchgezogene weiße Mittellinie überfahren hätte. Es bleib mir leider nichts anderes übrig als mein Fehlverhalten bei der Fotostellensuche einzugestehen. Und dann gab es als Urkunde diese Organstrafverfügung!



Nun war mir klar, was in Österreich ein „Organ“ ist! Die 300 Schilling (entspricht heute 21,80 €) belasteten die Reisekasse doch sehr.
Trotzdem wurden am nächsten Morgen noch zwei Fotostellen bei der GySEV angefahren. Die entstandenen Fotos vom Gz mit 520.020 bei Müllendorf und Neufeld zeigen Bild (12) bis (15).

(12)

(13)

(14)

(15)


Letzteres entstand fast genau an der Stelle, wo es eine Organstrafverfügung gab, und ist somit mindestens 300 Schilling wert.

Klaus Meschede
[www.BahnDokumente.de]



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:01:10:22:26:57.

Lieber Klaus!

Da bist Du aber kräftig zur Kasse gebeten worden, entstand eigentlich in diesem Zusammenhang der Begriff "Organisiertes Verbrechen"? ;-))

Ansonsten: GySEV - immer wieder gern gesehen, und wenn es so schöne Fotos sind, wie in Deinem Beitrag = dann ersr recht!

Herzliche Grüße Richtung Domstadt
Helmut

...das bietet sich geradezu an :=)
Danke für die 21 Euronen und vor allem für die schönen Aufnahmen,die viel mehr wert sind heute!
Beste Grüsse
Olaf

Lieber Namensbruder,

da hat die Gendarmerie aber ordentlich zugelangt - es ist aber korrekt, es können die Delikte kumuliert werden, also einmal weiße Linie überfahren 50,-, fürs zweite mal abermals ein 50er dazu.

Im übrigens heißt der Zettel nicht "der" oder "das" Organ, sondern korrekt "die" Organstrafverfügung (wie es drauf steht), weil sie ein Straßenaufsichts-Organ (nämlich der damals grau gekleidete Gendarm) ausgestellt (verfügt) hat. Mit dem Bezahlen ist eine weitere Verfolgung wegen des beanstandeten Delikts nicht mehr möglich. Weil aber Organstrafverfügung ein ziemlich holpriges Wort ist, heißt es in Österreich umgangssprachlich Organmandat (als Kurzform von Organstrafmandat).

Danke, dass wir trotz der für damalige Verhältnisse heftigen Zahlung (zum Vergleich: 1978 habe ich brutto 13.000 Schilling verdient) an den (teuren) Bildern (3 Hunderter waren etwa 3-4 Diafilme) teilhaben dürfen!

lg aus Wien
Klaus



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:01:10:14:01:58.

Hallo Klaus,

Deine Photos sind doch jeden Schilling wert gewesen.


Gruß, Thomas

maybreeze schrieb:
-------------------------------------------------------
> Lieber Namensbruder,
...
> Im übrigens heißt der Zettel nicht "der" oder
> "das" Organ, sondern korrekt "die"
> Organstrafverfügung (wie es drauf steht), weil sie
> ein Straßenaufsichts-Organ (nämlich der damals
> grau gekleidete Gendarm) ausgestellt (verfügt)
> hat. Mit dem Bezahlen ist eine weitere Verfolgung
> wegen des beanstandeten Delikts nicht mehr
> möglich. Weil aber Organstrafverfügung ein
> ziemlich holpriges Wort ist, heißt es in
> Österreich umgangssprachlich Organmandat (als
> Kurzform von Organstrafmandat).
...
> lg aus Wien
> Klaus

Und - da schau' her!! - ein "Organ" hat sogar unterschrieben! Wäre man jetzt böse, würde man auf die Leber tippen - oder vielleicht auf die Milz. Weil man in Österreich ja bekanntlich vom lieben Gott/Storch *) einen Schalter mit eingebaut bekam, mit dem man beim Saufen von der Leber auf die Milz umschalten kann, wenn's dem Leberl zu viel wird!

Oh, Du mein Österreich!

*) Evtl. nicht zutreffendes bitte streichen!

P.S.: Wunderbarer Beitrag! Danke dafür.





1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:01:10:15:45:06.

An den Grenzen der DDR agierten Zollorgane und Organe der Grenztruppen.
Ich weiß jetzt nicht, ob Organe der Volkspolizei z.B. den Straßenverkehr regelten.

Servus,

in der DDR waren es in Summe die "bewaffneten Organe". "Organe der Rechtspflege" gab es auch...

Auf Rechnungen für Beamtenleistungen in AT liest man übrigens "1 Organ á 5 Std" oder ähnlich.

VG Gattorosso

Klasse Photos! Vielen Dank! Jeden Schilling wert...
Bei den 520ern fasziniert mich immer wieder die Rauchkammer mit der gewaltigen Gesamttür und der Miniaturtür mit Vorreibern. Welche wurde denn zum Löscheziehen geöffnet? Oder hatten diese 52er "selbstreinigende" Rauchkammern?
Grübelnd grüßt
Daniel
Die Experten werden es wissen.





1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:01:10:18:04:21.

Zuerst einmal herzlichen Dank für die HERRLICHEN Bilder. Abgesehen davon: das Organ ist in der Zwischenzeit auch schon im wohlverdienten Ruhestand. Der Kollege war aber als "scharfer" bekannt. Aber 300,- ATS waren damals schon verdammt viel Geld....

Von einem der die Unterschrift kennt

LG Lucky Zwickl

Grüße aus der Nähe von Salzburg.

Organstrafverfügungen gibts heute auch noch:

- Mit zwei Rädern auf eine Sperrfläche gekommen: 100 Euro.

- Zwei Bierbänke im Kombi ca 50 cm nach hinten rausstehend, Kofferraumdeckel gesichert: 300 Euro.

Es ist in Felix Austria nicht billiger geworden.

Liebe mitfühlende Grüße
Alpenbahner

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)

Moin Klaus,

Dein Erlebnis erinnert mich an das schöne Lied "Märchenprinz" von der Ersten Allgemeinen Verunsicherung, da heißt es ganz zum Schluß:

Zitat:

Der Sherif sagt: "Ich bedau're!
Eu're Promilzenz, das kost' sie 15 Blaue!"

Gefunden bei [www.eav.at]

Zum Nachhören (blendet aber leider zu früh aus) [www.youtube.com]


Mit Österreich hatte ich es leider nie so sehr, heute sehe ich, was ich versäumt habe - Danke für das Schließen einer Bildungslücke!

Hi!

Die burgenländischen Gendarmen/Polizisten sind auch beim Kontrollieren der Fahrverbote auf den Nebenstraßen zwischen Marz-Rohrbach und Loipersbach-Schattendorf früher recht eifrig gewesen - dafür galt ein Strafzettel damals inoffiziell als Tageskarte - sehr praktisch...

Gruß Herwig

Welche wurde denn zum Löscheziehen geöffnet? Oder hatten diese 52er "selbstreinigende" Rauchkammern?

Soweit mir bekannt, die kleine. Selbstreinigend waren die Rauchkammern nicht. Man hat doch bei der Russifizierung an dieser Stelle nichts weiter verändert. Diese Rauchkammerbauart ist ganz typisch für die Maschinen, die mal bei der SŽD waren. Wäre interessant, ob es Fotos einer solchen Lok mit deutscher Beschriftung gibt. Oder sind die zur DR zurückgekehrten Maschinen alle vor dem Einsatz wieder germanisiert worden?

Falk

Seht mal die Strafmandate als eine "Anzahlung" für die wiedergutmachende Großzügigkeit der Gendarmerie beim historischen Pan-Europa-Picknick als Startschuss für die deutsch-deutsche Vereinigung ;-)

Gerade die Aufnahmen von Mülledorf sind wohltuend im Vergleich zum grünen Mastenwald heute ...

lg aus Wien
Klaus

Danke für die tollen Bilder!

Das "Organ" dürfte doch eher eine Galle gewesen sein.

Nun noch eine ernsthafte Frage:
Warum hatten die Dampfloks zahlreicher Bahnen (nicht nur der SZD) kleine Rauchkammertüren? War das lediglich eine gestalterische Eigenart oder gab es praktische Gründe?

Gruß
Ralph1408

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)

Ist eigentlich bekannt, wo die russifiziertren 52er beheimatet waren und woher das Personal stammte? Die Raaberbahn hatte doch meines Wissens nach Maschinendienststellen sowohl in Ungarn als auch in Österreich. Ich denke, eine solche Eisenbahn in zwei Staaten auf verschiedenen Zaunseiten konnte es nur zwischen Ungarn und Österreich geben. Da wird die gemeinsame Geschichte eine gewisse Rolle spielen.
Eigenartigerweise kann sich die Raaberbahn bis heute nicht entscheiden, ob sie nun den österreichischen oder ungarischen Nummernplan für ihre Tfz verwenden will. Gewohnheitssache?

Falk

Alle GySEV-Maschinen waren und sind seit der Gründung der Gesellschaft in Sopron beheimatet, das Personal kam und kommt immer noch aus Ungarn. Nur die Bahnhofsbediensteten, die Streckenbediensteteten der österreichischen Streckenteile und natürlich die der Betriebsleitung in Wulkaprodersdorf waren österreichischerseits angestellt. Ich denke, dass der ungarische Nummerplan Gültigkeit haben wird. Es wird nur einige Tage dauern, bis alle Maschinen umbeschriftet sind, möglich ist auch eine Übergangsfrist. Derzeit sind meines Wissens nur die erst vor kurzem von den ÖBB übernommenen 5047 nach dem neuen ungarischen Nummerplan beschriftet. Mein Wissen ist allerdings schon einige Tage alt, es kann sich schon etwas geändert haben

LG Ludwig Zwickl