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Damit uns schön warm wird - Heizloks III ( m 19 B )

geschrieben von: dampfachim

Datum: 03.01.12 21:39

Hallo liebe Eisenbahnfreunde,


Heute möchte ich unsere kleine Rundreise zu den Heizloks der DDR nun
fortsetzen.

Hier könnt Ihr nochmal Teil 1 und 2 finden:

[www.boards-4you.de]

[www.boards-4you.de]


Im ersten und zweiten Teil haben wir schon viele Heizloks kennen gelernt. Heute noch ein paar Ergänzungen, Geschichten und natürlich Bilder dazu.
Ich möchte mich erst einmal ganz ausdrücklich für die überaus positiven Reaktionen bedanken.


Angermünde

Relativ häufig kam ich in den 80ern mit dem Zug durch Angermünde gefahren, wobei mein Blick natürlich immer auf das Bw an der Einfahrt gerichtet war.
Das Bw Angermünde beheimatete in den 80ern, nach der Abstellung der BR 50.0, noch mehrere Loks der BR 52.80 und zwei Loks der BR 50.35, die aber hauptsächlich Heizzwecken dienten.
Am 20. September 1987 war es so weit. Ich war das erste Mal in Angermünde. Mit Ingo und Ulrich pilgerte ich zum Bw. Dort stellten wir uns sogleich in der Lokleitung vor und bekamen die Erlaubnis, im Außengelände des Bw zu fotografieren. 52 8053 und 52 8141 waren noch im Streckendienst nach Schwedt und Tantow eingesetzt.
50 3635 stand als Heizlok unter Dampf. 52 8030 war als ( betriebsfähige ) Reservelok gleich daneben abgestellt. Als Planlok sollte sie nicht mehr eingesetzt werden. 52 8001, die älteste Reko 52, war gleich dahinter abgestellt. Sie sollte zumindest noch als Heizlok Verwendung finden.
52 8035 stand im Lokschuppen, hatte aber wohl gerade kurz zuvor Fristablauf gehabt, verrieten uns die Eisenbahner.
Auf einem Gleis an der Wagenentseuchung standen die traurigen Gestalten des Bw aufgereiht. 50 3693, Dampfspender und schon arg gerupft, sollte nie mehr angeheizt werden. 52 8024, recht frisch aus Meiningen zurück, hatte einen Frontalzusammenstoß mit einer 106 vor einem Arbeitszug erlitten und war sichtbar deformiert. Auf sie wartete auch nur noch der Schneidbrenner. Ganz vorn fand sich noch 52 8187, deren Fristen auch schon lange abgelaufen waren.

http://img804.imageshack.us/img804/2172/img773.jpg

Neben dem Ringlokschuppen des Bw Angermünde befanden sich noch 3 Strahlengleise, auf deren mittlerem die Heizlok ihren Stammplatz hatte. 52 8030, die zu dieser Zeit noch betriebsfähig war, lugt hinter der Heizlok 50 3635 hervor. Die 50.35 war noch recht komplett, noch nicht als NHL oder Dampfspender zurückgebaut, aber doch fest angeschlossen und nicht fahrbar. Während das Wasser über die sichtbare dünne Leitung nach Bedarf in den Tender plätscherte, bekohlte der EDK 6 Greifer für Greifer hin- und herfahrend, den Tender. Die 5. Achse war, fast schon selbstverständlich, ausgebaut.

http://img502.imageshack.us/img502/5113/img776v.jpg

Auch von vorn sah 50 3635 noch ganz ordentlich nach Lok aus. Die 52 8030 daneben beweist schon rein äußerlich, dass mit ihr wohl schon kein Streckeneinsatz mehr vorgesehen war ( und auch nicht mehr stattfand ). Sie wurde später noch zur NHL umgebaut und u.a. in Pasewalk eingesetzt. Wir besuchten den Heizer auf 50 3635 an seinem Arbeitsplatz und ich durfte die Heizlok sogar noch einmal pfeifen lassen. Das funktionierte noch prima.

http://img845.imageshack.us/img845/1434/img777c.jpg

Ganz in der Nähe fanden wir 52 8001 abgestellt vor. Sie war schon einige Zeit abgestellt gewesen, kehrte aber 1988 für einige Zeit in den Einsatz als Heizlok zurück. Der Kesselprüfer genehmigte ihren Einsatz aber nur noch mit reduziertem Kesseldruck.

http://img822.imageshack.us/img822/5772/img778o.jpg

Eine traurige Gestalt begegnete uns in Form der 50 3693, die zum Dampfspender rückgebaut, noch auf dem Bf. Angermünde abgestellt war.

Das Bw Angermünde benutzte seine letzten Dampfloks noch bis mindestens 1992 teilweise als Heizlok. 52 8141 war als betriebsfähige Heizlok sogar noch mehrfach vor Sonder- und Planzügen eingesetzt, bzw. auf Lokausstellungen präsent. Neben der 52 8141 war zuletzt vor allem NHL 50 3518 im Angermünder Heizstand anzutreffen. Die 52 diente aber auch als Heizlokreserve für das benachbarte Bw Eberswalde und wurde selbst fahrend dorthin überführt.


Noch mehr Zittauer Heizloks

Die Heizloks in Zittau hatten uns schon einmal beschäftigt. Leider haben wir uns an diesem Tag nicht allzu viel Zeit genommen.
Also wurde im November 89, alle Welt reiste inzwischen westwärts, eine weitere Reise nach Zittau eingeplant.
Uwe hatte aber in der Woche zuvor mit einer dicken Angina zu kämpfen. Er wollte mir die Reise aber nicht verderben und sagte zu. Trotzdem war er merklich angeschlagen und hat sich gequält.
Hätten wir diese Reise besser nicht gemacht. An dieser verschleppten Krankheit, oder besser gesagt, an den Spätfolgen, ist Uwe etwas mehr als ein halbes Jahr später verstorben. Wenn ich geahnt hätte, wie schlecht es ihm wirklich ging…

http://img716.imageshack.us/img716/9972/img855a.jpg

Unser Weg nach Zittau führte uns wieder einmal über Bautzen. Hier war der Heizanschluss am Bahnhof diesmal von 44 1616 besetzt. Der Heizer bemerkte uns und knipste sogar das Licht an.


In Zittau angekommen, fassten wir diesmal den Entschluss, es doch mal direkt im Bw zu versuchen. Unsere Fototaschen verstauten wir auf dem Bahnhof in einem Gepäckschließfach, nahmen die wichtigsten Teile unserer Ausrüstung aber in einer Beuteltasche mit. Mit der Frühschicht stiefelten wir nun direkt in das Bw, am bekannten „Fotografieren verboten - Schild“ vorbei und fragten uns zur Lokleitung durch.
Dort verhielten wir uns zunächst betont desinteressiert an den draußen vorbeidampfenden Heizloks. 52 8038 brach gerade auf, ihre Heiztätigkeit am Bahnsteig aufzunehmen und 52 8012 rangierte auch nach dem Ausschlacken an ihren Heizanschluss. 52 8012 war für das Bw zuständig. Sie stand aber etwas weiter vorn und man hatte auch nicht die Laufachse ausgebaut, wie vorher in Zittau bei der Bw-Heizlok üblich. Die zu kleine Drehscheibe wurde gerade durch eine größere ersetzt, weshalb die Heizlok ihren Standort etwas verlegen musste.

Der Lokleiter bemerkte aber nach einiger Zeit, dass wir nicht nur zum Bilderzeigen hergekommen waren. Inzwischen hatten wir schon mehrere Tassen Kaffee mit den Kollegen geleert, Geschichten von unserer 03.10 erzählt und wieder mal festgestellt, dass einzelne Eisenbahner aus unserer Heimat sogar im hintersten Winkel der Republik bekannt waren.
Der nette Kollege erlaubte uns nicht nur das Fotografieren im Betriebsgelände, schickte uns sogar zur Lokwerkstatt Pethau, wo ja immerhin auch zwei Loks unter Dampf standen. Telefonisch wurde die dortige Schlosserbereitschaft auf unsere Ankunft vorbereitet und wir bekamen eine genaue Wegbeschreibung zur Werkstatt.

In Pethau wurden wir schon erwartet. Die beiden Bereitschaftsschlosser betrachteten unseren Besuch als willkommene Abwechselung in ihren nicht besonders aufregenden Wochenenddienst. Natürlich führten sie uns auch durch ihre Werkstatt. Hier rächte sich, dass wir unsere Stative am Bahnhof gelassen hatten. In der Werkstatt stand 52 8047 zum Auswaschen. Natürlich waren auch noch einige Dieselloks dort. Aber die beachteten wir wieder einmal nicht weiter. ( leider! )
Draußen schmauchten 52 8195, als Heizlokreserve, und 52 8016 als Heizlok vor sich hin. Die 52 8016 stand aber derart ungünstig, so dass sie praktisch nur von hinten fotografierbar war.
Die beiden Kollegen ließen sich aber nicht zweimal bitten und fuhren uns die voll betriebsfähige und gut gepflegte 52 8195 auf die Drehscheibe zum Schaudrehen. 52 8195 war damals der ganze Stolz des Bw. Sie durfte auch immer mal wieder einige Sonderzüge bespannen.


http://img440.imageshack.us/img440/6112/img014ly.jpg

52 8195 in bester Optik auf der Drehscheibe in Pethau. Die Lok war der ganze Stolz der Zittauer Eisenbahner und wurde auch noch nach der Wende gern für Sonderfahrten und Plandampfveranstaltungen verwendet. Heute gehört sie der Fränkischen Museums-Eisenbahn e.V.
1989 stand sie in Pethau als Heizlokreserve unter Dampf und konnte von den Kollegen der Bereitschaft in der Lokwerkstatt fotogen auf der Scheibe positioniert werden.


http://img441.imageshack.us/img441/3362/img018b.jpg

Optisch weniger imposant und kaum fotografierbar. 52 8016 stand neben der Werkstatt als Heizlok unter Dampf. Sie war wegen eines Rahmenrisses nicht mehr für die Strecke zugelassen, konnte aber weiterhin mit eigener Kraft zum Bw gelangen, um Kohle zu laden und auszuschlacken.


Zurück im Bw, trafen wir 52 8012 an der Bekohlung an. Leider war der Kohlevorrat aber schon aufgefüllt. Die Lok stand, während der Mittagspause, aber noch hier. Ein Betriebseisenbahner entdeckte uns und begann wild auf uns einzuschimpfen. Er wollte uns anzeigen und verhielt sich wenig freundlich. Erst auf unseren Hinweis hin, dass der Lokleiter unser Tun billige, gab er nach und verschwand. Ich glaube, er wollte noch telefonieren, kam aber nicht mehr wieder und wir wurden auch nicht weiter behelligt. Auch ein Lokführer einer Schmalspurlok verhielt sich nicht sehr kooperativ und beschimpfte uns.
Unsere Fotos von 52 8012 beim Heizen und der 52 8038 auf dem Bahnhof sollten wir doch noch bekommen.

http://img41.imageshack.us/img41/9212/img012iz.jpg

Wir kommen etwas zu spät. Die 52 8012 ist schon bekohlt. Ein Eisenbahner wird uns gleich zur Rede stellen und versuchen, uns zu vertreiben. Im Rücken haben wir die Rollwagengrube der Schmalspurbahn, wo allerdings zu dieser Zeit nichts los war.

http://img717.imageshack.us/img717/4443/img0192kg.jpg

Frisch gestärkt wechselt die 52 8012 wieder an ihren provisorischen Standplatz. Üblicherweise heizte die Bw-Heizlok viel weiter hinten. Dort war die Drehscheibe aber ausgebaut, so dass die Lok ihren Platz weiter vorn fand. Mit dem Lokpersonal haben wir uns noch sehr freundlich unterhalten und wurden auch auf den Führerstand eingeladen.

http://img687.imageshack.us/img687/2556/img8892j.jpg

Als vierte 52.80 stand 52 8038 unter Dampf, die zwar komplett, aber für den Zugdienst wohl doch nicht mehr zu gebrauchen war. Am Bahnsteig wurde der bekannte Heizanschluss mit dem begehrten Dampf versorgt. Diesen Heizlokstandort werden wohl die meisten Fans fotografiert haben. Man kam prima heran und konnte gute Fotos machen.


Ohne größere Umwege ging es dann nach Hause.



Wenn der Buschfunk den falschen Takt trommelt


Im Zeitalter des Internet ist unsere Informationsbeschaffung in der Zeit der DDR kaum noch vorstellbar. Aber damals hatten wohl alle DDR-Eisenbahnfreunde mehr oder weniger mit diesen Problemen zu kämpfen.

Das Kampfblatt des DMV, „Der Modelleisenbahner“, oder später „Modelleisenbahner“ war für uns Eisenbahnfreunde zum Zwecke der Planung von Eisenbahnreisen nur sehr bedingt geeignet.
Zwar bemühte man sich in der Redaktion in Berlin redlich, mit Hilfe von Meldungen verschiedener Eisenbahnfans, eine grobe Übersicht über Dampflokeinsätze zu liefern.
Dafür schuf man eigens die Rubrik „Lokeinsätze“, die monatlich sowohl Stationierungsübersichten, aber auch Umläufe veröffentlichte. Leider war die Aktualität dieser Angaben, auf Grund des unwahrscheinlich langen Redaktionsvorlaufs, nicht geeignet, sich danach zu richten.
Heizloks wurden zwar auch mit aufgeführt, aber nichts weiter über ihre Einsatzorte verlautet.

Was blieb, war der gute alte Postbrief, oder wenn’s richtig schnell gehen musste, das Telegramm. Telefone gab es in den meisten Haushalten nicht. Am Bahndamm wurden natürlich auch die neuesten Neuigkeiten ausgetauscht.
So bekam man doch ein recht vollständiges Bild dessen, was geboten wurde.

Im Frühsommer 1988 erreichte uns von einem Thüringer Eisenbahnfreund, die Nachricht, die Görlitzer Ölheizlok 50 0047 sei ins Thüringische Sonneberg versetzt worden.
Das klang ja schon mal spektakulär. Diese Lok war bekanntlich gewöhnlich in Görlitz noch voll betriebsfähig auf dem Bahnhof als Heizlok unterwegs. Darum war sie schon mal interessant für uns.
Eine weitere Meldung ließ darum nicht lange auf sich warten. Ein Eisenbahnfreund berichtete, die Lok solle in Sonneberg, neben Heizdiensten, auch für Rangieraufgaben herangezogen werden. Vorstellbar war auch das, schließlich zogen die Görlitzer Heizloks dort auch die Reisezüge selbst an den Bahnsteig.

Solche Rangierfahrten mit einer Öl-50 in Sonneberg müsste man fotografieren.

Unsere sommerliche DDR-Rundreise stand an und so wurde eine Biege nach Sonneberg eingeplant. In Erfurt wollten wir sowieso die Traditionsbahn besuchen, also auf nach Sonneberg.

Wir übernachteten in einem Hotel in Weimar und brachen am Morgen des 7. August 1988 nach Sonneberg auf. Ich erinnere mich, dass wir zwischen Weimar und Saalfeld einen Interzonenzug benutzten, der bis Saalfeld für den Binnenverkehr freigegeben war. Bei der Durchfahrt durch Göschwitz entdeckten wir eine 44er am Lokschuppen.

http://img696.imageshack.us/img696/9137/img080ag.jpg

Wo sich einst etliche 41er tummelten, fand man Anfang August nur noch diese 44er-Heizlok. Die beiden Eisenbahner schauten sehnsüchtig dem Schnellzug nach, mit dem ich reiste.


Weiter war nichts Besonderes zu sehen, auch nicht bei der Einfahrt nach Saalfeld. U-Boote, 132 und der übliche DR-Fuhrpark eben. Heute sicher interessant, damals aber alltäglich und für uns völlig belanglos.

Ab Saalfeld zog uns ein U-Boot der BR 119 vor einem Personenzug in den Thüringer Wald, über Probstzella Hp., Lauscha usw. nach Sonneberg.
Unsere Fahrt durch das Grenzgebiet zur BRD wurde natürlich auch von der allgegenwärtigen Trapo begleitet.

Schon kurz hinter Saalfeld besuchten uns die Genossen in ihrer blauen Uniform am Platz, kontrollierten unsere Personalausweise und zeigten sich sehr interessiert am Ziel unserer Reise.
Wahrheitsgemäß, wir konnten ja nicht flunkern, berichteten wir, dass wir Eisenbahnfans wären, in Stralsund eine Dampflok pflegten und nun in Sonneberg die ölgefeuerte Heizlok suchen würden.
Sofort kam die einstimmige Antwort beider Polizisten, dass es in Sonneberg überhaupt keine Dampflok gäbe. Auf unsern Einwurf hin, dass dort ja zumindest die 95 027 stationiert und seit neuestem auch 50 0047 zu finden sei, stutzten die Genossen.
Schließlich fiel dem einen Transportpolizisten ein, dass dort seit kurzer Zeit tatsächlich eine Dampflok heize, die wir aber unmöglich fotografieren könnten.

„Warum nicht?“ Fragten wir. „Das geht nicht…
Betriebsgelände und unzugänglich.“ Die Geschichte mit dem angeblichen Rangierdienst nahmen die beiden uns nun gar nicht ab. Das könne nicht sein.

Die beiden Schotterschützer nahmen sich auffallend viel Zeit für uns und wir feilschten mit den Repräsentanten der Staatsmacht. Ob es da nicht doch???

Schließlich konnten beide!!! Polizisten ganz genau den Standort der Heizlok beschreiben. Unsere Hoffnung auf vernünftige Fotos sank auf den Nullpunkt. „Fotos… na ja, man könne ja,…“ Getuschel der beiden…
„Also gut. Ihr könnt die Lok bei der Einfahrt in den Bahnhof in Fahrtrichtung links vom Zug aus sehen und fotografieren. Hingehen ist nicht drin. Da lassen wir Euch nicht hin!“
„Die ganze Tagesreise für ein paar blöde Fotos aus dem Zugfenster…
Na ja, wenn man schon mal da ist. Abgemacht!“

Die beiden verschwanden wieder und setzten ihren Kontrollgang fort. Unsere Laune war so ziemlich auf dem Nullpunkt angekommen. Alles umsonst. Unsere Reiseplanung für die Katz. Wir planten also die dritte Nacht in dem Hotel in Weimar und beschlossen, von Sonneberg aus, wenigstens das Zimmer neu zu buchen. Wir hatten, angesichts der Trapo, keine Lust, uns irgendwie zu der Heizlok durchzuschlagen. Also, gleich wieder retour über den Thüringer Wald.

Die Reise von Saalfeld nach Sonneberg mit dem Personenzug schien eine Ewigkeit zu dauern. An die Polizisten dachten wir schon gar nicht mehr. An der Einfahrt Sonneberg platzierten wir uns mit unseren Kameras am Fenster, als unsere beiden Bewacher tatsächlich an einem der Nachbarfenster Aufstellung nahmen und unser Tun aufmerksam und interessiert verfolgten. Während der Zug an den Bahnsteig rollte, verabschiedeten sich die Beiden und gingen.

http://img214.imageshack.us/img214/3849/500047inderestsonneberg.jpg

Blick in die Einsatzstelle Sonneberg. Der Kesselwagen im Vordergrund fasste offenbar das Heizöl für die Dampflok. In einem Beitrag im DSO-HiFo, in dem ich diesen Heizeinsatz vor einiger Zeit schon einmal thematisierte, bekam ich die Info, dass das Heizöl angeblich noch von den letzten Öl-95ern stammte. Geheizt wurde zwar im DR-Gelände mit DR-Personal. Der Grund war aber der Heizdienst für den VEB Radiogehäusebau siehe: [www.drehscheibe-foren.de]

http://img685.imageshack.us/img685/3951/500047sonneberg.jpg

Sozusagen das Beweisfoto. Wir befinden uns wirklich in Sonneberg. 50 0047 dürfte sich dort aber nicht einen einzigen Meter aus eigener Kraft bewegt haben. Die Rohrleitung im Vordergrund bringt den Dampf offenbar zum genannten VEB. An der Lok scheint alles ruhig und kalt, aber sie stand tatsächlich unter Dampf, wie uns folgendes nicht ganz so tolles Foto beweist.


Für die Rückfahrt nahmen wir, nach unserem Telefonat ins Hotel, den Gegenzug.
Man könne ja noch mal versuchen, bei der erneuten Vorbeifahrt noch ein Foto der 50 zu machen. Wie auf Bestellung waren unsere Begleiter rechtzeitig zur Stelle und beobachteten uns erneut.

http://img9.imageshack.us/img9/7687/img084uz.jpg

Qualitativ eher von der Sorte „Unmöglich“. Aber dieses Foto, das offenbar dann aus dem zurück nach Saalfeld fahrenden Zug geknipst wurde ( die Uhr ) , beweist, dass 50 0047 unter Dampf stand.


Anschließend entwickelte sich sogar noch ein freundliches Gespräch mit beiden Trapos. Sie setzten sich zu uns und schwärmten von der guten alten Zeit, als die 95er Bergköniginnen noch die Höhen des Thüringer Waldes erklommen.
Nach langer Zeit verabschiedeten sie sich und gingen ihrem Tagewerk weiter nach.

Der Fahrplan bescherte uns eine Umsteigepause in Göschwitz, die wir noch zur Besichtigung der vorhin gesichteten 44 neben dem Lokschuppen nutzten.

http://img214.imageshack.us/img214/5692/img092yp.jpg

http://img716.imageshack.us/img716/135/img090i.jpg

44 1378 des Bw Saalfeld stand an diesem 7. August 1988 kalt in der Est. Göschwitz. Noch hatte sie ihre Windleitbleche, aber das fehlende Kolbenstangenschutzrohr beweist schon, dass man den Mittelzylinder schon stillgelegt hatte.


Damals war ich von diesem Tagesausflug mehr als enttäuscht. Heute freue ich mich, den Heizeinsatz von 50 0047 in Sonneberg dokumentiert zu haben.



War es die letzte Fahrt einer Heizlok?


Manche Sachen kommen mir bei der Beschäftigung mit dem Thema Heizlok wieder in den Sinn, die auf den ersten Blick gar nichts mit dem Thema zu tun haben. Aber lest selbst.


Im Februar 1988 machte ich mit Ingo aus Rostock und meinem Freund Uwe die erste größere Rundreise durch die DDR.
Erst kurze Zeit fotografierte ich mit einer Praktica MTL 5 B und besaß bisher nur wenig Erfahrung mit diesem Gerät und auch erst wenig Zubehör. Das aber nur am Rande.

Eine Station unserer Reise führte uns ins Erzgebirge, genauer gesagt nach Walthersdorf an der Strecke Schwarzenberg – Annaberg-Buchholz Süd. Hier zweigte die damals sehr bekannte Stichstrecke nach Crottendorf ab, die in den 80ern viele Eisenbahnfreunde anlockte, die den letzten aktiven DR-86ern nachstellten.

Ingo hatte irgendwann zuvor eine junge Frau aus Walthersdorf kennen gelernt, die direkt an der Crottendorfer Bahnstrecke wohnte und uns für 3 Nächte beherbergte. Nicht was Ihr denkt…, nein gar nicht.

Meine Fotoausbeute des ersten Tages war sehr bescheiden, weil ich zwischendurch munter fotografierte, obwohl der Filmtransport meinen Film gar nicht aus der Spule zog, Filmriss gleich am Anfang des Filmes. Erst als das Zählwerk am Anschlag stand, sich aber der Aufzug immer noch bewegen ließ, stutzte ich. Fast alle „Aufnahmen“ dieses Tages verschenkt.
Für den Abend hatte unsere Gastgeberin für uns Karten für eine Karnevalsveranstaltung in Crottendorf besorgt, die dort in der Gegend wohl sehr beliebt war, mich als Karnevalsmuffel aber nicht begeistern konnte. Dort trafen wir ein Filmteam des EK, Joachim Schmidt und Wolfgang Schumacher, die wir am Tag schon mehrmals an der Strecke gesehen hatten.
Trotzdem seilte ich mich frühzeitig ab und tippelte im Dunkel der Nacht die Landstraße nach Walthersdorf zurück, um mich für den nächsten Fototag auszuschlafen. Wir wollten am Morgen den Güterzug nach Crottendorf erwischen, ohne genau zu wissen, wann der verkehrte.
Außerdem war ein Besuch in der Einsatzstelle in Annaberg-Buchholz Süd geplant, wo die 86 1056 als Heizlok fungierte und wo die Planlok 86 1501 versorgt wurde.

Meine Freunde trafen mitten in der Nacht ziemlich angeheitert und entsprechend laut im Quartier ein. Viel Schlaf habe ich dann nicht mehr bekommen.

Am Morgen wurde ich irgendwann wach ( einen Wecker hatte keiner gestellt ) und begab mich hinaus an die Strecke. Meine Mitstreiter waren nicht zum Leben zu erwecken.
Kalt war’s, aber von einem Zug keine Spur. Hatte ich ihn verpasst? Ich wollte schon wieder in die warme Stube zurückkehren, da hörte ich in der Ferne einen Dampflokpfiff. Der kam aber nicht aus der Richtung Crottendorf, sondern aus der Richtung der Fichtelbergbahn. Das bringt nichts, dachte ich mir. Aber irgendetwas ließ mich warten.
Da, wieder ein Pfiff, aber aus anderer Richtung.
Der nächste Pfiff ließ keinen Zweifel aufkommen. Auf der Strecke Annaberg-Buchholz – Schwarzenberg kam eine Dampflok. Welche mochte das wohl sein, um diese Zeit?

So trabte ich los. Es war eine ganz schöne Entfernung bis zur BSg-Linie, bestimmt mehr als einen Kilometer. Aber irgendwie könnte es doch sein, dass ich Glück haben könnte. Zu hören war nichts mehr. Auch nicht in Richtung Schlettau.
Noch ein Berg und steigt da nicht eine dünne Rauchwolke auf? Quer über einen verschneiten Berg in der Nähe des Crottendorfer Einfahrsignals des Bf. Walthersdorf musste ich noch steigen. Also die Beine in die Hand genommen und hinauf.
Von oben konnte man das andere Einfahrsignal, aus Richtung Buchholz erblicken und was sahen meine Augen? Am „Halt“ zeigenden Signal wartete eine 86 ,mit einer 110 und einer 101 oder 102 im Schlepp. Bei der Annäherung entpuppte sich die Lok als 86 1056.

Diese Lok war nach Stationen in Dresden und Rochlitz erst recht spät ins Erzgebirge gekommen und diente in Annaberg-Buchholz vor allem als Heizlok, aber auch als Auswaschreserve für die Crottendorfer Linie, vertrat also die Planlok 86 1501 auch im Zugdienst. Mein Herz begann zu hüpfen und meine Füße stürmten mit mir den Hang hinunter, über das Streckengleis hinweg zu der Lok. Mit dem Lokführer gab es einen kurzen Smalltalk. Zum Auswaschen nach Aue wollte man und weiter wüsste er nichts. Bei der Gelegenheit wurden die Dieselloks gleich kalt mitgeschleppt.

http://img15.imageshack.us/img15/2462/img082wm.jpg

http://img267.imageshack.us/img267/1778/img087s.jpg

Glück, viel Glück, Megaglück…, oder wie sollte man es bezeichnen. Der Fahrdienstleiter in Walthersdorf hatte offensichtlich den richtigen Riecher, die Lok draußen „vor’m Mast“ warten zu lassen. Sicher wird es irgendwelche betrieblichen Gründe gegeben haben. Aber für mich war es ein Segen, die Lok doch noch und sogar auf der Strecke, erwischt zu haben. Wohl als einer der letzten, der die Lok noch komplett fotografieren konnte. Warum nur, sind die Fotos nicht besser geworden? War es der lausige NP 27, mit dem ich eigentlich nie richtig warm wurde? War ich einfach zu aufgeregt, die richtigen Einstellungen zu finden? Warum habe ich den Signalflügel gekappt?
Egal. Die Fotos haben auf jeden Fall einen gewissen historischen Wert.



Nach wenigen Fotos und nachdem ich ein paar Schritte weiter in Richtung Bahnhof gelaufen war, reckte sich der Signalflügel klappernd in die Höhe und das seltene Gespann setzte sich langsam wieder in Bewegung.

Meine Freunde überraschte ich, immer noch in den Betten schlafend, mit der Neuigkeit. Sie waren außer sich und ärgerten sich mächtig.

Die wenigen weiteren Fotos des Tages mit 86 1501 waren wegen des einsetzenden Schneefalls wenig ansehnlich. Am Nachmittag versagte der Filmtransport meiner MTL 5 B dann völlig. Ich hatte keinen Ersatz dabei, so dass ich nicht mehr fotografieren konnte.

http://img27.imageshack.us/img27/5149/img263o.jpg

So sah der weitere Tag aus. Fotografisch eher eine Katastrophe. Bei dichtem Schneetreiben fährt 86 1501 aus Walthersdorf aus. Vor lauter Flocken ist kaum ein vernünftiges Foto möglich. Dann ging die Kamera kaputt. Schöne Pleite, am Vortag Film gerissen, jetzt das Wetter und dann der Totalausfall. Allein die 86 1056 konnte meinen Groll besänftigen.


Alle Fotos dieses Beitrags: Achim Rickelt


Wenn man dem später erschienenen EK-Video ( heute Rio-Grande „Dampflokwinter im Erzgebirge“ ) glauben darf, das auch diese Fuhre mit 86 1056 zeigte, so handelte es sich um die letzte Fahrt der 86 1056 mit eigenem Dampf, vor ihrem Umbau als Dampfspender.
Das erscheint möglich.

Am nächsten Morgen wurde 86 1501 jedenfalls durch eine 110 auf der Crottendorfer Schiene vertreten, was die Vermutung stützte, dass diese 86 nun den Heizdienst übernehmen musste. Für eine Nachprüfung blieb keine Zeit. Meine Freunde verbrachten diesen Tag dann noch in Glauchau und St. Egidien, worauf ich mich eigentlich auch schon gefreut hatte.
Ich trat mit kaputter Kamera die Heimreise an, weil ich schnell Ersatz für die am Wochenende folgende Sonderfahrt auf dem Rasenden Roland benötigte.



Hier beende ich mal das Thema vorerst. Kurzfristig hat es sich ergeben, dass es demnächst wohl doch noch einen Teil 4 geben wird.
Wofür eine kurze Schaffenspause über Weihnachten und Jahreswechsel doch gut ist…

Teil 4 wird nach bisherigem Planungsstand nicht so viel Text beinhalten und auch nicht aus Wiederholungen bestehen, wie Teile dieses Beitrages. Aber die wiederholten Fotos sind jetzt leider nicht mehr online, so dass ich sie hier nochmals verwendet habe.

Bleibt also schön neugierig und mir treu.


Viele Grüße

Euer Dampf – Achim Rickelt


Kopie eines Beitrags aus: [www.boards-4you.de]


Edit: Hab ich doch die Links zu Teil 1 und 2 vergessen.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:01:03:22:18:20.

Damit ist es schön warm !

geschrieben von: Olaf Ott

Datum: 03.01.12 22:10

Hallo Achim!

Für diese Trilogie möchte ich einmal meinen großen Respekt zollen.
Es gab fast nichts, was es nicht gab.

Vielen Dank und ich bin schon auf Teil 4 gespannt.

Olaf Ott
Danke für den Bericht znd das Foto aus Sonneberg

Hallo,

Schön das es mit dem interessanten "Nebenthema" weiter geht.
So will ich mal ein Bild vom Pankower "Heizkraftwerk" bei steuern. Ende 1982 kamen die beiden PmH's 44 1059 und 44 1235 zum Bw (Berlin-)Pankow.
Für die beiden nun PsH (Provisorisch stationäre Heizlok... ;-))baute man einen recht imposanten Sockel mit einer riesigen Abzugsanlage. Was für ein Aufwand. Loks und Tender mittels Kran auf ihren langjährigen Standort gehoben und angeschlossen. Fertig war das Heizkraftwerk.

44 1235 und 44 1059 am 04.04.1983 im Bw Pankow.
44 1235.Berlin-Pkr.04.04.1983.jpg

Gruß aus Berlin,
Mario

Re: Damit uns schön warm wird - Heizloks III ( m 19 B )

geschrieben von: 44 115

Datum: 04.01.12 14:05

Hallo Achim,
so richtig kalt isses ja noch nicht,aber warm ist mir auch geworden.Vielen Dank- auch für den Text!
Wie ich schon geschieben habe,eher trauriges Thema,gehört aber dazu.
Das mit der blutjungen und hübschen Frau aus Walthersdorf-drei lange Tage und Nächte-glauben wir Dir natürlich nicht.
Beste Grüsse
Olaf
Hallo Olaf,

von blutjing und hübsch hatte ich gar nichts geschrieben. Aber das war wirklich völlig harmlos.


Viele Grüße

Dampfachim

Re: Warm ums Herz

geschrieben von: der Falke

Datum: 04.01.12 15:17

Hut ab und danke Achim, für den wunderschönen Beitrag.
Bw Zittau, Bautzen und Görlitz lässt mich immer aufhorchen und wie ja bekannt sein sollte, habe ich ab 1982 ja jede Kleinigkeit der besagten Bahnbetriebswerke gehortet.
Als winzige Ergänzung 11/1989 zum Bw Zittau:
52 8160 im schlepp von einer 112 am 06.11.89 von Zittau über Löbau nach Meiningen zum Umbau Dsp nach DV 946.
Bei Baureihe 118 nichts nennenswertes, aber bei V100. 114 298 kam vom Bw Saalfeld über Kamenz am 29.11.1989 vor P9825 nach Zittau. Am 30.11. fuhr sie gleich Plan P17828/N65226. Sie war die Einzige 114er die in Zittau beheimatet war.
Lieber Achim, wenn Deine Ausflug im Oktober 89 gewesen wäre, hättest Du 52 8195 im Plandienst angetroffen. Dank ihrer Bremsuntersuchung vom 20.09.1989 fuhr sie immer im Wechsel Plan P17862/17827/9825, P17822/17831, P17862/Dg45389/P9825 und den Sonderzug 22592/22593 am 28.10.89.
nochmals vielen dank

Steffen Duntsch

Re: Damit uns schön warm wird - Heizloks III ( m 19 B )

geschrieben von: BTTB

Datum: 04.01.12 15:27

Hallo,
welcher SVT guckt auf dem letzten Bild hervor?
Hallo
Kann das der 182 001 sein, der dort in Pankow immer neben den Dsp stand und erst 1990 in Elstal zerlegt wurde, oder irre ich mich?
Gruß
Steffen