Diesmal soll es bei Fahrplangeschichte(n) um den Bahnbusverkehr gehen
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Bisher erschienene Artikel:
Mit dem "Postzug" von Nürnberg nach Augsburg[
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D 1323/1322: Direktverbindung aus dem Ruhrgebiet an die Adria[
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Einige Jahre lang bestand eine durchgehende Bahnbuslinie von Augsburg nach Donauwörth. Diese Relation erlangte im Bahnbusverkehr aber nie eine große Bedeutung, letztendlich waren die wenigen durchgehend verkehrenden Kurse nur „Lückenfüller“ für Angebotslücken auf der Bahnstecke Augsburg – Donauwörth. Auf Teilstrecken gab es jedoch umfangreichere Bahnbusverkehre, insbesondere in der Relation Augsburg – Meitingen – Baar – Rain, die heute abschnittsweise noch so ähnlich als AVV-Linie 410 existieren. Überlagert wurde der Verkehr zudem von den Bussen der „Romantischen Straße“ Frankfurt/Würzburg – Donauwörth – Augsburg – München/Füssen, die ohne Zwischenhalt zwei mal täglich auf der Strecke Augsburg-Donauwörth verkehrten und lange Zeit ebenfalls sowohl auf der Bahnbuslinie 2411/5 als auch auf der Schienenstrecke 411 veröffentlicht waren.
Geschichte
Die Verbindung dürfte zwischen 1962 und 1966 entstanden sein, zumindest findet sich im Kursbuch Sommer 62 noch kein Hinweis auf Bahnbusleistungen auf dieser Relation, im Sommer 66 verkehrten jedoch schon zwei Fahrtenpaare an Sonn- und Feiertagen sowie eine einzelne Fahrt Donauwörth – Augsburg Samstag abends. Grund für die Einrichtung der Linie war wohl die Streichung von einzelnen Verkehrstagen bei in Tagesrandlage verkehrenden Zügen, die durch die Busleistungen ausgeglichen wurden.
1970 lassen sich die Kurse sowohl auf der Schienentabelle 411 Treuchtlingen – Augsburg als auch auf der Bustabelle 2411/5 nachweisen.
Bild 1: Die Fahrplantabelle 2411/5 zeigt die beiden Fahrtenpaare an Sonn- und Feiertagen sowie einige Fahrten anderer Linien. Quelle: Amtlicher Taschenfahrplan Allgäu/Schwaben Sommer 1970
Doch schon im Winterfahrplan 1970/71 verkehrte nur noch ein Fahrtenpaar. Auch in den nächsten Jahren plätscherte diese "Lückenbüßerlinie" so vor sich hin. Mal war es ein Fahrtenpaar, zeitweise dann doch wieder zwei, eines davon sogar eine Zeit lang täglich.
Bild 2: Diese Montage aus der Tabelle der KBS 411 zeigt die Lage des Frühkurses 6:17 Augsburg - Donauwörth an Sonn- und Feiertagen im Schienenfahrplan. Letztendlich ersetzte der Bahnbus die werktäglichen Züge 4103 und 3811. Die Fahrzeit Augsburg - Donauwörth ist trotz einiger Schlenker im Fahrtverlauf nur 24 Minuten länger. Quelle: Amtlicher Taschenfahrplan Schwaben/Allgäu Sommer 1970.
Zuletzt war die Linie, die seit Sommer 1972 9102 hieß, im Sommerfahrplan 1979 mit erneut nur noch einem Fahrtenpaar an Sonn- und Feiertagen im Angebot.
Bild 3: Die recht aufgeräumte Tabelle der 9102. Quelle: Taschenfahrplan Schwaben/Allgäu Sommer 1979.
Streckenverlauf
Grob gesprochen folgte die Bahnbuslinie dem Verlauf der (alten) B2, die Augsburg und Donauwörth direkt und relativ parallel zur Bahn verbindet. Im Detail ergeben sich doch einige Schlenker:
Augsburg wird auf dem klassischen Weg für Busse Richtung Norden verlassen, den auch die AVV-Linien so etwa heute noch wählen, auf der Wertachbrücke wird die B2 (Donauwörther Straße) erreicht, der nun gefolgt wird. In Gablingen gibt es eine abweichende Streckenführung: Frühmorgens und Spätabends nimmt man einige Jahre lang den Schlenker über den Bahnhof Gablingen und die dortige Siedlung mit und bindet mit der Haltestelle "Ortstrand" auch den Ortskern Gablingen halbwegs an. Nachmittags dagegen bleibt man auf der B2 und bedient die Haltestelle Flugplatz, die jedoch weitab vom Ort und vom Bahnhof Gablingen liegt. Wer mehr über diesen Flugplatz lernen möchte folge diesem interessanten Wikipedia-Artikel: Flugplatz Gablingen, auf der folgenden Landkarte sind die Streckenführungen im Bereich Gablingen dargestellt. Die beiden Kurse über Gablingen Ortsrand waren übrigens die einzigen Bahnbuskurse im Ort Gablingen, der ansonsten von einer Privatlinie der Fa. Kirner bedient wurde.
http://www.histoliga.de/fahrplangeschichten/Gablingen_Streckenfuehrung.png
Bild 4: Auf diesem bearbeiteten Luftbild kann man die Streckenführungen im Raum Gablingen und die abseitige Lage der Haltestelle Gablingen Flugplatz gut nachvollziehen. Eigene Bearbeitung basierend auf einem Luftbild (aus dem Jahr 2010) des Users "Bin im Garten", veröffentlicht auf Wikimedia Commons. Lizenz Creative Commons.
Im Abschnitt Stettenhofen - Meitingen folgte die Linie wieder streng der alten B2, ab Meitingen folgt jedoch ein Schlenker zur Erschließung der Orte Waltershofen und Ostendorf um dann über die B2 nach Nordendorf zu gelangen. Ab Nordendorf geht es wieder "über die Dörfer" wie Druisheim nach Mertingen, wo neben dem Ort auch der etwas abseits gelegene Bahnhof bedient wird. Weiter geht es wieder auf der alten B2 über Asbach, Bäumenheim und Nordheim nach Donauwörth. Endhaltestelle ist der Bahnhof, der nach gut 50km erreicht wird. Neben den Bahnhaltepunkten werden somit mit dieser Linie folgende Orte zusätzlich erschlossen:
Stettenhofen (Anbindung auch durch Stadtwerke Gersthofen und 2411/14)
Langweid-Foret (Anbindung auch durch Stadtwerke Gersthofen und 2411/14)
Waltershofen (Anbindung auch durch Linie 2411/14)
Ostendorf (auch einzelne Kurse der Linie 2411/14)
Ehingen (nur Abzw außerhalb des Ortes, sonst kein Bahnbus, Privatlinie?)
Allmannshofen (nur Abzw außerhalb des Ortes, sonst kein Bahnbus, Privatlinie?)
Druisheim (sonst nur einmal wöchentlich ein Bahnbus je Richtung 2411/12, evtl. auch Privatlinie?)
Nordheim (auch Linien 2411/7, 2411/54 und 2411/57)
Besonderheiten
Auf dem Abschnitt Augsburg - Stettenhofen bestand ein Bedienungsverbot zu Gunsten der Stadtwerke Augsburg und Stadtwerke Gersthofen. Die ausnahmsweise Bedienung der Haltestelle Gablingen Ortsrand könnte evtl. mit Fahrplanlücken auf der Privatlinie der Fa. Kirner zu erklären sein, die es ermöglichten zu diesen Zeiten diesen Schlenker zu fahren, während man zu anderen Zeiten auf der B2 bleiben musste. Noch 1966 machten jedoch offensichtlich alle Kurse den Schlenker über den Bahnhof Gablingen. Die Darstellung der Orte Waltershofen und Ostendorf außerhalb der Kilometrierung des Hauptfahrwegs und die kürzeren Fahrzeiten zwischen Meitingen und Westendorf im Bahnkursbuch 1966 lassen vermuten, dass in vorherigen Fahrplanperioden die Kurse direkt über die B2 und ohne Bedienung dieser Orte gefahren sein könnten.