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Bergbau am Hohen Meißner, Teil 2 (m v B)

geschrieben von: Joachim Leitsch

Datum: 17.10.11 11:56

Teil 1 kam ja wirklich gut an, das hat Carsten und auch mich sehr gefreut! Besonders toll fand ich die modellmäßige Umsetzung der Verladeanlage - und daß die Erbauer dieses tollen Modells beim Anschauen Unmassen an Härtstropfen brauchten, ist mir völlig klar ;) Aber so können sie jetzt noch vorbildnäher nachbauen.

Weiter geht es mit Teil 2, der nur sehr wenige, aber dafür sehr spektakuläre Eisenbahnbilder zeigt. Der Rest zeugt von dem doch sehr beschwerlichen Bergbau jener Zeit. Die Kumpels haben all' diese Mühen auf sich genommen, um eine sichere Energieversorgung sicherzustellen - das sollte man auch heute nemals aus den Augen verlieren!

Viel Spaß beim Anschauen.




Die Zeche lag auf etwa 730 Metern Höhe, der vollgelaufene Tagebau nennt sich heute Kalbesee nach dem nahen Naturdenkmal, dem Kalbegipfel. Nicht zu verwechseln mit dem etwas unterhalb gelegenen Frau Holle Teich, dem Ort an dem Grimms Märchen stattgefunden haben soll.

http://zechenbahnen.square7.ch/Pics/Meissner2/Bild_31.jpg

War der Abraum erst einmal bei Seite geschafft worden, dann konnte die Kohle im Tagebau gewonnen werden.

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Wir haben bislang gesehen, wie die Braunkohle gewonnen und abtransportiert wir. Doch bis es so weit war, gab es viel zu tun. Die Versorgung des Bergwerks wurde mit Lastkraftwagen gesichert, die über ungeteerte Straßen ab Velmeden bei Walburg den Berg erklimmen mussten. Ich nehme an, die folgenden Bilder zeigen einen Lok-Transport.

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Wem nun auffällt, dass der Lastkraftwagen irgendwie nach US-Army ausschaut, der liegt fast richtig. Die Kasseler Firma Henschel begann nach dem Krieg mit der Wiederherstellung kriegsbeschädigter Armeefahrzeuge, denen Henschel Dieselmotoren eingepflanzt wurden. Sich aus der Region zu versorgen, soll ja heute wieder modern sein. Die nächsten Bilder zeigen das Zechengeschehen der damaligen Zeit.

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Gerade im Winter wurden Leben und Arbeit an diesem Platz sehr beschwerlich, wie folgende Bilder beweisen.

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Anfangs war schon von Bransrode, am nordöstlichen Abhang des Meißners gelegen, die Rede. Bransrode hatte einen Stollen zum Abbau der Braunkohle untertage. Der Bransröder Stollen hat eine Verbindung zum Wilhelmstollen, der von der ehemaligen Ansiedlung Friedrichstollen her kam. In meiner Zeit, also in den 50er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts, existierten noch die Ruinen der Häuser am Friedrichstollen. Die folgenden Bilder zeigen Häuser in Bransrode.

http://zechenbahnen.square7.ch/Pics/Meissner2/Bild_45.jpg

Dieses Haus steht am Anfang des Forstweges von Bransrode zum Viehhaus. Das Haus stand Ende der fünfziger Jahre leer, wurde dann von dem Leiter des Steinbruchs Bransrode zum eigenen Bedarf ausgebaut. Er bewohnte dieses Haus mit seiner Frau bis er nach Buchholz Kreis Winsen (Luhe) übersiedelte. Der Steinbruch gehörte zu der alten schlesischen Bergbaufirma Giesches Erben. Heute befindet sich das Haus in Privatbesitz und wird von der Besitzerin noch hin und wieder als Wochenendhaus genutzt (Auskunft Peter Reuss aus Hausen).

http://zechenbahnen.square7.ch/Pics/Meissner2/Bild_46.jpg

Das anschließende Bild zeigt den Eingang des Hauses, wie ich ihn noch in den fünfziger und sechziger Jahren erlebt habe. Dann folgt die südliche Giebelfront.

http://zechenbahnen.square7.ch/Pics/Meissner2/Bild_47.jpg

Weitaus ärmlicher ging es in den alten Häusern Bransrodes zu. Das wahrscheinlich älteste Haus in Bransrode hatte nach dem Krieg vorübergehend der Verwaltung der neuen Braunkohlenzeche gedient. Das jüngere „Haupthaus“ hatte mehrere Wohnungen und eine Kantine für den Steinbruch.

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http://zechenbahnen.square7.ch/Pics/Meissner2/Bild_49.jpg

Um den Berg herum, unterhalb der Kalbe gelegen findet man die Reste des Ortes Schwalbenthal. Die erste Ansicht zeigt eine idealisierte Sicht des Ortes um 1920.

http://zechenbahnen.square7.ch/Pics/Meissner2/Bild_50.jpg

Der Zustand des Ortes in den 1950er Jahren wird eher vom nächsten Bild gezeigt.

http://zechenbahnen.square7.ch/Pics/Meissner2/Bild_51.jpg

Ich hoffe, ich habe einen kleinen Eindruck vom Braunkohlebergbau auf dem Hohen Meißner vor 1970 vermitteln können.

Herzlichst, Carsten D. Brink

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Re: Bergbau am Hohen Meißner, Teil 2 (m v B)

geschrieben von: Rainer Christmann

Datum: 17.10.11 12:11

wieder ganz tolle Bilder - danke;

kann man den "Bus" auf dem 8ten Bild eventuell noch etwas rausvergrößern ?

RCH

Re: Bergbau am Hohen Meißner, Teil 2 (m v B)

geschrieben von: GregMic

Datum: 17.10.11 13:30

Um jetzt keine Verwirrung aufkommen zu lassen: Der See auf dem ersten Bild ist aber nicht der heutige aus der Grube des Tagebau entstandene Kalbesee, sondern der Frau-Holle-Teich, richtig?
Gruß Gregor

Re: Bergbau am Hohen Meißner, Teil 2 (m v B)

geschrieben von: Joachim Leitsch

Datum: 17.10.11 19:00

Das Bild 1 in diesem Beitrag zeigt tatsächlich den Frau-Holle-Teich, wie mir Cratsen eben per mail bestätigte.

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Re: Bergbau am Hohen Meißner, Teil 2 (m v B)

geschrieben von: GM

Datum: 17.10.11 19:45

Klasse. Danke für die historischen Bilder.

Wenn ich mir die Herrschaften auf Bild 4 und 5 angucke, so finde ich die Bekleidung irgendwie militärisch. Passt zum Ami-LKW, allerdings sieht´s eher nach der anderen Fraktion aus.

Re: Bergbau am Hohen Meißner, Teil 2 (m v B)

geschrieben von: lcu

Datum: 17.10.11 23:54

Hallo Carsten und Joachim,

nochmals Danke für die Veröffentlichung dieser raren Bilder.

Interessant ist der LKW der »Ilse Bergbau A.G.« auf Bild 9. Der Tagebau am Hohen Meißner und die Seilbahn nach Walburg wurde von der Bergwerk Frielendorf A.G. (Teil des BUBIAG-Konzerns) betrieben. Allerdings hatte die Gewerkschaft den Tagebau nur gepachtet und zwar von der Ilse Bergbau, die – eigentlich aus der Lausitz stammend – sich 1945 die Bergrechte erkaufen konnte.

Bereits im 2. Weltkrieg hat die Ilse Bergbau Untersuchungsarbeiten durchgeführt, wie die Kohle unter der bis zu 150 m dicken Basaltschicht abgebaut werden könnte. Ab 1946 hat man dort auch Kohle gefördert, doch es fehlten die Mittel für einen Ausbau der Grube. Dieser Ausbau wurde dann von der Bergwerk Frielendorf verwirklicht, die ab 1949 die Gruben am Meißner gepachtet hatte und bis 1974 dort Kohle abgebaut hat.

Quellen:
[www.archive.nrw.de]
[www.geogallery.de]
[wallbraun.wa.ohost.de]

Schöne Grüße
Lars.

Eine Erklärung von Carsten Brink, dem Autor

geschrieben von: Joachim Leitsch

Datum: 18.10.11 11:56

Soeben erreichte mich eine mail von Carsten Brink mit der Bitte, diesen erläuternden Text hier anzuhängen, was ich gerne mache.

Anmerkung zu den abgebildeten Menschen.
Es ist richtig, dass ein gewisses "militärisches Geschmäckle" aufkommt, wenn man die Kleidung der Menschen
sieht. Bitte bedenken Sie, der Krieg war erst wenig mehr als drei Jahre vorbei, man trug diese strapazierfähige
Kleidung als Arbeitskleidung. Die meisten Beschäftigten stammten aus den umliegenden Dörfern einer Gegend,
die manche damals "Hessisch Sibirien" nannten. Von den vielen Versuchen vorher waren die Menschen mit dem
Bergbau vertraut und freuten sich, eine regelmäßige Arbeit zu haben. Der durchschnittliche Hausener Bürger
hatte eine Kuh im Stall und ein paar Quadratmeter Buntsandsteinacker vor dem Dorf. Es ging das Gerücht, im
Winter wüchsen die Steine aus dem Acker, die die Kinder dann im Frühjahr wieder ablesen mussten. Bei
Schulausflügen haben wir Kinder bei der Kartoffelernte mitgeholfen. Ich ging in eine zweiklassige Schule, mein
Jahrgang bestand aus drei Jungen und zwei Mädchen.

Zum Abschluss bedanke ich mich für die freundliche Reaktion auf den Beitrag, den Herr Leitsch für mich ins
Netz gestellt hat, wofür ich ihm sehr danke. Abschließend noch mein Hinweis: es lohnt sich, einmal in Borken
beim Braunkohle-Archiv vorbeizuschauen. Sie sollten aber vorher einen Termin vereinbart haben, denn die
Archivräume liegen außerhalb von Borken in einer ehemaligen Schule.
Carsten D Brink.


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Brennt es dort immer noch ?

geschrieben von: JörgS

Datum: 18.10.11 19:24

Habe ich den verlinkten Text richtig verstanden ? Brennen dort heute noch Flöze ?

nochmal Carsten

geschrieben von: Joachim Leitsch

Datum: 19.10.11 11:16

Wie Lars, "lcu" richtig beantwortet, es schwelt (und brennt) immer noch im Berg seit ca. 1700 !!! Mein Klassenkamerad war
der Leiter der Hausener Feuerwehr und erzählte mir unlängst, dass er an einem Eindämmungsunternehmen beteiligt war,
zu dem der örtliche Förster gerufen hatte.
Wegen dieser Brandsituation musste auch schon einmal zu Beginn des 20-igsten Jahrhunderts der Bergbau eingestellt
werden. Diese Schwelbrände haben sogar schon die Fauna am östlichen Abhang des Hohen Meißners beeinflusst.
Bei entsprechender Wetterlage liegt der Geruch von verbrannter Braunkohle über dem östlichen Teil vom Hohen Meißner.
Im Winter sind die "Stinkelöcher" zu sehen, denn der Boden bleibt schneefrei, wo die warmen Verbrennungsgase entweichen.

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Re: Bergbau am Hohen Meißner, Teil 2 (m v B)

geschrieben von: Wiemalte

Datum: 08.06.12 15:27

Ganz tolle Bilder! Doch das letzte Bild zeigt nicht das Gasthaus Schwalbenthal, sondern ein mittlerweile abgerissenes Steigerhaus am Friedrichsstollen.

Re: Eine Erklärung von Carsten Brink, dem Autor

geschrieben von: Michael Kelter

Datum: 11.06.12 04:23

Hallo!

Steine "wachsen" wirklich aus einem Acker (hat glaube ich irgend etwas mit der Erdrotation zu tun) und müßen daher regelmäßig abgelesen werden.

Der erste LKW ist ein ex US Army LKW. Ich vermute mal einfach gebraucht und nicht mit Henschel Motor. Der zweite ist ja von Kaelbe.

Direkt nach dem Krieg wurde oft umgefärbte Wehrmachtsuniformen getragen. Die Teile sehen mir aber nicht danach aus. Die Mützen ("Baschlik Mützen") waren damals normal und gehörten auch zur Ausrüstung von DB Arbeitern:
[web44.server38.publicompserver.de]



3-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:06:11:04:32:19.