...man sollte öfter mal seine etwas eingestaubten Bücherbestände durchgucken. Dann findet man auch manchmal des Rätsels Lösung. Vor Jahren schon erwarb ich einen größerformatigen Plattenabzug, schön auf eine zeitgenössisch verzierte Pappe aufgezogen. Dargestellt war ein Eisenbahnunglück von dramatischem Ausmaß und auch einiger Kuriosität.
Im Widerspruch zueinander standen die rückseitige Bleistift-Aufschrift in deutscher Schreibschrift, aber gut leserlich: "Eisenbahn-Unglück bei Hamburg 1905" sowie die Abbildung der Szenerie selbst, die einen Bahneinschnitt zeigt, der jedoch in dort natürlich anstehenden Stein gehauen ist. Auch weist der vorderseitige Aufdruck: "Alex Köppelmann, Paderborn, Westernstr. 45" auf eine wesentlich weiter südsüdwestliche Photographen-Urheberschaft hin.
Rätsel über Rätsel.
Dann kam mir aus der sog. Schwarzen Kohlhammer-Serie das Buch von Wolfgang Klee: Preußische Eisenbahngeschichte, Kohlhammer-Verlag, Stuttgart, 1982, wieder in die Hand und beim Durchblättern die Lösung auf S. 202:
Eisenbahnunglück des D 31 Köln --- Berlin bei Neuenbeken am 20.12.1901, also vor fast 110 Jahren.
Der D 31 hatte ein Pferd überfahren und musste anhalten. Der nachfolgende Personenzug fuhr auf (Ursache, warum, z.B. Signalstörung, überfahrenes Signal, unsichtiges Wetter o.ä. ist dort nicht näher erläutert), wobei er die Schiebelok des D 31 auf dessen letzten Wagen schob, welcher vollständig zertrümmert wurde. Es waren 11 Tote zu beklagen, die Anzahl Verletzter ist nicht angegeben. Im Kohlhammer-Buch ist ein anderes, offenbar etwas später aufgenommenes Foto der gleichen Schreckens-Szenerie abgebildet, darin ist der Tender der Lok des Personenzuges schon abgezogen und einige Wagentrümmer sind nicht mehr da.
Lt. Wagner/Bäzold/Zschech/Lüderitz: Lokomotiv-Archiv, Band Preußen 1, Transpress, Berlin(DDR), 1990, gab es drei pr. S 3-Loks mit der Nr. 48, die für die Bespannung des Zuglaufs in Frage kommen:
Direktion Hannover, Hanomag 1893/2493 (hatte aber noch die alte, an S 2 erinnernde Zylinderform),
Direktion Berlin, BMAG 1894/2104 (wie vor),
Direktion Magdeburg, Union 1898/955 (dürfte schon die neue Bauform der Zylinder mit Schräglage gehabt haben, passt auch für den Mittelabschnitt der Bespannung des Zuglaufs).
Grüße
VB995