Die Bewältigung der Ölkrise 1974 – Dampfeinsatz bei den Stahlwerken Südwestfalen (m8B)

Hallo liebe HiFo-Gemeinde!

Dank Donnis Steilvorlage zum Thema “Retter in der Ölkrise” möchte ich euch als Ergänzung von einem Besuch der Hamburger Mafia berichten, die nämlich genau aus diesem Grunde damals in das Siegerland fuhr.

Wie Donni in seinem Beitrag Der 40. Jahrestag: DB Zulassung für die Mollsche 89 7159! (18B) bereits erwähnte, hatten die Stahlwerke Südwestfalen (Hüttental-Geisweid) nicht nur die Moll´sche T3, sondern auch die der DGEG gehörende ELNA-Lok 146 (früher Butzbach-Licher Eisenbahn) angemietet, um trotz der damaligen Ölkrise auf den Schienen weiterhin mobil zu bleiben. Allerdings kamen die beiden Loks nicht zeitgleich, sondern nacheinander in Hüttental zum Einsatz.

Zum Zeitpunkt unserer Anreise (22. Feb. 1974) war die ELNA-Lok bei den Stahlwerken im täglichen Einsatz, wir trafen am frühen Vormittag in Hüttental-Geisweid ein. Das Erlangen einer Fotoerlaubnis gestaltete sich allerdings ausgesprochen schwierig und zeitintensiv, denn man war dort über unser Auftauchen nicht gerade sehr erfreut. Nach einem längeren hin und her brachte erst meine Frage „Haben Sie denn unser Telegramm nicht erhalten?“ den Stahlwerksmenschen erheblich ins Schleudern. Natürlich gab es kein Telegramm von uns, aber die Wirkung war durchschlagend. Irgend etwas von aktueller Umorganisation als Entschuldigung vor sich hinmurmelnd wurde uns erlaubt, in der Nähe des Eingangsbereiches, aber nur dort, zu fotografieren. Darauf hin bezogen wir Position und konnten auf dieser kleinen Fläche – allerdings auf eine Stunde limitiert – nach Herzenslust fotografieren und auch filmen. Die Filmkamera fing überwiegend die Rangiertätigkeiten der ELNA ein, während der Fotoapparat für die Fahrzeugaufnahmen zuständig war. Einige der dabei entstandenen Fotos möchte ich euch in diesem Beitrag zeigen:

Bild 01: Fotogerecht wartete die ELNA (Henschel 1941, Nr. 24932) auf weitere Rangieraufgaben. Dabei fotografierten wir…



Bild 02: …die Lok aus…



Bild 03: …verschiedenen Positionen:



Bild 04:



Anschließend nahm die ELNA ihre Rangiergeschäfte auf, dabei kam die Filmkamera zum Einsatz.

Bild 05: Wenig später kam die Lok erneut an uns vorbeigefahren, um…



Bild 06: …wiederum unter der massiven Rohrleitung anzuhalten:



Bild 07: Wie auf diesem Foto ansatzweise erkennbar ist, wurden überwiegend offene Güterwagen verschoben:



Bild 08: Als ziemlich am Ende unserer Erlaubniszeit die 146 wiederum unter der Rohrleitung pausierte, machten wir unser Abschiedsfoto von der Lok und verließen anschließend das Gelände der Stahlwerke:




Viele Jahre später erfuhr ich von einem im HiFo nicht ganz unbekannten Insider der Stahlwerke, das wir damals sehr viel Dusel gehabt haben mußten, um überhaupt auf das Gelände zu kommen. Aber unser Telegramm-Trick ist ja nun schon deutlich über 30 Jahre her und damit verjährt. Jedenfalls konnten wir damals einen nur sehr spärlich dokumentierten Dampflokeinsatz per Foto und Film festhalten.


Grüsse aus dem Norden

Helmut


Meine bisher erschienenen Beiträge findet ihr durch Anklicken des Bildes hier:

Inhaltsverzeichnisse von weiteren Eisenbahnfreunden bitte hier anklicken!



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2016:02:09:21:34:23.

Das ist ja eine interessante Episode!

...war mir nicht bekannt oder nicht (mehr?) präsent!

Könnte man nicht mit dem aktuellen Öko-Gedanke eine neuerliche "Verdampfung" bewirken?
"Alternativ" wäre es immerhin!
Die Zeiten haben sich aber wohl in jeder Hinsicht geändert...

Telegramm??? Helmut, ich bin entsetzt! ;))

Schöner Beitrag - und die Hamburger Mafia hatte nun wirklich mehr Glück als Verstand bei dieser Sache!

Grüße in den Norden
J.

Moin Helmut,

tja, ohne den genialen Einfall der Mafiosi-Truppe mit dem Telegramm könnten wir heute nicht teilnehmen an eurem gezielten Ausflug ins Siegerland.
Nach Stefan´s Zaunpfahlwink - war schon eher ein Wink mit ´nem Brückenpfeiler - war ich gespannt, was ihr erreicht habt.

Es wurde ein schöner Bilderbogen, des aussergewöhnlichen Anlasses wegen!

Dafür dankt Dir - verbunden mit herzlichen Grüssen in den hohen Norden
PM - der Isartalbahner

Hallo Helmut,

ich habe mich sehr gefreut, daß Du den Staffelstab aufgenommen hast und uns diese außergewöhnlichen Aufnahmen aus dem Geisweider Stahlwerk hier präsentierst. Mindestens ebenso beeindruckt bin ich von der Wirkung des Türöffner-Spruchs: da habt Ihr offensichtlich die so gewissenhaften Siegerländer Werkschutz-Leute voll auf dem linken Fuß erwischt ...
Allerdings muß auch erwähnt werden, daß früher der Begriff 'Telegramm' immer eine besondere Bedeutung hatte. Heute würde das bestimmt vollständig verpuffen. Oder kann sich jemand eine vergleichbare Reaktion vorstellen, wenn man behauptete, ob denn eine E-Mail nicht angekommen sei?

Vielen Dank und schöne Grüße aus München

Donni

Du Frechdachs, Helmut! *breitgrins*

Ich hatte mich schon gewundert, wie ihr in das Stahlwerk hineingekommen seid - aber diese Masche kannte ich noch nicht....

Und eure Flunkerei hat sich ja wohl ausgezahlt, denn sonst hätten wir diese ungewöhnlichen Lokbilder einer sehr bekannten Dampflok ohne Schilder und mit Fahrradlampe (von Anna geklaut?) hier nicht sehen können!

Danke fürs Zeigen und Maigrüße nach HH,

Martin

Klasse!

Hallo Helmut,

ich nehme an, dass 1977 in den Bildern ein Fehler ist? Auf jeden Fall toller Bericht, Danke!

Hallo Martin,

ich glaube, kann es mangels Foto aber nicht beweisen, diese Lampe hatte die Lok schon zu Zeiten der BLE.

Moin Jan!

Du hast recht, "1977" war ein Tippfehler im Textbalken.

Danke & Gruß

Helmut

So eine ELNA-Lok hätte mich früher völlig kalt gelassen. Mann, was bin ich froh, daß es seinerzeit weitsichtigere Kollegen wie dich gab, die es nicht versäumt haben, derartige Raritäten für die Nachwelt zu verewigen. Über die Zutrittmethoden breiten wir den Mantel des Vergessens. Vielen Dank und schöne Grüße vom
dampfgerd

Junge, Junge - die Frechheit muß man erst einmal an den Tag legen...

Ansonsten eine wirklich interessante Geschichte (ich kann mich dunkel erinnern, daß im Lok-Report damals eine Meldung stand, bin aber zu faul, um extra auf den Dachboden zu kraxeln und die alten Hefte zwecks Verifizierung durchzuackern) - und Du beweist mir wieder einmal, daß man an seinem Geburtstag (der 22.02. ist der meinige) nicht zu Hause bleiben und feiern sollte; allerdings war das damals an einem Freitag, da dürften wir von 8 - 13 Uhr die Schulbank gedrückt haben.

Danke fürs Zeigen!

Und wenn die Krise noch länger angehalten hätte, wäre die Hibernia 41E noch zu Stahwerksehren gekommen.
So berichtete es mal ein langjähriger Leiter des Dahlhauser Museums.

Schade eigentlich, jetzt steht sie vor der Starlighthalle und harrt der Dinge.

Gruss Franz

Hallo,

vor kurzem erst habe ich eine alte Eisenbahnromantik Folge "Schätze aus Amateurfilmer Archiven" auf Video herausgezogen wo genau von diesem Einsatz ein Film gezeigt wurde!
Allerdings wurde hier von einer sehr entgegenkommenden Werksleitung gesprochen.

Danke für die Bilder.

Der Zweck heiligt die Mittel, Helmut! Erst recht in so einem Fall. Gratulation zum Geistesblitz und diesen Bildern.


Bis neulich

Rolf Köstner