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 04 - Historisches Forum 

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Dies ist KEIN Museumsbahnforum! Bilder, Meldungen und Fragen zu aktuellen Sonderfahrten bitte in die entsprechenden Foren stellen.
Hier nun wieder einmal ein Reisebericht aus den letzten Tagen des planmäßigen Dampfbetriebs in Polen. Da es sich um eine ziemlich lange Tour handelt, wird das ganze Werk aus mehreren Teilen bestehen, die ich hier in den nächsten Wochen zum Besten geben will, sofern Ihr nicht gleich nach dem ersten Teil abwinkt. Los geht es hier etwas verhalten mit dem ersten Teil, der sich maßgeblich um das allseits bekannte Wollstein/Wolsztyn dreht - aber die Spannungskurve wird noch steigen - versprochen!

Teil 2 (Wollstein/Wolsztyn)
Teil 3 (Wollstein/Wolsztyn, Gnesen/Gniezno)
Teil 4 (Gnesen/Gniezno, Jarotschin/Jarocin)
Teil 5 (Jarotschin/Jarocin, Kempen/Kepno)
Teil 6 (Kempen/Kepno, Königszelt/Jaworzyna Sl.)
Teil 7 (Königszelt/Jaworzyna Sl., Glatz/Klodzko, Neisse/Nysa)
Teil 8 (Jakobswalde/Kotlarnia, Peiskretscham/Pyskowice, Marcule, Scharfenwiese/Ostroleka)
Teil 9 (Lyck/Elk)
Teil 10 (Lyck/Elk)






Sommer 1991. Der planmäßige Dampfbetrieb in Polen stand kurz vor dem Ende. Die Dampfleistungen einstiger Pilgerstätten wie Korschen/Korsze, Gnesen/Gniezno, Berent/Koscierzyna, Sagan/Zagan und anderer Dampf-Bastionen hatten das Frühjahr schon nicht mehr überlebt, ganze Regionen wie Pommern, Masowien und die Beskiden waren bereits dampffrei. Mit dem im September 1991 anstehenden Fahrplanwechsel zeichnete sich der finale, flächendeckende Kahlschlag ab, der den Handlungsdruck nach den erfolgreichen Touren des Winters (Gnesen/Jarotschin) und des Frühjahrs (Korschen I und Korschen II) weiter erhöhte.

Die anstehenden Semesterferien ließen schnell den Plan reifen, hier das ganz große Ding durchzuziehen: Vier Leute, zwei Autos und mehrere Wochen Zeit, um ganz Polen bereisen zu können. Der Kandidatenkreis traf sich im Juli in Klotzsche bei Dresden und wälzte einen Abend lang Kursbücher, Einsatzmeldungen und Karten, dann stand die Route fest: Wir wollten Polen im Uhrzeigersinn durchfahren, wobei Wollstein/Wolsztyn den Startpunkt bilden sollte. Von dort sollte es dann durch Großpolen, Masuren, Ober- und Niederschlesien gehen.

Zwei Mitstreiter mit einem Trabant waren dabei, fehlte nur das zweite Gefährt. Im Gegensatz zu den bisherigen Touren des Jahres stellte sich jedoch die Frage nicht, woher man den zweiten Fahrer nehmen solle: Seit wenigen Wochen besaß ich ihn endlich: taufrisch und anachronistischerweise noch auf dem DDR-Vordruck, aber mit Stempeln der „Sächsischen Landeshauptstadt Dresden“ versehen: den Führerschein für den Pkw!

Der fast zeitgleiche Autokauf eines Bekannten kam wie gerufen, konnte ich doch so dessen altgedienten Trabant übernehmen – ein anderes Gefährt kam budgetmäßig gar nicht in Frage. Für 150 DM wechselte er in meinen Besitz. Eine der ersten Fahrten führte zum nächsten Schrottplatz, wo für eine Investition von weiteren 20 DM fast neue Sitze, Rollgurte, Halogenscheinwerfer und unzählige Ersatzteile aus den dort aufgestapelten Wracks ausgebaut werden konnten.

Zeitlich stand ich enorm unter Druck: Bei Übernahme des Trabant war es schon Ende Juli und die geplante Tour sollte in der ersten Augustwoche starten, ich hatte aber weder einen Beifahrer noch hatte das Auto den zur Ummeldung notwendigen TÜV. In beiden Fällen sah es schlecht aus: In Bezug auf einen Beifahrer fielen alle der wenigen Kandidaten nach und nach aus und im Gegensatz zu heute waren TÜV-Termine damals dünn gesät, der nächste stand in der preisgünstigen Werkstatt meines Vertrauens erst Anfang August an.

Martin und Leo wurde das alles zu spät und ich musste sie wohl oder übel allein losziehen lassen. Ich versprach ihnen jedoch, auf jeden Fall nachzukommen. Da der Tourverlauf exakt durchgeplant war, konnte ich mir leicht ausrechnen, wann und wo ich die beiden wieder treffen könnte.

TÜV, Versicherung und Autoummeldung zogen sich ungeahnt in die Länge. Erst am 16.08.1991 konnte ich vormittags die neuen Nummernschilder in Empfang nehmen: Es konnte endlich losgehen – eine Woche nach dem Aufbruch der anderen beiden und allein auf mich gestellt.


Freitag, 16. August 1991

Der Aufbruch erfolgte am späten Vormittag bei strahlendem Sonnenschein. Der erste Weg führte zum Supermarkt, um die Verpflegung zu bunkern. Brot und Butter waren in Polen problemlos zu beschaffen, aber alles andere schleppte ich lieber mit: Unmengen an Dosensuppen, Cola, Bier, Kaffee, Cornflakes, Schokoriegeln und Obst. Zusammen mit den schon vorhandenen Sachen wurde auf dem Parkplatz das ganze Auto neu beladen: Auf dem Beifahrersitz eine Klappkiste mit einigen „Fressalien“, Getränken, Karten und Unterlagen, davor die Kühltasche im Fußraum, auf der Rückbank Fotoausrüstung, Schlafsack und Klamotten. Der Kofferraum blieb den Ersatzteilen (von einer Ersatzlichtmaschine über Zündspulen bis zum zweiten Vergaser alles dabei), Wasser- und Ölkanistern, Kochzeug und Lebensmitteln vorbehalten.

Wegen der erheblichen Verspätung erschien es mir nicht sinnvoll, den anderen stur hinterher zu fahren. Ich verfiel vielmehr auf die Idee, die Runde durch Polen einfach anders herum zu fahren: Gegen den Urzeigersinn zuerst durch den Süden. Irgendwo in Schlesien müsste ich schon auf die beiden treffen. So hatte ich nun alle Freiheit, den Tourverlauf frei nach Bedarf umzustricken.

Deshalb hieß nun das erste Ziel auch nicht direkt Wollstein/Wolsztyn, sondern es sollte erst einmal nach Nörenberg/Insko in Pommern gehen, einem der Knotenbahnhöfe des auf der Abschussliste stehenden Pommerschen Meterspurnetzes. Im wunderbaren Fotoband „Dampfbahnen in Polen“ hatte ich ein Bild von diesem Bahnhof mit drei Schmalspurdampfern der Reihe Px48 gesehen. Meldungen über die aktuelle Lage hatte ich zwar keine, aber ich wollte mal sehen, ob da vielleicht dampfmäßig noch etwas zu machen sei.

Die Fahrt führte von Eberswalde zum Grenzübergang Schwedt an der Oder, dann über Pyritz/Pyrzyce und Arnswalde/Choszczno (an beiden Orten keine Dampfloks auszumachen) nach Nörenberg/Insko. Die 160 km waren bei freien Straßen und Tankstopp inklusive (der Trabbi hatte nur eine Reichweite von maximal 300 km) in 2,5 Stunden zurückgelegt, so dass ich gegen 14 Uhr vor Ort war. Das Wetter zeigte sich jenseits der Oder von seiner eher trüben Seite und leider war auch auf dem Bahnhof rein gar nichts los: Einige aufgerollte Eas und die verlassen wirkende Einsatzstelle mit vier halb zerlegten Px48 waren etwas enttäuschend, wurden aber mangels Alternativen trotzdem auf dem Film verewigt, bevor es nun auf Südkurs Richtung Tagesziel Wollstein/Wolsztyn ging.


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Bahnhof Nörenberg/Insko

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Einsatzstelle Nörenberg/Insko

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Px48-39xx in Nörenberg/Insko



Unterwegs lagen noch zwei Ziele mit Aussicht auf Dampf: Meseritz/Miedzyrzecz mit seinen Tkt48 sowie Neu Bentschen/Zbaszynek als westlichstes Ty2-Bw. Die 150 km bis Meseritz/Miedzyrzecz waren schnell abgespult, die Fahrt auf die Ladestraße am Bahnhof brachte aber eine weitere Enttäuschung: Die gegenüber liegende Einsatzstelle war komplett tot, einige abgestellte Tkt48, sonst nichts. Hier war anscheinend schon seit dem Fahrplanwechsel im Mai Schluss – Pech gehabt! Die dichte Wolkendecke hielt mich von einem „Alibi-Foto“ ab, ich steig erst gar nicht aus dem Auto, sondern düste in Anbetracht der fortgeschrittenen Stunde (17 Uhr) weiter.

Im 30 km entfernten Neu Bentschen/Zbaszynek sah die Lage auf den ersten Blick kaum besser aus: Viele abgestellte Ty2, aber immerhin Ty2-433 stand vor dem großen Rechteckschuppen unter Dampf, wenn auch von einigen abgestellten Elloks unfotografierbar „eingebaut“. Der Gang zum Lokleiter (Dyspozytor) brachte die positive Aussage, dass am nächsten Morgen eben jene Ty2-433 nach Nietoperek fahren würde. Aber wo war nur dieses Nietoperek? Die Rückfragen nach den bekannten Zielen Topper/Toporow und Schwiebus/Swiebodzin wurden verneint und ein Atlas war gerade nicht greifbar. Erst nach einigem hin und her wurde klar, dass es sich um ein kleines Dorf bei Meseritz/Miedzyrzecz an der Strecke nach Schwiebus/Swiebodzin handelt. Na das ließ zumindest schon mal für den kommenden Tag hoffen!

Mit der Info im Gepäck ging es zum Tagesziel Wollstein/Wolsztyn, welches nur 40 km entfernt lag. Der Weg führte so oder so direkt ins Bw: Nicht nur wegen eines kurzen Blicks auf die unter Dampf befindlichen Loks, sondern auch weil das Bw gleichzeitig als Unterkunft für die kommenden Tage fungieren sollte: Seit einiger Zeit konnte man im Sozialgebäude auch als Gast übernachten! Was gab es herrlicheres, als morgens beim Zähneputzen schon vom Waschraum aus den Dampfbetrieb beobachten zu können! Die Zimmer selbst lagen nach hinten zur Seeseite raus und waren einfach, aber sehr ordentlich. Für 12 DM pro Nacht ein Schnäppchen!

Da es mittlerweile schon 20 Uhr war, beließ ich es bei einem Rundgang durch den Lokschuppen und legte mich früh schlafen.


Samstag, 17. August 1991

Der Wecker klingelte im Morgengrauen, musste ich doch bereits gegen 7 Uhr wieder in Neu Bentschen/Zbaszynek sein, um die Ty2-433 nicht zu verpassen. Das Wetter war immer noch trübe, was zumindest bei den ansonsten gegenlichtigen Aufnahmen im Bw Neu Bentschen/Zbaszynek nicht störte. Neben den interessanten abgestellten Loks machte sich Ty2-433 gerade fertig zur Abfahrt: Wassernehmen und Kohlen laden standen auf dem Programm. Nach einigen Fotos mit der beeindruckenden Großbekohlungsanlage fuhr ich an die Strecke kurz hinter dem Rangierbahnhof und wartete. Es dauerte noch mindestens eine Stunde, ehe die Lok endlich angeschnauft kam – zu meiner großen Enttäuschung aber Lz und mit dem Tender voran. Etwas lustlos fuhr ich ihr hinterher, zumal sich das Wetter nicht besserte.


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Ty2-385 im Bw Neu Bentschen/Zbaszynek

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Ty2-433 und einige Tkt48 vor der Großbekohlungsanlage

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Ty2-433 in Gross Dammer/Dabrowka



Nach zwei Aufnahmen an den Bahnhöfen Gross Dammer/Dabrowka und Rogsen/Rogoziniec postierte ich mich am Bahnhof Bauchwitz/Bukowiec. Hier ließ die Lok auf sich warten. Als sie dann endlich kam, war ich wieder einmal entsetzt: Sie hatte in Dürrlettel/Panowice doch tatsächlich auch noch Vorspann durch eine ST43 erhalten!


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Ty2-433 in Bauchwitz/Bukowiec


Etwas frustriert fuhr ich nach Meseritz/Miedzyrzecz, wo sich die Ty2-433 inzwischen vor einen Güterzug gesetzt hatte – und das wegen der Fahrtrichtungsänderung richtig herum! Endlich mal eine vernünftige Aufnahme von der Lok vor einem Zug!


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Ty2-433 in Meseritz/Miedzyrzecz


In Ermangelung von Streckenkenntnis fuhr ich nun direkt nach Nipter/Nietoperek. Der an und für sich recht hübsche Landbahnhof entpuppte sich als völlig unfotogen, da das preußische Empfangsgebäude zwischen hohen Bäumen stand, ein Seitenschuss wegen der mit Leerwagen zugestellten Nebengleise aber unmöglich war. Die hässlichen Betonlichtmasten taten ein übriges, so dass ich notgedrungen den Zug nur auf einer nichtssagenden Ödfläche ablichten konnte.


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Ty2-433 Einfahrt Bf Nipter/Nietoperek

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Ty2-433 rangiert in Nipter/Nietoperek, rechts mein Trabbi



Ich sah mir noch eine Weile das Rangieren an, dann hatte ich genug und drehte in Richtung Wollstein/Wolsztyn ab, wo um 12 Uhr der Langlauf-Personenzug 55637 nach Neustädtel/Nowy Miasteczko auf dem Plan stand – eine klassische Ty2/Ty42-Leistung. Nach einem kurzen Blick ins Bw ging es an die Strecke. Hier zeigte sich endlich auch mal wieder zaghaft die Sonne, so dass erstmals Freude aufkam.


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Ty3-2 steht zur Reparatur im Bw Wollstein/Wolsztyn

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Ty2-249 restauriert im Bw Wollstein/Wolsztyn

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Ty2-406 auf der Drehscheibe im Bw Wollstein/Wolsztyn

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Ty2-406 Ausfahrt Wollstein/Wolsztyn


Bis Neusalz/Nowa Sol (bekannt für die Wasserkräne aus dem dortigen Krausewerk) ließ sich der Zug sehr gut verfolgen, dahinter wurden es jedoch haarig: Die Straßen waren in einem jämmerlichen Zustand und führten oft abseits der Bahn durch die Landschaft, so dass ich den Zug erst am Bahnhof Döringau/Dziadoszyce wieder zu Gesicht bekam.


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Ty2-406 bei Schwenten/Swietno

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Ty2-406 in Döringau/Dziadoszyce


Nach der ganz ordentlichen Aufnahme zog es sich langsam wieder zu, so dass ich auf die tv-fahrende Rückleistung verzichtete (o.k., heute weiß ich um den begangenen Frevel angesichts der wenigen Aufnahmen von der Strecke hinter Neusalz/Nowa Sol) und stattdessen lieber an die Züllichauer Schiene nach Kopnitz/Kopanica fuhr, wo wieder eine „richtig rum“ fahrende Leistung (P 4438) zu erwarten war. Die Zeit bis zum Eintreffen des Zuges um 16:20 Uhr vertrieb ich mir mit einer sehr netten Unterhaltung mit der auf dem nachfolgenden Foto zu sehenden 86 Jahre alten Frau. Sie erzählte mir, dass sie aus dem Ort stamme und ihr Deutsch noch zu Kaisers Zeiten hier in der Schule gelernt hatte. Nun wollte sie zu einer Familienfeier zwei Dörfer weiter fahren – natürlich, weil alternativlos – mit der Bahn! Für uns heute schon undenkbar…


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Pt47-65 in Kopnitz/Kopanica


Das Bild mit der Pt47-65 im Kasten zog es mich nun an die Posener Schiene, denn die Museums-Pt47 war für mich in Wollstein/Wolsztyn ein irgendwie nicht auf die Nebenbahnen passender Fremdkörper. Da war mir die mit dem P 4437 nach Grätz/Grodzisk aufbrechende Ol49-59 schon lieber, die ich um 17:44 Uhr auf der Brücke hinter Wollstein/Wolsztyn ablichtete.


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Ol49-59 Überführung bei Wollstein/Wolsztyn


Letzter Zug des Tages war dann der von Ol49-69 geführte Personenzug 4444 nach Züllichau/Sulechow, mit dem einige schöne Motive im fahlen Abendlicht gelangen.


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Ol49-69 bei Kopnitz/Kopanica

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Ol49-69 in Groß Schmölln/Smolno Wielki

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Ol49-69 verlässt Groß Schmölln/Smolno Wielki


Nach diesen Aufnahmen ging es wie üblich noch einmal an die Tankstelle, um die Vorräte aufzufüllen. Der Liter Benzin kostete damals umgerechnet sagenhafte 78 Pfennige (knapp 40 Cent) und war somit selbst für mich als Studenten kein großer Kostenfaktor. Putzig war dabei aber die Sache mit dem Öl: Der Trabant als Zweitakter brauchte gemischten Kraftstoff. Da es in Polen kaum noch Zweitakter gab, hatten die Gemischsäulen Seltenheitswert. Wenn man mal eine fand, dann wich diese von deutschen Bauarten in einem wesentlichen Punkt ab: Während man in Deutschland das Mischungsverhältnis einstellte und dann munter drauflos tankte, besaßen die polnischen Gemischsäulen oben einen großen Trichter, in den erst das beizumischende Öl gefüllt werden musste. Ansonsten wurde halt das Öl manuell beim Tanken mit zugegeben – die Schlaglöcher der Straßen sorgten schon beim Fahren für die gute Durchmischung. Das Zweitaktöl gab es übrigens in Literflaschen zu kaufen – wenn es denn vorrätig war. Die Anschrift „Brak Olej“ an der Säule war schon mal ein schlechtes Zeichen („kein Öl“), wohl dem, der eine Reserve im Kofferraum hatte!

Vollgetankt fuhr ich zurück ins Bw Wollstein/Wolsztyn, wo ich den Abend bei einem Bierchen mit Blick auf den Lokschuppen ausklingen ließ.




Soweit zum Teil 1 - bis die Tage!
Euer xBurt.




Meine HiFo-Beiträge: [www.drehscheibe-foren.de]




3-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:07:09:19:54:57.
Das ist ja mal wieder ganz großes HiFo-Kino. Hoffentlich hast Du noch mindestens 30 weitere Fortsetzungen im Köcher!
Hallo Frank,
ich bin schon jetzt auf die Fortsetzung gespannt!
1:33-Gemisch gab es übrigens auch an den westdeutschen Tankstellen nicht, bestenfalls 1:50 für Mopeds.
Viele Grüße
Stefan

https://abload.de/img/db-251902-4003812-titu8k49.jpg

Klasse.......

geschrieben von: Sir Nigel Gresley

Datum: 25.03.11 21:25

......Du bist ein Seelenfreund von mir!

Bitte mehr.

Gruß

Dick
Da bin ich gespannt auf weitere Berichte!

Sorry:
Von mir kommen keine Beiträge und Bilder für die DSO-Foren, bis die Umleitungen rückstandsfrei weg sind!
Moin Frank!

Deine sehr anschauliche und lesenswerte Art, Deine Reiseerlebnisse der geschätzten HiFo-Gemeinde näher zu bringen, gefällt mir ausgezeichnet. Daher ist es kein Wunder, das auch ich zu denjenigen zähle, die recht ungeduldig auf Deine Fortsetzungen warten. Diese Ungeduld wird noch dadurch gesteigert, weil ich einen beachtlichen Teil der von Dir angekündigten Route aus den siebziger Jahren kenne...

Besten Dank für den gelungenen Einstieg Deines Reiseberichtes & Grüße aus dem Norden
Helmut
Diekuje bardzo! Gerne viel, viel viel viel viel mehr davon! :)
Toller Bericht! Unglaublich, wie es vor knapp 20 Jahren dort überall aussah. Heute scheint sich die Situation zu wiederholen. Nur: das Streckennetz in Polen ist mittlerweile arg geschrumpft und die Darsteller heißen SU 45 und ST 43 (siehe Auslandsforum). Trotzdem schön zu lesen, dass schon damals Pt 47-65 ("nur als Museumslok") und Ol 49-69 kräftig mitmischten.

Freue mich auf die Fortsetzungen!

LG Baranek

...und herzlichen Dank!

Re: Vor 20 Jahren: Mit dem Trabbi 5.000 km quer durch Polen, Teil 1 (mvB+Text)

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 26.03.11 01:31

Hallo Frank,

welch‘ schöner Bericht! Als Lok- und Trabant-Fahrer (habe gerade erst gestern mit der Uhr die Trabitronik neu eingestellt) bin ich komplett begeistert.

Grüße und Danke
thomas
macht nicht nur Spass die Bilder anzusehen, vor allen Dingen auch den Beitrag zu lesen.

Klasse
Schade, ich möchte mir die Bilder auch gerne anschauen. Aber es tauchen nur (x) auf.

Nach mehreren weiteren Versuchen habe ich es nun endlich geschafft. Wunderbare Bilder aus einer lange vergangenen Zeit. Super!



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2011:03:26:11:10:54.

sehr schön

geschrieben von: Joachim Leitsch

Datum: 26.03.11 11:09

da freue auch ich mich auf Fortsetzungen

RUHRKOHLE - Sichere Energie

seit dem 24.II.2022 bittere Wahrheit in Europa
Schööööön!

Das waren noch Zeiten, als die PKP noch eine Eisenbahn war.........

Lang, lang ist's her!
Mein Kompliment: genauso war es! (und auch vielen herzlichen Dank für die nette Bemerkung zum Buch "Dampfbahnen in Polen", das, heute kann man es ja sagen, in einer geradezu unglaublichen Auflage von einigen 1000 Stück vertrieben und auch verkauft wurde).

Bardzo dziekuje,

Jürgen
Vielen Dank für die netten Kommentare! Da hat sich die Arbeit ja wieder gelohnt und ich revanchiere mich gleich mit dem Teil 2:

[www.drehscheibe-foren.de]

Gruß, xBurt.



Meine HiFo-Beiträge: [www.drehscheibe-foren.de]
*Meckermodus an* Trabbi oder Trabi? Trabbant oder Trabant? *Meckermodus aus*

Schöne Fotos. Interessant wären Vergleichsfotos von heute...
Die Kurzform wird in meinen Breiten Trabbbi statt Traaaabi gesprochen - deshalb Trabbi! Traaaabant ist hingegen so oder so richtig.

Gruß, xBurt.

Edit: Ein Blick auf Wikipedia nennt übrigens beide Formen (Trabi und Trabbi)!



Meine HiFo-Beiträge: [www.drehscheibe-foren.de]




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2011:03:26:19:45:39.

Re: Vor 20 Jahren: Mit dem Trabbi 5.000 km quer durch Polen, Teil 1 (mvB+Text)

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 03.04.11 10:18

Hallo,
Schönere Bilder kann wohl kaum jemand machen!
Da sieht ja die heimische Bahn vor der Haustür alt aus.
Diese polnische Ruhe ist doch einfach schön!