Beim Umräumen für neuen Ablageplatz von Eisenbahnzeitschriften bin ich in meinem Bahnschrank auf altes Zeug zum Vernichten, namentlich einen Stapel Bremszettel, Befehle, Fplo, Zugbegleiter usw. gestoßen.
Die Bremszettel datieren vom 06.09.77 bis 15.05.84 und dokumentieren ein Stück DB-Geschichte für die unterschiedlichsten Tfz- und Zuggattungen.
Wenn es auch trockene Materie im Vergleich zu herrlichen Eisenbahnmotivbildern ist, ist es dennoch evtl. für einige Wenige von Interesse vermittels der eingetragenen Daten etwas über die damaligen Zugzusammenstellungen zu erfahren.
„Wat is ne Bremszettel ? Da schtdelle mer uns janz dumm: ne Bremszettel is ne Blatt Babier mit Zahle un Buchstabe druff“
Ein Bremszettel ist die Information für den Triebfahrzeugführer über Zuglänge, Zuggewicht, Wagenanzahl,
Achsenanzahl, Bremsbauarten und die sich hieraus ergebenden Bremsverhältnisse. Die Formel zur Berechnung befindet sich am unteren Ende des Bremszettels, wird aber kaum genutzt. Für alle Strecken sind je nach Gefälle und sonstigen Gegebenheiten die erforderlichen Mindestbremshunderstel festgelegt. Der Zugführer berechnet dann die vorhandenen Bremshunderstel aus den Daten seines Zuges. Sollten diese nicht den erforderlichen Wert aufweisen, kann über einen Befehl z.B. eine verminderte Höchstgeschwindigkeit angeordnet werden oder es müssen andere geeignete Maßnahmen ergriffen werden. Zusätzlich enthält der Bremszettel auch „Angaben über Besonderheiten des Wagenzuges“, z.B. LÜ oder Gefahrgutwagen.
Am 6. September 1977 fragte ich erstmals einen Lokführer nach Bremszetteln und von da an je nach Gelegenheit bis Mitte 1984. Die Reaktionen gingen von „Das ist verboten“ über vorsichtig die Lage peilen und dann unauffälliges Herausreichen bis zum „klar, brauchst Du auch La oder Buchfahrpläne“. Manche freundlichen Tf begaben sich sogar extra in den zweiten Führerstand um Bremszettel zu finden.Teilweise waren es ganze Stapel von über 20 Bremszetteln, die sich auf den Maschinen angesammelt hatten.
Hier nun eine bescheidene Auswahl vom Ende der 70er Jahre aus meinen Schätzen, beginnend mit meinem allerersten Fang:
06.09.77 von 194 042 für Dg 55666
11.01.78 von 111 047 für Expr.D 14089 – hier sind die Vorabausfüllung mit Schreibmaschine und die „Sonstigen Bemerkungen“ beachtenswert
01.02.78 von 210 007 für D 366 – ein beachtlicher Zug von 11 Wagen, bespannt mit Doppeltraktion
08.04.78 von 103 207 für TEE 20 – mit 3 Wagen war die 103er sicher nicht überlastet und mit dem richtigen Tf müßte der Zug voll abgegangen sein….
28.04.78 von 210 004 für D 357 – auch hier eine Doppeltraktion
18.07.78 von 184 003 für 49229
26.09.78 von 110 365 mit weißer Warnfläche für 575
15.12.78 von 117 113 für Ng 78209 – die gute alte Schnellzuglok durfte sich noch mit einem Nahgüterzug aus 18 Zweiachsern nützlich machen
23.12.78 von 194 070 für Dg 55663 – der 600m lange Durchgangsgüterzug war genau das Richtige für die schwere Maschine
21.06.79 von 182 021 für 49521 – ein langer aber leichter (unbeladener) Zug für die Exotin
21.06.79 von 182 021 für 58593 – hier sind es nur 20 Wagen, aber schwere !
09.07.80 von 220 001 für E 3122 – einer meiner „Lieblingsbremszettel“, weil 220 001 am 10.07.80 ihren letzten Einsatztag hatte und ich somit einen Beleg unmittelbar vom Ende ihrer Einsatzzeit
Als Zugabe der letzte von mir erbettelte Bremszettel vom 15.05.1984 von 140 779 für 51343 (Hannover-Linden – Fürth), dieser wurde bereits mit EDV erstellt
Ohne es zu wissen wie heute verfahren wird (ist mir inzwischen aber auch egal), könnte ich mir vorstellen, daß heute die Bremszettel über die Terminals der Zugführer ohne großen Rechen- und Erfassungsaufwand direkt ausgedruckt werden.
Fotos von den genannten Zügen besitze ich leider nicht, aber gegen passende (Zugnummer/Baureihe/Fahrplanabschnitt) Aufnahmen als Anhang in Antwortbeiträgen hätte ich bestimmt nichts einzuwenden ;-)))))))))