Museal erhaltene Fahrzeuge der Westfälischen Landes-Eisenbahn - das ist eigentlich kein sehr erfreuliches Thema, schließlich ist keine der zahlreichen und vielfältigen Dampflokomotiven erhalten geblieben, ebensowenig einer der bemerkenswerten Triebwagen. Von den Dieselloks haben bezeichnenderweise nur die kleinsten den Weg ins Museum geschafft, von den "dicken Brummern" fahren einige immerhin noch im Ausland.
Bei den Personen- und Güterwagen sowie den Draisinen sieht es dagegen viel erfreulicher aus, hier ist einiges erhalten geblieben. Allerdings sind einige Fahrzeuge bei den Museumsbahnen eher "Gebrauchsmaterial" gewesen, die einige Jahre im Musuemszug fuhren, dann aber wieder abgestellt wurden und heute bestenfalls als Lager genutzt werden. Schließlich sind einige Fahrzeuge zu benennen, die an Museumsbahnen gingen, dann aber doch verschrottet wurden. So ist die folgende Übersicht nicht mehr und nicht weniger als eine Momentaufnahme. Ergänzungen und Korrekturen sind jederzeit willkommen!
1. Diesellokomotiven
VL 0601 (KHD 55774/1954)
Die kleine Deutz-Lok (Typ T4M525R) wurde 1954 an die Ruhr-Lippe-Eisenbahn geliefert (D 53) und kam 1976 an die WLE (VL 0601), wo sie lange Jahre auf der Nordbahn lief. 1986 wurde sie Werklok bei Karmann in Rheine (01), 1992 ging sie als Geschenk der Eisengießerei Meier, Rhaden, an die Museumseisenbahn Minden, Standort Rhaden (V 6). 2004 wurde sie betriebsunfähig an die Museumseisenbahn Hamm abgegeben, wo die Aufarbeitung wegen der erheblichen Schäden zu einem langfristigen Projekt wurde. Ende 2010 ist sie noch immer in Aufarbeitung, steht inzwichen aber wieder auf eigenen Rädern. Es ist vorgesehen, die Lok wieder in den Ursprungszustand als D 53 der RLE zu versetzen.
VL 0603 (Windhoff 904/1944)
Die Einheits-Kleinlok wurde noch von der Reichsbahn bestellt (vorgesehen als Kb 5126), durch die Zerstörung des Windhoff-Werkes aber nicht abgeliefert. 1946 erfolgte die Auslieferung an die WLE (zunächst DL 3, später VL 0603). 1974 wurde sie an die Tecklenburger Nordbahn abgegeben (24), 1978 an die Dampfeisenbahn Weserbergland (V 9), 1988 schließlich an die Museumseisenbahn Minden (V 3). Die im DB-rot lackierte Maschine ist 2010 betriebsfähig am Standort Minden vorhanden.
VL 0604 (Windhoff 915/1944)
Auch diese Kleinlok stammt aus einer nicht mehr abgelieferten Bestellung der Reichsbahn (vorgesehen als Kb 5137), die Auslieferung erfolgte 1948 an die WLE (DL 4, später VL 0604, später 04). Im Januar 1998 wurde sie an die Museumseisenbahn Hamm abgegeben, die sie 2004 an den eng verbundenen Freundeskreis für Eisenbahnen Münster abgab. Die äußerlich als WLE-Lok (wenn auch nicht streng vorbildgetreu) aufgearbeitete Maschine erhielt 1999 und 2008 eine HU und ist seit vielen Jahren die wichtigste Rangierlok am Lokschuppen Münster Ost. Hier ein Bild vom Bahnhof Münster Ost:
2. Draisinen
Über die Dreisinen der WLE wurde hier [
www.drehscheibe-foren.de] schon einmal berichtet. Von den fünf Draisinen sind nicht weniger als drei erhalten geblieben:
9002 (Draisinenbau Dr. Alpers & Co. KG 10111/1945 oder 1946)
Die Draisine 9002 wurde nach der Abstellung 1977 spätestens 1981 im Hof der Hauptwerkstatt Lippstadt als Denkmal aufgestellt. Nach geringer Pflege und Schäden durch einen umstürzenden Baum wurde sie 1993 als Dauerleihgabe dem Freundeskreis für Eisenbahnen e.V. in Münster übergeben. Heute steht sie im Lokschuppen Münster Ost zwar sicher, aber unberührt abgestellt, wie das folgende Foto zeigt:
9003 (Draisinenbau Dr. Alpers & Co. KG 10079/1945 oder 1946)
Draisine 9003 wurde nach der Abstellung 1974 im November 1975 an die DGEG verkauft, 1976 an die Hespertalbahn weitergereicht (dort als V 101 geführt) und am 29.12.2002 als Dauerleihgabe an die Deutsche Draisinensammlung der EF Wetterau vergeben. Ob es dieses Gefährt noch gibt, wo es steht und in welchem Zustand es sich befindet, entzieht sich meiner Kenntnis. Vielleicht kann ein Leser hierzu eine aktuelle fotografische Anwort senden?
9005 (Draisinenbau Dr. Alpers & Co. KG 10080/ 1945 oder 1946)
Draisine 9005 wurde im März 1993 als Dauerleihgabe an den Eisenbahnclub Stadtlohn abgegeben. Sie steht heute äußerlich aufgearbeitet im ehemaligen Güterschuppen in Stadtlohn und bildet den Mittelpunkt eines kleinen Eisenbahnmuseums. Näheres zum Verein unter [
www.ecsev.de], einige (leider recht mäßige) Bilder der Draisine unter [
picasaweb.google.de]
3. Personen- und Packwagen
Von den berühmten "Wilhemshavenern" sind gleich drei museal erhalten geblieben:
2303 (WF Steinfurt 1941)
Neu an Vorortbahn Wilhelmshaven (3), 1962 an WLE (2303), 14.01.1977 verkauft an Verein zur Erhaltung der Hespertalbahn (VEH), Zustand 2010: betriebsfähig.
2305 (WF Steinfurt 1941)
Neu an Vorortbahn Wilhelmshaven (13), 1962 an WLE (2305), 20.08.1976 vermietet und 14.01.1977 verkauft an Verein zur Erhaltung der Hespertalbahn (VEH) Zustand 2010: betriebsfähig
2352 (Steinfurt 1941)
Neu an Vorortbahn Wilhelmshaven (5), 1962 an WLE (2352), 20.08.1976 vermietet und 14.01.1977 verkauft an Verein zur Erhaltung der Hespertalbahn (VEH), Zustand 2009: betriebsfähig
2311 bzw. 100 (O&K 1955)
Der ehemalige Generator- und Bereisungswagen hat eine besondere Geschichte: Gebaut als DB Halbspeisewagen BR4ümg-54 (später AR4ümg-54) 11 869, ab 1966: ARüm 216 (51 80 84-43 008-2), ab 1976 Apfelpfeil Wgüm (51 80 09-43 921-5 [P]), 1982 an WLE (Einbau Generator), WGm (Gen) 2311 (später WGm (Gen) 100), 19.. an Stichting Stadskanaal Rail (STAR) (NL) als Wagen WR134; 13.07.2007 an Verein zur Förderung des Eisenbahnmuseums Vienenburg VEV e.V., 2008 Aufarbeitung bei MaLoWa in Klostermansfeld, äußere Gestaltung rot/blau als Halbspeisewagen („Kakadu“, Wagen war bei Lieferung aber blau). Zustand 2010: betriebsfähig.
4. Post- und Packwagen
3335 (Killing & Sohn 1900)
1900 an WLE (Post/Packwagen 210, später 335, später 3335), 1970 an Deutsche Gesellschaft für Eisenbahngeschichte, Museum Bochum-Dahlhausen, Aufarbeitung im Originalzustand von 1984 bis 2001 (als Wagen 210, zweifarbige Lackierung nach Vorgaben der KPEV). Zustand 2010: Restauriert, aber nicht betriebsfähig in Fahrzeughalle ausgestellt. Hier zwei Bilder aus dem Jahr 2009:
3469 (Killing & Sohn 1883)
1883 an WLE (BCi 103), 1912 neuer Aufbau als Güterzugpackwagen (Pwg 501, später Pwg 469, später 3469), 1977 an Museumseisenbahn Minden (501). Zustand 2010: Nach jahrelangem Einsatz im Museumszug nur noch abgestellt als Lager genutzt. Der Wagen (bzw. das Fahrgestell) stammt aus dem Eröffnungsjahr der Bahn!
7020 (Killing & Sohn 1899)
1899 an WLE (Post/Packwagen 205, später 321, später 3321), 1959 Umbau in Hilfszugwagen 7020, 1974 an Museumseisenbahn Minden (321). Zustand 2009: betriebsfähig, Einsatz im preußi-schen Museumszug Minden
7037 (1883)
1883 an WLE (Personenwagen 36, später 11, später 101), 1912 Neuaufbau als Packwagen 26 (später 404 bzw. 3404), ab 1967 Gerätewagen 7037. 1980 an Historischer Schienenverkehr Wesel (Pw 11). Zustand 2009: Nach jahrelangem Einsatz im Museumszug betriebsunfähig abgestellt, erneute Aufarbeitung unwahrscheinlich. Der Wagen (bzw. das Fahrgestell) stammt aus dem Eröffnungsjahr der Bahn!
5. Güterwagen
Von den für die WLE typischen Kippmuldenwagen gibt es noch drei, mehr oder weniger museal erhaltene Exemplare:
72 (ex 5959, O&K 1953)
Fahrgestell gebaut für Omi-Wagen 5865, 1964 Umbau in Fd-Wagen 5959, ab 1988 Wagen 72. Der Wagen ist reserviert für die Eisenbahnfreunde Warstein, steht jedoch seit Jahren in Lippstadt und wartet auf die weitere Verwendung. Zustand 2010: Nicht betriebsfähig abgestellt in Lippstadt. Hier ein Foto von 2008:
73 (ex 5969, O&K 1953)
Fahrgestell gebaut für Omi-Wagen 5866, 1972 Umbau in Fd-Wagen 5969, ab 1988 Wagen 73. Zunächst an Museumseisenbahn Hamm, später abgegeben an Eisenbahn Tradition Lengerich e.V. Zustand 2010: Nicht betriebsfähig abgestellt in Lengerich. Wie das Foto zeigt wird der Wagen derzeit als Lager für Altmetall genutzt:
74 (ex 5963, O&K 1953)
Fahrgestell gebaut für Omi-Wagen 5861, 1966 Umbau in Fd-Wagen 5963, ab 1988 Wagen 74. Abgegeben an Freundeskreis für Eisenbahnen Münster. Zustand 2010: Betriebsfähig abgestellt in Münster Ost.
Im Eisenbahnmuseum in Münster Ost werden (wie schon auf dem letzten Bild zu sehen) noch zwei weitere Güterwagen verwahrt:
5302 (VWV 1939)
Klms, zuletzt bei DB als 343 3 106-4, 1979 über Westdeutscher Bahn- und Baubedarf an WLE (5302, später 96), 1999 an Hammer Eisenbahn-freunde, später an Freundeskreis für Eisenbahnen Münster, Zustand 2010: betriebsfähig, Lackierung WLE-grau.
82 (Rax-Werke 1958)
Neu an Österreichische Bundesbahn, 1987 an WLE (Uc 82), 2008 leihweise an Freundeskreis für Eisenbahnen Münster. Zustand 2010: Betriebsunfähig abgestellt.
6. Zur musealen Erhaltung vorgesehene, inzwischen verschrottete oder nicht mehr museal genutzte Fahrzeuge
Kommen wir abschließend zu den ehemaligen Museumsfahrzeugen. Hier finden sich auch die beiden Exponate des frühen, aber gescheitereten Versuchs, in Beckum ein Eisenbahnmuseum aufzubauen.
VL 0602 (KHD 55773/1954)
Neu 1954 an RLE (D 54), 1976 an WLE (VL 0602), 1984 an CCC Kohleveredelung, Brüggen (HD 1), 1996 an privat, 2002 Denkmal bei RAG Additive GmbH, Brüggen-Bracht (ab 2005: CS Additive GmbH), 2006 an V.O.F. Hölskens De Rips (NL, Händler), 2008 an Jos. Menten Metaal Recycling B. V. Roermond (NL), Lok stand 2009 zum Verkauf.
VS 1501 (TAG/DWK 1928)
Geliefert als VT 1 an WLE (später DT 1, später DT 11, später VT 1001), 1957 Umbau in VS, 1970 an Eisenbahnfreunde Beckum, äußerliche Aufarbeitung, nach Vanalismusschäden 1973 verschrottet.
2253 (Hersteller?)
AB4i, später C 4i, Baujahr 1904, Speisewagen L 51 im kaiserlichen Hofzug, später Mitropa-Speisewagen, 1943 über Erich am Ende an WLE (253, später 2253), 1969 verkauft an Eisenbahnfreunde Beckum, dort später verschrottet.
3491 (Westwaggon 1942)
Deutsche Bundesbahn (Typ Pwgs 41), 1971 an WLE (3491, zunächst Packwagen, ca. 1976 Umbau zum Maurerwaren unter gleicher Nummer), 1987 an Eisenbahnfreunde Wetterau (EFW 3491), später weiter an Oberhessischen Eisenbahnfreun-den (Gießen), zerlegt im Februar 2008 bei Firma Ferrum, Gießen.
7034 (Uerdingen 1906)
1906 an WLE (Post/Gepäckwagen 211, später 302, später 3302), 1965 Umbau in Eichwagen 7034, 1983 an Museumseisenbahn Minden (302), nicht aufgearbeitet, später verkauft, Aufbau in Rheinkamp ausgebrannt. Reste noch vorhanden?
So, und jetzt seit Ihr dran!
Viele Grüße
Burkhard Beyer
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