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 04 - Historisches Forum 

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Wien-Ost zählte zu der Zeit, als die Hamburger Mafia die Heizhäuser der Donaumetropole besuchte, zu den Bw´s, die mit einem sehr großen Bestand an Dampflokomotiven aufwarten konnten. Wir räumten daher diesem Areal eine entsprechend hohe Besuchspriorität ein und konnten Anfang März und Mitte Oktober 1972 die Zugförderungsleitung Wien-Ost besichtigen.

Die Entstehungsgeschichte hat ja Donni bereits in seinem Wien-Ost-Beitrag geschildert, daher gehen wir im heutigen Bericht gleich in die Vollen:

Am 2. März 1972 besuchten wir zum ersten Mal das Heizhaus Wien-Ost. Unser Vorsprechen auf der Lokleitung, wir waren zu viert, hatte auch hier den gewünschten Erfolg. Wir konnten uns, von einem ÖBB-Mitarbeiter begleitet, auf dem gesamten Gelände bewegen und taten dieses auch ausgiebig.

Bild 3.01: Vor dem sehr düster wirkenden Rechteckschuppen standen mehrere Loks der Baureihe 52. Eine von ihnen war die 52. 3520, die zwar aufgrund der fehlenden Windleitbleche auf dem ersten Blick noch etwas ursprünglich wirkte, aber durch das Vorhandensein von Giesl-Ejektor und Kabinentender diese Illusion schnell zunichte machte:
http://fs5.directupload.net/images/user/151207/5eoz742a.jpg


Bild 3.02: Unser Begleiter war schwer auf Zack. Rechtzeitig genug machte er uns darauf aufmerksam, das demnächst ein „Dampfzug“ vorbeifahren würde. Also ab Richtung Streckengleise (diese verlaufen parallel zur Bw-Anlage) und Position einnehmen. Es kam die 77. 244 mit einem Personenzug aus Bruck a. d. Leitha vorbeigefahren. Die modernisierten Zweiachser waren entsprechend den Lackierungsrichtlinien der ÖBB-Triebwagen hergerichtet worden, Waggons dieser Art gehörten damals nicht gerade zu den Seltenheiten:
http://fs5.directupload.net/images/user/151207/y7jze6fw.jpg


Bild 3.03: Auch die 52. 6891 hatte den Aufenthalt im Freien bevorzugt. Daher ist es nicht verwunderlich, das wir diese Lok ebenfalls fotografierten:
http://fs5.directupload.net/images/user/151207/qj2pyytf.jpg


Bild 3.04: Eine verstärkte Ausführung der Baureihe 77 stellt die Unterbaureihe 77.2 dar. Der wesentliche Unterschied zur BR 77 besteht in den deutlich größeren Wasserkästen sowie dem Vorhandensein einer Ventilsteuerung. Wien-Ost war die letzte Heimatdienststelle dieser Untergruppe und schon deshalb einen Besuch wert. Vor einem ehemaligen Mitropawagen stand die 77. 259, die ebenso wie die weiteren Exemplare dieser Baureihe einen sehr schlechten Pflegezustand aufwies:
http://fs5.directupload.net/images/user/151207/ri3s4gv3.jpg


Bild 3.05: Und wieder tat sich was auf der Ostbahn. Es war der 5041. 05, der von Wien-Süd nach Stadlau fuhr. Im Hintergrund ist übrigens das Wiener Arsenal zu sehen, dort befand sich in der Nähe die bekannte Klimakammer der UIC, in der Schienenfahrzeuge aufgrund bestimmter (klimatischer) Messverfahren zertifiziert wurden:
http://fs5.directupload.net/images/user/151207/yuhdczcd.jpg


Bild 3.06: Nun wurde der Rundgang fortgesetzt, dabei kamen wir auch beim „Hofhund“ 93. 1449 vorbei. Die vor den Schlackewagen stehende Lok hatte 2 unterschiedliche Laufachsen, eine Mischung, die bei dieser Baureihe häufiger vorkam:
http://fs5.directupload.net/images/user/151207/e97h2cuf.jpg


Bild 3.07: Von einer Besonderheit zu sprechen, wäre bei dieser Lok sicherlich übertrieben. Jedenfalls konnten wir feststellen, daß die 52. 844 nicht über den ansonsten im Wiener Großraum obligatorischen Wasserenthärter verfügte. Es blieb die einzige Lok der Baureihe 52, die wir dort in dieser Ausführung angetroffen haben, das Foto entstand bei der Ausfahrt der 52. 844:
http://fs5.directupload.net/images/user/151207/ba3bft8s.jpg


Bild 3.08: Die österreichische Lokomotivindustrie konnte Anfang der sechziger Jahre eine Lieferung von Großdieselloks an die Bulgarische Staatsbahn (BDZ) abwickeln. Das Vorabexemplar (Bj. 1960, 2x 1100 PS) dieser Serie wurde bei der ÖBB als 2020. 01 eingestellt und überwiegend auf der Ostbahn eingesetzt. Während Donni in seinem Beitrag diese Lok sogar als Farbfoto zeigen kann, begnügten wir uns mit Schwarz-Weiß:
http://fs5.directupload.net/images/user/151207/b8m3wkc8.jpg


Bild 3.09: Die 77. 253 hatte sicherlich auch schon ihre besten Zeiten hinter sich, als ich die Lok neben dem Schuppen fotografierte. Hinter der Lok steht der bereits in Donnis Beitrag gezeigte Schneepflug ex E77:
http://fs5.directupload.net/images/user/151207/9wngzzm5.jpg


Bild 3.10: Das 52er-Pärchen, das nun auf dem Gelände auftauchte, wurde von der 52. 3812 angeführt. Die zweite Lok blieb allerdings nummernmäßig anonym, bei der mangelhaften Pflege der Loks war das keine Überraschung…
http://fs5.directupload.net/images/user/151207/zjx6ihyl.jpg


Bild 3.11: Eine weitere 52 suchte später die Heizhaus-Gestaden auf. Die 52. 6938, die gerade an der immer noch auf ihr Ausfahrtssignal wartende 52. 844 vorbeifuhr, wurde nur wenige Wochen nach unserem Besuch abgestellt:
http://fs5.directupload.net/images/user/151207/myror5ra.jpg


Bild 3.12: Inzwischen hatte sich auch schon das Tageslicht merklich zurüchgezogen, daher bildete die im einheitlichen Look daherkommende Zuggarnitur, geführt vom 5146. 102, die letzte Aufnahme an jenem Märztag 1972:
http://fs5.directupload.net/images/user/151207/r78sfkv7.jpg


Auch wir zogen uns nun merklich zurück, indem wir uns bedankten und etwas außerhalb von Wien auf Quartiersuche gingen.


Im Oktober des selben Jahres war ich zusammen mit Manfred Z. erneut in Wien. Für uns war ein erneuter Besuch im Heizhaus Wien-Ost beschlossene Sache, daher kreuzten wir dort am sehr frühen Morgen auf. Sinngemäß wurden wir mit den Worten begrüßt: „Ach, ihr seit es wieder, am Telefon konnten wir den Namen nicht verstehen! Aber ihr könnt gleich losmarschieren!“ Wir schauten uns verdutzt an, denn wir hatten natürlich nicht in Wien-Ost angerufen und unseren Besuch avisiert. Aber das mußte ja nicht jeder wissen, also zogen wir los…

Bild 3.13: Die Loks der Baureihe 77.2 war für uns nach wie vor die Hauptattraktion des Depots. Natürlich gehörte auch die 77. 250 dazu und wurde deshalb in Schwarz-Weiß…
http://fs5.directupload.net/images/user/151207/c6oliz7a.jpg


Bild 3.14: …und aus einem anderen Blickwinkel in Farbe fotografiert:
http://fs5.directupload.net/images/user/151207/agtb9anr.jpg


Bild 3.15: Nun kam die 93. 1431 herbeigefahren. Die bereits geöffnete Wasserklappe verriet den Zweck dieser Anreise, wie meine Aufnahme deutlich zeigt:
http://fs5.directupload.net/images/user/151207/m6bpihzl.jpg


Bild 3.16: „Fast eine V100“ könnte man bei flüchtiger Betrachtung der 2041. 01 meinen. Der in Wien-Ost beheimatete Einzelgänger wurde von der Lokomotivfabrik Simmering-Graz-Pauker (SGP) als Konkurrenz zur Baureihe 2043 entwickelt, verfügte über 1250 PS und ging trotz seiner besseren Nebenbahntauglichkeit gegenüber der 2043 nicht in Serie. Leider gelangen mir nur wenige Aufnahmen von dieser interessanten Lok, denn diese war gerade in Begriff, das Areal zu verlassen:
http://fs5.directupload.net/images/user/151207/vtaha5r5.jpg


Bild 3.17: Abschlußfoto unseres Frühbesuches wurde die Aufnahme der schon auf Reserve stehenden 77. 261, denn wir hatten an jenem Tag, unterstützt durch ein herrliches Oktoberwetter, noch einige weitere Besuche vor:
http://fs5.directupload.net/images/user/151207/txkhzba3.jpg


Damit ist die „Besuchszeit“ in Wien-Ost beendet, aber im Großraum Wien gab es für Donni und mich zahlreiche weitere interessante Begegnungen mit der Eisenbahn. Deshalb werden wir im nächsten Beitrag über das Heizhaus Wien-Nord berichten!

Zum Schluß die geografische Übersicht der Region, von der unsere Beiträge berichten:

http://fs5.directupload.net/images/user/151207/5h2nta3f.jpg




Grüße von Elbe und Isar

Helmut und Donni



Übersicht der Gemeinschaftsbeiträge von Helmut Philipp und Donni zum Thema „Wien, Marchfeld und das Weinviertel“:
Teil 1 - Vorwort zu unseren Beiträgen
Teil 2 - Zugförderungsleitung Wien-Ost, Teil1


Meine bisher erschienenen Beiträge findet ihr durch Anklicken des Bildes hier:
http://s14.directupload.net/images/user/140226/jikgddpg.jpg
Inhaltsverzeichnisse von weiteren Eisenbahnfreunden
bitte hier anklicken!



17-mal bearbeitet. Zuletzt am 2015:12:07:21:41:45.

Re: Wien, Marchfeld und das Weinviertel – 3: Das Heizhaus Wien-Ost, Teil 2 (m17B)

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 20.10.10 23:50

Hach, was ist das schön und interessant!

Weckt Erinnerungen...

Vielen Dank und Grüße
Thomas

Zu Bild 3.03

geschrieben von: 03 1008

Datum: 21.10.10 07:44

Hallo Helmut,

vielen Dank für den interessanten Bericht! Eine 52.6691 (Bild 3.03) hat es allerdings bei den ÖBB nicht gegeben. Die Lok (ver)endete bei der DB.

Beste Grüße, Helmut

Re: Wien, Marchfeld und das Weinviertel – 3: Das Heizhaus Wien-Ost, Teil 2 (m17B)

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 21.10.10 10:18

Hallo Namensvetter,

was für eine wunderschöne Reihe! Man kann sich gar nicht satt sehen. Ich komme wegen verschärften Zeitmangels momentan leider kaum dazu, DSO zu verfolgen (geschweige denn mit Kommentaren zu "verstopfen" ;-)), aber diesmal musste ich wenigstens einen Dreizeiler loswerden. Ich bin sehr gespannt auf die weiteren Folgen!

Viele Grüße innerhalb des HVV,
Helmut
Klasse Beiträge!
Frage an mich selbst: Warum hab ich das nicht gemacht, verdammt noch mal?

Gruß aus Wien
Helmut Philipp schrieb:
-------------------------------------------------------
> Im Hintergrund ist übrigens das Wiener Arsenal zu sehen, dort befindet sich in der Nähe die bekannte Klimakammer der UIC, in der
> Schienenfahrzeuge aufgrund bestimmter (klimatischer) Messverfahren zertifiziert werden

Richtig ist "befand sich". Die heutige Rail Tec Arsenal ist Ende 2002 zum neu errichteten Klima-Wind-Kanal nach Floridsdorf übersiedelt.

mfg
MS
Vielen Dank für diesen genialen Beitrag!

@ Spantenwagen im TW-Design: Diese Wagen waren mit einer Webasto Heizung ausgestattet um auch gemeinsam mit TW, die über keine Zugheizung verfügen, eingesetzt zu werden. Im Bereich Wien Ost gab es viele Linien, wo Spantenwagen gemeinsam mit TW fuhren.

@ Wasserenthärter: Wien Ost bekam das Wasser von der 1. Wiener Hochquellenwasserleitung; diese bringt Wasser von den Kalkstöcken Schneeberg und Rax; das Wasser ist daher ziemlich hart - aber schmeckt köstlich.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2010:10:27:09:37:29.
Well done, Helmut!

Yielen Dank (nicht nur) für diesen Beitrag.


Beste Grüße in den hohen Norden, Michael




PS.: Ansonsten, da gehörn'se rein
troll.jpg
und anschließend ab dafür, besser ist das

Dieser Pflegezustand....

geschrieben von: Olaf Ott

Datum: 22.10.10 23:15

..., Helmut und Stefan, war mir bisher nicht so bekannt.

Waren die Loks nur in Wien so "heruntergewirtschaftet"?


Vielen Dank für Eure Einblicke!

Allerbeste Grüße an Elbe und Isar!

Olaf Ott

Ach Du bist das wieder!

geschrieben von: martin welzel

Datum: 25.10.10 14:11

;-))

Da mussten ja wieder einmal interessante Fotos stecken, in Deinem Beitrag! Wie in Donnis Beitrag sehe ich wieder Bilder aus Wien-Süd (Ostbahn), wo ich erst dieses Jahr mal hingefunden habe! Das Bw ist - natürlich - dem Erdboden gleich gemacht worden und die Neubau-Umgehungsstrecke wurde gerade dort angelegt. Das Arsenal aber steht natürlich noch, nur die Triebfahrzeuge sind andere...

Danke auch für diesen Beitrag,

Martin

Re: Dieser Pflegezustand....

geschrieben von: Klosterwappen

Datum: 25.10.10 20:58

Nicht unbedingt.
Viele Dampflokpartien ließen ihre Loks verkommen, in der Hoffnung, bei deren Ausmusterung eine neue Diesellok zu erhalen.
Pech, wenn sie mit einer mindestens genau so schlechten Dampflok beteilt wurden.

Fakt ist:
Das Ende der Dampftraktion stand vor der Tür und kaum jemand trauerte ihr eine Träne nach. Erst als es dann ernst wurde und nur mehr in Strasshof Dampfloks in Betrieb waren, setzte die Sentimentalität ein; aber da war es dann schon zu spät.

Re: Dieser Pflegezustand....

geschrieben von: Nordbahn bertl

Datum: 07.11.10 20:33

Klosterwappen schrieb:
-------------------------------------------------------
> Nicht unbedingt.
> Viele Dampflokpartien ließen ihre Loks verkommen, in der Hoffnung, bei deren Ausmusterung eine neue
> Diesellok zu erhalen.
> Pech, wenn sie mit einer mindestens genau so schlechten Dampflok beteilt wurden.

Du verbreitest "Urban Legends", oder warst du selbst so ein ÖBB´ler?!

Was hätte den der Heizer dann zu tun gehabt auf der Diesel-Lok?

Dieselloks haben/hatten keine fixe Mannschaften ...
bzw
Solange eine Dienststelle eben für Dampfloks eingerichtet war, solange gab es dort auch Dampfloks.
Die Diesel- bzw E-Loks konnten nur nach und nach die Dampfloks ersetzen,
Lokführer, Heizer, Heizhaus- und Werkstättenbedienstete wurden nach und nach umgeschult.
Den tatsächlichen (indirekten) Grund für den optisch "schlechten" Zustand der alten Dampfer hast Du ja genannt:

Klosterwappen schrieb:
-------------------------------------------------------
> Das Ende der Dampftraktion stand vor der Tür ...

... und darum wurde in die noch zahlreich vorhandenen Dampfer nichts mehr investiert,
schon damals standen im ehem Verschubbahnhof Straßhof lange Reihen von hinterstellten 52ern, 93ern, etc.
Fast alle Strecken in Wien und Umgebung, wo das "Schnürl" noch fehlte, wurden im Laufe der frühen 1970er mit Fahrdraht überspannt, das Ende der Dampftraktion zeichnete sich ab, wozu also Resourcen verschwenden, wenn die Maschinen in Kürze im Hochofen landen würden?!



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2010:11:07:20:43:57.
Danke, daß Du uns Deine "Heizhaus Wien Ost"-Schätze zeigst!
Meine Anmerkungen bzgl "Wiener Wasser" und "Weichmacher-Behälter" auf 52er-Tendern sieh im anderen Wien-Ost- bzw Stadlau-Thread Eurer Serie.

Freundliche Grüße von der Nordbahn aus Wien sendet

Nordbahnbertl