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<1970> Eine 103 für 250 km/h (Zeitungsmeldung)

geschrieben von: Pallaswiese

Datum: 16.10.10 15:48

Hallo,

bei der Lektüre von Nobbis Bildern zur 103 118 (HiFo, August 2005) erinnerte ich mich an eine Zeitungsmeldung von Egbert A. Hoffmann über eine geplante Superlokomotive. Die Entwicklung wurde dann ja wohl nicht weiter verfolgt. Im Hamburger Abendblatt vom 20. Mai 1970 war (auszugsweise) Folgendes zu lesen:

"Die Bundesbahn plant nun auch das Tempo 250

Superlok wird erprobt / Teststrecke zwischen den Städten Hamm und Bielefeld

In elf Tagen, ab Fahrplanwechsel am 31. Mai, wird der TEE 'Blauer Enzian' zum Star der Bundesbahn. Von Hamburg nach München jagt er in nur sieben Stunden und fährt auf weiten Entfernungen Tempo 200. Aber die Bundesbahn will noch schneller werden. Sie hat jetzt eine elektrische Superlokomotive in Auftrag gegeben, die 250 km/h erreichen soll.

Auf normalen Schnellzugstrecken kann der sechsachsige Renner seine ungeheure Kraft - weit mehr als 14.000 PS - nicht in Geschwindigkeit umsetzen. Denn für Tempo 250 sind umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen nötig. Eine ausgesprochene Rennstrecke, wie sie einst die Deutsche Reichsbahn für Testzwecke bei Berlin besaß, hat die Bundesbahn nicht.

Dennoch fanden die Ingenieure im Streckennetz der Bundesrepublik einen schnurgeraden Abschnitt, der sich für solche Geschwindigkeiten ohne Umbauten eignet: Zwischen Hamm und Bielefeld. Die Superlok soll vorerst keine Züge, schon gar keine Reisezüge ziehen. Die Bundesbahn will mit diesem stählernem Kraftpaket zunächst Lauftechnik, Belastung des Stromabnehmers und die Reibung der Räder auf den Schienen untersuchen. Aus den ermittelten Werten ergeben sich dann wichtige Hinweise für den künftigen Gleisbau.

Damit lassen die Bundesbahningenieure erkennen, daß Tempo 200 keinesfalls das Maximum an Schnelligkeit bedeuten soll. Als Endpunkt gilt jetzt Tempo 250 'und darüber', wie die Ingenieure lakonisch andeuten. Seit geraumer Zeit blicken sie interessiert nach Frankreich, wo man ebenfalls mit Superloks laboriert. Die Franzosen sind den Deutschen immer noch um etliche Nasenlängen voraus, was das Tempo auf Schienen betrifft."

Und so weiter.
Dazu gab es auch eine Grafik:

http://www.walter-kuhl.de/dso/E103_250.jpg

Hat der Redakteur da etwas mißverstanden? Ging es eigentlich nur um eine Testlok für höhere Geschwindigkeiten oder war tatsächlich eine schnellere Version der 103 geplant?

Gruß, Walter

Die Riedbahn von Darmstadt nach Goddelau-Erfelden, und mehr, auf https://www.walter-kuhl.de/riedbahn/.
Neueste Seite: Bahnwärterhäuser in Darmstadt und der näheren Umgebung. *** Mein DSO-Inhaltsverzeichnis.




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2010:10:16:15:48:54.
Hallo Pallaswiese!

Eine 103 für den Geschwindigkeitsbereich um 250 km/h hat es tatsächlich gegeben. Die 103 118-6 wurde für Schnellfahrversuche mit einer speziellen Getriebeübersetzung ausgerüstet, mit der am 12.09.1973 zwischen Gütersloh und Neubeckum 252,9 km/h erreicht wurden. Später wurde genau dieses Getriebe in die 103 003-0 eingebaut.

Gruß

Helmut

Re: <1970> Eine 103 für 250 km/h (Zeitungsmeldung)

geschrieben von: Mw

Datum: 16.10.10 16:15

Und die Grafik zeigt nur den pfeilförmigen Verzierungsanstrich um die Lüftergittergruppe, die einzig die 103 109-5 aufwies.
Das war die erstabgenomme 103.1, am 08.09.70.

Schönen Abend
Mw

Bei der Fülle des zu verarbeitenden Materials sind einzelne Fehler oder Unrichtigkeiten nicht gänzlich zu vermeiden (Kursbuch Deutsche Bundesbahn)

Re: <1970> Eine 103 für 250 km/h (Zeitungsmeldung)

geschrieben von: Pallaswiese

Datum: 16.10.10 16:21

Ehmmm ... ja ... aber deshalb habe ich doch auf Nobbis Beitrag zur 103 118 verlinkt. Soweit klar. Aber der Artikel suggeriert ja etwas Anderes, nämlich eine ganze Bauserie schnellerer Loks auf Grundlage der 103.

@Mw: Ja, das ist mir auf der Grafik auch aufgefallen. Da war die Presseabteilung der DB wohl mangels weiter entwickelter Vorstellungen über das Aussehen dieser Loks recht einfallslos.

Gruß, Walter

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Re: <1970> Eine 103 für 250 km/h (Zeitungsmeldung)

geschrieben von: Mw

Datum: 16.10.10 18:23

Als der Zeitungsartikel im Mai 1970 erschien, war noch keine einzige 103.1 ausgeliefert. Die Inbetriebnahme deutete sich wohl in der Presse an, so daß scheinbar viel herumorakelt wurde. Mit einer einfachen Änderung der Getriebübersetzung (wie zwischen E 10 und E 10.12) konnte die 103.1 leicht 250 km/h erreichen, was die 118-6 ja bewiesen hat. Von der Fahrmotorleistung her gesehen absolut kein Problem. Doch die Probleme mit den "Randkompenenten" sowohl am Triebfahrzeug (Trafo, bereits das Sorgenkind bei der 103.0, Verformbarkeit der Außenhaut, von der AFB ganz zu schweigen) und an den Strecken beendeten das mögliche Ziel 250 km/h recht bald. Zudem waren gar keine Reisezugwagen für 250 km/h vorhanden, oder täusche ich mich da?

Zu den Strecken: Wurden nicht gerade Anfangs der Siebziger DB-weit die zulässigen Streckengeschwindigkeiten herabgesetzt,
wegen nicht mehr weiter zumutbarer Belastung der S49- Schienen? Hier wäre mal ein Buchfahrplanvergleich aufschlussreich.
Ich empfehle z.B. Strecke Göttingen-Hannover oder Koblenz-Mainz 1968 vv 1972, jeweils für einen 160 km/h schnellen Zug.

Von daher gesehen denke ich nicht, daß die Bahn VOR Inbetriebnahme der 103.1 an einem weiteren, schnelleren Lokmuster gebastelt hat. Das wäre doch sonst allgemein bekannt.

Schönen Abend
Mw

Bei der Fülle des zu verarbeitenden Materials sind einzelne Fehler oder Unrichtigkeiten nicht gänzlich zu vermeiden (Kursbuch Deutsche Bundesbahn)

Eine E-Lok hat kein Getriebe...

geschrieben von: Michael O.

Datum: 16.10.10 23:38

Helmut Philipp schrieb:
-------------------------------------------------------
> Eine 103 für den Geschwindigkeitsbereich um 250
> km/h hat es tatsächlich gegeben. Die 103 118-6
> wurde für Schnellfahrversuche mit einer speziellen
> Getriebeübersetzung ausgerüstet, mit der am
> 12.09.1973 zwischen Gütersloh und Neubeckum 252,9
> km/h erreicht wurden. Später wurde genau dieses
> Getriebe in die 103 003-0 eingebaut.


... im klassischen Sinne. Sicher gab es eine Übersetzung zwischen Motorritzel und Großrad, aber einzeln für jeden Einzelachsantrieb separat. Da gibt es nur eine feste Übesetzung, ohne Kupplung, ohne Gänge.
Das ist ein grundsätzlich anderes Antriebsschema, als z.B. bei einer dieselhydraulischen Lok, die wirklich ein Getriebe mit den o.g. Eigenschaften besitzt.


Viele Grüße

Michael

... der kleine Zug der Dir gefällt,
fährt nur im Kreis, nicht in die Welt.
So klein fängst Du Dein Leben an,
doch was kommt dann?

Udo Jürgens in "Der große Abschied"

Re: Eine E-Lok hat ein Getriebe

geschrieben von: Mikado-Freund

Datum: 17.10.10 00:02

Einspruch. Ein „Getriebe im klassischen Sinne” ist nicht gleichbedeutend mit „Zusammenbau von Schaltgetriebe und Kupplung”.

„Getriebe dienen zur Übertragung und Umformung (Übersetzung) von Bewegungen, Energie und/oder Kräften” [de.wikipedia.org], das ist schon alles.

Kupplung und im Falle eines Schaltgetriebes auch noch wechselbare Übersetzungen; das ist nur eine Teilmenge von Getrieben.


Es ist schon richtig so, was Helmut geschrieben hat.



mfG

Walter

Re: Eine E-Lok hat ein Getriebe

geschrieben von: Mw

Datum: 17.10.10 16:14

Wie wärs mit "Übersetzungsverhältnis des Fahrmotor-Antriebs" ?

Schönen Abend
Mw

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