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Drei Stunden Bördebahn am 14. Oktober 1982


Am 14. Oktober 1982, einem Donnerstag mit wechselhaftem Wetter, hatte ich Gelegenheit, ab der Mittagszeit etwa drei Stunden an der „Bördebahn“ zu verbringen.

Bei der Bördebahn handelt es sich um die Eisenbahnstrecke von Düren nach Euskirchen. In ihren besten Zeiten war diese Verbindung eine zweigleisig ausgebaute Hauptstrecke, die unter Umgehung des Knotens Köln und mit der Fortsetzung von Euskirchen nach Bonn eine attraktive Verbindung der Wirtschaftsregion Aachen an die Rheinschiene und in die Eifel bot.
Im Jahre 1982 zeichnete sich die Stillegung der Bördebahn einerseits bereits ab, andererseits gab es immer noch längere zweigleisige Streckenabschnitte und eine hauptbahnmäßige Sicherungstechnik. Der Zugverkehr war allerdings bereits auf ein mit Akkutriebwagen gefahrenes Alibizugpaar im Personenverkehr und bescheidenen regionalen Güterverkehr zusammengeschmolzen.



Mein erster Anlaufpunkt war der in ländlicher Idylle gelegene urige Haltepunkt mit dem für rheinische Ohren wohlklingenden Ortsnamen „Jakobwüllesheim“. Der Haltepunkt selbst bestand nur aus einem Ortsschild und einem Wartehäuschen in zeitlos-geschmacklosem 70er-Jahre-Design.

Bild 1
http://img684.imageshack.us/img684/4550/119821014hpjakobwuelles.jpg


Unmittelbar am Bahnsteig befand sich außerdem ein kleiner beschrankter Bahnübergang, der als Dienstraum des Schrankenwärters noch eine jener Bretterbuden vorweisen konnte, die die Deutsche Reichsbahn vielfach als Provisorien für kriegszerstörte Bahnbauten aufgestellt hatte. Ein gepflegter Eisenbahnergarten und ein Vorsignal mit Spiegelkasten vervollständigten die Szene.

Bild 2
http://img826.imageshack.us/img826/2046/219821014hpjakobwuelles.jpg

Bild 3
http://img96.imageshack.us/img96/1866/319821014hpjakobwuelles.jpg


Hier fotografierte ich den einzigen von Euskirchen nach Düren verkehrenden Reisezug dieses Tages. Die roten Akkufahrzeuge 815 763 und 515 586 des Bw Düren machten das Motiv perfekt.

Bild 4
http://img823.imageshack.us/img823/4056/419821014hpjakobwuelles.jpg

Bild 5
http://img828.imageshack.us/img828/1374/519821014hpjakobwuelles.jpg

Bild 6
http://img443.imageshack.us/img443/2008/619821014hpjakobwuelles.jpg

Auf dem Nachschuss ist schon der Bahnhof Bubenheim zu erkennen, dessen Einfahrvorsignal sich beim Posten 6 befand.

Bild 7
http://img594.imageshack.us/img594/539/719821014hpjakobwuelles.jpg


Bei normalem Bahnbetrieb hätte ich anschließend nach Hause fahren können, weil hier der nächste Zug erst wieder am kommenden Tag fahren würde. Ich fuhr aber noch zum Schrankenposten 7 bei Vettweiß.

Bild 8
http://img16.imageshack.us/img16/4145/819821014beivettweisspo.jpg


Der Posten 7 hatte in jenen Jahren einige Bekanntheit erlangt. Wegen des immer noch hauptbahnmäßigen Betriebes auf der Bördebahn mussten nämlich alle Bahnübergänge an der Strecke gesichert sein. Der Posten 7 wurde aber nicht mehr mit Personal besetzt, so dass dessen Schranken vom Zugbegleitpersonal der beiden Reisezüge im Rahmen eines Betriebshaltes bedient werden mussten.

Bild 9
http://img64.imageshack.us/img64/631/919821014beivettweisspo.jpg


Um die Absurdität des Geschehens deutlich zu machen: Der ganze Aufwand wurde für diesen Feldweg betrieben.

Bild 10
http://img143.imageshack.us/img143/6669/1019821014beivettweissp.jpg


Am 14. Oktober 1982 und einige Tage vorher wurde der Posten 7 allerdings noch einmal mit Personal besetzt. Weil die Strecke Köln-Aachen von einem Braunkohlebaggertransport überquert wurde, hatte die Bördebahn schon mehrere Umleiterzüge aufgenommen. Am 14. Oktober verkehrten zudem einige Militärzüge der belgischen Stationierungsstreitkräfte über diese Strecke.
Deshalb lohnte es, hier am Posten 7 auszuharren und zu versuchen, davon etwas zu fotografieren.

Bild 11
http://img683.imageshack.us/img683/6273/1119821014beivettweissp.jpg


Zunächst rollte ein Skl von Kall über Euskirchen nach Düren vorbei. Heute hatte er die Gunst, den Posten 7 ohne Halt zu passieren.

Bild 12
http://img696.imageshack.us/img696/9607/1219821014beivettweissp.jpg

Bild 13
http://img37.imageshack.us/img37/3260/1319821014beivettweissp.jpg

Bild 14
http://img97.imageshack.us/img97/6964/1419821014beivettweissp.jpg

Bild 15
http://img202.imageshack.us/img202/9614/1519821014beivettweissp.jpg


Wenig später folgte der erste von Euskirchen kommende und in Richtung Düren fahrende Militärtransport. Die Nummer der Zuglok war perfekt getarnt. Als Schublok war 290 256 im Einsatz.

Bild 16
http://img190.imageshack.us/img190/6895/1619821014beivettweissp.jpg

Bild 17
http://img689.imageshack.us/img689/2270/1719821014beivettweissp.jpg

Nachschuss mit 290 256 in die Weite der Bördelandschaft

Bild 18
http://img693.imageshack.us/img693/6655/1819821014beivettweissp.jpg


Vom zweiten Militärtransport dieses Nachmittags kann ich nur den Nachschuss zeigen, da das schwarz-weiße Hauptfoto derb zerkratzt ist. Der zweite Zug wurde allerdings von einer 215er alleine über die Bördebahn gezogen.

Bild 19
http://img802.imageshack.us/img802/2011/1919821014beivettweissp.jpg

Bild 20
http://img715.imageshack.us/img715/712/2019821014beivettweissp.jpg


Wer sich hier über das hohe PKW-Aufkommen am Posten 7 wundert - neben dem Schrankenwärter und dem Fotografen war die Bahnmeisterei erschienen, um einen gebrauchten Gasofen abzuholen, den man dem Schrankenwärter in seiner kalten Wellblechbude eigens für diese Sondereinsätze geliefert und aufgestellt hatte...

Bild 21
http://img838.imageshack.us/img838/2578/2119821014beivettweissp.jpg


Bis zu den nächsten Zügen sollte es dann noch einige Stunden dauern. Da zuhause aber noch andere Termine anstanden, brach ich an dieser Stelle ab – schließlich waren Fotos von 2 Militärzügen auf der Bördebahn nebst dem „Beifang“ ja auch schon respektables Ergebnis dieser Tour...

Bild 22
http://img707.imageshack.us/img707/5246/2219821014beivettweissp.jpg



Mit vielen Grüßen
besonders an Markus F ;-))

Roland Keller

[www.eisenbahn-stolberg.de]

http://img116.imageshack.us/img116/6122/signkleincr5.jpg http://img178.imageshack.us/img178/2033/logo2kleinve1.jpg http://img253.imageshack.us/img253/2018/dlalogo3kleinrn6.jpg

Bahnbetriebswerk Stolberg --- vergangen, aber nicht vergessen....




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2010:07:21:20:01:27.

Interessante Betriebsabläufe

geschrieben von: Michael P

Datum: 21.07.10 08:22

Hallo Roland,

dieser Eisenbahnausflug gefällt mir auch wieder ausgesprochen gut.

Betrieblich interessant finde ich auf dem letzten Bild das Schild "Halt für Zug- und Rangierfahrten". *EDIT*: Habe überlesen, was Du dazu bereits geschrieben hattest, scusi.

Falls der Bü jedoch ausnahmweise besetzt war, bekamen die Triebfahrzeugführer dann einen Befehl geschrieben, dass sie durchfahren durften?

Dankeschön für die Zeitreise zurück nach 1982 und herzliche Grüße,
Michael.

(Edit, weil Hinweis im Bericht überlesen)



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2010:07:21:13:12:37.

Herrlich!

geschrieben von: Handrad- u. Hebelbediener

Datum: 21.07.10 12:15

Ich konnte mir ein schmunzeln beim Lesen dieser Tatsachen aus Eisenbahnabsurdistan nicht verkneifen.

Re: Herrlich!

geschrieben von: eifelindianer

Datum: 21.07.10 19:48

Zur Info:

Posten 6 und 7 lagen nur 2 km auseinander.

MfG
auch aus der Hildesheimer Börde kam nichts, aber die Börde der Voreifel ist auch nicht zu verachten. Trotzdem interessante Fotos, danke dafür!

Gruß
Ludger


Hallo Ludger,

Danke für den Hinweis. Ich habe es gleich eingepflegt...


Mit vielen Grüßen

Roland

[www.eisenbahn-stolberg.de]

http://img116.imageshack.us/img116/6122/signkleincr5.jpg http://img178.imageshack.us/img178/2033/logo2kleinve1.jpg http://img253.imageshack.us/img253/2018/dlalogo3kleinrn6.jpg

Bahnbetriebswerk Stolberg --- vergangen, aber nicht vergessen....

. (o.w.T)

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 21.07.10 22:35

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2010:07:22:15:47:53.
Hallo Ludger !

Diese "Bördebahn" ist wohl eine jüngere Wortschöpfung. Jetzt gibt es neben den von Dir genannten Börden eine weitere. In der Köln-Bonner Bucht wurde die Region zwischen Euskirchen und Düren liebevoll "Sackeifel" genannt. Vielleicht hilft hier mal ein Euskirchener oder Zülpicher weiter.

Wenn ich die herrlichen Schrankenposten sehe, dann muß ich feststellen, daß ich was verpaßt habe, was einmal in unmittelbarer Nähe lag. Vor fast 40 Jahren saß ich mal in einem Eilzug Aachen - Bonn via Euskirchen, aber da war es draußen schon finster und mein Interesse an der Bahn galt überwiegend der Dampftraktion.

Prima, daß Roland Keller an der Piste auf den Auslöser gedrückt hat !

Gruß

Rübezahl
Hallo miteinander,

die flache Region westlich von Köln ist durchaus als Bördelandschaft geläufig. In meiner Schulzeit waren dafür die o.a. Begriffe üblich. Auch bei wikipedia findet man dazu einen Eintrag => [de.wikipedia.org].
(Andere Bördelandschaften mögen überregional bekannter sein. Für mich als Rheinländer war der Begriff jetzt so naheliegend und selbstverständlich, dass ich die Verwechslungsgefahr nicht gesehen hatte. Sorry wenn es deshalb Missverständnisse gegeben haben sollte.)

Der Begriff "Bördebahn" mag eine neuere Wortschöpfung sein. Der Name hat es aber ebenfalls schon ins wikipedia geschafft => [de.wikipedia.org]. Diese griffige Bezeichnung soll auch bei der Reaktivierung helfen, sie kann regionale Identifikation erzeugen und wie eine Marke wirken.

Gruß

Roland

[www.eisenbahn-stolberg.de]

http://img116.imageshack.us/img116/6122/signkleincr5.jpg http://img178.imageshack.us/img178/2033/logo2kleinve1.jpg http://img253.imageshack.us/img253/2018/dlalogo3kleinrn6.jpg

Bahnbetriebswerk Stolberg --- vergangen, aber nicht vergessen....
Wenn man einen Begriff benutzt, sollte man diesen auch näher erklären!

Der Begriff Bördebahn ist als einzelnstehender Begriff für die Allgemeinheit eher irreführend, da es in Deutschland mehr wie nur eine Börde gibt (dazu siehe Wikipedia).

Bei der Bördebahn handelt es sich um eine Eisenbahnlinie im Bereich der Zülpicher Börde. Direkt im Anschluß daran befindet sich die Jülicher Börde (siehe dazu auch Wikipedia). Beide liegen nahe der Köln Bonner Bucht. Börde und Köln Bonner Bucht sind nur durch den Villerücken voneinander getrennt.

MfG
de eifelindianer



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2010:07:22:09:17:27.

Re: Drei Stunden Bördebahn am 14. Oktober 1982

geschrieben von: haltepunkt

Datum: 22.07.10 11:12

Moin,

sehr schöner Beitrag mit interessanten Fotos. Schnucklig, diese Schrankenposten ... .

Gruß und bis die Tage
Jakobwüllesheim... noch nie gehört. Aber das war ja ein wahrhaftiger Bilderbuch-Hp! Bahnsteig, BÜ-Posten, Vorsignal mit Spiegelkasten - herrlich. Sogar mit dem 70er-Jahre-Design des Unterstands kann ich mich anfreunden, inzwischen sehe ich es so, daß sich das besser in das "ältere" Umfeld einfügt, als mancherlei heutige Bahnsteigmöbel. Oder besser gesagt: unauffälliger. Schade nur, daß eine Scheibe zerdeppert ist.

Auch die Abholung des Gasofens mittels DB-Polo fand ich sehr amüsant. Alltag wars halt...

Viele Grüße,
Georg

https://doku-des-alltags.de/banner/DSObanner01.jpg

April 2023, DSO-Username geändert: aus Djosh wurde doku-des-alltags – sonst ändert sich nix ;-)
Hallo,

als in Zülpicher finde ich, daß Börde die Sache schon im Kern trifft - nur ist der Begriff nicht so geläufig also deutschlandweit)
Aus RLP oder Hessen betrachtet ist die "Eifel-Bördebahn" wohl auch ok ..

Aber warum um soetwas debattieren - fahrt lieber die Strecke mal ab - da drehe ich die Kurbel öfters fleissig -aber leider nicht mehr in Jakobwüllesheim!
Ich lade gerne mal zu einer "vorher-nachher" Fototour mit Schienenbus ein ...
Grüße

Sebastian



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2010:07:22:21:13:23.
Djosh schrieb:
-------------------------------------------------------
> Jakobwüllesheim... noch nie gehört. Aber das war
> ja ein wahrhaftiger Bilderbuch-Hp! Bahnsteig,
> BÜ-Posten, Vorsignal mit Spiegelkasten - herrlich.
> Sogar mit dem 70er-Jahre-Design des Unterstands
> kann ich mich anfreunden, inzwischen sehe ich es
> so, daß sich das besser in das "ältere" Umfeld
> einfügt, als mancherlei heutige Bahnsteigmöbel.
> Oder besser gesagt: unauffälliger. Schade nur, daß
> eine Scheibe zerdeppert ist.
>
> Auch die Abholung des Gasofens mittels DB-Polo
> fand ich sehr amüsant. Alltag wars halt...
>
> Viele Grüße,
> Georg







Hallo!

Zumindest als Modellbahner sollte man die Kirche dieses Dorfes als Kibri Modell kennen:

[www.nexusboard.net]
Hallo!

Interessant sind auch BÜ Warnlichtanlagen mit dem Leuchten mit der Aufschrift "2 Züge".

Jakobwüllesheim... noch nie gehört.

geschrieben von: S&B

Datum: 23.07.10 16:28

Doch doch: Etwa 5 km weiter befindet sich Frauwüllesheim! :-)
Grüße
Ulrich

Re: Jakobwüllesheim... noch nie gehört.

geschrieben von: eifelindianer

Datum: 23.07.10 18:58

Nur mal so zur Info.

Der Haltepunkt Jakobwüllesheim (mit seinem Bahnsteig von 85 Metern Länge) wurde erst um 1955 eröffnet. Vorher gab es Ihn nicht.

MfG



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2010:07:23:19:01:38.
Spitze, ein sehr schöner Beitrag über eine Strecke, die hier bisher noch nicht sooo präsent ist!!!

Wenn man sich das alles mal in Ruhe anschaut, merkt man wieder ganz deutlich, dass sich die Eisenbahn mittlerweile um beinahe 180 Grad gedreht hat. Was für einen Aufwand man damals noch getrieben hat, für eine aussterbende Strecke; auch der "Ofentransport" im Polo..... heute absolut undenkbar.
Da kann man´s einfach nur wiederholen: Gute - alte - Bundesbahnzeit!

Gerne mehr davon!!! :-)

Die Osterfelder Ostereier grüßen freundlichst
Ich habe es heute eigentlich schon verdrängt mit wie viel Personaleinsatz früher der Betrieb geleistet wurde. Ich erwische mich heute häufig beim denken "Hier (und da) kann man aber noch einsparen..." Dieses Rationalisierungs-Selbstverständlichkeit hat einen echt schon aufgefressen. *kopfschuettel*

Danke das Du mich a bissl' entschleunigt hast!

Hyvää Päivää

Die Signatur wurde beendet.