Hallo HiFo-Freunde,
Ihr habt es vielleicht schon gemerkt: meinen wöchentlichen Rhythmus kann ich gegenwärtig leider nicht einhalten, was aber nichts mit einem Motivationstief zu tun hat, sondern dem Zeitmangel zuzuschreiben ist. Ich gestehe, daß daran unter anderem die FIFA-WM Schuld hat, aber die ist ja auch mal wieder zuende. Den heutigen Beitrag wollte ich eigentlich schon vor Jahren mal bringen, aber dann kam mir ein Kollege zuvor und ich wählte ein anderes Thema. Mittlerweile ist wieder etwas Gras darüber gewachsen und ich denke es ist mal wieder an der Zeit, an die ehemalige Nebenbahn Neumarkt – Beilngries zu erinnern. Von der Jahreszeit her paßt es auch, denn mein leider einziger Besuch an dieser interessanten Strecke fand am 5.Juni im Jubiläumsjahr 1985 statt. An diesem Mittwoch startete ich offenbar morgens mit dem Auto, um ganz gezielt den damaligen Streckenendpunkt anzusteuern.
Beilngries hat eine über tausendjährige Geschichte, die sehr interessant ist und besitzt schon fast eben so lange das Marktrecht. 1879 wechselte es von Mittelfranken zur Oberpfalz und kam erst 1972 im Zuge der Gebietsreform nach Oberbayern. Ebenso interessant liest sich die angebliche Entstehung des eigenartigen Ortsnamens:
Zwei Brüder aus dem Geschlecht der Grafen von Hirschberg wollten eine Stadt gründen. Über den Standort wurden sie lange nicht einig. Schließlich vereinbarten sie, ihre Streitäxte von der Burg Hirschberg ins Tal zu schleudern. Dort wo sie hinfielen, sollte die Stadt entstehen. Sie warfen die Äxte ins Tal hinab. Im Schwemmgeröll von Sulz und Altmühl, im „Gries“, blieben sie liegen. Nach dem „Beil im Gries“ wurde die Stadt benannt.
Aber zurück zur Sulztalbahn. Auch ihre Geschichte, nachzulesen bei Wikipedia, ist faszinierend. Wer weiß heute noch, daß Beilngries mal ein Bahnknoten gewesen ist? Immerhin dürfte bekannt sein, daß die Strecke von Neumarkt in der Oberpfalz bis zum Sommerfahrplanwechsel 1967 bis Dietfurt reichte und bei meinem Besuch 1985, wo werktags außer Samstag immerhin noch drei Zugpaare bis Beilngries verkehrten, gab es zu jedem auch einen Busanschluß nach Dietfurt.
Ich war wohl so gegen 11 Uhr in dem stattlichen Bahnhof und hatte noch genügend Zeit, mich vor der Ankunft des N6487 um 11.47 Uhr umzusehen. Der Bahnhof döste an diesem warmen Junimorgen verlassen vor sich hin und wurde in erster Linie zum Abstellen nicht benötigter Güterwagen genutzt.
Bild 1
Der Blick in die andere Richtung zeigt die Einfahrt aus Richtung Neumarkt und das nicht mehr genutzte Güterschuppengleis.
Bild 2
Auch Bild 3 zeigt einen Bahnhof im Dornröschenschlaf.
Bild 3
Schon zuvor war mir aufgefallen, daß ein Gleis in Richtung Süden noch weiter führte und es lohnte sich, dem nachzugehen, denn was ich damals noch nicht wußte, war, daß der ursprüngliche Bahnhof ein Stück weiter in dieser Richtung lag und dort sah es 1985 noch so aus:
Bild 4
Das mittlere Gleis war das Streckengleis nach Dietfurt. Zu sehen ist links auch noch das ehemalige Maschinenhaus mit Dienstwohnung.
Pünktlich um 11.47 Uhr kam der N6487.
Bild 5
Zu meiner Überraschung brachte ihn eine Hofer Lok, die 211 321.
Bild 6
Es gab tatsächlich einige Fahrgäste, die mit dem Mittagszug nach Beilngries gekommen waren …
Bild 7
… und es gab auch einen weiblichen Fahrgast, der die Rückfahrt auf keinen Fall verpassen wollte und schon vor dem Umsetzen die sicherlich mollig warmen Umbauvierachser enterte.
Bild 8
Zum Umsetzen mußte die V100 ein Stück in Richtung Güterbahnhof fahren.
Bild 9
Natürlicher Blumenbewuchs trägt immer viel zur Idylle auf Nebenbahnen bei (auch wenn ich das auf Hauptbahnhöfen schon ebenso beobachtet und dokumentiert habe).
Bild 10
Man hatte noch Zeit und mußte nicht zum Schinden einiger Minuten Wendezüge einsetzen und um dem Zugbegleiter den Spaß des Trittbrettfahrens und Weichenstellens zu verderben.
Bild 11
So, die Maschine ist wieder angekuppelt.
Bild 12
Es folgt noch die obligatorische Bremsprobe.
Bild 13
Auf der Rückfahrt nach Neumarkt begleitete ich den nun als N6490 bezeichneten Zug noch ein Stück des Weges und verewigte ihn als erstes kurz vor Plankstetten.
Bild 14
Der Nachschuß ist eigentlich mehr zufällig eine meiner Lieblings-Nebenbahnaufnahmen geworden.
Bild 15
Es war nicht schwer, den Zug zu überholen und ihn bei seinem Halt in Plankstetten noch einmal zu verewigen. Man sieht, daß es hier auch ein Anschlußgleis gab.
Bild 16
Nicht fehlen darf natürlich das bekannte Motiv am Ludwig-Donau-Main-Kanal in Berching.
Bild 17
Das letzte Bild entstand bei Pollanten:
Bild 18
Damit ließ ich es gut sein und drehte um zur Rückfahrt in die Wahlheimat. Leider ist dies wie schon erwähnt mein einziger Besuch an dieser Strecke geblieben, was ich natürlich heute sehr bedauere aber nie mehr wiederholen kann. Gut zwei Jahre später wurde der Personenverkehr eingestellt und wiederum zwei Jahre später auch der Güterverkehr. Kurz danach wurde die Strecke bis auf ein kurzes Gleisstück abgebaut, das als Bahnhofsnebengleis angeblich auch heute noch für einen Firmenanschluß genutzt wird. Kann das jemand bestätigen?
Ich kann aus den anfangs genannten Gründen nicht versprechen, am kommenden Sonntag wieder präsent zu sein, aber eines tue ich wie immer: ich wünsche euch für heute einen recht schönen Wochenausklang. Bis demnächst,
dampfgerd