Ich gebe es zu: Manchmal „geht es mit einem durch“, und genau so war es bei dieser Geschichte.
Am Anfang stand ein kleines Rätselbild vom alten Lokschuppen in Wipperfürth. Bald wurde klar,
dass man zwei oder drei Vergleichsbilder aus jüngeren Tagen würde nachschieben müssen. Und jetzt
ist daraus ein Beitrag mit über 30, teils historischen Bilddokumenten geworden. Man möge es mir
nachsehen, denn ich bin kein Freund von „Riesenbeiträgen“, aber jetzt ist er nun einmal fertig
und zusammengestellt, jetzt bleibt er auch so, wie er ist.
Wipperfürth ist eine Kleinstadt im Oberbergischen Land, die an der Eisenbahnverbindung
von Bergisch Born (an der Strecke Remscheid-Lennep – Opladen) nach Marienheide (an der Strecke
Hagen – Brügge/W. – Dieringhausen – Köln) lag. Der Eröffnung von Lennep nach Wipperfürth erfolgte
1876 (GV) bzw. 1877 (PV). Erst 1902 wurde die Fortsetzung nach Marienheide in Betrieb genommen.
1910 wird Wipperfürth zum Abzweigbahnhof: Die Strecke nach Anschlag – Oberbrügge wird in Betrieb
genommen. Gleichzeitig wird eine Bw-Aussenstelle (von Lennep) mit zweiständigem Lokschuppen eingerichtet.
Nach genau 50 Betriebsjahren wird der Gesamtbetrieb auf der Strecke nach Halver eingestellt. Der
letzte Personenzug von Marienheide nach Wipperfürth fährt 1985, ein Jahr später ist der Restabschnitt
von Bergisch Born aus dran. Spärlicher GV hält sich bis Ende 1995, dann ist endgültig Schluss.
Den Anfang macht eine Luftaufnahme, die etwa 1955 entstanden sein muss. Diagonal
verlaufend ist das Bahngelände in Wipperführt zu erkennen, am rechten Bildrand das alte
Empfangsgebäude, links am Rand etwas höher ist an der Ausfahrt in Richtung Remscheid-Lennep
schwach der alte Lokschuppen auszumachen. Aufnahme: Slg. Kleinschmidt
Ein Blick in Richtung der Bahnhofsausfahrt nach Marienheide und Halver., ebenfalls um 1955
aufgenommen. Gut zu erkennen sind auf beiden Luftaufnahmen die Baracken des Flüchtlings-
Durchgangslagers, das den Neubürgern im Oberbergischen noch in schlechter Erinnerung sein dürfte.
Foto: Slg. Kleinschmidt
Das alte Empfangsgebäude war relative klein, es wurde in den 1950er Jahren durch einen großen
Neubau ersetzt. Foto: Slg. Kleinschmidt
In den späten 1970er entstand diese Aufnahme eine Nahverkehrszugs in Wipperfürth.
Gut erkennbar ist der klotzige Bahnhofsneubau.
Rund 12 Jahre nach der Stilllegung ragt nur noch das inzwischen privat genutzte
Gebäude aus dem Urwald, der sich auf dem Bahngelände breit gemacht hat, heraus.
So bot sich die Bw-Aussenstelle Wipperfürth in den 1950er Jahren dar. Hinter dem
Lokschuppen standen der Wasserturm und ein kleines Dienstgebäude. In unmittelbarer
Nachbarschaft wurde später eine Fußgängerbrücke errichtet, die heute noch ungenutzt steht.
Foto: Slg. Kleinschmidt
Von der erwähten Brücke aus entstand diese Bild des Lokschuppens, etwa 1973/74. Zwar lag
zu diesem Zeitpunkt noch ein Zufahrtgleis zum Schuppen und es gab noch eine Diesellok-Tankstelle,
der Gebäude selbst war jedoch schon zweckentfremdet und vermietet. Sein Zustand war schon
damals nicht mehr gut zu nennen.
Eine weitere Ansicht des Lokschuppens, dismal von der entgegengesetzten Seite. Auf dieser
Aufnahme ist auch die Fußgängerüberführung zu erkennen. Das kleine Dienstgebäude fehlt bereits.
Die Aufnahme (Slg. Kleinschmidt) soll 1968 entstanden sein.
Die Betonbrücke, wie sie sich in der ersten Hälfte der 1980er Jahre darbot: gesperrt!
Fußgänger nutzten ohnehin schon längst den kürzeren Weg über die Gleise.
Eine Dreiereinheit 798/998 verläßt Wipperführt in Richtung Lennep. Die Aufnahme entstand
von der Brücke. Damals waren die Bahnanlagen noch einigermaßen vollständig.
Ein weiterer Zug in Richtung Lennep, dismal als „Nachschuss” in die andere Richtung.
Rechts sind das Zufahrtgleis zum Bw und das Fundament des Bekohlungskrans zu erkennen.
Verschiedentlich kamen Sonderzüge durch Wipperfürth, wie dieser VT 08, den die Teleaufnahme
beim Verlassen des Bahnhofs Wipperfürth in Richtung Bergisch Born zeigt.
Wie der Nachschuss auf den VT 08 zeigt, lag das Lokschuppengleis auch Mitte der 1980er
Jahre noch; die Weiche sieht man ganz oben im Bild.
Wenig spatter war es damit vorbei. Nach dem Ende des Personenverkehrs 1986 wurde alles entfernt,
was nicht mehr unbedingt notwendig war.
Endzeitstimmung: Ende 1995 kommt 64 491 mit einem Sonderzug nach Wipperfürth. Es war der letzte
Reisezug, der hier ankam. Man sieht dem Bahnhof den heruntergekommenen Zustand längst an.
Das letzte Bild von der Brücke mit Zug. Eine 212 gibt der 64er Hilfestellung und spart Zeit beim
Kopfmachen. Im Bw-Gelände türmen sich schon Schuttberge, aber der Lokschuppen stand noch.
2007: Ein Gemisch aus Unrat, Bauschutt und Urwald hat sich auf den Gleisen breit gemacht.
Um auf die Fußgängerbrücke zu gelangen, war eine Astschere notwendig. Der Blick geht in
Richtung Bahnhofsgebäude.
Drei Jahre spatter, die selbe Perspektive, aber das Bild hat sich gelichtet. Der Bauunternehmer
ist verschwunden, die Gleise auch. Dafür ist die Trasse für einen Fahrradweg geschoben worden.
Noch einmal ein Bild aus 2007, diesmal mit Blickrichtung Lennep. Rechts ist die Schuppenwand
zu erkennen, das Vorfeld ist mit Bauschutt und Containern zugerümpelt.
Aktuell bietet sich in der selben Perspektive dieses Bild. Das Areal wurde großzügig abgeräumt,
im hinteren Bereich entsteht ein Neubaugebiet. Von Gleisen und Bw ist nichts mehr zu erkennen.
Ein Bild aus halbwegs besseren Tagen, aufgenommen 1973/74. Leider habe ich es nie für notwendig
gehalten, hier mal einen aus Lennep einfahrenden Zug zu fotografieren.
So stellte sich die Situation aus dem vorherigen Bild 2007 dar.
Und heute sieht es aus, wie auf diesem Bild gezeigt. Der Radweg wirft seine Schatten voraus.
Da das Umfeld gerodet worden ist, ist auch die Brücke selbst nicht mehr so stark zugewachsen.
Warum man sie stehen ließ, ist mir jedoch nicht klar, denn benötigt wird sie längst nicht mehr.
Ein Blick aus Richtung Norden an der ehemaligen Bahnhofseinfahrt, wie er zu Betriebszeiten leider
nie entstanden ist und wohl so auch nicht möglich gut war. Vom Bw ist nichts mehr zu erahnen.
Viel Platz wurde dem Bachlauf eingeräumt.
Der abendliche Nahverkehrszug RS-Lennep – Dieringhausen hat Wipperfürth erreicht. Die Züge auf
dieser Strecke waren für ihr altes Wagenmaterial bekannt. Lange Zeit fuhr hier noch ein Di mit, der
einseitig eine offene Bühne aufwies (er ist hier leider nicht im Zug).
Der entsprechende Nachschuss auf den N nach Dieringhausen. Gut zu erkennen ist, dass in den 1970er
Jahren die Brücke über den Südost-Kopf noch fehlte. Rechts steht ein Portalkran, der auch auf der
ersten Luftaufnahme ganz zu Anfang neben dem Kamion zu erkennen ist.
So sah Hochbetrieb im Bahnhof Wipperfürth in den 1980er Jahren aus: Eine Übergabe mit Wuppertaler 212,
eine unplanmäßige Köf vom Bw Dieringhausen und ein Skl im Arbeitseinsatz.
Ein Bild von der Ausfahrt in Richtung Lennep darf nicht fehlen. Der Flugplatz liegt hier in
unmittelbarer Nachbarschaft. Von hier düste seinerzeit der legendäre rheinische Hosenkönig
Müller-Wipperfürth regelmäßig ins In- und Ausland, um sein Lohndumping-Unternehmen (damals gabs das
auch schon!) und seine Mitarbeiter strengstens zu kontrollieren.
Zum Schluss zwei Bilder einer P8-Sonderfahrt im Frühjahr 1972, hier bei der Einfahrt in
Wipperfürth aus Richtung Lennep. Ganz hinten ist die Fußgängerbrücke schwach zu erkennen.
Vor der Umgestaltung durch die neue Umgehungsstraße zeigt sich der südöstliche Bahnhofskopf
1972. Das rechte Gleis führte früher nach Halver und diente später nur noch der Bahnmeisterei
als Abstellgleis.
Ich habe meinen Textbeitrag bewusst knapp gehalten, um nicht zu voluminös zu werden. Dennoch hoffe ich,
einen kleinen Einblick in eine Bahnhof gegeben zu haben, dem meines Wissens bislang noch keine umfassende
Würdigung zuteil geworden ist. Vielleicht ist dies ja ein Anstoss für die örtlichen Eisenbahnfreunde,
weitere Nachforschungen anzustellen bzw. ihr eigenes Schatzkästlein zu öffnen.
Es grüßt
Der Bergische!
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2010:04:30:09:35:43.