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 04 - Historisches Forum 

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Wie üblich zunächst der Verweis auf die beiden Teile:

Vor 30 Jahren: Alle fünf Vorserienloks der BR 120 ausgeliefert – Teil 1 (m23B)

Vor 30 Jahren: Alle fünf Vorserienloks der BR 120 ausgeliefert – Teil 2 (m23B)

Vor 30 Jahren: Alle fünf Vorserienloks der BR 120 ausgeliefert – Teil 3 (m26B)

Vor 30 Jahren: Alle fünf Vorserienloks der BR 120 ausgeliefert – Teil 4 (m27B)



Die 752 005 war also zum 01. Januar 1992 in 120 005 umgezeichnet und dem Bw Nürnberg 1 zugeteilt worden. Dort übernahm sie zunächst die Beförderung von IC-Zügen in der Relation Nürnberg - München. Ab dem 01. Juni 1992 wurde dann auch die mit radial einstellbaren Radsätzen ausgerüstete 752 003 wieder als 120 003 geführt und zusammen mit der 120 005 bevorzugt auf der Relation Nürnberg – Probstzella vor IC-Zügen auf der Frankenwaldbahn eingesetzt, wobei sie oftmals mehr als 1000 Kilometer am Tag unterwegs waren . Auch 120 003 gelangte mit der Umzeichnung vom Bw Nürnberg 2 (Rbf) zum Bw Nürnberg 1 (Hbf).

Anfang Dezember 1992 war ich persönlich auf dem Tiefpunkt meiner bislang fast 52 Jahre angelangt. Um mich irgendwie abzulenken, kaufte ich mir kurzerhand eine Rückfahrkarte Osnabrück – München, und setze mich am 09. Dezember 1992 frustriert und völlig unmotiviert kurzerhand morgens in einen Zug Richtung Süden. Die Tage waren so düster wie meine allgemeine Situation. Über Köln – Koblenz – Stuttgart und München erreichte ich am 12. Dezember 1992 Nürnberg Hbf. Entsprechend der Jahreszeit war es noch recht dunkel, als die 120 005 mit dem IC 701 „Saaletal“, Halle/Saale – München, die Frankenmetropole erreicht hatte. Eine unbekannte 103 übernimmt den Zug am anderen Ende zur Fahrt nach München, während 218 383 am Signal auf Weiterfahrt wartet:
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Gegen Mittag war es dann doch merklich heller geworden, als 120 003 mit dem IC 801 „Therese Giehse“, Berlin – München, in Nürnberg eingetroffen ist:
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Nur anderthalb Stunden später bespannte die Lok den Gegenzug IC 800 „Therese Giehse“, Zell am See (A) – München – Berlin. Im Gegensatz zur 120 005 hatte die 120 003 ihre rot-beige Farbgebung behalten. Die DR-Wagen in einem IC waren auch zwei Jahre nach der Wiedervereinigung immer noch gewöhnungsbedürftig:
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Danach setzte ich mich zur Rückreise nach Osnabrück in den ICE nach Hannover. Ich hatte während dieser vier Tage angefangen neuen Mut zu schöpfen, eigentlich konnte es nur bergauf gehen. Und es ging bergauf, schneller als gedacht, und im Frühjahr 1993 hatte ich dann eine neue Perspektive.

Etwa zu diesem Zeitpunkt, am 09. März 1993, ist die 120 005 mit dem IC 701 „Saaletal“ in Nürnberg Hbf eingetroffen:
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Am 12. August 1993 bespannt 120 003 ebenfalls in Nürnberg Hbf den IC 800 „Therese Giehse“ (beide Fotos A. Lehnert):
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Noch aufwändiger stellte sich Umrüstung der 752 004 dar, die bereits im Januar 1992 nach Kassel überführt worden war. Sie sollte im Werk bei ABB Henschel neben einer neuen Leistungs- und Steuerelektronik sowie Polyol-Ester als Kühlflüssigkeit für Transformator und Stromrichter auch neue vom ICE-V abgeleitete Drehgestelle erhalten. Mit 2650 mm besaßen diese einen kürzeren Achsstand, während die elastisch geführten Radsätze einen Durchmesser von lediglich nur noch 1100 mm aufwiesen. Bei diesen „Flexifloat“-Drehgestellen entfiel der Drehzapfen, statt dessen erfolgte die Anlenkung über Zug- und Druckstangen. Die Motoren wurden weitgehend von den Laufwerken entkoppelt im Rahmen gelagert, was die dynamische Gleisbeanspruchung verminderte. Mit 6400 kW Leistung und einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h stand sie als stärkste Drehstromlokomotive ab Herbst 1992 der Versuchsanstalt Minden zu Testzwecken zur Verfügung. Nach wie vor war sie jedoch als 752 004 unterwegs. Zum 14. März 1993 wurde die Lok umgezeichnet und ebenfalls beim Bw Nürnberg 1 stationiert.

Im Juli 1992 war die 752 002, die als Prototyp für wassergekühlte Elektronik dienen sollte, dem AEG-Werk in Hennigsdorf zugeführt worden. Zudem sollte die Anpassung der Steuerelektronik mit Mikroprozessoren für eine Einzelradsteuerung erfolgen, um auch unter schwierigen Bedingungen ohne Schleudern anfahren und beschleunigen zu können. Doch die Arbeiten an der Lok zögerten sich durch immer neue Probleme heraus. Bis April 1993 war die Lok bei ASF (AEG Schienenfahrzeuge GmbH Henningsdorf) auf die wassergekühlte Technik umgebaut worden, doch verschiedene Probleme führten dazu, dass die Lok immer wieder zwischen ASF und München-Freimann hin- und hergeschickt wurde. In der Zeit vom 16. Juli 1993 bis zum 6. September 1993 erhielt die Lok wegen Fristablaufs im AW München-Freimann eine E 2 Untersuchung, wobei die Lok zunächst nur für 140 km/h zugelassen wurden. Anschließend weilte die Lok erneut bei AEG in Henningsdorf um für Messfahrten und notwendige Anpassungsarbeiten zur Verfügung zu stehen. Im Oktober absolvierte die Lok zusammen mit der "White Lady" 143 001 erste Testfahrten vom Umbauwerk aus. Später erfolgten dann erste Einsätze zwischen Berlin und Dresden, diesmal bereits mit einer Zulassung von 160 km/h.

Nicht mit der „Weißen Lady“, sondern mit einer Lok der DR/DB-Baureihe 112.1 ist die 752 002, wie die Lok zu diesem Zeitpunkt offiziell noch hieß, am 18. Oktober 1993 in Hennigsdorf unterwegs (dieses Foto von L. Walter stellte mir freundlicherweise Thomas Konz zur Verfügung):
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Es folgten ab dem 15. Dezember 1993 weitere Probefahrten (u.a. Störstrombeeinflussung zwischen Straubing und Plattling, sowie Hochgeschwindigkeitsfahrten mit 200 km/h auf der Schnellfahrstrecke München - Augsburg - Donauwörth) vom BZA München aus. Am 3. Januar 1994 wurden erstmals nach dem Umbau zwischen München - Augsburg - Donauwörth 200 km/h erreicht. Am 14. März 1994 kam die nun orientrote Lok nach der Abnahme offiziell unter der alten Nummer 120 002 in den Betriebsdienst beim Bw Nürnberg West, wie das Bw Nürnberg 1 seit kurzem hieß. Allerdings war diese Nummer bereits seit dem Umbau an der Lok angebracht. Gleichzeitig verlor die 120 002 mit der Rückkehr in den Plandienst auch das weiße Schriftenband auf den Seitenflächen.

Vierzehn Tage nach Rückkehr in den Plandienst fotografierte A. Lehnert die 120 002 am 28. März 1994 vor dem IC 800 „Therese Giehse“:
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Am 20. April 1994 fotografierte Chr. Völk die 120 002 eingerahmt vom 401 060 und der 120 115 vor dem EC 10 „Mimara“, Zagreb (HR) – Berlin in München Hbf:
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Damit war lediglich als einzige Vorserienlok die im Bw Nürnberg Rbf beheimatete 752 001 als Bahndienstfahrzeug verblieben, die weiterhin den Versuchsämtern zur Verfügung stand.

Es war Sonntag, der 13. März 1994, als über Norddeutschland ein Orkan tobte. Allerdings war er erst für den Nachmittag vorher gesagt. Da ich erfahren hatte, dass an diesem Sonntag 752 001 mit einem DB-Talgo in Minden stehen sollte, machte ich mich trotz Sturmböen noch am Vormittag mit dem PKW auf den Weg dorthin:
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Die ersten Folgen des Sturmes kamen mir auf der Rückfahrt bei Neesen zu Auge.

Nur eine Woche später, am 20. März 1994 musste die 752 001, teilweise noch verkabelt, in Nürnberg im Plandienst vor dem IC 800 „Therese Giehse“, aushelfen (Foto J. Stender):
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Am 11. August 1994 war sie dann wieder im Dienste der Versuchsanstalten unterwegs. Zusammen mit der 751 001 (ex 110 385) passiert sie den Bf Elze an der Nord-Süd-Strecke, als H. Wellmann auf den Auslöser drückte:
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Ab Sommer 1994 wurde für die vier 120 002 bis 120 005 folgender Umlauf zwischen Nürnberg und Probstzella aufgestellt: IC 804 - EC 11 - IC 812 - IC 705 - EC 10 sowie IC 805 (Mo-Sa). Zudem konnten die Loks auch zwischen München und Nürnberg beobachtet werden.

Im Jahre 1994 führte mich ein Teil meines Jahresurlaubs in den südbayrischen Raum. Auf der Rückfahrt bin ich noch einmal zur schönen (Spät-)Sommerzeit für 2 Tage ins Land der Franken gefahren, wobei mein Hauptaugenmerk aber auf den „Pendolinos“ (durfte man damals noch so bezeichnen) der BR 610 lag.

Am Abend des 24. Septembers 1994 erreichte 120 004 mit dem fast eine Stunde verspäteten IC 709 „Clara Schumann“, Berlin – München, Nürnberg Hbf:
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Zuvor war schon der IC 700 „Saaletal“, München – Halle/Saale, sogar über Hof umgeleitet worden, wobei 218 217 als Zuglok zum Einsatz kam. Über den Grund habe ich seinerzeit nichts in Erfahrung bringen können.

So ergab sich für 1994 folgendes Bild:
752 001 mit dem Getriebe für 280 km/h war weiterhin in TEE-Farben lackiert und stand den Versuchsanstalten zur Verfügung. Sie kam aber häufig auch im Zugdienst zwischen Nürnberg und Probstzella zum Einsatz.

120 002 war von AEG Henningsdorf im Jahr 1993 als Prototyp für wassergekühlte Elektronik umgebaut worden und zusammen mit den anderen drei 120.0 er vor allem im IC-Dienst zwischen Nürnberg und München bzw. Probstzella anzutreffen. Die Lok trug den orientroten Anstrich mit „Lätzchen“. Die Lok war für 160 km/h zugelassen

120 003 erhielt außer den Laufwerken mit radial einstellbaren Radsätzen keine größeren Umbauten. Ebenfalls mit HG 160 km/h war auch sie im IC-Dienst zwischen Nürnberg und Probstzella anzutreffen und trug noch die alte TEE-Farbgebung.

120 004 war Erprobungsträger der Firma ABB Henschel für eine neu zu entwickelnde modular aufgebaute Schnellzuglokomotive im Rahmen des "Eco2000" Konzeptes. Die orientrot lackierte Lokomotive war seit Herbst des Jahres ebenfalls im IC-Dienst zwischen Nürnberg, München und Probstzella eingesetzt. Ihre Höchtsgeschwindigkeit betrug 230 km/h.

120 005 war ebenfalls Erprobungsträger der Firma ABB Henschel für eine neu zu entwickelnde modular aufgebaute Schnellzuglokomotive im Rahmen des "Eco2000" Konzeptes. Auch sie trug den orientroten Lack und wurde im IC-Dienst zwischen Nürnberg, München und Probstzella eingesetzt. Die Lok war 1992 mit GTO-Stromrichtern und MICAS S-Leittechnik ausgerüstet worden und hatte während der Betriebsphase monatlich bis zu 25.000 km ohne nennenswerte Probleme zurückgelegt. Die 120 005 war bis zum Erscheinen des Eurosprinters mit einer Dauerleistung von 6400 kW die stärkste vierachsige Elektrolokomotive der Welt. Sie konnte aus dem Stillstand innerhalb von 16 Sekunden auf 200 km/h beschleunigen.

Die beiden Versuchsträger 120 004 und 120 005 hatten bis zur Präsentation des Konzeptes „Eco2000“ durch ABB Henschel auf einer rollenden Pressekonferenz im Herbst 1994 bereits 500.000 Kilometer zurück gelegt. Der aus zwei Wagen bestehende Pressezug wurde dabei von beiden Lokomotiven von Frankfurt/M. nach Mannheim gezogen. Im Gegensatz zu Krauss-Maffei/Siemens („Eurosprinter“127 001 ) und AEG („12x“ 128 001) griff ABB Henschel als einziger Anbieter auf gebrauchte Lokomotiven zurück und bekam dann auch den Zuschlag für die neue Baureihe 101, während Krauss-Maffei/Siemens die BR 152 und AEG die BR 145 bauen durften, die auf den jeweiligen Entwicklungen aus den Häusern basierten. Mehrere Komponenten der 128 001 waren ebenfalls zuvor auf 120 002 getestet worden, wobei die 120.0 bzw. 752 001 auch bei den Testfahrten mit dieser Lok zum Zuge kamen.

120 003 erhielt zwischen dem 27. Juni 1994 und dem 24. November 1994 eine E 2 im AW Opladen, in dessen Unterhaltungsbestand sich seit Ende 1993 die Lokomotiven der Baureihen 120.0 und 120.1 befanden. Die Lok verließ das Werk sogar wieder in den Farben rot und beige.

Seit dem 01. Januar 1995 war auch die 752 001 als letzte der fünf Prototypen zum Bw Nürnberg West gewechselt. Von dort wurde sie vorübergehend zusammen mit zwei Loks der BR 113 in den IC-Plan München – Nürnberg – Porbstzella eingebunden. Grund waren Nachbesserungen am Rahmen der BR 120.1, weshalb nicht ausreichen Loks dieser Reihe zur Verfügung standen.

Aus diesem Jahr liegt mir nur diese Aufnahme der 752 001 vor, die mit einem Messzug im Bf Löhne/Westf. unterwegs ist , als K. Wurm im Februar 1995 auf den Auslöser seiner Kamera drückte:
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Zum Sommerfahrplan wurde die letzte Fahrdrahtlücke zwischen Probstzella und Leipzig geschlossen, so dass die Loks jetzt bis Leipzig Hbf am Zug blieben.

Da die DB plante alle Loks mit Scheibenbremsen auszurüsten, wurde die 120 004 Ende 1995 zu Testzwecken entsprechend ausgerüstet. Ein bei dem integrierten Gesamtantrieb vorhandenes Zwischenrad vergrößerte den Abstand zwischen Fahrmotor und Radsatzwelle, so dass Platz für eine Scheibenbremse vorhanden war. In Kooperation mit der Firma Knorr Bremse entstanden neue Drehgestellrahmen und Hohlwellen zur Aufnahme hoch wirksamer Scheibenbremsen. Der Einbau erfolgte beim Hersteller ABB Henschel in Kassel. Als erste Betriebslok wurde sie zudem mit einem Radarsystem zur Schleuderüberwachung ausgerüstet. Es folgte ein Versuchprogramm unter Federführung der Versuchsanstalt München, an dessen Ende die Lok aus einer Geschwindigkeit von 220 km/h allein mit der mechanischen Bremse zum stehen kam. Am 18. Dezember 1995 erfolgte die Abnahme durch das Eisenbahn-Bundesamt (EBA).

Die Lok kehrte nun in den Zugdienst zurück, wobei sie wieder in der Relation München – Nürnberg – Leipzig zum Einsatz gelangte. Zuvor hatte sie noch werbewirksame Aufschriften erhalten.

120 004 ist am 17. April 1996 mit dem IC 701 „Saaletal“, Halle/Saale - München, im Bahnhof Bamberg eingetroffen:
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Anm. des Verfassers: Auch dieses Bild ist eines der drei Fotos, die im EK-Buch „Die Geschichte der Drehstromlokomotiven“ irrtümlich mir zugeschrieben worden sind. Ich habe diese Dias seinerzeit von W. Ballon (†) erhalten, aufgenommen wurden sie jedoch von R. Wiemann.

Am 24. Mai 1996 war es A. Lehnert, der die Lok vor dem IC 802 „Sophie Scholl“, München – Berlin – Hamburg, ebenfalls in Fürth (Bay.) Hbf aufnahm:
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Das Schicksal meinte es jedoch nicht gut mit der Lok. Mitte Juli 1996 brannte sie infolge eines Kurzschlusses im Schaltkasten im Bahnhofsvorfeld von München aus. Eine Instandsetzung scheiterte zunächst an den hohen Kosten und der mangelnden Wirtschaftlichkeit, zumal das Programm „Eco2000“ mit der Bestellung der BR 101 abgeschlossen war. Die Scheibenbremsen sollten in 120 005 eingebaut werden, die technisch ja annähernd identisch zur 120 004 war.

Da man die beim BZA München im Einsatz stehende 103 235 jedoch dringend im Plandienst brauchte, war 120 004 eigentlich nach Testende als deren Ersatz vorgesehen gewesen. Daher griff man nun auf die 120 003 zurück und verwandelte diese erneut in ein Bahndienstfahrzeug, indem man ihr wieder die Nummer 752 003 zu wies. Somit standen nur noch 120 002 und 120 005 für den Plandienst zur Verfügung.

Allerdings wurden 752 001 und 752 003 bei Bedarf auch wieder vor Regelzügen eingesetzt, wie hier die 752 001 am 03. Oktober 1996 vor dem IC 724 „Berchtesgadener Land“, Berchtesgaden – Münster – Hamburg, als Chr. Völk an der Hackerbrücke in München auf den Auslöser drücke:
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Zum Winterfahrplan 1996/97 wurde die Linie München – Hamburg – Berlin, auf Wendezüge umgestellt, so dass der Einsatz der 120.0 vor diesen Zügen entfiel. Stattdessen waren sie fallweise im 120.1-Plan oder mit sonstigen Leistungen unterwegs.

Vermutlich mit dem IC 688 „Rottaler Land“, Eggenfelden/Passau – Würzburg, steht die 120 005 am 15. Mai 1997 abfahrbereit in Nürnberg Hbf:
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Im Herbst 1996 würde dann im AW Opladen plötzlich wieder an der 120 004 gearbeitet und am 10. Januar 1997 wurde die Lok wieder dem Betrieb übergeben. Fortan zierten nur noch die beiden Firmenlogos von ABB und DB AG die Seitenflächen.

Da immer mehr Triebzüge und Wendezüge bei der DB AG zum Einsatz kamen, gingen die Einsatzmöglichkeiten der Loks zurück. Mit dem Rückzug des „Eurosprinters“ 127 001 aus dem Plandienst übernahmen die 120.0 zunächst dessen Leistungen und kamen nun zwischen München, Nürnberg und Leipzig, sowie zwischen München und Stuttgart vor ICN-, IC- und EC-Zügen zum Einsatz.

Da kein dringlicher Bedarf mehr bestand, wurde die 120 005 am 30.April 1997 wieder zu Bahndienstlok genummert und war fortan als 752 005 wieder für die Versuchsämter Minden und München unterwegs. So war die Lok 1998 oftmals mit der Oberbaumesseinheit unterwegs, so am 26. Februar 1998 zwischen Basel und Heidelberg.

Am 06. Juni 1998 ist die 120 005 mit der Oberbaumesseinheit auf der NBS Hannover – Würzburg unterwegs. Der Zug hat gerade den Hildesheimer Wald mittels mehrerer Tunnel unterquert und ist jetzt auf Höhe der Gemeinde Sibbesse unterwegs. Dort wo der Speicher zu sehen ist, lag früher der Bahnhof Sibbesse der Strecke Bodenburg – Gronau/Leine – Elze, die seit den 80er-Jahren zwischen Gronau/L. und Segeste abgebaut ist:
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Bei den beiden Messwagen der Oberbaumesseinheit handelt es sich im übrigen um die beiden bei Brissoneau & Lotz in Aytré (F) gebauten Prototypen der Bauart ABwümz 227 (später ABvmz 227) , 30-70 002 und 003, die ob ihrer Herkunft schon recht früh ausgemustert und zu Oberbaumesswagen umgebaut worden sind. Die vier bei LHB gebauten Wagen (30-70 001 Nirosta, und 004 bis 006) waren dagegen noch zum Teil bis in die neunziger Jahre in D- und IC-Zügen zu finden.

Am 5. August 1998 weilte 120 005 zu Versuchsfahrten auf dem Siemens-Versuchsring in Wegberg-Wildenrath, wo die TH Aachen ein Einzelradfahrwerk an einem Güterwagen testete.

Zum Jahreswechsel 1998/99 wurden dann auch die verbliebenen 120 002 und 120 004 wieder zu Bahndienstfahrzeugen 752 002 und 752 004. Neuer Standort war jetzt das FTZ München, gewartet wurden die Loks beim Bw München Hbf.

Die Einsatzmöglichkeiten gingen aber immer mehr zurück. Da die Loks inzwischen jede für sich ein Unikat war und sich erheblich von den Serienloks unterschied, war eine Angleichung an die Serie nicht mehr erstrebenswert. Andererseits war die Technik so veraltet, dass weiter Versuche keinen Sinn mehr ergaben. Nur zur Erprobung anderer Fahrzeuge ließen sich die Loks noch verwenden, wofür aber nur die drei „schnellen“ Loks (752 001, 004 und 005) wirklich brauchbar waren. Hinzu kam, dass die Loks erst 1996 (752 001 und 005) bzw. 1997 (752 004) eine HU erhalten hatten und noch längere Zeit einsatzfähig waren. Nur noch sporadisch konnten die Lokomotiven im Jahr 2000 bei Messfahrten angetroffen werden. Meistens standen sie tatenlos in München oder Minden herum.

Im Frühjahr 2001 wurden die 752 002, 003 und 005 rückwirkend zum 31. Dezember 2000 aus dem Bestand der DB AG gestrichen. Lediglich die 752 001 und die 752 004 blieben vorerst noch betriebsfähig und standen den FTZ München (752 004) und Minden (752 001) zur Verfügung. Während die Mindener 752 001 noch öfters im Versuchseinsatz zu erleben war, stand die 752 004 meistens untätig in „Minga“ herum. Die 752 001 hätte von den Fristen her noch bis 2004, die 752 004 bis 2005 im Einsatz bleiben können. Am 21. April 2004 kam es jedoch in Süßen zu einem folgenschweren Unfall mit der 752 001. Mit einem Messzug aus Ulm kommend, stieß diese im Bahnhofsbereich von Süßen mit einer aus 426 011 und 426 013 gebildeten Leergarnitur frontal zusammen, wobei die Lokführerin des Leerzugs ums Leben kam. Die sechs Mann Besatzung des Messzuges kamen mit leichten Verletzungen davon, wobei sich die beiden Lokführer durch einen Sprung in den Maschinenraum bzw. von der Lok retten konnten. Beide Fahrzeuge sprangen durch die Wucht des Aufpralls aus den Schienen, wobei der Leichttriebwagen komplett zerstört und bei 752 001 die beiden Führerstände eingedrückt wurden. Die 752 001 wurde am 29. April 2004 z-gestellt und Ende Mai im Bf Süssen verschrottet.

Während 752 003 als Museumslok zunächst ins Bw Garmisch und seit Februar 2006 im Bahnpark Augsburg als nicht betriebsfähige Museumslok hinterstellt ist, wurde 752 002 im Mai 2005 im AW Nürnberg verschrottet. 752 004 weilte 2009 zu einer HU bei Bombadier in Kassel (wie ist der aktuelle Stand?), während 752 005 seit dem Jahr 2000 im FTZ München abgestellt als Ersatzteilspender für die 752 004 dient.

Somit dürfte 752 004 die letzte Überlebende einer revolutionären Neuentwicklung sein, deren Erkenntnisse in die Konstruktion einer völlig neuen Generation von Elektrolokomotiven eingeflossen sind und die bis heute nachhaltig den Elektrolokomotivbau beeinflusst. Ich hoffe, diesen fünf Lokomotiven mit dieser Reihe ein würdiges Denkmal gesetzt zu haben. Es waren schöne Lokomotiven, trotz oder gerade wegen ihrer glatten Formen und klaren Linien und in der stilvollen rot-beigen TEE-Lackierung. Beim „Lätzchen-Look“ gingen dann die Meinungen stark auseinander, wobei der weit aus größte Teil der Fans nur die Coca-Cola – Aufschrift vermisste. Insofern schätze ich mich glücklich, sie in den ersten Jahren ausführlich im Bild festgehalten haben zu dürfen. Baureihe 120.0, ich werde Dich nie vergessen.


- E N D E -


Bis neulich – natürlich im HiFo

Rolf Köstner




Quellen:

Karl Gerhard Baur „Die Geschichte der Drehstromlokomotiven“, EK-Verlag Freiburg 2005.
[www.elektrolok.de], Portrait 120.0/752
Pressematerial DB
Eisenbahn-Journal Sonderausgabe 04/2004, Horst J. Obermayer „Baureihe 120“, Fürstenfeldbruck 2004
Diverse Eisenbahn-Zeitschriften

Man hat nicht richtig gelebt, wenn man nie in einem ICE gesessen hat, der in Hamm geteilt worden ist.


Ich bin ein Boomer!




4-mal bearbeitet. Zuletzt am 2017:03:04:17:15:24.
Hallo Rolf,

danke für diese großartige Reihe über meine Lieblingsbaureihe! Toll gemacht. :-)

Beste Grüße

Eike
Hallo Rolf,

danke für den Beitrag, und eine Ergänzung: 120 005 ist mittlerweile gerettet und ins Museum nach Weimar überführt worden (s. auch LM 5/10). Die Indienststellung der fünf Loks habe ich damals natürlich auch miterlebt, und die Maschinen waren mit ihren glatten Formen für mich irgendwie der Beginn einer neuen Eisenbahn-Ära...

Grüße

Martin
Schade, dass die Reihe jetzt zu Ende ist.

Hat einer der Vorserienloks (752 002??) nicht ein Führerstand gespendet für die Instandsetzung einer beschädigten Serien-120? Das würde auch passen mit der Verschrottung.

Grüsse,
Albert
Hallo Rolf,
auch von mir Großer Dank für diesen ausführlich beschriebenen Beitrag. Ich habe die 120.0 auch von Anfang an miterlebt und diese Photos wecken viele Erinnerungen. Auch für mich war und ist sie der Beginn einer neuen Ära. noch zu gut kann ich mich daran erinnern, wie mich eine Lokführer im BW Nürnberg RBF in den Maschinenraum gelassen hatte und ich sah, wie aufgeräumt es dort zuging. Eine immer noch schöne Maschine, selbst in den Folgefarben.

Rotbeige Grüße
von der Nebenbahn
Vielen Dank für diese fünfteilige Reihe, für hervorragende, muntere und wehmütige Worte einer Vorserienlok. Die 120.0 ist für mich trotz der klaren Linien die letzte Vertreterin der alten Designlinie und Formensprche und macht sie daher auch als 120.1 heute sehr begehrenswert. Wer weiß, wie lange wir diese Baureihe noch im Einsatz finden werden.

Gruß aus dem Münsterland
Andreas

Moijen.
Vielen Dank für diesen ausführlichen Bericht..
Schon beim Erscheinen mauserte sich die 120 zu meiner Lieblingslok.. Die Märklin 001 befindet sich seit Erscheinen in meinem Besitz..immernoch in allerbestform. (Ihr Klon 752 001 makiert dann auch das unrühmliche Ende dieser Mutter aller Drehstromloks).

Nach und nach kamen dann die Folgemodelle hinzu (002 003...die AEG ..120 005!!! sowie die Serienmaschinen) sodaß sich diese Baureihe nun als zahlenmässig Stärkste bei mir repräsentiert.

Neben diversen Besuchen der 120 003 war es mir einmalig vergönnt; die 120 001 in Dahlhausen zu besichtigen und zu betreten.
Leider wird dies nie mehr möglich sein.

So hoffe ich nun, das ihre Serienschwestern noch weiterhin lange und störungsarm ihren Dienst versehen können.
Ihre zeitlose schlichte Form mit einer gewissen Eleganz wird hoffentlich genauso in die Designgeschichte der Bahn eingehen.. wie es einstmals 103 V160 und V200 taten.

Br 120... ein Kind der 80er.. doch ihrer Zeit vorrraus...

120 001

Drehstrom.
Alles Andere ist nur Saft!

Good Bye BR 120...




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2010:04:10:21:03:24.
Servus,

einfach ein ganz GROßES DANKESCHÖN für die tolle Bilder-Reihe!!!

Man kann die Bilder gar nicht oft genug anschauen :-))


Viele Grüsse

Der Drehscheibenwärter

Ergänzungen

geschrieben von: 1020.12

Datum: 12.04.10 12:23

Hallo Rolf,

großartig ! ein genialer Bericht, wenn man alle Beiträge als Ganzes nimmt ! Danke dafür !!!!!!


Nun noch zwei bis drei Ergänzungen:

-002 spendete einen ihrer Führerstände an die mit einem 740 in Fulda zusammengestossenen 120 140 und verlängerte so ihrer Schwester das Leben.

-004 wurde bei der letzten HU in vr umlackiert und ist somit die einzige Vorserienlok, die ALLE Farben der DB (seitdem sie existiert) aktiv erlebt hat. Sie sieht lack/-beschriftunhgsmäßig wie eine Serien-120.1 aus und hat (obwohl sie im Meß/-Versuchsdienst ist) keine Seitenaufkleber wie 120 501+502 erhalten.

-005 soll in Weimar dieses Jahr sogar wieder rot-beige lackiert werden. Hoffen wir mal auf eine 100%ige Aufarbeitung mit allen feinen Unterschieden, die sie ja von ihren 4 Schwestern unterschieden hat.

-005 hat während der Abstellzeit in der Versa in München einen Scherenstromabnehmer bekommen, was der Lok ein ganz seltsames Erscheinungsbild gibt. Für Interessierte gab es bei DSO hier einen Bericht darüber (eingestellt 31.03.08).


Viele Grüße- in der Hoffnung auf eine baldige 120.1-Fortsetzung-
Michael

letzter Teil - wie schade !

geschrieben von: Klaus Ratzinger

Datum: 12.04.10 18:37

Hallo Rolf,

von diesen Loks und noch mehr Deinen Ausarbeitungen hierzu kann man eigentlich nie genug bekommen, schade daß nun schon Schluß ist !

Habe mir mit Vergnügen alles angeschaut, die Klasse Deiner Berichte hat mich auch ein wenig getröstet, daß ich seinerzeit den Pfiff-Klub "Schwabenpfeil", der sich später in "163 005" umbenannte, mitgegründet habe und damals noch nicht so abgeklärt wie Du war - grins.

Hoffe Du findest bald wieder eine Baureihe für eine neue Serie...

Beste Grüße

Klaus
Moin Rolf,

auch der letzte Teil über die 120-Vorserie gefällt wieder mit hochinteressanten Bildern und Texten und schließt Deine Serie würdig ab. Man kann sehen, zu welchen Mätzchen und Umbauten die Vorserienloks herhalten mussten!

Danke für Deine Mühen des Zusammentragens, Scannens und Einstellens,

Martin
Hallo Herr Koestner,
mehr eine persönliche Frage, ich bitte um Verzeihung wenn sie zu "intim" erscheint.
Wie kann man mit 34 Jahren schon in eine "tiefe Krise" geraten wie in dem hochinteressanten Beitrag beschrieben?
Ich darf das sagen, werde ich doch in wenigen Wochen 60 Jahre alt...
Das wäre nun wirklich ein Anlass für eine tiefe Sinnkrise, aber dank HiFo und Beiträgen wir Ihrem kommt man schnell drüber hinweg.
Mit freundlichen Grüßen
Nordlicht
Hallo

tolle Fotos !

http://foto.arcor-online.net/palb/alben/08/137108/3634366161393238.jpg

Wiess jemand, was das für Waggons sind, bzw was die Flachwagen geladen haben ?

Gruss

Ladung, @Stückgut-Schnellverkehr

geschrieben von: martin welzel

Datum: 15.04.10 07:17

Vermute, das sind Wagenkästen für Fahrzeuge der S-Bahn Kopenhagen.

Gruß,
Martin
Hallo Rolf,

danke für diese erstklassige, hoch informative Beitragsreihe. Auch diese letzte Folge ist fabelhaft.

Viele Grüße aus dem Land der Franken

Günter