Perlora klingt nicht nur schön, es ist auch ein beliebter Badeplatz am Meer. An schönen Sommertagen herrscht hier viel Verkehr. Lassen wir also die Badegäste kommen. Tw 3419 trifft mit zwei Bw aus Gijon ein, Juli 1977.
Die spanische Nordküste heisst "Costa Verde", also grüne Küste. Das hat mit ihrem auch im Sommer eher feucht-kühlen, für meine Begriffe äusserst angenehmen Klima zu tun. Kaum ist die Sonne weg, ziehen sich die Einheimischen etwas über das T-Shirt oder über die Bluse. Tw 3418 mit Zug aus Aviles.
Früher war Perlora ein wichtiger Güterverkehrsbahnhof der Carreno-Bahn. Eine mehrere Kilometer lange Stichstrecke erschloss die Eisenerzmine Canto de Coyonca. Bei der Übernahme der Carreno-Linie durch die staatliche Feve im Jahre 1974 wurde als letzte Aktivität im Güterverkehr die lokale Schotteraufbereitungsanlage geschlossen. Das Anschlussgleis hinter dem Aufnahmegebäude Perlora diente nur noch als Abstellgleis für nicht mehr benötigte Güterwagen. Ehrlich gesagt, wusste ich bis vor wenigen Tagen nicht mehr, wo ich dieses Bild aufgenommen hatte. Ich zeigte es in einem spanischen Eisenbahnforum, und prompt wurde es lokalisiert! Geholfen haben dabei die Werbeplakate für das Hotel Marisol ("Meer und Sonne").
Dass ich den im Teil 2 gezeigten Gepäcktriebwagen Nummer 2 in Candas nur abgestellt fotografieren konnte, hat mich noch lange geärgert, aber 1977 kommt meine grosse Stunde. Beim Warten auf den nächsten Personenzug höre ich ein ungewöhnliches Pfeifsignal, und da kommt er schon, der herrliche Triebwagen, abgesehen von den umgespurten Drehgestellen noch im Originalzustand von 1925, erbaut von Horme & Buire in Lyon.
Auf dem langen Vierachser (Untergestell ex "Odessa"-Tw von 1922) befinden sich ein Sandvorrat und die Betonmischmaschine, auf dem zweiachsigen Flachwagen ein Wassertank.
Der Nachschuss von der Schattenseite zeigt im Hintergrund ein neu erstelltes Nebengebäude, nämlich die als Kiosk gestaltete Bahnhofkneipe, vor der ich eine angenehme Wartezeit verbracht habe.
Für die Freunde der Güter- und Dienstwagen (ich gehöre selber dazu) erstelle ich eine Aufnahme mit der Sonne im Rücken.
Warten auf die Kreuzung mit dem planmässigen Personenzug aus Aviles.
Leider verschwindet die Sonne, als der Personenzug auftaucht, der Jefe de estacion lässt mich noch einsteigen, und ich fahre zufrieden zurück nach Gijon.
Am östlichen Endbahnhof Gijon kann ich eine weitere Scharte auswetzen. Traktor Nummer 1, den ich bisher nur abgestellt in Candas gesehen habe, bewältigt den Bahnhofverschub. Leider sind die Platzverhältnisse für gute Fotos suboptimal.
Ich wechsle auf den benachbarten Bahnhof der normalspurigen Langreo-Bahn. So ganz zufrieden bin ich auch mit diesen Bildern nicht, aber heute bin ich unendlich froh, dass ich auf diese Weise den urigen Bahnhof Gijon mit seinen zwei Spurweiten dokumentiert habe.
1981 wurde die Carreno-Bahn auf 1500 Volt umgestellt. Neubau-Tw 3517 im Bahnhof Gijon, Juli 1982, im Hintergrund zwei Mack-Dieseltriebwagen der normalspurigen Langreo-Bahn. Das Nebeneinander von moderner Carreno- und alter Langreo-Bahn währte nur zwei Jahre, vom Februar 1981 bis März 1983. Dann wurde die Langreobahn auf Meterspur umgestellt, später ebenfalls elektrifiziert. Heute befindet sich auf diesem Areal der moderne gemeinschaftliche Kopfbahnhof für die Breitspurstrecke Madrid - Gijon der Renfe und für die beiden Meterspurlinien der Feve.
Am westlichen Ende ist die Carreno-Bahn über Aviles hinaus bis zum Kotenpunkt Pravia elektrifiziert worden. Kreuzung mit Tw 3525 in Soto el Barco. Der noch nicht lange mit Hochperrons ausgerüstete Bahnhof wirkt bereits etwas heruntergekommen.
Leider habe ich von der Carreno-Linie keine aktuellen Vergleichsbilder aus Aviles, Candas, Perlora oder Gijon. Am Beispiel des bisher nicht vorgestellten Bahnhofes Trasona lässt sich die überaus positive Entwicklung der Carreno-Linie seit 1975 gut dokumentieren. Zurzeit bewältigen elektrische Doppeltriebwagen der Serie 3600 den dichten Personenverkehr; so unglaublich es klingen mag, aber unter dem modernen Sunsundegui-Design verstecken sich die soliden Untergestelle der guten alten MAN-Dieseltriebwagen aus der 2. Hälfte der 60er-Jahre!
Blickt man vom Hochperron links im Bild in die Tiefe, so hat man beste Sicht auf den neuen Freiverlad für Blech-Coils des benachbarten Stahlwerks. Der Güterverkehr hat seit 1975 gewaltig zugelegt. Wo sich damals eine alte Diesellok der Serie 1000 mit einzelnen Wagen begnügen musste, sind heute Blockzüge mit 2 modernen Loks in Vielfachsteuerung tägliche Routine. Die beiden Alsthom-Diesel der Reihen 1600 und 1650 bringen die schweren Blechrollen über Schmalspurgleise bis ins mehrere 100 km entfernte Baskenland, wo sie von der Automobilindustrie benötigt werden.
Meine bisherigen Beiträge zu Bahnen in Spanien:
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www.drehscheibe-foren.de]
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