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 04 - Historisches Forum 

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Dies ist KEIN Museumsbahnforum! Bilder, Meldungen und Fragen zu aktuellen Sonderfahrten bitte in die entsprechenden Foren stellen.
Bis zu Anfang der Siebziger Jahre verfügte die Renfe über ein Sammelsurium von Dieseltriebwagen aus der Zeit der Vorgängerbahnen wie Norte und MZA. Noch am 1. Januar 1971 waren 15 Zweiachser und Dutzende Vierachser mit Baujahren ab 1935 im Einsatz. Nur allzu gerne hätte ich die noch mit UIC-Nummern ausgerüsteten Veteranen der Hersteller Fiat ("Littorina"), Ganz ("Arpad"), Ganz-Geathom, Burmeister und Maybach im Einsatz erlebt, doch bei meiner ersten Fahrt durch Spanien nach Portugal im Juli 1974 war von dieser Pracht nichts mehr zu entdecken. Nur gerade noch der letzte von einst 40 Renault-Triebwagen kam mir in Tarragona vor die Linse. Der erst 1956 für die Renfe gebaute 590.325 gehörte dem Typ ABJ7 an. Leider war er nur als Personal-Shuttle im Einsatz, und ich konnte nicht mitfahren.
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Noch bis gegen 1980 fuhren die ab 1953 gelieferten Fernverkehrstriebwagen vom Typ TAF ("Tren Automotor Fiat"). Der allererste seiner Art, 595.001, wartet in Madrid Chamartin auf Fahrgäste nach Aranda de Duero und Burgos. Es handelt sich um eine der letzten zwei TAF-Leistungen nördlich von Madrid.
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Ein paar Tage später ist 595.050 im gleichen Dienst eingeteilt. Auf dem Nachbargleis steht der Nachtschnellzug nach La Coruna und El Ferrol. Bemerkenswert ist der alte Sitzwagen 1. Klasse mit Cafeteria Typ AAR.
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Die 1954 bestellten Nachzügler 9541-9550 besassen auf beiden Seiten Übergangseinrichtungen, die Tw 9501-9540 waren am einen Ende aerodynamisch zugespitzt. Leider konnte ich nie einen in den neuen Fernverkehrsfarben (wie TER) gespritzten TAF der Serie 595.011-040 mit Klimaanlage fotografieren. Diese fuhren als mehrteilige Züge in Andalusien und Extremadura, doch dorthin kam ich aber nicht mehr rechtzeitig.
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Die 60 zwischen 1964 und 1966 abgelieferten Doppeltriebwagen der Reihe 597 TER ("Tren Espanol Rapido" von Fiat) kamen mir auf meinen Interrailreisen absolut luxuriös vor. Klimatisierung und Laufruhe hoben sich wohltuend von allem ab, was ich in Spanien (und in der Schweiz!) bisher kennengelernt hatte. Leider habe ich sie kaum fotografiert, in der Meinung, die seien sich noch sehr lange unterwegs. Nun sind sie längst ausrangiert. 597.034 in Madrid Atocha.
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597.026 in der Bahnhofhalle von Vigo, daneben ein Ferrobus
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Natürlich lohnt es sich, in einem deutschsprachigen Forum etwas ausführlicher auf die spanische Version des zweimotorigen Uerdinger Schienenbusses einzugehen, den "Ferrobus". 1956 wurde der Prototyp 301 in Betrieb genommen, zusammen mit zwei Beiwagen. Am 7. Juli 1962 traf der Frachter Neuenfels im Hafen von Santurce (Bilbao) ein. Er brachte die ersten von 30 dreiteiligen Ferrobus-Kompositionen nach Spanien, die im Werk Uerdingen gefertigt wurden. In Vigo traf ich 1976 noch einen Original-Uerdinger mit Fabrikschild auf der Front. Auffällig auch die Schienenräumer am 591.347.
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Weitere dreiteilige Züge wurden bis 1970 in Spanien selber gefertigt. Am Schluss waren neben dem Prototyp-Zug je 55 Trieb- und Steuerwagen vorhanden, dazu 58 Mittelwagen. Die Serienfahrzeuge unterschieden sich vom Prototyp-Zug durch die Faltenbalg-Übergänge. In Deutschland besass wohl nur die Hersfelder Kreisbahn einen Uerdinger mit Faltenbalg. Aus betrieblichen Gründen baute man einige Mittelwagen zu Steuerwagen um. Schliesslich waren 189 zweiteilige Züge (Trieb- und Steuerwagen) sowie 20 vierteilige Züge (Triebwagen-Mittelwagen-Mittelwagen-Triebwagen) vorhanden. 1978 wurden 16 zweiteilige Züge nach Portugal verkauft, kamen aber dort kaum zum Einsatz. Zwischen 1982 und 1984 wurden 28 zweiteilige Züge aufwändig modernisiert. Wegen des schlagartigen Nebenbahnsterbens von 1984 fanden sich für die Fahrzeuge aber kaum noch Einsatzgebiete, und 1988 endete die Schienenbus-Ära in Spanien endgültig.

1974 sah man noch nichts von Elektrifikationsarbeiten in Galizien, der vierteilige Ferrobus mit 591.424 an der Spitze steht im Bahnhof Guillarey.
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Ich bleibe in der Gegend und zeige eine typische, 1984 stillgelegte Ferrobusstrecke, nämlich die internationale Linie von Fuente San Esteban an der Hauptlinie Paris - Irun - Salamanca - Lissabon nach Barca d'Alva, dem Grenzpunkt der portugiesischen Douro-Strecke nach Porto. Einmal im Tag konnte man vom IR aus Porto auf den Ferrobus nach Spanien umsteigen, und umgekehrt natürlich. 591.527 neben Wagen 1. Klasse der CP.
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Warten auf die Zoll- und Passabfertigung im spanischen Grenzbahnhof Fregeneda, 2. August 1977.
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In Fuente San Esteban steht der Anschlusszug nach Salamanca bereit.
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Mehr vom Ferrobus im nächsten Beitrag.

Edit: Ortschaftsname korrigiert dank André
Zugsgrösse der südspanischen TAF korrigiert dank 141R1187



5-mal bearbeitet. Zuletzt am 2014:10:12:21:02:43.
Mein Gott, wie viele Fotos hast Du denn noch aus Spanien??? Das ist ja alles herrlich.

Mehr, mehr, mehr davon!

Danke im Voraus!

P.S.: Fragen: 1) Gab's damals irgendwelche Probleme beim Fotografieren? Ich hörte nichts Gutes aus den 1970er Jahren.
2) Ich dachte immer, die TAF-VT wären zweiteilig gewesen? Jetzt zeigst Du einteilige. Gab's die nur in dieser Form oder auch mehrteilig?



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:12:27:18:49:41.
wie sah eigentlich die Kupplung zwischen den LVT-Wagen aus?

Falk
@Jörg

1) Ja, es gab Probleme beim Fotografieren. Aber man wusste nie wann und wo. Vielen meiner Fotos siehst du an, dass ich hinter einer Hausecke, hinter einer Säule oder hinter einem Wagen bereitstand, im richtigen Moment - zack! - abdrückte und wieder so unauffällig wie möglich weiter ging.

2) Ja, die TAF waren im Grunde zweiteilig gedacht, aber da sie auch am platten Ende einen Führerstand besassen, konnten sie auf frequenzschwachen Kursen ohne weiteres solo fahren. Die letzten 10 Wagen waren wie beschrieben und gezeigt auf beiden Seiten platt. So konnte man auch dreiteilige Züge formieren.

Ferrobus Fregeneda - Barca d´Alva

geschrieben von: Detlef Schikorr

Datum: 27.12.09 22:56

Hallo Werner,

Dein Beitrag weckt Erinnerungen an meine Einreise nach Portugal im Juli 1971: Wie Du geschrieben hast, konnte man von Fuente San Esteban nach Barca d'Alva mit einem Ferrobus fahren. An diese Fahrt mit dem Schienenbus kann ich mich noch sehr gut erinnern, ab Fregeneda habe ich mir in meinem Fahrtenbuch notiert "sagenhafte Strecke". Schön, daß Du die Grenzaufenthalte in Fregeneda und Barca d´Alva dokumentiert hast, das habe ich mich nicht getraut.
Aber in Barca d´Alva konnte ich nach der Grenzkontrolle die CP 285 und den Görlitzer Postwagen APyf-52 mit Baujahr 1915 fotografieren, weil dort fast 5 Stunden Aufenthalt waren.

Vielen Dank für das Auffrischen meiner Erinnerungen an diese Strecke!

Gruß
Detlef



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:12:27:22:57:36.
Auch die TAF 9500 der ersten Serie konnten dreiteilig fahren, es gab Zwischenwagen dazu und ich kenne ein Foto von einem TAF Barcelona - Madrid (Trenmania Especial 13) aus den 1950ern aufgenommen in Barcelona, dreiteilig.

Dreiteilige TAF von Anfang an.

geschrieben von: wernerhardmeier

Datum: 28.12.09 20:38

141R1187 hat mich zu Nachforschungen angeregt. Vielen Dank für diesen Anstoss!

Das Resultat: Es gab fünf Beiwagen R 9501 bis R 9505, welche zwischen den nicht klimatisierten Triebwagen M 9501 bis M 9510 liefen. Zu den 30 klimatisierten Triebwagen M 9511 bis M 9540 mit Dachaufbau wurden 15 klimatisierte Beiwagen R 9511 bis R 9525 geliefert. Sämtliche 25 Züge der Ursprungsversion liefen also standardmässig dreiteilig. Davon gibt es viele Bilder, auch in der Triebwagen-"Bibel" von Javier Aranguren.

Die nicht motorisierten Beiwagen habe ich leider nicht mehr erlebt. Vielleicht liefen sie noch in Südspanien, als ich meine Solo-TAF in Madrid antraf.

Da vielleicht nicht alle bis hierher mitlesen, habe ich nun den Haupttext korrigiert.

Zuggattungen Barca d'Alva, war: Renfe Diesel-Tw in klassischen Farben, ab 1974

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 11.12.16 16:30

Moin,

wernerhardmeier schrieb:
Ich bleibe in der Gegend und zeige eine typische, 1984 stillgelegte Ferrobusstrecke, nämlich die internationale Linie von Fuente San Esteban an der Hauptlinie Paris - Irun - Salamanca - Lissabon nach Barca d'Alva, dem Grenzpunkt der portugiesischen Douro-Strecke nach Porto. Einmal im Tag konnte man vom IR aus Porto auf den Ferrobus nach Spanien umsteigen, und umgekehrt natürlich. 591.527 neben Wagen 1. Klasse der CP.
[666kb.com]

[666kb.com]

Warten auf die Zoll- und Passabfertigung im spanischen Grenzbahnhof Fregeneda, 2. August 1977.
[666kb.com]

Hat sich hier womöglich ein retrograder Anachronismus eingeschlichen? Die Zuggattung/Zugskategorie "IR" wurde in Portugal ausweislich [pt.wikipedia.org] erst in der Achtzigern eingeführt. Gut, Du beschränkst die Aussage nicht auf das Datum Deiner Bereisung, so daß sich dort Forschungsarbeiten lohnen könnten. Einen CP-Fahrplan von 1984 oder 1983 habe ich allerdings nicht zur Hand.

Auf die portugiesischen unlackierten Schnellzugwagen komme ich demnächst benachbart noch einmal zu sprechen.

Gruß, ULF