Die Westfälische Landes-Eisenbahn (WLE) beschaffte 1945 und 1946 insgesamt fünf Draisinen für die verschiedenen Bahnmeistereien im Streckennetz. Der Zeitpunkt der Beschaffung erscheint ungewöhnlich, so dass die Frage erlaubt sein muss, ob hier ältere Teile verwendet oder fertig gestellt wurden - vielleicht wissen die Draisinen-Fans dazu ja noch näheres. Hersteller war der "Draisinenbau Dr. Alpers & Co. KG" in Hamburg, die Fabriknummern lauteten 10078 (9004), 10079 (9003), 10080 (9005), 10110 (9001) und 10111 (9002).

Als Einsatzorte konnte Friedrich Risse nach Angaben des Westfälischen Eisenbahnmuseums Münster ermitteln (abgeschrieben von den Erläuteraungstafeln am Fahrzeug):
9001: Bahnmeisterei Belecke
9002: Bahnmeisterei Lippstadt Nord
9003: Bahnmeisterei Neubeckum, später Ersatz für 9001 in Belecke
9004: Bahnmeisterei Rietberg-Neuenkirchen
9005: Bahnmeisterei Stadtlohn

Verschrottet wurden in der Hauptwerkstatt Lippstadt die Draisinen 9001 (Zeitpunkt unbekannt) und 9004 (10.10.1963). Die drei anderen blieben mehr oder weniger museal erhalten:

9005 wurde im März 1993 als Dauerleihgabe an den Eisenbahnclub Stadtlohn abgegeben. Sie steht heute äußerlich aufgearbeitet im ehemaligen Güterschuppen in Stadtlohn und bildet dort den Mittelpunkt eines kleinen Eisenbahnmuseums. Näheres zum Verein unter [www.ecsev.de], einige (leider recht mäßige) Bilder der Draisine unter [picasaweb.google.de]

9002 wurde nach der Abstellung 1977 spätestens 1981 im Hof der Hauptwerkstatt Lippstadt als Denkmal aufgestellt (siehe Fotos). Nach geringer Pflege und Schäden durch einen umstürzenden Baum wurde sie 1993 als Dauerleihgabe dem Freundeskreis für Eisenbahnen e.V. in Münster übergeben. Heute steht sie im Lokschuppen Münster Ost zwar sicher, aber unberührt abgestellt (siehe Fotos.

9003 wurde nach der Abstellung 1974 im November 1975 an die DGEG verkauft, 1976 an die Hespertalbahn weitergereicht (dort als V 101 geführt) und am 29.12.2002 als Dauerleihgabe an die Deutsche Draisinensammlung der EF Wetterau vergeben. Ob es dieses Gefährt noch gibt, wo es steht und in welchem Zustand es sich befindet, entzieht sich meiner Kenntnis. Vielleicht kann ein Leser hierzu eine aktuelle fotografische Anwort senden?

Und hier die Bilder:






Bild 1 und 2: Draisine 9002 am 18. Oktober 1981 in Lippstadt. (Fotos: Friedrich Beyer)









Bilder 3 bis 5: Draisine 9002 am 12.09.2009 in Münster Ost. (Fotos: Burkhard Beyer)


Viele Grüße & die besten Wünsche für ruhige Tage

Burkhard Beyer



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:12:20:23:14:52.

Lieber Burkhard, deine Zusammenstellung hat mich auf zwei Fragen gebracht:

1. Wo waren die Fahrzeuge eigentlich untergestellt?



Ich kennen nur diesen kleinen Abau aus Belecke (29.7.1980). Wo waren die anderen Fahrzeuge eigentlich untergestellt?

2. Frage: Ich habe nie so recht verstanden, wie sie mit der Draisine bis aufs Gleis gekommen sind ("Zum Aufsetzen: 1 Mann")
Gab es da übergangsstücke? - oder wurde einfach mal etwas gehoppelt?

Gruss - christoph beyer




2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:12:21:12:23:01.

Da die WLE-Expeten scheinbar alle schon im Winterschlaf sind, hier noch eine Ergänzung aus eigener Kiste.

Die 9005 hatte schon eine erste Museumskarriere, noch bevor es nach Stadtlohn ging: Für die Feiern zum Jubiläum "100 Jahre WLE" wurde sie 1983 zumindest äußerlich aufgearbeitet. Die beiden Bilder vom September 1983 (Fotos: Christoph Beyer) zeigen die letzten Pinselstriche in der Hauptwerkstatt Lippstadt:





Nach den Feierlichkeiten stand die Draisine dann nur noch herum, mal in der Hauptwerkstatt, mal in der Lokhalle. Das folgende Bild (Foto: Burkhard Beyer) entstand im März 1984, schon hat das Gefährt schon eine dicke Staubschicht:



In den folgenden Jahren wird es dann nicht besser geworden sein. 1993 bei der Abgabe nach Stadtlohn wird sie schon nicht mehr so ansehnlich gewesen sein ...

Viele Grüße

Burkhard Beyer



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:12:21:21:38:03.

Am 1. April 1974 bereisten Mitglieder der NVBS die Nordbahnstrecke in einem extra aus Münster gekommenen WLE-Reisezugwagen der im Güterzug Burgsteinfurt-Ahaus-Stadtlohn-Vreden-Stadtlohn-Borken mitlief. Während der Mittagspause in Stadtlohn wurde die Draisine 9005 aus ihren Schuppen hervor geholt und auf das Streckengleis gesetzt. Leider sprang der Motor nicht an und gab es keine Vorfuhrfahrt.







Mit der Kurbel wurde der Stempel bedient um das Fahrzeug zu heben und so zu drehen. Mit dem im Hintergrund sichtbare Straßenroller wurden damals Güterwagen mit Spanplatten zur Firma Hülsta gebracht.

MfG,
Evert Heusinkveld

Lieber Herr Heusinkveld,

haben Sie vielen herzlichen Dank für diese sehr aufschlussreichen Bilder!

Damit dürfte die Frage nach dem Eingleisen wohl beantwortet sein, hier sagt ein Bild ja oft mehr als viele Worte. Bei genauem Hinsehen ist der Stempel, der mittig unter dem Boden angebracht war und heruntergekurbelt werden konnte, gut zu erkennen. Auf der Rücksite des Gefährts ist die Halterung für ein Fahrrad zu sehn - beim Denkmal in Lippstadt hat man hier später ja auch ein Fahrrad angebracht. Der Aufschrift zufolge hätte die Draisine 9005 im Jahr 1974 schon gar nicht mehr fahren dürfen - die HU war am 7.4.1972 abgelaufen. Der nicht startende Motor hat die "Straftat" dann ja auch verhindert ...

Viele Grüße

Burkhard Beyer