Als weitere Streckenepisode meiner Rumtreibereien in Südthüringen kommt heute der Bahnhof Hildburghausen dran. Der Beitrag dümpelte schon ewig unfertig herum, jetzt endlich ist es soweit.
Die dazugehörigen Vorläuferbeiträge waren diese:

119 180 beim Umsetzen in Rauenstein ..... [www.drehscheibe-foren.de]
119 059 setzt in Lauscha um .................... [www.drehscheibe-foren.de]

Der Bahnhof Hildburghausen liegt an der 1858 eröffneten Werrabahn, die einst Eisenach mit Lichtenfels verband, seit dem 2. Weltkrieg aber durch die Streckenunterbrechung in Eisfeld endet. Nachdem dort ursprünglich die Hinterlandbahn nach Sonneberg abzweigte, ging seitdem die Werrabahn dort als durchgehende Strecke direkt auf die Hinterlandbahn über. Doch dazu ein andermal mehr.


Das Vorhaben, Hildburghausen an die Bahn anzuschließen geht aber schon viel weiter zurück:

König Ludwig I. von Bayern heiratete am 12. Oktober 1810 als Kronprinz die Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen. Das 5 Tage andauernde Hochzeitsfest in München fand auf einer großen Wiese statt, die nach ihr benannt wurde: Theresienwiese. Das Fest war so großartig, daß man es im darauffolgenden Jahr gleich nochmal wiederholte. Und wieder und wieder. Heute strömen deswegen Menschen aus aller Welt auf diese Wiesn ;-)

Jahre später, als Ludwig dann König wurde, hatte er offenbar die Idee, eine Bahnstrecke von Bamberg durch den Itzgrund nach Hildburghausen und weiter nach Meiningen zu erbauen. Der Bau scheiterte jedoch an der mangelnden Bereitschaft der Bevölkerung, Land für den Bau der Trasse abzutreten. Doch es kam dafür anders zustande. Nachdem die Ludwigs-Süd-Nord-Bahn Lindau — Hof im Jahre 1845 Lichtenfels erreichte, wurde 1859 die Werrabahn von Lichtenfels über Coburg und Hildburghausen nach Meiningen eröffnet. Allerdings hatte da der König schon längst abdanken müssen, wegen seiner Affäre mit der Tänzerin Lola Montez in den 1840er Jahren und Therese starb bereits 1854.

Trotzdem wurden später noch zwei Bahnlinien gebaut: 1888 die meterspurige und etwa 29 km lange Bahn Hildburghausen — Lindenau-Friedrichshall [www.drehscheibe-foren.de] und erst 1913 die normalspurige 31 km lange Itzgrundbahn Breitengüßbach — Dietersdorf. Beide Endpunkte lagen nur knappe 6 km Luftlinie auseinander. Es war auch tatsächlich geplant, die beiden Strecken miteinander zu verbinden. Für Dietersdorf war ohnehin Großes geplant. So sollte auch eine doppelgleisige Hauptbahn Coburg — Schweinfurt durch Dietersdorf laufen. Die Anlage des dortigen Bahnhofs wurde dementsprechend großzügig angelegt. Einen Gleisplan davon gibts auch im HiFo und zwar hier: [www.drehscheibe-foren.de]

Doch daraus wurde alles nichts. Nach dem zweiten Weltkrieg verlief zwischen Dietersdorf und Lindenau die Zonengrenze. Die Schmalspurbahn von Hildburghausen wurde 1946 stillgelegt. Die Itzgrundbahn behielt bis 1975 den Personenverkehr, bis 1981 den Güterverkehr.

Nun zum Bahnhof Hildburghausen, wie er sich 1991 zeigte:





1.) An der westlichen Ausfahrt nach Meiningen steht diese fotogene Signalbrücke mit drei einflügeligen Signalen.




2.) 132 553 (Bw Meiningen) steht mit P 7044 Eisfeld – Meiningen am Hausbahnsteig. Am Güterschuppen wartet 106 312 vom Bw Saalfeld 106 972-3 vom Bw Meiningen mit dem Rangierfunknamen "Rüde 12" mit 3 Wagen (danke an lemarc). Etwa an meinem Standpunkt führte bis in die 60er Jahre ein eiserner Fußgängersteg über die Gleise, der einst einen Übergang zum Schmalspurbahnhof schaffte.




2a.) Die Kursbuchtabelle 1991 der KBS 633. Die Strecke ist noch tabellarisch in die Hinterlandbahn Sonneberg — Eisfeld und Werrabahn Eisfeld — Meiningen aufgeteilt. Es gibt nur 2 durchgehende Zugpaare. Alle anderen beginnen und enden in Eisfeld.




3.) Schräg gegenüber am Ladegleis steht 131 044 mit einem Schotterzug. Sie wurde 1993 ausgemustert. An der Ladestraße steht ein Portalkran für die Holzverladung. Dahinter stehen bereits beladene Wagen. Rechts im Bild sieht man die beginnende Modernisierung des Bahnsteigs.





4.) Das Stellwerk Hnt mit elektromechanischen S & B Stellwerk an der westlichen Ausfahrt. Soweit ich weiß, ist es heute noch in Betrieb. Im Hintergrund die Anlagen der Güterabfertigung mit 6 Gleisen und zwei weiteren Portalkränen. Sie wurden jedoch noch im selben Jahr abgebaut. Dahinter befindet sich der Güterschuppen der Ortsgüteranlage. Bis Anfang der 1990er Jahre wurden hier noch wöchentlich 80 Wagen Stückgut umgeschlagen.





4a.) Diese Streckenkarte etwa im Maßstab 1 : 400.000 zeigt die Situation zwischen Hildburghausen und Dietersdorf.
Zu sehen ist auch der Abschnitt der Werrabahn zwischen Coburg und Eisfeld, der durch den Eisernen Vorhang zerschnitten und rückgebaut wurde.

Leider habe ich was hier vergessen: es fehlt die Schmalspurbahn Eisfeld — Unterneubrunn, die bis 1973 existierte. Werd ich bei Gelegenheit noch ergänzen.





5.) An der östlichen Ausfahrt steht das Stellwerk Hst, auch mit S&B-Ausstattung. Die Schranken werden ebenfalls elektromechanisch bedient, offenbar für Notfälle steht draussen noch eine Kurbelanlage.




6.) Der Bahnhof Hildburghausen verfügt über umfangreiche Ladeanlagen. Der Güterschuppen in der Bildmitte ist der ehemalige Umladeschuppen für die Schmalspurbahn, deren Gleisanlagen sich dahinter befanden.




7.) Links scheint Schotter (oder Kohle??) verladen zu werden.




8.) An der Laderampe steht ein W50 (oder L60?) LKW.




9.) Und zuletzt nochmal die Lok von Bild 2, nunmehr in 232 553 umgetauft und mit Aufgaben in anderen Gegenden. Hier steht sie im Januar 2007 mit einem langen Güterzug von Buchloe nach München im Bahnhof Geltendorf.



Demnächst wird es noch nach Eisfeld und natürlich Sonneberg gehen.


Viele Grüße,
Georg





1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:11:18:08:56:21.

Hallo Georg,
danke für diese interessante Dokumentation!
OT: In Veilsdorf gab es einen Gedenkstein "200 Jahre VEB Kloster Veilsdorf" - man staune;-)

Viele Grüße
Stefan

Moin,


zu Bild 8; ist ein L 60.
Ansonsten schöne Bilder. Danke für's einstellen.


bis bald...

Servus Georg,

Vielen Dank für Deinen wieder mal super recherchierten Beitrag mit Bildern von der DR in ihren letzten Jahren. Super !

Gruß
Andreas, der diesel-fan

P.S. Warst Du beim Treff letzten Freitag ?

Toll, wo du dich schon überall herumgetrieben hast, Georg. Durch Hildburghausen bin ich zwar schon zweimal gefahren, aber da war ich immer auf dem Weg nach Meiningen und hatte keine Zeit, mich umzusehen. Wie es aussieht, hätte es sich gelohnt. Vielen Dank für die wie gewohnt hochinteressante Reportage. Schöne Grüße vom
dampfgerd

Danke für diesen interessanten Bericht.

Signalbrücke und Stellwerke sind übrigens akut gefährdet, die Ausschreibung zur Umrüstung auf ESTW läuft bzw. ist schon abgeschlossen.

Hier noch ein Vergleichsfoto vom September 2006, nicht nur die Signalbrücke ist grün geworden.

Die Rangierlok auf Bild 2 ist nicht 106 312 vom Bw Saalfeld, sondern 106 972-3 vom Bw Meiningen mit dem Rangierfunknamen "Rüde 12" (weißes Schild). Sie war die langjährige, am Bf Hildburghausen stationierte Rangierlok und fuhr täglich vormittags einen Übergabezug nach Eisfeld mit Bedienung des Bf Veilsdorf und kehrte nach dem Tanken wieder nach Hildburghausen zurück. Auch diese Lok gibt es heute noch bei Logistic Services Danubius SRL in Pirdup (Bulgarien), einer Tochterfirma von Railion.

Hallo Georg,

ein sehr schöner Beitrag, den zu betrachten weh tut. Der Bahnhof ist ja nur noch ein Schatten seiner selbst, wie ich mich diesen Sommer überzeugen konnte.
Schade auch um die Stellwerke. Wenn die weg sind, gibt es elektromechanische Hebelbänke von Scheidt und Bachmann nur noch in Pirmasens Nord.

Viele Grüsse von Mark

Hallo und dankeschön an alle.

Was mir jetzt im Nachhinein erst wieder eingefallen ist, an dem Tag muß wegen Streckenbauarbeiten der Abschnitt Eisfeld – Hildburghausen gesperrt gewesen sein.
Der Personenzug war auf Gleis 1 abgestellt. Die Zugschlußbeleuchtung war abgeschaltet. Er endete wohl um 9.03 als P 7041 aus Meiningen an und fuhr um 11.10 als P 7044 wieder zurück.


Viele Grüße,
Georg