Zunächst wie gewohnt der Verweis auf die vorangegangen Teile:
Eisenbahnknoten Iserlohn – Teil 1: Von Letmathe nach Iserlohn (m18B)
Eisenbahnknoten Iserlohn – Teil 2: Von Letmathe nach Buchenwäldchen (m19B)
Eisenbahnknoten Iserlohn - Teil 3: Bf Iserlohn und Iserlohn – Schwerte (m30B)
Eisenbahnknoten Iserlohn - Teil 4: Von Iserlohn nach Menden (m19B)
Eisenbahnknoten Iserlohn – Teil 5: Von Letmathe nach Fröndenberg (m12B+10Scans)
Eigentlich hatte ich ja vorgehabt, von Menden direkt ins Hönnetal zu schwenken. Nun habe ich es aber vorgezogen, einer halbwegs chronologischen Abfolge den Vorzug zu geben. Somit fahre ich jetzt mit dem Lennetal fort, welches ich im Rahmen des Besuches der Hohenlimburger Kleinbahn (HKB) bereiste.
Ende März 1981 stand das Ende der Grundausbildung in Iserlohn an. Bevor es in die Stammeinheiten ging, mussten wir uns im Mannschaftsraum in der Bernhard-Hülsmann-Kaserne in Iserlohn einfinden, wo uns Verhaltensregeln für den Tag der Verlegung eingetrichtert werden sollten. Auf ein freies Wochenende sollten wir erst einmal gar nicht hoffen, da die „Neuen“ so oder so „traditionsgemäß“ zum Wochenenddienst eingeteilt würden – und das, wo man doch jetzt praktisch zu Hause war. Da war die gute Stimmung schon mal zum Teufel. Zudem mussten wir die Meldung auswendig lernen: „Flieger xy, melde mich...“ usw.
Am 27. März 1981 machte ich mich also vorschriftsmäßig mit Wintermantel, Schirmmütze und Seesack auf den Weg von Iserlohn zur Stammeinheit nach Osnabrück. Am Osnabrücker Hbf sollte ein Kraftfahrer warten, um mich zur Kaserne am Hauswörmannsweg zu bringen. In Osnabrück angekommen stand ich erst Mal einige Minuten auf dem Bahnhofsvorplatz. Aber kein Kraftfahrer weit und breit. Schließlich machte ich mich auf den knapp halbstündigen Weg zur Kaserne. Um Geld zu sparen nahm ich nicht den Bus, sondern den kürzeren Weg zu Fuß. Wenige Meter vor der Kaserne, in Höhe des Johannisfriedhof, hielt plötzlich ein oliv-farbener VW-Bus neben mir. Zu meiner Überraschung sprang ein ehemaliger Schulkollege aus selbigen und flehte mich an, doch einzusteigen, auch wenn es nur noch wenige Meter bis zum Wachhäuschen wären. Er und seine Kameraden waren zunächst bei McDonalds gewesen, hatten die Zeit verpennt und waren deshalb nicht pünktlich am Bahnhof gewesen. Ich also in den Bulli und dann ab zur Kaserne. Die erste Frage meines Schulkollegen war, ob ich zu den „11ern oder 71ern“ käme. Als ich „zu den 71ern“ antwortete, antwortete er: „Da haste Glück; ist eine Sonnenscheinkompanie“, womit ich zunächst nichts anfangen konnte. In der Kaserne angekommen führte mich mein erster Weg zum Geschäftszimmer der Stabs- und Versorgungskompanie beim Fernmelderegiment 71. Angeklopft, das „Herein“ abgewartet, eingetreten, Hand an die Mütze und das Sprüchlein aufgesagt: „Flieger Köstner, melde mich wie befohlen...“ Halt, halt!“ tönte es mir entgegen. Schweiß trat mir auf die Stirn, was hatte ich falsch gemacht? Gleich am ersten Tag negativ aufgefallen? Im Gegenteil: „Lass mal die Mätzchen. So etwas kennen wir hier nicht. Der einzige, der hier militärisch gegrüßt wird, ist der Oberst. Es ist jetzt kurz vor Zwölf...geh erst mal in die Kantine und um kurz vor Eins kommst Du wieder hierhin. Um Zwei ist Dienstschluss. Ich selbst war immer noch nicht überzeugt, dass das auch für mich gelten sollte. Um 13 Uhr sollte der Hauptmann, ein waschechter Bayer aus Rosenheim, eine kurze Begrüßungsrede halten, musste dann aber kurzfristig wegen einer anderen Angelegenheit davon Abstand nehmen. So übernahm der „Spieß“ diese Aufgabe und wies uns unsere Stuben zu. Um 14 Uhr war dann tatsächlich Wochenende! Mein Tätigkeitsbereich für die folgenden 12 Monate war nun die Zeichen-, Bild- und Vervielfältigungstelle im Stab des Fernmelderegiments 71.
„Sonnenscheinkompanie“ hieß in unserem Falle geregelte Arbeitszeiten, keine Wache (die war zivil), kaum militärische Dienste (dafür jede Menge „dienstliche“ Gründe von diesen fernzubleiben) und inoffizielles Erscheinen zu Dienstbeginn um 7.30 Uhr. Im Grunde genommen öffentlicher Dienst, nur in blau und seltenst in oliv.
Nachdem ich mir nun im Rahmen der Osterdienstbefreiung gleich den 16. April 1981 (Gründonnerstag) für einen Tag freigenommen hatte, um im Harzvorland fotografisch tätig zu werden
(HIER und HIER), beantragte ich für die Woche nach dem 10. Mai 1981 (Muttertag) fünf Urlaubstage, welche mir auch gewährt wurden, zumal die Bundeswehr-Urlauberfahrkarten 50 % Ermäßigung boten. Ziele waren die Hohenlimburger Kleinbahn, das Hönnetal und die Strecken um Iserlohn. Übernachtung sollte am ersten Abend in der Ur-DJH auf Burg Altena sein, danach einige Tage bei der Verwandtschaft in Iserlohn-Dröschede.
Also machte ich mich am Morgen des 11. Mai 1981 auf zur Hohenlimburger Kleinbahn. Zunächst ab Lengerich/Westf. mit dem N 8608, Osnabrück – Münster, und dann mit dem D 715, Münster – Oberstdorf, bis nach Hagen/Westf., wo ich etwa eine dreiviertel Stunde Aufenthalt haben sollte.
Bei der leicht verspäteten Einfahrt in den Hagener Hauptbahnhof konnte ich die 141 447 mit elektrischer Widerstandsbremse, erkennbar an dem aufgeständerten Dachaufsatz, fotografieren:
Insgesamt ließ die DB die letzten fünf Lokomotiven dieser Baureihe (141 447 – 141 451) entsprechend beschaffen. Man wollte damit vor allem dem hohen Bremsklotzverschleiß - bedingt durch die kurzen Haltestellenabstände im Ruhrgebiet - entgegen wirken. Es wurden dann aber keine weiteren Lokomotiven dieser Baureihe damit ausgerüstet.
In der nun folgenden guten halben Stunde postierte ich mich am nördlichen Bahnhofskopf, wobei die folgenden Aufnahmen entstanden.
Zunächst zieht die 141 447 ihren Zug in die Abstellanlage:
Alsbald verlässt die „nackte“ 110 466 das Bw Hagen-Eckesey, um einen Zug im Hauptbahnhof zu bespannen:
141 447 kehrt aus der Abstellanlage zurück:
Im Hintergrund sehen wir eine oceanblau-beige 140, eine S-Bahn 111, sowie vermutlich die 110 244.
Schließlich kommt 110 366 mit dem D 915, Emden – Frankfurt/Main, eingefahren um nach dem kopf machen durchs Lennetal der Mainmetropole zuzustreben:
Ich selbst wartete auf den E 3229, Mönchengladbach – Duisburg – Hagen – Siegen Hbf (weiter als N 6556 nach Köln), der mich nach Hohenlimburg bringen sollte, wo die Hohenlimburger Kleinbahn auf mich wartete. Davon dann mehr in den nächsten zwei Folgen.
Nachdem ich im Nahmertal erfolgreich gewesen war, sollte es mit dem nächsten Zug nach Einsal gehen, von wo aus ich die Lennetalstrecke bis Altena zu Fuß abgehen wollte.
110 244 fährt mit dem N 6829, Hagen – Siegen, mit dem ich meine Reise fortsetzen sollte, in den Bahnhof Hohenlimburg ein:
In Einsal angekommen fotografierte ich südlich des Einsaler Tunnels den D 815, Norddeich – Münster – Ffm – Stuttgart – München, bespannt mit der oceanblau-beigen 110 414:
Den mit der 110 415 bespannten N 6576, Hagen – Siegen – Köln, fotografierte ich bei der Ausfahrt aus dem Haltepunkt Einsal:
Aus der Gegenrichtung kam die 151 063 mit einem Ganzzug aus offenen Wagen daher:
Warum ich den D 814 nicht fotografiert habe, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen. Wahrscheinlich war ich gerade an einer ungünstigen Stelle, als der Zug nach Norden strebte.
Gleich hinter Einsal machte ich dann aber von einem Höhenweg aus dieses Bild der 110 273 mit dem E 3232, Kreuztal – Hagen – Duisburg – Mönchengladbach:
Kurz darauf kam der N 6835, Hagen – Siegen – Au(Sieg), mit der 111 170 unterhalb des Ortes Einsal vorbei:
Bei Linscheid überquert die damalige KBS 360 die B 236 und die Lenne auf einer Brücke. 110 387 ist mit dem E 3167, Aachen – Düsseldorf – Hagen – Siegen (- weiter als E 3334 nach Köln), unterwegs:
Nur wenige Minuten später überquert die 110 402 mit dem N 6832, Siegen – Hagen, die Lennebrücke:
Wie überhaupt auffällt, dass die meisten N- und E-Züge mit Loks der Baureihe 110 oder 111 bespannt wurden, und dass, obwohl das Bw Hagen 1 doch eine Hochburg der 141 war.
Irgendwann im Laufe des Nachmittags bin ich dann in Altena angekommen, wo ich den D 916, Frankfurt/Main - Münster - Emden, mit der 110 383 vor der Burg Altena aufnehmen konnte. Dort wurde vor genau 100 Jahren der Jugendherbergsgedanke geboren:
Wenig später kam der N 6569, Köln – Siegen – Hagen, mit der 111 117 in den Bf Altena eingefahren:[/i]
Dort konnte ich bei der Einfahrt in den Bahnhof auch die 151 008 mit einem Güterzug neben dem Schrankenwärterhäuschen aufnehmen:
Was ist das für Ladegut auf den ersten drei Wagen? Ich meine irgendetwas mit „Klöckner“ auf den Behältern erkennen zu können. Wird da flüssiger Stahl durch die Gegend gefahren?
Danach peilte ich zunächst die Lage, wie ich am nächsten Morgen nach Neuenrade gelangen könnte. Das Ergebnis war ernüchternd. Den ersten Bus würde ich nicht erreichen können, und der nächste ging erst gegen Mittag. So musste ich denn wohl oder übel versuchen, per Anhalter über den Kohlberg zu kommen, oder schlimmstenfalls die etwa 13 Kilometer zu Fuß laufen.
Den Abend verbrachte ich in der Jugendherberge auf der Burg, wobei mir bis heute der Sieg von Roland Kaiser in der ZDF-Hitparade an diesem Abend in Erinnerung geblieben ist. Allerdings war es wohl nicht, wie bislang angenommen „Es war noch Sand an Maria“ (oder so ähnlich), sondern der Titel „Dich zu lieben“, wie eine Recherche bei Google ergab. Was soll’s; sooo wichtig ist das ja auch nicht. Aber es ist doch erstaunlich was so an Erinnerungen hängen bleibt von den einzelnen Exkursionen, auch noch nach über 25 Jahren...
In Kürze wird es dann hier mit der Hohenlimburger Kleinbahn weitergehen. Zunächst mit dem schon einmal gezeigten, nun aber erheblich erweiterten Teil vom 11. Mai 1981 und dann in einer weiteren Folge von 1983 (sogar mit Doppelbespannung).
Bis neulich - natürlich im HistFor
Rolf Köstner
Man hat nicht richtig gelebt, wenn man nie in einem ICE gesessen hat, der in Hamm geteilt worden ist.
Ich bin ein Boomer!
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:11:10:16:49:40.