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Ostpreußen-Erinnerungen auf Altpapier...

geschrieben von: berre_mz

Datum: 03.10.09 02:05

Liebe Freunde im Geiste und an der Schiene,

dann habe ich also nochmals in die große Papiertonne gegriffen und nach den südbadischen Devotionalien nun noch ein paar aus der diametral eingegengesetzten Ecke des alten Reiches hervorgeholt - Ostpreußen, nach meiner alten badischen Heimat das zweite Traumland in meinem Herzen. Kurios irgendwie, aber nicht ganz ohne Grund. Es war in der 5. Klasse, als ich in unserem Erdkundebuch ein Bild der Marienburg an der Nogat sah und fasziniert war (ja, damals lernte man in Geographie nicht die Vierfruchtfolge im peruanischen Hochland, sondern sehr intensiv die deutsche Heimat kennen). Ich lieh mir also in unserer Schulbibliothek ein Buch über Ostpreußen aus, sah die dunklen Wälder, die kristallnen Seen (wie sie auch das Lied besingt), die alten Städte, die Burgen, das Haff, den hohen Himmel, und sofort nahm mich jenes ferne Land irgendwie gefangen. Nun war damals die Zeit der Ostverträge, die ich - sozialdemokratisch geprägt und schon sehr politisch - voll unterstützte, auch den Verzicht auf jene alten Länder hinter der Oder, was aber in den Jahren danach folgte, die Negierung der 700jährigen deutschen Geschichte, die Revanchismuskeule gegen jeden, der nicht Gdansk, sondern Danzig sagte, das machte ich nicht mit.

Und dann kam die Bahn ins Spiel. Eisenbahnfreund seit Kindertagen, intensiver interessiert seit ich 1972 meinen ersten EK bekam, wurde mir schnell klar, dass die deutsche Eisenbahngeschichte nicht hinter der Oder endet - ganz im Gegenteil: dort wurde sie erst richtig interessant, mein Interesse wuchs auch in Richtung Pommern , Schlesien, Posen, Sudetenland. Ich verschlang jeden noch so kleinen Bericht über die Eisenbahnen in den Ostgebieten, kaufte mir mit 14 vom mühsam ersparten Taschengeld beim Beltrami am Spalentor in Basel das erste Schlesien-Buch von Bufe, bekam zum 15. oder 16. Geburtstag seine Ostdeutschen Eisenbahnerinnerungen, bevor dann der Scharf und all die anderen Bufe-Bücher folgten...

1988 durfte ich dann das erste Mal in die Landschaften meiner Träume - als Gast bei der Premierenfahrt des ersten TUI-Autoreisezugs von Hannover nach Posen. Mein Alfa-Cabrio hatte ich im Gepäck und durfte dann eine einwöchige Rundfahrt durch Polen unternehmen: Posen (mit Dampf auf der Schrodaer Kleinbahn) - Breslau (Gleisreste der Trebnitz-Prausnitzer Kleinbahn) - Auschwitz (ein Stopp, den ich wollte - einer der traurigsten Tage meines Lebens) - Krakau - Warschau - Sensburg (52er bei Rastenburg und Angerburg) - Danzig ( westpreußische Kleinbahn) - Posen (noch mit Abstecher zur Kleinbahn Znin und Dampfbegegnung in einem kleinen Bahnhof an der Weichsel). Es folgten noch etliche weitere Fahrten, vor allem nach Ostpreußen, auch als Gast von Mochel oder IGE-Götz. Tiefe Begegnungen mit Land und Leuten - heutigen wie auch früheren Bewohnern - steigerten mein tiefes Empfinden für das jahrzehntelang verwunschene Land.

Ich besuchte die Dampfbereitschaft in Preußisch Eylau, musste mit meinen Presse- und Dampfkollegen erst mit dem Präsidenten der Eisenbahn in Königsberg viel essen und noch mehr trinken, dann das Gleiche eine Stunde später nochmals mit den Männern vom Bw Königsberg ... irgendwie spielte Tenderwasser jedweder Güteklasse beim Zwischenmenschlichen dort stets eine große Rolle. Eines meiner schönsten Erlebnisse mit Eisenbahnern und Eisenbahnfreunden hatte ich bei der allerersten öffentlichen Fahrt von Berlin ins kurz zuvor noch hermetisch abgeriegelte Königsberg mit dem Regierungszug der DDR. Irgendwann fand sich im Konferenzabteil eines Wagens (ich bin nicht sicher, ob es der von Honecker war) eine illustre Runde zusammen, die erst die Radeberger-Vorräte austrank, dann das Fürstenberg vernichtete und dabei herrlichen Unsinn rund um die Bahn erzählte. Noch im Dunkeln polterten wir über die Nogatbrücke nach Marienburg, hinter Braunsberg die Grenze ... dann Königsberg.

Ich habe dann etliche Male Ostpreußen, den Norden und den Süden, bereist, immer auf der Spur des früheren Lebens, der alten Eisenbahngeschichte - so auch bei der Sammelei, die ja auch irgendwie dazu dient, etwas von der Geschichte, der Alltagsgeschichte am Leben zu erhalten.

Nun genug mit dem Pro-Seminar - es folgen die Dokumente, das Altpapier...

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Einer der zahlreichen Werbeprospekte für Reisen nach Danzig und Ostpreußen - über Land und über See (für all jene, die die angelegentlich unangenehme Fahrt durch den polnischen Korridor vermeiden wollten). Der Prospekt stammt von 1934, aber auch schon in den 20er Jahren unternahmen Reichsregierung, Reichsbahn und Fremdenverkehrszentralen viel dafür, um die Menschen für Reisen in das abgetrennte, wirtschaftliche angeschlagene Land zu begeistern. Dazu später mehr.

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Die Rückseite des 34er Prospekts.

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Zunächst noch mal eine kleine Rückblende ins Jahr 1912 - als Appetithappen im wahrsten Sinne des Wortes. Die hier gezeigte Speisekarte lag in den D-Zügen D 55 und D 56 auf der Relation Berlin - Posen - Thorn - Deutsch Eylau - Allenstein - Korschen - Insterburg - Eydtkuhnen im Speisewagen des privaten Betriebs Kromrey & Söhne aus Berlin aus. Der D 55 verließ Berlin Friedrichstraße morgens um 9.42 Uhr, war in Thorn an der Weichsel nachmittags um 4.15 Uhr und in Eydtkuhnen an der russischen Grenze abends um 10.

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Eine Streckenkarte gehörte damals zu jeder Speisekarte, oft auch noch ein Fahrplan, letzterer leider hier nicht.

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Und nun noch einen Blick in die Speisekarte selbst - ich hoffe, ich habe so gut gescannt, dass man Angebot und Preise lesen kann. Wer würde sich nicht gerne mit der Zeitmaschine an den gedeckten Tisch dieses Speisewagens auf der Fahrt nach Osten beamen lassen? Erst ein Glas alten Sherry vorneweg, dann das Mittagsmahl mit sechs Gängen zu 3 Mark, dazu vielleicht einen Roten Ahrweiler Berg oder einen Bordeaux Grand Pauillac? Anschließend einen Mocca und eine Zigarre - von den teuren zu 80 Pfennigen für die Gutsbesitzer (sorry Leute, ich bin Raucher, so wie die S 10 vor unserem Zug)... ein schöner Traum oder?

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Wieder zurück in die 30er. Links Heft Nr. 1 der legendären "Reisen und Schauen-Serie" , die stests kundig, gut bebildert und mit Streckenkarten den Fahrweg einer bestimmten Strecke beschrieben ; bis 1939 wurden es über 30 Hefte inklusive jener über die Strecken im 1938 angeschlossenen Österreich. Rechts das Ostpreußen-Heft der nicht minder legendären Verkehrsbücher, die von der Reichsbahnzentrale für den Deutschen Reiseverkehr - RDV - herausgegeben wurden. Es gab unzählige Hefte, die oft in mehreren Auflagen in unterschiedlicher Gestaltung erschienen. Dieses hier ist die 9. Auflage´von 1937.

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Um wie bereits erwähnt den Reiseverkehr in das durch die Abtrennung und den Verlust des Hinterlands wirtschaftlich darniederliegende Land anzukurbeln, gab die Reichsbahn schon früh sogenannte Ostpreußen-Fahrkarten zu stark ermäßigten Preisen heraus. Das rechte Motiv haben wir bereits bei dem "Reisen und Schauen"-Heft gesehen - die Ordensritter waren immer noch Sinnbild des Abwehrwillens der Ostpreußen, aber auch der nimmermüden Aufbau- und Kultivierungsarbeit in dem kargen Land.

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Ein paar Fahrkarten: unten links eine bereits erwähnte Ostpreußen-Rückfahrkarte, rechts davon eine Karte für einen Urlauber-Sonderzug nach Insterburg, oben rechts dann der interessanteste Fahrschein für eine Fahrt von Loßburg-Rodt bei Freudenstadt nach Lasdehnen, später umbenannt in Haselberg, in der obersten Nordostecke Ostpreußens, Station der Pillkaller / Schlossberger Kreisbahn. Eine Fahrt 3. Klasse über 1492 (!!!) Kilometer. Ich habe sie fahrplanmäßig versucht zu rekonstruieren. Wenn der Reisende am späten Abend Richtung Stuttgart fuhr, dort vielleicht im Wartesaal übernachtete, konnt er um 6.28 in den Zug nach Berlin zum Anhalter Bahnhof steigen, den er um 23.27 Uhr erreichte. Weiter ging es hurtig - per Droschke, aber eher per Straßenbahn - zum Bahnhof Friedrichstraße, wo schon um 0.04 der Zug nach Insterburg wartete, das um 14.43 erreichte wurde. Anderthalb Stunden später fuhr der Zug nach Stallupönen (später glaube ich Ebenrode), Ankunft 17.12 Uhr, Abfahrt nach Pillkallen schon eine Minute später, wo dann von 17.45 bis 19.45 Uhr Zeit für das Abendessen blieb oder wenigstens ein Bier oder zwei. Die Kleinbahn brauchte bis Lasdehnen dann nochmals 1 Stunde, 20 Minuten - und um 21.05 Uhr war unser Reisender nach ca. 48 Stunden am Ziel...

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Nachdem ich bei den Fahrkarten eine für einen Sonderzug gezeigt hatte nun das passende - aber etwas ältere - Werbefaltblatt für eine solche Reise.

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Etwas sehr Schönes waren die Rund- und Halbrundreisekarten, Tagesausflugskarten mit Wanderstrecken oder an die See, die Wochenendwanderkarten , Ringfahrhefte sowie Bezirks- und Bezirksteilmonatskarten, die hier in diesem Heft der RBD Königsberg nebst vielen Karten dargestellt werden. Es stammt vom Juni 1939 - zwei Monate später war Krieg, sechs Jahre später Ostpreußen verwüstet und die deutsche Zeit vorbei...

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Ein Blick ins Innere des Heftes...

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Das waren die Möglichkeiten , die man bei Fahrten ins Samland hatte.

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... und wenn wir schon im Samland sind, vielleicht ein Blick auf ein kleines Sammelsurium von Samlandbahn und Königsberg-Cranzer Eisenbahn? Oben links die schon ramponierte Hülle einer Postkarten-Serie, die man damals bei den Schaffnern als Andenken kaufen konnte. Rechts oben der Fahrplan für die beiden großen Privatbahnen, die von Königsberg aus das mittlere und westliche Samland erschlossen (Samlandbahn), aber auch die Seebäder (u.a. Cranz, Rauschen, Georgenswalde) an der nördlichen Küste (KCE). Der Werbespruch hielt sich lange, ebenso war das Aussehen des Fahrplans über viele Jahre gleich. Das Bild zeichnete übrigens ein bekannter Königsberger Tiermaler. In der Mitte ein Kofferaufkleber vom Hotel im Königsberger Nordbahnhof. Dieser wurde Ende der 20er oder Anfang der 30er erbaut und war der Urlaubsbahnhof der Stadt - von dort fuhren Samlandbahn und KCE ab.

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Hier noch ein schöner Fahrplan für das Samland, aber auch für die schmalspurige Bahn vom Königstor nach Prawten, wo schon sehr früh ein hoch interessanter Benzoltriebwagen fuhr (gab mal einen Bericht im DGEG-Heft).

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Die Rückseite des Fahrplans.

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Und wenn wir schon bei Klein- und Privatbahnen sind - hier noch ein paar Fahrscheine diverser Kleinbahnen. Ostpreußen hatte viele dieser Bahnen, die fast alle zur Ostdeutschen Eisenbahn-Gesellschaft mit Sitz in Königsberg gehörten. Man konnte - mit nur einem ganz kurzen Stück Normalspur zwischen Skaisgirren und Großbrittanien - von Sensburg im südlichen Masuren über Rastenburg - Barten - Warnascheln - Insterburg - Skaisgirren und Groß-Brittanien bis nach Karkeln am Kurischen Haff auf 750 mm-Gleisen fahren. In einem Fahrplanjahr - ich weiß nicht mehr welches es war - konnte man das an einem Tag schaffen, na ja , den guten Willen des Zugführers der Niederungsbahn vorausgesetzt...

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... und weil Ihr ja alle sicher denkt, ich müsste Geld wie Heu haben - ja, ich bin stolzer Aktienbesitzer. Ganz meiner Neigung folgend, habe ich natürlich in eine Kleinbahn investiert. Und ich bin sicher, dass das Papier stabiler ist als eines von Telekom oder Lehman Broth...

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... selbstverständlich habe ich in meinem Depot verschiedene Werte... und da erschien mir die Steinfurt Aktie doch als passend und äußerst wertbeständig.

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Aber jetzt will ich nochmal seriös werden und zwei Dokumente aus dem Jahr 1944 zeigen - den Antrag auf eine Schülerfahrkarte von Mohrungen nach Osterode über Liebemühl. Sie war gültig ab dem 1. Januar 1945 , der Monat wurde auch abgestempelt, aber schon Mitte Januar startete der Sturm der Roten Armee auf Ostpreußen, das rasend schnell eingekesselt wurde - die große Flucht begann. Was aus dem Mädchen wohl geworden ist? Hat sie es geschafft, ist ihr das Schicksal vieler Frauen im Osten erspart geblieben? Die Dame auf dem Personenausweis der Reichsbahn, sie war Ehefrau eines Reichsbahners, hat es geschafft - auf der Rückseite ist ihr neuer Wohnort im Westen vermerkt.

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Liebe Leute, da es nun doch sehr spät geworden ist (im Fernseher hinter mir laufen schon die "Ruf-mich-an"-Spots) und ich langsam müde werde, nun meine letzten Dokumente - auch zum Thema Schlafwagen. So langsam fallen mir die Augen zu, mir ist so diffus, ich fange an zu träumen.... Um kurz vor halb Elf bin ich am Bahnhof Zoo in Berlin in meinen Schlafwagen gestiegen, der Schlafwagenschaffner hat mir noch einen halben Roten serviert, den ich auf meinem schneeweiß bezogenen Bett sitzend genieße. Die Lichter der Großstadt liegen bald hinter mir, um Mitternacht poltern wir über den Oderstrom. Nochmal raus ans Gangfenster, ein Blick auf den Fluss, der Osten liegt vor uns, vorn macht der Lokführer hinter Küstrin richtig Dampf. Ein kurzes Schwätzchen erfreut auch den dienstbaren Geist in seinem kleinen Abteil - und noch einen Roten, den letzten. Bei Landsberg fallen mir die Augen zu, Kreuz verträume ich, in Schneidemühl weckt mich ein sanfter Ruck - wir haben eine neue Lok. Der Bahnsteig liegt einsam, wir rollen ins Dunkel und irgendwie erscheinen mir die Wölfe vor Block Schwarzheide... Bei Dirschau ist die Nacht für mich vorbei, ich muss ans Fenster, der Blick auf die Weichsel!! Dann das Werder, bevor die Räder wieder über Stahl rattern - die Nogat. Schnell die Seite wechseln, die Marienburg liegt rechts. Der Schlafwagenschaffner bringt Kaffee... Elbing, Braunsberg, Heiligenbeil, Königsberg!!!

Leute, Korrektur lesen mag ich nicht mehr, ich geh jetzt schlafen - und träumen...

Gute Nacht,
Euer Michael




2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2010:04:09:13:25:51.

Wahnsinn !!!

geschrieben von: karlmg

Datum: 03.10.09 08:57

Hallo Michael,

ich danke Dir für diesen wunderbaren Beitrag!
Irgendwie interessiert es mich auch gewaltig-dieses unbekannte Ostpreußen...
Bisher habe ich aber nur mit dem Auto einige Kilometer in Polen abgespult,
Schneidemühl und Konitz habe ich gesehen aber weiter östlich - Fehlanzeige.
Aber was nicht ist kann noch werden!

Danke für die Mühe;Vorfreude hast Du auf jeden Fall geweckt in mir auch wenn heute
natürlich alles anders ist als es mal war.

Herzliche Grüße
karlmg

Re: Ostpreußen-Erinnerungen auf Altpapier...

geschrieben von: Stefan Motz

Datum: 03.10.09 09:19

Hallo Michael,
packend, mitreißend, faszinierend, was Du alles zusammengetragen hast. Auch mich fesselte Ostpreußen, aber so intensiv wie Du habe ich nie Material gesammelt.

Als ich 1985 im Rahmen einer Studienfahrt Polen bereiste, fiel mir bei der Beschriftung der Exponate auf, daß sie aus Gdansk, Malbork, Frombork, ... und Königsberg(!) stammten. (Bei den heute polnischen Orten wurde der deutsche Name tunlichst vermieden, während statt der russischen die deutschen genommen wurden!).

Vielen Dank für's Zeigen!
Stefan

P.S.: Melde Dich nochmal wegen Deiner gestrigen Frage!

https://abload.de/img/db-251902-4003812-titu8k49.jpg

Re: Ostpreußen-Erinnerungen auf Altpapier...

geschrieben von: dampfgerd

Datum: 03.10.09 09:32

"Wahnsinn" war eigentlich auch mein erster Gedanke, aber da ist mir schon Jemand zuvor gekommen.
Für mich bitte 3 Setzeier mit Schinken unterbacken und 1 Fl. Krystall-Export-Bier aus der Patzenhofer Brauerei! :-)
Bei so alten Dokumenten komme ich gleich ins Schwärmen und danke dir vielmals, daß du den Verlockungen der Damen im Fernsehen widerstanden und uns stattdessen mit diesem wunderbaren Beitrag beglückt hast. Schöne Grüße vom
dampfgerd

Re: Ostpreußen-Erinnerungen auf Altpapier...

geschrieben von: Norbert Basner

Datum: 03.10.09 09:54

Danke für diesen schönen Beitrag.

viele Grüße

Norbert

Re: Ostpreußen-Erinnerungen auf Altpapier...

geschrieben von: KBS 634

Datum: 03.10.09 11:28

Hallo Michael!

Superklasse Beitrag mit Dokumenten die mir bekannt vorkommen. Am Ausweis war ich bei Ebay auch dran doch hat mir nicht gefallen. Ist nicht das orginal Lichtbild, da wurde etwas gebastelt.

Vielen Dank das ich die Sachen teilweise zum zweiten Mal sehen kann!


Grüße Andreas

Genial!

geschrieben von: Knotenpunkt Kreiensen

Datum: 03.10.09 11:31

Guten Morgen, vielen Dank für die lebhaften Schilderungen und die höchst interessanten Dokumente. Mit Wurzeln in Ostpreußen ist sowas immer von Interesse... Danke!

-----
"Kraansen, hier ist Kraansen an der Laane"

Wow... das ist der blanke Wahnsinn...

geschrieben von: schotterwächter

Datum: 03.10.09 11:33

Danke für deine Mühe, die du dir hier beim scannen und schreiben gemacht hast!

Der absolute Hammer ist freilich die Speisekarte! - Laßt uns in der Gastronomie wieder zu den 1912er Preisen zurückkehren! (Natürlich ohne "Teuro" und "Märchensteuer"!)
Auch mich fasziniert dieses Land ungemein, es reizt zu einer Entdeckungsreise - nicht nur eisenbahnspezifisch... Leider habe ich es aber noch nicht bis dahin geschafft.
Meine Schwiegermutter ist aus Ostpreußen. Sie dürfte erst 1948 aus dem russisch besetzten Teil des Landes raus. Den Spruch: "zu den Möven an die See..." kannte ich von ihr, lange bevor ich mit den dortigen Eisenbahnen beschäftigt habe...

Dein Beitrag am heutigen Feiertag regt auch dazu an, einmal über diesen Seite der deutschen Geschichte nachzudenken... Die deutsche Teilung, aber auch die europäische Teilung ist überwunden, wenn man zu Zeiten von Willi Brandts Ostverträgen solche Gedanken gehabt hätte - man wäre 100%ig ins Reich der Phantasie geschickt worden.
Nun bin ich auch noch etwas neugierig, welche Schätzchen du noch zutage förderst. Auf die Schmalspurbahn Breslau-Trebnitz freue ich mich besonders, da meine Eltern aus Breslau-Carlowitz stammen und in ihren Erinnerungen diese Bahn auch eine Rolle spielte.
Übrigens, so einen Reichbahn-Ausweis hatte meine Mutter auch - ausgestellt vom RAW Oels.

Schönen Tag noch wünscht der schotterwächter

Vielen Dank!

geschrieben von: Dieselkutscher

Datum: 03.10.09 12:18

Vielen Dank für diese Reise nach Ostpreußen. Eine schöne Sammlung hast du da zusammengetragen.... Und wunderbar der Begleittext.

Gruß aus Berlin

https://abload.de/img/2005.12.08felix2wzjkf.jpg Mein HiFo-Inhaltsverzeichnis
Wir werden dich nie vergessen!

Die Wölfe vor Block Schwarzheide ...

geschrieben von: Dg53752

Datum: 03.10.09 12:56

... war das nicht Maedel? Da ich väterlicherseits Ostpreuße bin, kann ich eine gewisse Faszination beim Thema Ostpreußen nicht verhehlen. Schon die Musik bei den Ortsnamen ...

Danke, dass Du Deine Devotionaliensammlung mit uns teilst.

Gruß,
Dg53752

Re: Ostpreußen-Erinnerungen auf Altpapier...

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 03.10.09 13:14

Hallo,
Wirklich unbeschreiblich schön!!
Ich träume auch schon lange davon mal unbedingt in den Osten zu fahren und dort die Eisenbahn und das was noch von damals übrig geblieben ist wie die Stellwerke usw.. unbedingt kennen zu lernen..

Re: Ostpreußen-Erinnerungen auf Altpapier...

geschrieben von: Harald Sydow

Datum: 03.10.09 13:34

Hallo,

es ist ein schöner und interessanter Bericht über einen
Teil Deutschlands der sicherlich mit zu den schönsten
gehörte.
Ich selbst bin leider bis jetzt nur bis zur Halbinsel
Hela gekommen, da wir väterlichseits aus Hinterpommern
stammen und ich so schon mehrmals das Land meiner Vorfahren
bereisst habe, vorallen natürlich die Heimat meines Vaters
und der Familie.
Darum kann ich gut gwisse sentimentale Gedanken verstehen.

Mfg
Sydow

Ruhrkohle ist sichere Energie!

Re: Wow... das ist der blanke Wahnsinn...

geschrieben von: m38902687-1

Datum: 03.10.09 13:34

schotterwächter schrieb:
-------------------------------------------------------
> Danke für deine Mühe, die du dir hier beim scannen
> und schreiben gemacht hast!
>
> Der absolute Hammer ist freilich die Speisekarte!
> - Laßt uns in der Gastronomie wieder zu den 1912er
> Preisen zurückkehren! (Natürlich ohne "Teuro" und
> "Märchensteuer"!)
>

Werter berre und Schotterwächter! Zuerst Danke für den sehr interessanten Blick in eine vergangene Welt! Zu den Preisen im privat bewirtschafteten Speisewagen wollte ich allerdings nicht zurückkehren, denn man muß sie in eine Relation zu den damaligen Einkommen setzen. Ein Facharbeiter, Angestellter oder ein mittlerer Beamter konnten es sich höchstens leisten, diesen WR von außen anzuschauen. Ein zugegenermaßen gutes Mittagessen mit Getränk kostete mehrere Stundenlöhne. Gruß Fritzle.

? zu Fahrplan D 117/118 Berlin - Königsberg

geschrieben von: Eurocity341

Datum: 03.10.09 17:04

Hallo!

Von wann ist den eigentlich der Fahrplan des D 117/118 Berlin - Königsberg (Pr.)? Auf alle Fälle müsste das erst nach September 1939 gewesen sein.

Sonst: Klasse!

Mit freundlichen Grüßen

Der Cottbuser

Re: Die Wölfe vor Block Schwarzheide ...

geschrieben von: Hochrheinbahner

Datum: 03.10.09 17:49

Dg53752 schrieb:
-------------------------------------------------------
> ... war das nicht Maedel?

Hallo, ja das ist von Karl-Ernst Maedel. Eine seiner spannendsten Geschichten, wie ich meine.

Und zu Michaels Beitrag: wieder erstklassiges "Altpapier" mit einem netten Text verarbeitet. Bin immer noch sprachlos über die Masse des gezeigten Materials (obwohl hoffentlich noch einiges dieser Schmanckerl folgen) und der guten Qualität.

Grüße vom Hochrhein

Neei, Lorbas, neei...

geschrieben von: Roststab

Datum: 03.10.09 18:03

Zwei Anmerkungen hätte ich, wobei die jede Anmerkung auch wieder eine Frage hat.

1) 1938 wurde Eydtkuhnen in Eydtkau umgenannt. Weiß jemand das genaue Datum und wurde zeitgleich auch die Bahnstation namentlich geändert?

2) Die Rastenburger Kleinbahn hatte neben dem durch den Fahrschein aufgezeigten Streckenast einen weiteren sich noch verzweigenden Ast nach Barthen bzw. Drengfurt(h). Gibt es dazu auch einen bildhaften Beleg?

OT: "Ostpreußisches Ortschaftsverzeichnis"

geschrieben von: Sören Heise

Datum: 03.10.09 18:17

Hej!

Du schreibst: Schon die Musik bei den Ortsnamen ...
Dazu fällt mir das folgende Gedicht ein; ich habe es mal in Christian Graf von Krockows Buch Begegnung mit Ostpreußen (Stuttgart 1994) gelesen und abgetippt. Näheres zum Autor ist mir nicht bekannt.

Viele Spaß, Sören

A. von Weiss

OSTPREUSSISCHES ORTSCHAFTSVERZEICHNIS

Theerwischwolka, Perkunischken,
Kuth, Czymochen, Kampinischken,
Plampert, Mulk, Katrinigkeiten,
Uszpiaunen, Endruscheiten,
Pupkeim, Pudelkeim, Pupinnen,
Wickno, Wiersbau, Wiebs, Widminnen,
Jucha, Machenguth, Pogrimmen,
Swirkeln, Skirbst und Schuddledimmen,
Pilchen, Chelchen, Abschrey, Nassen,
Buddern, Wawern, Widdrichs, Prassen,
Kimschen, Kutzen, Rucken, Faulen,
Kummelupchen, Budschen, Maulen,
Kalanczinnen, Karkeln, Bumbeln,
Pissanitzen, Grondzken, Dumbeln,
Alxnupönen, Carrallischken,
Schimiontken, Juckenischken,
Perkuiken, Mniodunsken,
Kuhdiebs, Czychen, Lomp, Mierunsken,
Gr.-Aschlacken und Schelecken,
Katzenduden, Kaszemecken,
Kölmisch, Kackschen, Eydginischken,
Truntz, Spirokeln, Tamowischken,
Wannagpuchen, Kartzanupchen,
Gr.-Aschnaggern und Meschkrupchen,
Mauen, Puspern, Olk, Farienen,
Gartenpungel, Kermuschienen,
Prosit, Prostken, Ackmonienen,
Liegetrocken, Czuppen, Bajohrgallen,
Punkt, Willpischken, Pusberschkallen,
Tutschen, Tutteln, Bammeln, Babbeln,
Spullen, Tullen, Spucken, Wabbeln,
Kabbeln, Gurkeln, Muldszen, Glommen,
Lenkuk, Gigarrn, Wusen, Wommen -
hast noch immer nicht genug,
nimm den Fahrplan vor und such!






2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2016:09:10:21:27:07.

Ein sehr sehens- und lesenswerter Beitrag

geschrieben von: Sören Heise

Datum: 03.10.09 18:21

Hej!

Ein sehr sehens- und lesenswerter Beitrag, vielen, vielen Dank!

Den Begriff Altpapier meinst Du doch hoffentlich nur ironisch. ;-)
Ich setze mich für meine Magisterarbeit mit mittlerweile fast 300 Jahre alten Akten auseinander, das ist schon ein eigenartiges Gefühl.

Viele Grüße, Sören

Re: Neei, Lorbas, neei...

geschrieben von: KBS 634

Datum: 03.10.09 18:29

Roststab schrieb:
-------------------------------------------------------
> Zwei Anmerkungen hätte ich, wobei die jede
> Anmerkung auch wieder eine Frage hat.
>
> 1) 1938 wurde Eydtkuhnen in Eydtkau umgenannt.
> Weiß jemand das genaue Datum und wurde zeitgleich
> auch die Bahnstation namentlich geändert?
>
> 2) Die Rastenburger Kleinbahn hatte neben dem
> durch den Fahrschein aufgezeigten Streckenast
> einen weiteren sich noch verzweigenden Ast nach
> Barthen bzw. Drengfurt(h). Gibt es dazu auch einen
> bildhaften Beleg?

Hallo!

Eydtkuhnen wurde am 16.7.38 in Eydtkau umbenannt. Im Bhf-Verzeichnis von 1938 Gültig am 1.Oktober ist er mit der neuen Bezeichnung eingetragen, mit einem Hinweis auf den früheren Ortsnamen!

Gruß aus Wismar
Andreas

Herzlichen Dank Andreas!! (o.w.T)

geschrieben von: Roststab

Datum: 03.10.09 18:39

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)

So mußt djschabbern kennen...

geschrieben von: Roststab

Datum: 03.10.09 18:52

dann bist von jennem Eck!

Das Aussprechen fällt so manchem schon schwer. Und wer kennt schon die Ort? Die Altvorderen werden die Ortsnamen bestimmt kennen, aber auch da wird es Probleme geben. Denn viele Namen wurden nach 1938 eingedeutscht. Siehe Treuenburg / Maggrabowa = Oletzko

Re: Herzlichen Dank Andreas!!

geschrieben von: berre_mz

Datum: 03.10.09 19:07

Hallo erstmal,

und vielen Dank für Euren übergroßen Zuspruch. Ich komme jetzt gerade aus dem Stadion, bin noch total platt von unserem (Mainz 05) sensationellen 2:1 gegen Hoppenheim, aber genauso angenehm überrascht von den vielen mittlerweile eingelaufenen Mails. Toll das Gedicht mit den schönen Ortsnamen.

Ich will aber auch Fragen beantworten, etwa die von Sören: Nein, das mit dem Altpapier meine ich natürlich nicht ernst, aber ich sehe mein Faible für Papiere von vorgestern schon mit leichter Selbstironie, aber Hobbys sollte man ja generell mit einem Augenzwinkern betrachten.

Dann die Frage von Euroity 341 zum D 117/118: Der gezeigte Fahrplan lag dem Mitropa-Schlafwagenfahrplan, Sonderausgabe vom 21. Januar 1940, bei.

Viele Grüße,
MIchael

Barten-Drengfurt

geschrieben von: KBS 634

Datum: 03.10.09 19:12

Roststab schrieb:
-------------------------------------------------------
> Zwei Anmerkungen hätte ich, wobei die jede
> Anmerkung auch wieder eine Frage hat.
>
> 1) 1938 wurde Eydtkuhnen in Eydtkau umgenannt.
> Weiß jemand das genaue Datum und wurde zeitgleich
> auch die Bahnstation namentlich geändert?
>
> 2) Die Rastenburger Kleinbahn hatte neben dem
> durch den Fahrschein aufgezeigten Streckenast
> einen weiteren sich noch verzweigenden Ast nach
> Barthen bzw. Drengfurt(h). Gibt es dazu auch einen
> bildhaften Beleg?


Hier noch ein Kartenausschnitt!

http://img5.imagebanana.com/img/iyko3c53/barthendrengfurt.jpg

Gruß aus Wismar
Andreas

Ich habe mich ungeschickt ausgedrückt...

geschrieben von: Roststab

Datum: 03.10.09 19:31

Dennoch ein dickes Dankeschön für Deine Mühe Andreas. Ich meinte mit dem "bildhaften Beleg" eine Fahrkarte analog der von berre_mz gezeigten.

Sorry für meine Dummheit.

Kleine Anmerkung. Ich kenne Bart(h)en nur mit h ebenso wie Drengfurt(h). In der Karte ist beides ohne. Sind das vielleicht Schreibfehler meiner Altvorderen oder wurden die Orte tatsächlich mal mit h geschrieben? Ich werde mal gurgeln.

Tante Edith meinte ich solle nicht so viele Rechtshreibüm lmkb....



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:10:03:19:33:10.

Re: Herzlichen Dank Andreas!!

geschrieben von: Eurocity341

Datum: 03.10.09 19:35

Hallo!

Danke für die Zeitangabe! Im letzten Kriegs-KB 1944 stand der D 117/118 schon nicht mehr im Fahrplan. Die D 7/8, D 17/18 und D 27/28 existierten noch...

... aber ab 22./23. Januar 1945 fuhren sie nicht mehr (wenn sie nicht schon früher gestrichen wurden). Der letzte durchgehende Zug war am 22. Januar 1945 der D 23/24 Berlin - Stettin - Danzig - Königsberg. Am 23. Januar 1945 fuhr D 24 zwar noch ab Königsberg, aber durch die Kriegshandlungen war aber bereits in Braunsberg Endstation. Der Zug musste zurück.

Mit freundlichen Grüßen

Der Cottbuser

Orte mit und ohne h

geschrieben von: westbahn

Datum: 03.10.09 20:41

Hallo!

Wirklich tolle Dokumente !!!!

Zu Roststabs frage: Auf dem Meßtischblatt 1795 der Deutschen Heereskarte von 1944 heißt es tatsächlich "Drengfurth" , auf dem Messtischblatt 1794 von 1937 aber "Barten". (Beide Blätter sind auf dieser Seite [mapy.amzp.pl] zu finden, dafür vielen Dank nach Polen!)

Gruß,

Thomas

"Die ostfriesische Landschaft wird gekennzeichnet durch die Herrschaft der horizontalen Linie." (Reichsbahnrat Schenkelberg, 1926)
--- westbahn.de - Die Eisenbahn in Ostfriesland (und umzu) ---
--- meine HiFo-Beiträge ---

Re: Orte mit und ohne h

geschrieben von: KBS 634

Datum: 03.10.09 20:52

Hmmmmm!?

Komisch, auf der Übersichtskarte der Reichsbahn vom Juni 1941 sind beide Orte auch ohne "h" geschrieben!

Auf einer Übersichtskarte der RBD Königsberg Stand 1.August 1939 ist jedoch Drengfurth angegeben!



Edit: Ergänzung RBD Königsberg

Gruß aus Wismar
Andreas




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:10:03:21:01:13.

Re: Ostpreußen-Erinnerungen auf Altpapier...

geschrieben von: Joachim Leitsch

Datum: 03.10.09 21:12

das ist aber auch ein sentimental stimmender Beitrag, Harry ;) !

Obwohl meine Vorfahren eher aus dem Hessischen, Oberschlesischen und Westfälischen kommen, hat mir dieser Streifzug in den östlichsten Teil Deutschlands sehr gut gefallen - das war ein toller Griff in die Altpapierkiste!

RUHRKOHLE - Sichere Energie

seit dem 24.II.2022 bittere Wahrheit in Europa

Re: OT: "Ostpreußisches Ortschaftsverzeichnis"

geschrieben von: Wahldresdner

Datum: 03.10.09 21:17

Sören Heise schrieb:
-------------------------------------------------------

> OSTPREUSSISCHES ORTSCHAFTSVERZEICHNIS
>
> Theerwischwolka, Perkunischken,
> Kuth, Czymochen, Kampinischken,
> Plampert, Mulk, Katrinigkeiten,
> Uszpiaunen, Endruscheiten,
> Pupkeim, Pudelkeim, Pupinnen,
> Wickno, Wiersbau, Wiebs, Widminnen,
> Jucha, Machenguth, Pogrimmen,
> Swirkeln, Skirbst und Schuddledimmen,
> Pilchen, Chelchen, Abschrey, Nassen,
> Buddern, Wawern, Widdrichs, Prassen,
> Kimschen, Kutzen, Rucken, Faulen,
> Kummelupchen, Budschen, Maulen,
> Kalanczinnen, Karkeln, Bumbeln,
> Pissanitzen, Grondzken, Dumbeln,
> Alxnupönen, Carrallischken,
> Schimiontken, Juckenischken,
> Perkuiken, Mniodunsken,
> Kuhdiebs, Czychen, Lomp, Mierunsken,
> Gr.-Aschlacken und Schelecken,
> Katzenduden, Kaszemecken,
> Kölmisch, Kackschen, Eydginischken,
> Truntz, Spirokeln, Tamowischken,
> Wannagpuchen, Kartzanupchen,
> Gr.-Aschnaggern und Meschkrupchen,
> Mauen, Puspern, Olk, Farienen,
> Gartenpungel, Kermuschienen,
> Prosit, Prostken, Ackmonienen,
> Liegetrocken, Czuppen, Bajohrgallen,
> Punkt, Willpischken, Pusberschkallen,
> Tutschen, Tutteln, Bammeln, Babbeln,
> Spullen, Tullen, Spucken, Wabbeln,
> Kabbeln, Gurkeln, Muldszen, Glommen,
> Lenkuk, Gigarrn, Wusen, Wommen -
> hast noch immer nicht genug,
> nimm den Fahrplan vor und such!

Und ab 1938 verschwanden die meisten dieser Namen und fielen dem Germanisierungswahn der Nazis zum Opfer. Aauch in Oberschlesien wurden übrigens viele Ortsnamen "eingedeutscht". Es war wohl ein Menetekel vor dem Untergang - in dem Millionen von Menschen und Jahrhunderte an kulturellen Errungenschaften dem Rassenwahn des Gröfaz geopfert wurden. Wenn man all diese wunderbar zusammen getragenen Erinnungen sieht, das alles bedenkt, und dann die hiesigen Wahlergebnisse der NPD sieht, dann zweifelt man doch manchmal an der Lernfähigkeit der Menschen. All das ist verloren gegangen, weil große Teile der Generation unserer Groß- und Urgroßeltern meinten, dass sie einen "Führer" brauchten, der ihnen das Denken abnimmt.

Viele Grüße,
Wahldresdner

--
Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten.

Re: So mußt djschabbern kennen...

geschrieben von: Wahldresdner

Datum: 03.10.09 21:23

Roststab schrieb:
-------------------------------------------------------
> dann bist von jennem Eck!
>
> Das Aussprechen fällt so manchem schon schwer. Und wer kennt schon die Ort? Die Altvorderen werden
> die Ortsnamen bestimmt kennen, aber auch da wird es Probleme geben. Denn viele Namen wurden nach
> 1938 eingedeutscht. Siehe Treuenburg / Maggrabowa = Oletzko

;-) Du hast ausgerechnet den wohl einzigen Ort erwischt, der nicht 1938 "eingedeutscht" wurde. Treuburg erhielt diesen Namen schon 1928, quasi als Auszeichnung, dass bei der Völkerbundsabstimmung 1920 im ganzen Kreis nur 2 Stimmen für Polen votierten. Offiziell hieß die Stadt zuvor Marggrabowa, der Landkreis kurioserweise aber Oletzko.

Viele Grüße,
Wahldresdner

--
Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten.

Re: Wow... das ist der blanke Wahnsinn...

geschrieben von: Wahldresdner

Datum: 03.10.09 21:36

schotterwächter schrieb:
-------------------------------------------------------

> Der absolute Hammer ist freilich die Speisekarte! - Laßt uns in der Gastronomie wieder zu den 1912er
> Preisen zurückkehren! (Natürlich ohne "Teuro" und "Märchensteuer"!)

Auch zu den damaligen Löhnen? ;-) Ein Arbeiter verdiente damals im Schnitt 1.500 RM im Jahr!

Viele Grüße,
Wahldresdner

--
Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten.

Ich bin begeistert....... (m5B)

geschrieben von: Norbert Lippek

Datum: 03.10.09 21:38

Moin Michael!

Auch von mir einen ganz herzlichen Dank für die einmaligen zeitgeschichtlichen Dokumente, die du uns zeigst. Interessant ist, dass auch bei mir in den späten Kindertagen Anfang der 1960er Karl-Ernst Maedel das Interesse für Ostpreußen und seine Eisenbahn geweckt hat. Damals waren Königsberg und Ostpreußen ganz weit weg, völlig unerreichbar und es lag völlig im Dunkeln, was dort vor sich ging. Das änderte sich ja Gott sei Dank in den 1990ern. Und im Mai 2001 bin ich dann für einige Tage ins nördliche Ostpreußen gefahren und habe versucht, das Land etwas zu erkunden und Relikte aus alten deutschen Eisenbahnzeiten zu finden. Und es gab tatsächlich noch das eine oder andere zu entdecken:

Das ehemalige Bahnhofsgebäude von Hohenfried, gelegen an der heute nicht mehr existierenden Strecke von Insterburg nach Angerapp

http://s1.directupload.net/images/091003/ll2xeiex.jpg


Am ehemaligen Bahnhofsgebäude von Angerapp Ost gab’s sogar noch die Anschrift zu sehen

http://s2.directupload.net/images/091003/ogjrlzyf.jpg


Der Bahnhof Hardteck, heute Endpunkt der von Ebenrode aus früher mal nach Goldap führenden Strecke

http://s4.directupload.net/images/091003/tcpvh28d.jpg


In Tollmingen stand noch ein Wasserkran, oben am Kopf ist 46 Jahre nach dem schrecklichen Ende in Ostpreußen noch die Herstelleranschrift zu lesen: Bopp & Reuther Mannheim

http://s1.directupload.net/images/091003/znve9cph.jpg


2001 gab es aber nicht nur Verfall im nördlichen Ostpreußen zu sehen. Hier das frisch renovierte Bahnhofsgebäude von Seepothen, gelegen an der Strecke von Königsberg nach Heiligenbeil

http://s12.directupload.net/images/091003/9vp8abxx.jpg


Es war damals ein kaum beschreibbares seltsames Gefühl, in diesem komischen russischen Ostpreußen herumzufahren.

Nochmals herzlichen Dank für deinen wunderschönen Beitrag,
Grüße von der Weser

Norbert

Herrschaftszeiten . . .

geschrieben von: Michael Fischbach

Datum: 03.10.09 22:19

...was für eine Sammlung.
Ostpreussen war in jeder Hinsicht schon immer was Besonderes, das wird durch diese Präsentation noch untermauert.
Vielen Dank, sehenswert !

Viele Grüße

Michael Fischbach


Re: Ostpreußen ohne Revanchismus

geschrieben von: Germiston

Datum: 03.10.09 22:28

Danke berre_mz und danke auch denjenigen Kommentatoren, die sich bewusst sind, dass wir glücklich darüber sein können, diese Gegend wieder besuchen zu können. Wenn wir in diesem Sinn unterwegs sind, wie berre_mz die damalige erste Fahrt nach Königsberg schildert, tragen wir als Eisenbahnfreunde dazu bei, dass die Schiene Europa verbindet! Übrigens selbst der Alkohol, wenn er nicht so hirnlos eingesetzt wird, wie von manchen Hooligans :-))
Ich verstehe auch, dass Mancher, zumal mit ostpreussischen Wurzeln, der Nostalgie verfällt - als Süddeutscher habe ich da leicht reden - es ist m.E. jedoch der richtige Tag, darüber nachzudenken, was wir in den letzten 20 Jahren gewonnen haben. Ja, auch wir Wessis haben eine Menge Reisefreiheit dazugewonnen. Ich kann nur Jedem raten, davon Gebrauch zu machen! Die Menschen, die in den uns entfremdeten Regionen leben, sind Menschen wie wir - mit ähnlichen Freuden, Ängsten und Hoffnungen. Wir müssen keine Angst vor ihnen haben, nur viele von ihnen haben Angst vor uns. Unser Eisenbahnhobby kann helfen, dass wir diese Ängste abbauen helfen. Tun wir's doch!

P.S.: den Preisnolstalgikern empfehle ich, Ihre Gehaltsüberweisung mit den dort ansässigen Arbeitern, Angestellten und Rentnern zu tauschen - und erst dann wieder ihre Sprüche zu machen.

Re: Ostpreußen-Erinnerungen auf Altpapier...

geschrieben von: Jörg Schwabel

Datum: 03.10.09 22:36

Mein Gott!

Wie groß ist/sind denn Deine Papiertonne(n)? Und woher stammt denn all das Papier? Bist Du ein Mensch mit 8 Großvätern???

Unglaublich, Danke für's Herzeigen!

Gruß aus Wien

Re: Ich habe mich ungeschickt ausgedrückt...

geschrieben von: Jörg Schwabel

Datum: 03.10.09 22:46

Roststab schrieb:

Ich werde mal gurgeln.

Der Ortsname Gurgeln fehlt noch im Ortsnamenverzeichnis........

Würde mich nicht wundern, hätte es ihn gegeben in Ostpreußen.

Re: Ostpreußen-Erinnerungen auf Altpapier...

geschrieben von: berre_mz

Datum: 03.10.09 22:50

Hallo Jörg,

wenn ich ehrlich bin, sind es keine Tonnen, sondern ca. 25 Alben vom Briefmarken-Zubehör-Spezialisten Lindner, dessen Ringbinder mit den verschiedenen Unterteilungen von ganzer Seite bis zur ganz kleinen Streifen ganz ideal zum Sammeln von "Altpapier" sind. Meine Devotionalien habe ich im Laufe der Jahre teils sehr gezielt, teils aber auch von Glück und Zufall begünstigt zusammengesammelt. Mit der Dauer entwickelt man dann eine Art siebten Sinn, wo noch etwas Schönes zu finden sein könnte. Ich war allerdings nie auf "Beutetour" nach der Maueröffnung in der Ex-DDR , in Polen oder sonst wo im Osten.

Viele Grüße,
Michael

Re: Ostpreußen-Erinnerungen auf Altpapier...

geschrieben von: Hans-Juergen.Warda

Datum: 03.10.09 23:29

Das ist ein sehr schöner Beitrag. Ich komme aus Königsberg/ Pr. vom Hintertragheim 7 am Oberteich. Meine Frau kommt aus Bohnau aus dem Sammland, da fuhr der "Schniefke" die Fischausener Kreisbahn. Den Benzoltriebwagen von Steinfurt habe ich am Königstor fahren sehen. Der Bahnhof am Königstor ist nicht mehr. Die Schienen sind auch nicht mehr vorhanden. Auch die Schienen am Litauer Wall und dem Wallring am Oberteich sind nicht mehr da. Auf dieser Strecke wurde in der Stadt der Güterverkehr vom Königstor zum Pillauer Bahnhof durchgeführt. Heute hat man keine Güter mehr dort. Übrigens ! Bei Steinfurt wurde die Scharfenbergkupplung hergestellt. Die KWS hatte an ihren Straßenbahnen diese Kupplung. In dem Beitrag tauchen wieder einmal nach langer Zeit alte vertraute Namen auf. Namen, die keiner mehr nennt.

Viele Grüße ! Hans-Jürgen Warda

Re: Ich habe mich ungeschickt ausgedrückt...

geschrieben von: Hans-Juergen.Warda

Datum: 03.10.09 23:35

Die alte Schreibweise war mit h. Genau wie Rathshof in Königsberg.

Hans-Jürgen Warda

Re: Ostpreußen-Erinnerungen auf Altpapier...

geschrieben von: KBS 634

Datum: 03.10.09 23:57

Hans-Juergen.Warda schrieb:
-------------------------------------------------------
> Das ist ein sehr schöner Beitrag. Ich komme aus
> Königsberg/ Pr. vom Hintertragheim 7 am Oberteich.
> Meine Frau kommt aus Bohnau aus dem Sammland, da
> fuhr der "Schniefke" die Fischausener Kreisbahn.
> Den Benzoltriebwagen von Steinfurt habe ich am
> Königstor fahren sehen. Der Bahnhof am Königstor
> ist nicht mehr. Die Schienen sind auch nicht mehr
> vorhanden. Auch die Schienen am Litauer Wall und
> dem Wallring am Oberteich sind nicht mehr da. Auf
> dieser Strecke wurde in der Stadt der Güterverkehr
> vom Königstor zum Pillauer Bahnhof durchgeführt.
> Heute hat man keine Güter mehr dort. Übrigens !
> Bei Steinfurt wurde die Scharfenbergkupplung
> hergestellt. Die KWS hatte an ihren Straßenbahnen
> diese Kupplung. In dem Beitrag tauchen wieder
> einmal nach langer Zeit alte vertraute Namen auf.
> Namen, die keiner mehr nennt.
>
> Viele Grüße ! Hans-Jürgen Warda

Hallo Hans-Jürgen!

Zu Steinfurt habe ich hier noch was und wie ich bei Wiki gesehen habe steht die ehem. Reichsbahndirektion Königsberg auch noch!

[www.drehscheibe-foren.de]

Grüße Andreas

Re: Ostpreußen-Erinnerungen auf Altpapier...

geschrieben von: 01 1066

Datum: 04.10.09 12:23

Oh Mann, Marjalche, was für ein schöner Beitrag! Da haut's einen ja wirklich aus den Schuhen.

@Sören Heise:
Das ist ein wunderschönes Gedicht, danke fürs Einstellen. Man muß sich die Namen laut vorlesen und dabei ganz vorsichtig den ostpreußischen Dialekt mit seinem Singsang anstimmen - dann kommen einem vor Lachen die Tränen (auch wenn bei einigen Namen der Knoten in der Zunge vorprogrammiert ist).

@Jörg Schwabel:
"Gurkeln" ist ja schon drin in der Liste...

Re: OT: "Ostpreußisches Ortschaftsverzeichnis"

geschrieben von: pasch

Datum: 04.10.09 12:35

Wahldresdner schrieb:
-------------------------------------------------------
> Es war wohl ein Menetekel vor dem Untergang - in dem Millionen von
> Menschen und Jahrhunderte an kulturellen Errungenschaften dem Rassenwahn des Gröfaz
> geopfert wurden. (...) All das ist verloren gegangen, weil große Teile der Generation unserer
> Groß- und Urgroßeltern meinten, dass sie einen "Führer" brauchten, der ihnen das Denken abnimmt.

Wie schön einfach Geschichte bzw. deren Interpretation doch manchmal ist.

Re: So mußt djschabbern kennen...

geschrieben von: Hans-Juergen.Warda

Datum: 04.10.09 12:51

Ich komm von jenemm End,

also der Ort hieß zuletzt Treuburg. Liegt halbwegs in Masuren.

Viele Grüße ! Hans-Jürgen Warda

Re: Ostpreußen-Erinnerungen auf Altpapier...

geschrieben von: Hans-Juergen.Warda

Datum: 04.10.09 13:25

Hallo Andreas,

die ehemalige Reichsbahndirektion steht noch zwischen der Böhm- und Georgsstraße in der Vorstädtischen Langgasse. Paralell ist die Turnerstraße mit dem Georgsstift. Hier hat meine Oma gewohnt. Von dort konnte man die geschlossene Brücke der Direktion in der 4. oder 5. Etage sehen. Die erste Fabrik von Steinfurt war auf dem Weidendamm an der Steinfurt-/ Kaiserstraße. Sie wurde zu klein, und somit zog man nach Ratshof am Pregel. Der ÖPNV in Königsberg ist mehr oder weniger vergammelt. Man hat ferner ganze Linien zur Kunstakademie , Linien 3, 15 und Hardershof Linien 1 und 12, eingestellt. Die ehemalige Linie 2 zum Flughafen besteht nicht mehr. Die Bahnen fahren nur noch zum Königstor. Früher endete da die Linie 6. Auch fährt keine Straßenbahn ( Linie 8 ) mehr zur Cranzer Allee ( Rothenstein ) hinaus. Hier waren Kasernen, das Krematorium und der Pferde-Rennpark. Selbst die große Anlage am Hauptbahnhof wird nicht mehr bedient. Hier endeten die Linien 1 - 4. Dort gab es zu deutscher Zeit in den Grünanlagen mehrere Abstellgleise. Außerdem hat man den Straßenbahnbetrieb eingestellt am Mitteltragheim, Paradeplatz, Poststraße und Burgstraße. Es ist alles sehr traurig. Straßenbahnen von Steinfurt fuhren noch in Elbing und in Allenstein. Wie ich sehe, hat man Dir schon geholfen. Ich habe noch einen Abteilwagen von Steinfurt gesehen im Eisenbahnmuseum bei Hamburg in Friedrichsruh.

Viele Grüße ! Hans-Jürgen
Ich gebe Dir recht mit Deiner Auffassung,

im vergangenen Oktober war ich mit meinen Kindern in Dresden. Die Stadt war in Schutt und Asche. Was dort geleistet wurde an Aufbau und Infrastruktur ist gewaltig. Der Straßenbahnbetrieb der Dresdener Verkehrsbetriebe ist gewaltig. Man kann dies mit Königsberg nicht vergleichen. Hier wohnen Deutsche bzw. Dresdener, die zum Teil Hand angelegt haben am Wiederaufbau der Stadt. Nach Königsberg wurden aus Rußland Menschen von Stalin hingetrieben, die in der Stadt absolut nichts zu sagen hatten und kein inneres Verhältnis haben.

Viele Grüße ! Hans-Jürgen Warda

Steinfurt

geschrieben von: Joachim Leitsch

Datum: 04.10.09 13:34

wenn Du in Waagons von Steinfurt fahren möchtest, so sei Dir ein Besuch der Hespertalbahn in Essen angeraten. Dort gibt es die letzten drei "Wilhelmshavener" in Deutschland, gebaut anno 41 in Königsberg:

[hespertalbahn.de]

edit Buchstabendreher

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1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:10:04:13:35:15.

Re: Ostpreußen-Erinnerungen auf Altpapier...

geschrieben von: KBS 634

Datum: 04.10.09 13:37

Hans-Juergen.Warda schrieb:
-------------------------------------------------------
> Hallo Andreas,
>
> die ehemalige Reichsbahndirektion steht noch
> zwischen der Böhm- und Georgsstraße in der
> Vorstädtischen Langgasse. Paralell ist die
> Turnerstraße mit dem Georgsstift. Hier hat meine
> Oma gewohnt. Von dort konnte man die geschlossene
> Brücke der Direktion in der 4. oder 5. Etage
> sehen. Die erste Fabrik von Steinfurt war auf dem
> Weidendamm an der Steinfurt-/ Kaiserstraße. Sie
> wurde zu klein, und somit zog man nach Ratshof am
> Pregel. Der ÖPNV in Königsberg ist mehr oder
> weniger vergammelt. Man hat ferner ganze Linien
> zur Kunstakademie , Linien 3, 15 und Hardershof
> Linien 1 und 12, eingestellt. Die ehemalige Linie
> 2 zum Flughafen besteht nicht mehr. Die Bahnen
> fahren nur noch zum Königstor. Früher endete da
> die Linie 6. Auch fährt keine Straßenbahn ( Linie
> 8 ) mehr zur Cranzer Allee ( Rothenstein ) hinaus.
> Hier waren Kasernen, das Krematorium und der
> Pferde-Rennpark. Selbst die große Anlage am
> Hauptbahnhof wird nicht mehr bedient. Hier endeten
> die Linien 1 - 4. Dort gab es zu deutscher Zeit
> in den Grünanlagen mehrere Abstellgleise. Außerdem
> hat man den Straßenbahnbetrieb eingestellt am
> Mitteltragheim, Paradeplatz, Poststraße und
> Burgstraße. Es ist alles sehr traurig.
> Straßenbahnen von Steinfurt fuhren noch in Elbing
> und in Allenstein. Wie ich sehe, hat man Dir schon
> geholfen. Ich habe noch einen Abteilwagen von
> Steinfurt gesehen im Eisenbahnmuseum bei Hamburg
> in Friedrichsruh.
>
> Viele Grüße ! Hans-Jürgen


Danke Hans-Jürgen für die Ausführung. RBD Königsberg, Vorstädtische Langgasse 117-121. Letzter Präsident war Dr. Ing. Adalbert Baumann, der Vizepräsident Dr.jur. Heinrich Gland.

Grüße Andreas

Re: OT: "Ostpreußisches Ortschaftsverzeichnis"

geschrieben von: Wahldresdner

Datum: 04.10.09 13:49

pasch schrieb:
-------------------------------------------------------
> Wahldresdner schrieb:
> --------------------------------------------------
> -----
> > Es war wohl ein Menetekel vor dem Untergang - in dem Millionen von
> > Menschen und Jahrhunderte an kulturellen Errungenschaften dem Rassenwahn des Gröfaz
> > geopfert wurden. (...) All das ist verloren gegangen, weil große Teile der Generation unserer
> > Groß- und Urgroßeltern meinten, dass sie einen "Führer" brauchten, der ihnen das Denken abnimmt.
>
> Wie schön einfach Geschichte bzw. deren Interpretation doch manchmal ist.

Was konkret stört Dich?

Viele Grüße,
Wahldresdner

--
Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten.

Re: Orte mit und ohne h

geschrieben von: westbahn

Datum: 04.10.09 15:58

Dann machen wird esmal komplett:
"Dr. jur. W. Kochs Eisenbahn-Stationsverzeichnis" hat 1883 und 1904 "Barten" und "Drengfurth". Das Stationsverzeichnis des VMEV (ehem. "Dr. Kochs"), Ausgaben 1929, 1939, schreibt beides ohne h. Ebenso das Bahnhofsverzeichnis der DR, Ausgaben 1933, 1938 und 1944.
Daraus schließe ich mal, daß das h bei Drengfurth Ende der 1920er Jahre entfallen ist und die Zeichner der Meßtischblätter es einfach nur weiter "mitgeschleppt" haben.

Thomas

"Die ostfriesische Landschaft wird gekennzeichnet durch die Herrschaft der horizontalen Linie." (Reichsbahnrat Schenkelberg, 1926)
--- westbahn.de - Die Eisenbahn in Ostfriesland (und umzu) ---
--- meine HiFo-Beiträge ---

Re: Ich bin begeistert....... (m5B)

geschrieben von: Mathias Hiller

Datum: 04.10.09 22:37

Norbert Lippek schrieb:
-------------------------------------------------------

> Das ehemalige Bahnhofsgebäude von Hohenfried, ...

Spiroken

> Der Bahnhof Hardteck, heute Endpunkt der von
> Ebenrode ...

Stallupönen

> In Tollmingen stand noch ein Wasserkran, oben am

Tollmingkehmen

Die Namen aus der Nazizeit muß man weder pflegen noch sollte man sie kultivieren.

Hier eine Liste des Jahres 1938 mit den Umbenennungen:
[www.fh-merseburg.de]
Übersicht: [www.hs-merseburg.de]

Für Ostpreußenliebhaber und solche, die es werden wollen, empfiehlt sich:
- Siegfried Lenz: So zärtlich war Suleyken: Masurische Geschichten
- Andreas Kossert: Ostpreußen: Geschichte und Mythos

Re: Ich bin begeistert....... (m5B)

geschrieben von: KBS 634

Datum: 04.10.09 22:50

Also ich muß schon sagen, wenn ich mir die Verwaltungsbezirke von Ostpreussen anschaue kommen die dollsten Namen zum Vorschein.

Mein Favorit habe ich schon der gewisse Ähnlichkeit im Namenszug mit einem hessischen Bahnhof aufweist.

Groß Wixwen :))


Auf jeden Fall sind die Namen Weltklasse, mein zweiter Favorit wäre Groß Trumpeiten, auch nicht schlecht!

Gruß aus Wismar
Andreas




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:10:04:22:51:27.

Die Ortsnamen

geschrieben von: Norbert Lippek

Datum: 04.10.09 23:39

Moin Mathias!

Mein Ziel war es, im nördlichen Ostpreußen Bahnrelikte aus Vorkriegszeiten zu finden. Und dazu diente bei der Reise 2001 der Nachdruck einer Karte von Ostpreußen mit dem Maßstab 1:300000, die also sehr detailliert die Lage von Bahnstrecken, Bahnhöfen und Straßen mit Stand vermutlich 1939 darstellt. Ohne diese Karte wäre es gar nicht möglich gewesen, die von mir beispielhaft gezeigten Objekte zu finden. Und aus eben dieser Karte sind die Ortsnamen entnommen, ohne jeglichen Hintergedanken, sie kultivieren oder pflegen zu wollen.

Herzliche Grüße von der Weser

Norbert

Was für ein Beitrag!

geschrieben von: rolf koestner

Datum: 05.10.09 13:51

Da könnte man glatt wieder auf dumme Gedanken kommen... ;-)

Wollen und werden wir natürlich nicht!


Bis neulich

Rolf Köstner

Man hat nicht richtig gelebt, wenn man nie in einem ICE gesessen hat, der in Hamm geteilt worden ist.


Ich bin ein Boomer!

Re: Was für ein Beitrag!

geschrieben von: 01 1066

Datum: 05.10.09 13:55

Rolf, was geistern Dir denn wieder für dumme Gedanken durch den Kopf???
Eine Reise durch Ostpreußen? Da könnte man allerdings wirklich schwach werden!

Re: Ostpreußen-Erinnerungen auf Altpapier...

geschrieben von: octo

Datum: 05.01.10 01:21

Hallo!

Ein großartiger Bericht; Vielen Dank dafür!

> 1988 durfte ich dann das erste Mal in die
> Landschaften meiner Träume - als Gast bei der
> Premierenfahrt des ersten TUI-Autoreisezugs von
> Hannover nach Posen.

Was für eine Fahrt war denn das? - ich hätte nicht gedacht daß es im Jahre für '88 touristischen Reisen nach Polen aus Deutschland Reisebürozüge gegeben hätte.

Gruß, octo.

Re: Ostpreußen-Erinnerungen auf Altpapier...

geschrieben von: Thomas D

Datum: 31.03.16 16:10

Hallo, ein herrlicher mitreißender Beitrag zu diesem wunderschönen Gebiet Deutschlands und seinen Eisenbahnen. Dazu so interessant angereichert mit dem "Altpapier"! Man möchte sich sofort in den Zug setzen und losreisen. - Gern mehr von diesen Schätzen und ein herzliches Dankeschön.

Und noch ein Wort zu diesen nutzlosen Polit-Debatten: Die Vergangenheit ist, wie sie war. Mal sehen, wie in 50 oder 100 Jahren unsere Nachfahren über unsere Fehler urteilen werden...
Laßt uns das Verbindende unseres Hobbies, die Bahn in den Vordergrund stellen, darum geht es hier doch.

Thomas D