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Kriegsende in Lüttich (mit 8 Bilder)

geschrieben von: Martin Zijlstra

Datum: 26.09.09 18:15

Mein Vater war Lokführer bei der NS in Holland während der Dampflokzeit und somit war es von meiner Kindheit an deutlich das Eisenbahn mich für den Rest meines Lebens interessieren wurden. Vielen von Euch ist wahrscheinlich das gleiche passiert. Wir lebten in Heerlen in eine Gegend wo es vielen Eisenbahner gab, unser Nachbar zum Beispiel arbeitete als Schrankenwart. Der Bruder der Nachbarin war auch Lokführer aber wo mein Vater erst nach dem Krieg zur Eisenbahn kam war der Bruder der Nachbarin schon im Krieg dabei. Es war ein netter Mensch mit dem ich vielen Stunden geredet hab. Wir nannten ihm Onkel Loe, sein Name war Loe Vis und am Ende des Krieges begann sein großes Abenteuer von dem ich euch heute erzählen möchte.

Heerlen wurde am 17. September 1944 von den Amerikaner erobert. Beim Abzug der deutschen Truppen waren vielen Eisenbahnanlagen, Lokomotiven und Wagons zerstört. Davon werde ich euch später einmal Bilder zeigen. Nachdem die Deutschen Soldaten abgezogen waren, kamen allen Eisenbahner zum Bahnhof und Bahnbetriebswerk von Heerlen um die Trümmer weg zu räumen und als Onkel Loe dabei war, fuhr auf einmal einen Amerikanischen Militärwagen auf den Eisenbahner zu. Gefragt wurde wer englisch redetet und Onkel Loe war der einziger. Er musste zusammen mit ein anderer Lokführer mit den Amerikaner mit und sagte sein Vater, der auch Lokführer war, das er zum Abendessen nach Hause kommen wurde. Er wusste nicht dass es ein halbes Jahr dauern wurde bis er seinen Eltern wiedersehen würde.

Er fuhr mit den Amerikaner nach Lüttich in Belgien und musste dort arbeiten als Dolmetscher. Natürlich fuhr er auch mit den Lokomotiven die den Amerikanischen Kriegstransporte beförderten. So musste er nach Antwerpen Loks abholen die dort im Hafen ankamen, aber auch Güterzüge fahren gehörte zur Arbeit. Regelmäßig kam er unter Beschuss, zum Beispiel als die Deutschen V2 Raketen auf Lüttich abschossen, und während das Deutsche Ardennenoffensiv. Er war bis zum Sommer von 1945 in Lüttich und konnte dann endlich zu seine Eltern und Heerlen zurück.

Jetzt aber endlich zu den Fotos, erstmals möchte ich euch Onkel Loe vorstellen im Führerhaus einer holländischen Dampflok der Baureihe 6200. Er wurde Lokführer am Anfang des Krieges, musterte nach dem Krieg von Dampf auf Elektroloks und -triebwagen auf und konnte bis er in den Ruhestand trat, seinen Beruf machen. Leider ist er vor ein paar Jahre gestorben. Einmal bin ich mitten in der Nacht mit ihm auf eine Elok der Baureihe 1200 von Heerlen nach Maastricht mitgefahren, glaubt mir, das hat auf einen Burschen wie ich damals war, Eindruck gemacht.

http://images.fotopic.net/1y4q66.jpg

Das zweite Bild aus Lüttich zeigt ein Teil des Bw’s direkt am Fluss. Auf dem Bild eine Drehscheibe, und vielen Trümmer.

http://images.fotopic.net/1y4q6w.jpg

Im Bw gabs viele kaputte Loks darunter auch diese. Ich vermute es ist eine ehemals Deutsche G8, wegen dem Lokschild am Führerhaus denke ich es war eine der Maschinen die nach dem ersten Weltkrieg nach Belgien oder Frankreich geliefert wurden?

http://images.fotopic.net/1y4qu1.jpg

Eine kaputte 1’D Maschine, keine Ahnung wo sie herstammt. Die Maschine hat etwas französisch aber vielleicht wisst ihr Bescheid?

http://images.fotopic.net/1y4q6u.jpg

Eine Amerikanische 1’D Maschine während der Namensgebung. Die Maschine wurde genannt nach den Soldaten O’Brien der in Belgien fiel. Die Namensgebung mit der glänzend geputzte Lok fand im Februar 1945 statt.

http://images.fotopic.net/1y4q6v.jpg

Dann zwei Fotos von Lokführer im Führerhaus Amerikanischen Loks. Dieser Typ war in grossen Zahlen in Europa zu finden in 1944-1945. In manchen Länder, z.B. Jugoslawien war die Lok noch vielen Jahren nach dem Kriege an zu treffen.

http://images.fotopic.net/1y4q60.jpg

http://images.fotopic.net/1y4q6z.jpg

Zum Schluss ein Bild von der größten Bedrohung für die Eisenbahner in 1944-1945 in Lüttich: die V2 fliegende Bombe wie Onkel Loe ihm fallen sah und fotografierte.

http://images.fotopic.net/1y4quy.jpg

[b]Liebe Freunde, leider gibt's ein Problem mit den Bildern, ich hoffe Montag sind die wieder da. Entschuldigung dafür obwohl es am Bildprovider in England liegt




2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2010:08:14:19:21:15.

Re: Kriegsende in Lüttich (mit 8 Bilder)

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 26.09.09 18:32

Hallo Martin,

danke für den tollen Beitrag.

Im Letzten Bild, dass ist aber eine V1. Die V2 waren die großen.
Hat Dein Onkel Loe auch sein Fiets an die Deutschen abgeben müssen???

Das bekomme ich immer zu hören, wenn ich in Leuven bin... "Wo sind die Fietsen?"

groetjes Frank

Re: Kriegsende in Lüttich (mit 8 Bilder)

geschrieben von: KBS 634

Datum: 26.09.09 18:44

Hallo Martin!

Absolut tolle und spannende Geschichte. Die Bilder sind Genial aber auch dem Hintergrund zu folge traurig zugleich!
Kann man sich gar nicht vorstellen das einer auf den Auslöser drückt wenn so ein Ding grade ankommt! Respekt vor diesem Mann!

Vielen Dank für den Beitrag

Gruß aus Wismar
Andreas




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:09:26:18:44:55.

Re: Kriegsende in Lüttich (mit 8 Bilder)

geschrieben von: Martin Zijlstra

Datum: 26.09.09 18:50

grembo schrieb:
-------------------------------------------------------
> Hallo Martin,
>
> danke für den tollen Beitrag.
>
> Im Letzten Bild, dass ist aber eine V1. Die V2
> waren die großen.
> Hat Dein Onkel Loe auch sein Fiets an die
> Deutschen abgeben müssen???
>
> Das bekomme ich immer zu hören, wenn ich in Leuven
> bin... "Wo sind die Fietsen?"
>
> groetjes Frank


Hallo Frank,
Du hast ja recht mit der V1/V2, tschuldige! Das mit den Fietsen hört man ja immer. Bei mir im Betrieb in Holland hatten wir mal einen deutschen Kollegen, als der nach 3 oder 4 Jahre einen neuen Job in Deutschland bekam, hat er bei der Abschiedsfeier ein Fahrrad mitgebracht und dem Direktor geschenkt. Er war ja so oft nach dem Fiets gefragt, er hoffte die Frage mit dem geschenkten Rad für immer und ewig beantwortet zu haben... :-)

Re: Kriegsende in Lüttich (mit 8 Bilder)

geschrieben von: superbird

Datum: 26.09.09 18:51

Respekt !!

Absolute Zustimmung.
Sowas zustande zu bringen, zumal das Gerät damals nicht mehr als 10 Meter mass muss die Entfernung schon sehr gering gewesen sein....

Chapeau,
Micha

Re: Kriegsende in Lüttich (mit 8 Bilder)

geschrieben von: 03 1008

Datum: 26.09.09 19:35

Hallo,

vielen Dank für diese interessanten Aufnahmen aus einer traurigen Zeit!

Auf Bild 3 dürfte eine G 8.1 zu sehen sein.

Die 1'D auf dem nächsten Bild dürfte eine Lok der belgischen Reihe 31 (ex Reihe 37) zeigen. Die Reihe 37 (# 5001 - 5200) wurde 1921 - 23 von Armstrong Whitworth & Co. geliefert. Die gezeigte Lok ist bereits umgebaut worden, ersichtlich u. a. an dem nicht mehr ursprünglichen Kreuzkopf.

Viele Grüße nach Holland, Helmut

Re: Kriegsende in Lüttich (mit 8 Bilder)

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 26.09.09 19:45

Wundervolle Bilder, Martin.

Da kann man sich garnicht satt sehen. Ich hoffe nur, dass die Aufnahme der V 1 eine starke Ausschnittsvergrösserung ist, aber auch so dürften Deinem Onkel die Ohren gedröhnt haben.

Schönes Wochenende.
Dieter

Re: Kriegsende in Lüttich (mit 8 Bilder)

geschrieben von: Harald Sydow

Datum: 26.09.09 20:00

Hallo,

danke für den interessanten Beitrag!
Bild 4 Die 1.D. ist eine Type 37 später Type 31 und 30.
Die von 5.1921 bis 1.1923 aus England von Amstrong
importiert wurden.
Diese Maschinen waren leider u.a. vom Triebwerk her so
schlecht, das schon seit Mitte der 1920 Jahren viele Maschinen
abgestellt waren. Ab 1936 wurden die Loks umgebaut,
so daß diese endlich betriebstüchtig waren!

Mfg
Sydow

Ruhrkohle ist sichere Energie



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:09:26:21:01:02.

Re: Kriegsende in Lüttich (mit 8 Bilder)

geschrieben von: TransLog

Datum: 26.09.09 20:04

Großartiger Beitrag ! Vielen Dank.

Ein hautnaher Einblick in eine dramatische Zeit mit persönlichem Bezug zu betroffenen Eisenbahnern, dramatische Bilder.

Und viel Stoff zum Nachdenken. Ich war überrascht, dass die Amerikaner einen niederländischen Eisenbahner einfach so zwangsrekrutiert und ihn neun Monate nach Belgien geschickt haben. Kein Verkehrsmittel wurde im 2. Weltkrieg im Luftkrieg so stark unter Beschuss genommen wie die Eisenbahn. Eine Fahrt nach Antwerpen muss für Eisenbahner 1944/45 die Hölle gewesen sein, weil über diesen Hafen der Nachschub für die US-Army lief und die Deutschen dort alles abwarfen, was sie noch auftreiben konnten.

Der dramatische Höhepunkt des Beitrags ist sicherlich die V 1 Sekunden vor dem Aufschlag. Hier hat der Fotograf wirklich Kopf und Kragen riskiert.
Ich suche normalerweise nicht nach Kriegsbildern, aber hat es so ein Foto schon mal gegeben ? Wohl kaum. Der Fotograf hätte es nicht mehr vorzeigen können.

Danke für einen großen HiFo-Beitrag.


Gruß, Ulrich

Re: Kriegsende in Lüttich (mit 8 Bilder)

geschrieben von: r88

Datum: 26.09.09 20:57

absolut unglaublich!

Tolle Story und nachdenklich machende Bilder.

// r88

Re: Kriegsende in Lüttich (mit 8 Bilder)

geschrieben von: Frank Glaubitz

Datum: 26.09.09 23:13

Hallo,
Bild 2 mit dem Bw ist recht interessant. Die Brücke im Hintergrund erinnert mich sehr stark an die heute noch existierende Eisenbahnbrücke, die von der Ile Monsin hinüber zum Stahlwerk Chertal geht. Ein beliebtes Photomotiv für die Suppenzüge zwischen dem Hochofen in Seraing und dem Werk in Chertal.
Auch der Fluss im Hintergrund (Maas) paßt durchaus. Blickrichtung wäre in Richtung Chertal. Von Bw Anlagen ist hier heute nix mehr zu sehen. Einzig mir bekanntes Bw in Liege/Lüttich ist heute Kinkempois und das liegt nicht so nah am Fluß.
Aber da können doch sicher die belgischen Kollegen weiterhelfen.

Ein wenig zu dem o.g. Bereich steht hier, einen Hinweis auf ein ehemaliges Bw auf der Ile Monsin habe ich dort nicht gefunden:

[www.vonderruhren.de]

Gruß
fg

Es ist das Bw Lüttich (Guillemins)

geschrieben von: Harald Sydow

Datum: 27.09.09 08:53

Hallo Frank und zusammen,

ich war schon gestern Abend der Meinung es ist das Bw
lüttich (Guillemnins), zur Vorsicht habe ich mir mal
meine Unterlagen über die Lütticher Eisenbahn angesehen,
und kann jetzt 100% sagen das es das Bw ist!
Das Bw endete fast an der Maas, es wurde 1953 geschlossen.
Heute sieht auch garnichts mehr davon bzw kann es Ahnen!

Mfg
Sydow

Ruhrkohle ist sichere Energie



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:09:27:09:29:05.

Re: Es ist das Bw Lüttich (Guillemins)

geschrieben von: luk

Datum: 27.09.09 11:50

Hallo,

Wunderbar die Bilder aus Lüttich. Das Bw aus Lüttich steht genau wo jetzt der neue Bahnhof steht. Anbei ein Bild aus bessere Tage genau vor Kriegsanfang. Unter geht is nach Lüttich. Oben die Abzweigung nach Visé (links), Verviers (oben) und das heutige Bw Kinkempois. (Bild aus 'Le rail passe par Liège' de GTF)

Shönes Wochenende

http://img33.imageshack.us/img33/1472/numriser0001k.jpg

Genau das Bild habe ich auch! (o.w.T)

geschrieben von: Harald Sydow

Datum: 27.09.09 17:27

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)

Re: Kriegsende in Lüttich (mit 8 Bilder)

geschrieben von: Rainer Sp.

Datum: 27.09.09 21:07

Hallo,

ich sehe keine Bilder.

Gruß Rainer