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 04 - Historisches Forum 

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Wie ich hier verschiedentlich schon berichtet habe, wohnt(e) ein Teil meiner Verwandtschaft in dem zu Beginn der sechziger Jahre noch beschaulichen Dörfchen Dröschede bei Iserlohn. In meinen ersten Lebensjahren habe ich dort manches Jahr den Sommer verbracht. Ende der fünfziger Jahre wohnten die Verwandten noch mitten im Dorf an der Rausche (dem Dorfbach) in einem alten Kotten mit extrem niedrigen Türen und Decken. Um 1960 herum baute dann ein Onkel, der seinerzeit ein gutgehendes Möbelhaus in Paderborn besaß, ein Doppelhaus in Dröschede am Südenberg, in dessen eine Hälfte dann besagte Verwandten mit einzogen. Von dort aus habe ich dann so um 1962/63 herum die nähere Umgegend bewusst kennen gelernt. Ortskundigen, von denen ich weiß, dass sie hier mitlesen, mögen die Namen „Potthoff“ (Gasthaus), Medice (Pharma-Unternehmen) in der Bremke oder „Auf der Haardt“ etwas sagen.

Gleich oberhalb der Straße „Am Südenberg“, nur hundert Meter vom Neubau entfernt, lag auf der Emst der Sportplatz des SC Dröschede. Wenn wir weitere Verwandtschaft in der „Grüne“ besuchen wollten, nahmen wir den Weg über denselben. In einem Wäldchen direkt neben dem Sportplatz wuchsen damals im Sommer leckere Walderdbeeren. Der Verzehr war seinerzeit noch problemlos möglich, zumindest spielte der Fuchsbandwurm damals noch keine Rolle. Gleich hinter dem Sportplatz verlief dann die Bahnstrecke von Letmathe nach Iserlohn, damals schon überwiegend mit Schienenbussen befahren. Ich kann mich noch daran erinnern, wie wir an dem kleinen Fußgängerüberweg, etwa auf Höhe der um 1978 herum entdeckten Knitter(?)höhle, eine Münze auf die Schienen gelegt haben, die der Schienenbus dann platt gefahren hat.

So gingen die Jahre ins Land. Als ich um 1974 herum nach einiger Zeit mal wieder einige Tage in Dröschede weilte, war ich zunächst enttäuscht. Zu Beginn der 70er war Dröschede, obwohl immer zu Iserlohn hin orientiert, zu Letmathe gekommen und dem damaligen Zeitgeist entsprechend der neuen Zeit angepasst worden, was dann so aussah, dass mitten im Dorf ein Hochhaus entstanden war. Auch hatte man die gesamte Infrastruktur verschlimmbessert, den Dorfbach unter die Erde verlegt und was eben damals noch so dazu gehörte. Das idyllische Dörfchen Dröschede gab es nicht mehr.

Um diese Zeit herum habe ich auch auf der Strecke hinter dem Sportplatz eine 141 mit einem aus zwei Wagen bestehenden –yl-Wendezug gesichtet. Auch hier die neue Zeit. Dieses war dann aber auch der Grund, warum ich mich Pfingsten 1979 kurzfristig entschloss, dieser Strecke einen Besuch abzustatten. Umso erstaunter war ich, dass ich dort anstelle der elektrischen Wendezüge Schienenbusse der Baureihe 798 unter dem Fahrdraht antraf.

Als ich am späten Nachmittag des 03. Juni 1979, einem Pfingstsonntag, in Iserlohn eintraf war es (natürlich) am regnen. Der Lokführer der 212 299 hat bereits die Schlussleuchten zur Rückfahrt nach Dortmund angeschaltet und sich in den Steuerwagen begeben:
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/08/137108/3739666662306230.jpg

Dieses Bild war das letzte auf dem REVUE-Diafilm. Im Bahnhof besorgte ich mir zunächst einen AGFA CT 21, was trotz der Knipskiste doch halbwegs vernünftige Aufnahmen erwarten ließ.

Nachdem ich mich für die beiden nächsten Nächte in Dröschede am Südenberg einquartiert hatte, machte ich mich am Morgen des Pfingstmontag, dem 04. Juni 1979, auf den Weg Richtung Letmathe. Zwischen Dröschede und Letmathe führte die Straße „Im Hütten“ früher in einem etwa 150 Meter langen Tunnel unter der Bahnstrecke hindurch. Um die Straße ausbauen zu können, wurde 1968 der Tunnel aufgeschlitzt und statt dessen die heutige Talbrücke gebaut. Von hier aus waren es nur noch wenige hundert Meter bis zur Dechenhöhle, einer Tropfsteinhöhle, die damals noch der Deutschen Bundesbahn gehörte. Die Höhle war 1868 beim Bau der Eisenbahn von Bahnarbeitern entdeckt worden, denen der Hammer in eine Felsspalte gefallen war. Sie ließen sich an einem Seil den Felsspalt hinab und standen plötzlich in einer wunderschönen Tropfsteinhöhle. Unter den zahlreichen Naturforschern, die die Höhle nach der Entdeckung aufsuchten, waren der Bonner Geologe und Oberberghauptmann Heinrich von Dechen (1800 - 1889) zu dessen Ehren die Höhle "Dechenhöhle" getauft wurde. Auch der Entdecker des Neanderthalers Johann Carl Fuhlrott forschte in der Höhle und veröffentlichte die erste Beschreibung derselben.

Die Bergisch-Märkische Eisenbahngesellschaft ließ die Höhle umgehend zur Schauhöhle ausbauen, so dass die Höhle auf etwa 280 Meter Länge bis zur Kaiserhalle besichtigt werden konnte. Um 1910 wurde in der Wolfsschlucht eine Fortsetzung der Dechenhöhle entdeckt. Der Ausbau für den Publikumsverkehr und die Anlage eines neuen Ausganges kurz vor dem westlichen Ende dauerte bis 1921. Seitdem beträgt die Länge des Führungsweges etwa 360 Meter. Insgesamt hat die Höhle eine Länge von 870 Metern.

Die ersten Besucher wurden bei Kerzenbeleuchtung durch die Höhle geführt. Um die weitere Verrußung der Tropfsteine zu vermeiden, beleuchtete man die Höhle ab 1871 mit Fettgas, das in einer eigenen Gasanstalt vor dem Höhleneingang produziert wurde. 1890 ersetzte dann elektrisches Licht die Gasbeleuchtung. Schon 1869 besichtigten über 30 000 Menschen die Höhle. 1951 und 1952 wurde mit über 320 000 Besuchern der Höchststand erreicht.

Über hundert Jahre lang gehörte die Dechenhöhle der zunächst privaten, dann staatlichen Eisenbahngesellschaften. Als Höhlenführer wurden meist nicht betriebsdiensttaugliche Eisenbahner eingesetzt. Ende 1983 übernahm dann die im Eigentum des Märkischen Kreises und der Stadt Iserlohn stehende Mark Sauerland Touristik GmbH die Höhle. Das 1979 privat an der Dechenhöhle eingerichtete Höhlenmuseum wurde ebenfalls angegliedert.

Ich persönlich halte die Dechenhöhle (Link) für die schönste Tropfsteinhöhle zumindest nördlich der Mainlinie. Als ich vor wenigen Jahren auch endlich mal die Atta-Höhle in Attendorn besuchen konnte, war ich enttäuscht. Sie mag zwar die größere sein, aber m.E. ist die Dechenhöhle die weitaus schönere.

Zunächst postierte ich mich westlich der Dechenhöhle, als der N 6220 in Gestalt des 798 534 das Einfahrvorsignal vom Bf Letmathe passiert:
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/08/137108/3663376436653334.jpg

Da dieser Triebwagen im Sommerfahrplan 1979 Samstags ab 14.00 Uhr, sowie an Sonn- und Feiertagen als Solo-VT zwischen Letmathe und Iserlohn pendelte - die gesamte Strecke ist nur gut 5 Kilometer lang und der Triebwagen pendelte im angenäherten Stundentakt - werde ich die Fahrzeugnummer in diesem Beitrag nicht immer wiederholen. So bewegte ich mich denn den halben Tag etwa zwischen Kilometer 2 und 4 hin und her.

Das nächste Foto nahm ich am Einfahrvorsignal vom Bf Iserlohn (früher Iserlohn-West) auf. Die Bewölkung hatte etwas aufgelockert, als sich der N 6221 auf den Weg nach Letmathe macht:
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/08/137108/3666346534303534.jpg

Den Gegenzug N 6222 fotografierte ich an derselben Stelle, allerdings in die andere Richtung:
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/08/137108/3530303136333661.jpg

Der Nachschuss zeigt das Vr 1 signalisierende Einfahrvorsignal:
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/08/137108/3930396432333235.jpg

Der 798 534 ist jetzt als N 6224 aus Letmathe kommend kurz hinter der Talbrücke „Im Hütten“ unterwegs:
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/08/137108/3530333534313836.jpg

Das Gitter vorne rechts gehörte zum bereits im Einleitungstext erwähnten ehemaligen Fussgängerübergang hinter dem Sportplatz des SC Dröschede „Auf der Emst“. Der Fussgängerüberweg war schon zurück gebaut worden. Man muss auch sagen, dass ein solcher an dieser unübersichtlichen, in einer Kurve gelegen Stelle, nicht ganz ungefährlich war.

Die Stützmauer war gerade erst saniert worden. Bei den Arbeiten dazu war man auf eine weitere Höhle, oder zumindest ein bis dahin unbekanntes Areal einer der zahlreichen im Grünertal existierenden Höhlen gestoßen. Bisher sind hier 68 Höhlen bekannt. Es wird aber auch nicht ausgeschlossen, dass es sich dabei um ein einziges großes Höhlensystem handelt.

An derselben Stelle, nur in die andere Richtung fotografiert kommt der Triebwagen als N 6225 aus Iserlohn zurück:
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/08/137108/3465386635303339.jpg

Hoch über dem Grünertal schlängelt sich die Bahn am Hang entlang. Der 798 534 ist jetzt als N 6226 aus Letmathe kommend kurz hinter der Talbrücke „Im Hütten“ unterwegs:
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/08/137108/6564366436653436.jpg

Um den Eilzug E 3176, Iserlohn – Hagen - Aachen, aufzunehmen, stellte ich mich an dem ehemaligen Übergang auf. Die Dortmunder 110 128 befördert den Zug and diesem Tag talwärts:
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/08/137108/3164383430633831.jpg

Danach machte ich mich auf den Weg zum Bf Iserlohn. Dort wartete auf Gleis 1 die 212 284 mit dem N 6522 nach Dortmund, während der 798 534 etwas weiter hinten in Gleis 2 stand. Pünktlich um 13.14 Uhr setzte er sich als N 6229 zur Fahrt nach Letmathe in Bewegung:
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/08/137108/3631373561626438.jpg

http://foto.arcor-online.net/palb/alben/08/137108/3236306263613664.jpg

Nachdem auch die 212 284 den Bahnhof verlassen hatte, kam nach einiger Zeit die 212 293 mit dem N 6525 aus Dortmund nach Iserlohn eingefahren. Leider hatte sich das Wetter vorübergehend wieder etwas verschlechtert:
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/08/137108/3436636334323936.jpg

Nun wurde es Zeit zum Hp Dechenhöhle zurückzukehren, denn im Bereich des Höhleneingangs wollte ich den E 3175, Aachen – Hagen – Iserlohn, abpassen. Zu meiner freudigen Überraschung wurde er an diesem Tag von der Dortmunder 112 268 gezogen:
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/08/137108/3062333831336234.jpg

Der 798 534 verlässt als N 6230 den Hp Letmathe-Dechenhöhle zur Weiterfahrt nach Iserlohn. Das kleine Schild rechts mahnt: „Vorsicht - Durchfahrende Züge“:
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/08/137108/6334646338303466.jpg

Es sind einige Fahrgäste ausgestiegen, die wohl in Kürze an einer der Führungen durch die Höhle teilnehmen möchten. Seit dem 01. Januar 1975 gehörte Letmathe, und damit auch Dröschede, nach § 2 des Paderborn/Sauerland-Gesetzes zu Iserlohn. Trotzdem blieb die Bahnhofsbezeichnung Letmathe-Dechenhöhle bestehen.

Als N 6233 kommt der Zug aus Iserlohn zurück. Das Gebäude rechts war hier im Forum schon mal Gegenstand einer Diskussion. Damals wurde ein Bahnwärterhaus angenommen.(Die folgende Passage zur Gasanstalt nachträglich gelöscht. Siehe dazu auch Anmerkung in Teil 2):
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/08/137108/3732616332613961.jpg

In unmittelbarer Nähe zum Eingang zur Dechenhöhle (verdeckt rechts hinter dem Triebwagen) ist unser Schienenbus als N 6232 unterwegs:
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/08/137108/3434643563636233.jpg

Danach unterbrach ich zunächst meine Aktivitäten, um zum Kaffeetrinken bei der Verwandtschaft zu sein. Da ich aber unbedingt noch einmal die 112 268 fotografieren wollte verließ ich gegen 17.20 Uhr noch einmal mein Quartier um diese am Überweg hinter dem Sportplatz abzulichten.

Zunächst kam aber noch der 798 534 als N 6236 vorbeigefahren:
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/08/137108/6163303439306537.jpg

Schließlich erschien auch die 112 268 mit dem E 3178 nach Aachen:
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/08/137108/6439666636396132.jpg

So beendete ich diesen Pfingstmontag. Wem es angesichts des einzigen hin und her pendelnden „roten Brummers“ zu eintönig war, dem sei gesagt, dass es am nächsten Tag wesentlich abwechselungsreicher wurde. Da dieser ein Werktag war, fuhren hier mehrere dreiteilige Schienenbus-Garnituren als durchgehende Züge zwischen Letmathe und Unna über Iserlohn – Menden – Fröndenberg nach Unna, zudem auch ein mit 212 bespannter Wendezug. Am Nachmittag machte ich mich auf den Weg über Iserlohn-Ost nach Buchenwäldchen. Dazu dann mehr im nächsten Teil.


Bis(s) neulich - natürlich im HistFor

Rolf Köstner

Man hat nicht richtig gelebt, wenn man nie in einem ICE gesessen hat, der in Hamm geteilt worden ist.


Ich bin ein Boomer!




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:08:30:15:00:06.
ja, es war einmal ein Bahnhof Iserlohn.......heute sind es 2 Haltepunkte, Bahnhofsgebäude usw alles weg.

Der Fahrplan - Unverbindliches Angebot ohne Gewährleistung auf Pünktlichkeit.

Interessanter Beitrag - Hinweis

geschrieben von: Der Hönnetaler

Datum: 29.08.09 19:17

Ein sehr interessanter Beitrag, vor allem wenn man bedenkt, dass sich auf dem beschriebenen Abschnitt so viel nicht geändert hat (von den Bahnhöfen natürlich abgesehen!)
In Iserlohn bestand damals noch die Überleitung von Gleis 2 nach 1 (zum Güterschuppen). Diese Weichenverbindung muss Anfang der 80-er Jahre entfernt worden sein.

Insgesamt hat sich der Abschnitt Letmathe - Iserlohn gegenüber damals deutlich verbessert. Man bedenke, dass heute selbst an Sonntagen bis spät abends zumindest Stundentakt besteht. Noch bis in die frühen 90-er Jahre gab es an Sonntagen nur 2 Zugpaare (Aachen - Iserlohn). Auch war die Strecke zeitweise so abgefahren, dass nur mit 30 km/h gefahren werden durfte.

Auch der Abschnitt nach Schwerte / Iserlohn steht recht gut da.

Richtung Hemer / Menden sieht die Sache freilich ganz anders aus. Hier hat man echte Chancen sinnlos vertan. Gleiches gilt für den Güterverkehr.

Noch ein Hinweis (steht auch unter News). Am 06. September gibt es Schienenbuspendelfahrten zwischen Letmathe und Iserlohn im Rahmen des Letmather Brückenfestes siehe hier: [www.fsbmenden.de] (unter Aktuelles)
Hallo Rolf,
welcher Kontrast zwischen dem Solo-798 und dem Eilzug mit 112!
Danke für Deinen interessanten Bericht mit den oberirdischen Fotos!
Stefan

https://abload.de/img/db-251902-4003812-titu8k49.jpg

Re: Interessanter Beitrag - Hinweis

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 30.08.09 09:48

Ja,der Iserlohner Bahnhof wie man ihn kannte und liebte....

Die Weichenverbindung von Gleis 1 nach 2 kenne ich z.B. gar nicht mehr.
Ist schon erstaunlich das man mit 36 schon vielerorts zum "alten Eisen" gehört aber für manche Dinge nie alt genug sein kann.

Schöne Grüsse aus Deilinghofen

Peter



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:08:30:09:52:56.