Am 10.07.2009 erschien in diesem Forum bereits ein kurzer Beitrag unter dem Titel „Zeitvergleich Abzw. Rahm“.
In Anlehnung an diesen Artikel möchten wir nun ein wenig näher auf die Örtlichkeiten zwischen Do-Marten und Dortmund Hbf, sowie auch auf die Abzw/Üst Do-Rahm eingehen.
In der Hoffnung, dass durch diesen Artikel auch für uns noch neue Erkenntnisse gewonnen werden können,beginnen wir mal mit einer …
Einleitung:
Nach dem die letzten mechanischen Stw im Bf Dortmund Gbf und im Bf Do-Eving der Außerbetriebnahme und dem späteren Vandalismus zum Opfer gefallen sind, gibt es heute nur noch ein in Betrieb befindliches mechanisches Stellwerk im Raum Dortmund. Es befindet sich an der „Aspeystraße“ in Dortmund-Huckarde.
(Bild 1 - Mechanisches Stw Üst Do-Rahm an der Aspeystraße in Do-Huckarde)
Nach dem großen Gleisrückbau des Streckengleises der Gz-Strecke von und nach Dortmund Gbf im Mai-Juni 2005 wurde aus der ehemaligen „Abzweigstelle“ nur noch eine Überleitstelle(Üst).
(Bild 2 - Lageplan zum Zeitpunkt der Umbaumaßnahmen)
Als wir im Juli 2009 wieder Aufnahmen in diesem Bereich gemacht haben, sagt die äußere Beschriftung an dem Stw jedoch immer noch etwas anderes aus und sie wird wohl auch in Zukunft nicht mehr geändert werden.
(Bild 3 - Die Stellwerksbeschriftung auf der nördlichen Gebäudeseite)
Lage und Beschreibung der Üst:
Die Üst DO-Rahm befindet sich in km 17,800 der im Jahre 1878 von der „Cöln-Mindener Eisenbahn“ in Betrieb genommenen, zweigleisigen Hauptbahn von Wanne-Eickel Hbf (über Herne - CA-Rauxel Süd - DO-Bövinghausen - DO-Marten)nach Dortmund Hbf, die so genannte „ Emschertalbahn“. Die 1878 erweiterte Strecke von Castrop-Rauxel Süd nach Dortmund Hbf einstmals für den Güterverkehr nach Duisburg-Ruhrort-Hafen geplant und später auch für den Nahverkehr gedacht wird heute überwiegend nur noch im Schienenpersonen-nahverkehr von der Regionalbahn RB 43 von Dortmund Hbf nach Dorsten genutzt.
(Bild 4 Bü Aspeystraße / Üst Rahm - Quelle Klicktel.de)
(Bild 5 - Lageplan Abzw Rahm 1975)
Die einstmals durchgängig zweigleisige Strecke wird heute nur noch teilweise zweigleisig betrieben. Während von Do-Bövinghausen über Do-Lütgendortmund Nord nach Do-Marten die Strecke eingleisig betrieben wird, ist der Streckenabschnitt zwischen DO-Marten und der Üst Rahm z. Z. noch zweigleisig.
In der betrieblich geordneten Zuständigkeit gehört der eingleisige Abschnitt vom Einfahrsignal des Bf Do-Marten an zum Netzbezirk Bochum und wird vom Bf Herne aus ferngesteuert. Damit enden die Aufgaben für den Netzbezirk Bochum in km 16,000 am Esig des Bf DO-Marten. Von hier aus geht der Streckenabschnitt in Richtung Dortmund Hbf über in die Verantwortung des Netzbezirk Dortmund.
(Bild 6 - Lageplan Abzweig Rahm gesamt)
In der ehemaligen Abzweigstelle zweigte bis Juni 2005 noch die eingleisige Gz-Strecke von/nach Dortmund Gbf ab. Diese Strecke ist und z. T. zurückgebaut.
Die „Emschertalbahn“ ist nicht elektrifiziert und gehört zur Streckenklasse B 2 (18 t bzw. 6,4 t/m). Auf dieser Strecke dürfen Züge aus Richtung Dortmund Hbf mit einer max. Zuglänge von 360 Metern verkehren. Das Streckengleis zwischen der Üst Do-Rahm in Richtung Dortmund Hbf liegt in einem Gefälle von 1:178.
Historie:
In dem historischen Lageplan aus dem Jahre 1957 befindet sich auch noch die Abzweigung der am 15.06.1942 in Betrieb genommenen Güterzugstrecke nach Do-Bodelschwingh. Am 28.05.1967 wurde dieser Streckenabschnitt zunächst stillgelegt und am 29.09.1968 außer Betrieb genommen. In km 17,6 der Emschertalbahn befand der Übergang von der Weiche (1) über die sich anschließende DK-Weiche (2). Die Strecke begann bei Km 0,1 und endete bei Kilometer 1.575 in Richtung Abzweig Buschstr. Das Blocksignal „B“ für die Richtung von Abzw Buschstr. nach Abzw Rahm stand exakt in km 0,2975.
(Bild 7- Lageplan alt mit Historie nach Bodelschwingh)
In dem nächsten Kartenausschnitt (Google Maps) ist auch heute noch die Verbindungskurve zu erkennen (zur Verdeutlichung hier in rot dargestellt). Auf der ehemaligen Trasse befindet sich heute ein Fußweg durch die angrenzende Kleingartenanlage. Am Ende der Liegenschaft hinter dem heutigen „Aldi-Geschäft“ - also kurz vor der Eisenbahnbrücke - befand sich die Einfädelung auf die Hauptbahn Do-Huckarde Süd - Abzw. Buschstr. Zur damaligen Zeit befand sich dort noch der höhengleiche Bü „Parsevalstraße“.
(Bild 8 - Die Verbindungskurve Rahm/Buschstr. -Quelle Google Maps)
Besonderheit:
Durch Bergschäden ist das Brückenbauwerk der ehemaligen Verbindungsbahn zwischen den Anschlüssen „Zeche Hansa“ und „Hoesch-Hüttenwerke Werk Union“ im Laufe der Jahre gesunken. Die damit verbundene Profileinschränkung in km 19,477 zwischen Üst Rahm und Dortmund Hbf hat zur Folge, dass der Regellichtraum in der Höhe auf 4,60 m eingeschränkt wurde.
(Bild 9 - Das Brückenensemble oberhalb der Emschertalbahn)
Durch Begrenzung des Regellichtraumes sind auf diesem Streckenabschnitt nur Triebwagen der BR 624, 628/928, BR 640 und BR 643 ohne Einschränkungen zugelassen. Andere Tfz, Trwb und Wagengattungen dürfen nur verkehren, wenn sie eine Fahrzeughöhe von 4,40 m nicht überschreiten. In solchen Fällen müssen die Züge einen schriftlichen Befehl „10" (früher Vorsichtsbefehl) erhalten.
Anmerkung:
Bei der ersten Fahrt des Vt 796 im Jahre 2008 wurde der Befehl 10 dem Fz-Führer ausgehändigt und der Triebwagen musste vor der Brücke anhalten. Mit einem Zollstock maß der Zugbegleiter die lichte Höhe zwischen Trwb und Brücke. Nach festgestellter Profilfreiheit durfte der Zug dann erst seine Fahrt in Ri Do-Rahm fortsetzen.
Haltepunkte:
Innerhalb der Üst Rahm befindet sich in km 17,350 der Haltepunkt(Hp)DO-Rahm mit zwei Außenbahnsteigen. (Nutzlänge von jeweils 120 m).
In Ri Dortmund Hbf beträgt die Bahnsteighöhe Höhe 0,35 m über SO.
In Ri DO-Marten beträgt die Bahnsteighöhe 0,25 m über SO.
(Bild 10 - Lageplanauschnitt Bü Rahmer Str. und die Bstg.)
(Bild 11 - Lage des Bü und der Bstg. - Quelle Klicktel.de)
(Bild 12 - Der „Zechenexpress“ bei der Durchfahrt am Bstg Hp Do-Rahm in Ri EDO)
Im weiteren Verlauf der Strecke befindet sich in Ri Dortmund Hbf in km 19,000 der Hp DO-Huckarde Nord mit einem Außenbahnsteig. (Nutzlänge von 120 m und einer Höhe von 0,23 m über SO).
Nachdem die Emschertalbahn zunächst nur für den Kohletransport genutzt wurde, fand ab 1892 auch Personenverkehr statt.
Die Huckarder Honorationen (insbesondere sei hier die Familie Schilling erwähnt) haben sich seinerzeit massiv für einen Bahnhof oder einen Haltepunkt eingesetzt. Dank ihrer Unnachgiebigkeit haben sie das Ziel erreicht und so ist 1908 auch ein repräsentatives Empfangsgebäude entstanden. Einen kleinen Schildbürgerstreich ließen sich die Huckarder jedoch
einfallen und bauten das Gebäude; das eigentlich an anderer Stelle stehen sollte nach vielen Querelen mit dem ursprünglichen Grundstückseigentümer, dann genau mitten auf die Straßenverbindung von der „Altfriedstraße zur Mengeder Straße“. Somit war eine Ortsdurchfahrt für Straßenfahrzeuge nicht mehr möglich. Danach konnten nur noch Fußgänger und Radfahrer
die Gleisunterführung benutzen. Und so ist es auch heute noch. Das für einen Vorstadtbahnhof (betrieblich Hp) gewaltige Empfangsgebäude Do-Huckarde Nord gehört neben dem des Bf Do-Kurl zu den letzten Bahnhofs-bauwerken aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg die auf Dortmunder Stadtgebiet heute noch erhalten sind.
(Bild 13 - Lage des 1908 erbauten EG und des 1. EG's aus der Gründungszeit - nach 1908 wurde es ein Bahnwärterhaus -Quelle Klicktel.de)
(Bild 14 - Lageplan Do-Huckarde Nord)
(Bild 15 - Das imposante Bahnhofsgebäude in der Altfriedstraße)
(Bild 16 - Streckenarbeiten am Bstg Do-Huckarde Nord)
Nur wenige Meter weiter im Verlauf der Strecke in Ri Dortmund Hbf befindet sich der Hpbu (bu=betrieblich unbesetzt) „Werkstätte“,
ein ehem. Bedarfshalt am Bf Dortmund Gbf in km 20,580 und dieser ist seit 24.05.98 aufgehoben.
(Bild 17 - Lapeplan des Hpu Werkstätte)
Vom Hpbu Werkstätte ist heute noch der Bahnsteig mit dem Wartehäuschen vorhanden. Halte sind hier nicht mehr möglich. Der außergewöhnliche Hp wurde um etwa 1910 nur für die Bediensteten im Bereich Dortmund Vbf/Rbf/Gbf und dem angrenzenden früheren EAW Dortmund eingerichtet und war somit der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Mitarbeiter die dort ein oder aussteigen wollten mussten sich vor Abfahrt des Zuges (zur Dampflokzeit bei den Lokführern) und später bei den Triebwagenfahrern melden und den Haltewunsch äußern. Beim Zustieg an diesem Hp mussten die Mitarbeiter sich deutlich sichtbar auf dem Bstg hinstellen und per Handzeichen dem Tf/Tw das Halten des Zuges ankündigen.
(Bild 18 - Der Hpbu Werkstätte mit dem Bahnsteig)
Stw und Bü:
Das Stw der Üst Rahm ist ein mechanischer Fdl-Stw der Einheitsbauart mit Anpassung an den selbsttätigen Streckenblock für die Strecken von und nach Dortmund Hbf bzw. DO-Marten (- Herne).
(Bild 19 - Stw. Üst Rahm mit Inneneinrichtung)
Auf dem Stw befinden sich auch die Schrankenbedienungsstellen für die
- BÜ 2 in km 16,060 (Martener Kirchweg) - el. Anrufschranke
- BÜ 3 in km 17,025 (Overlacker Straße) - el. mit Monitorüberwachung
(Bild 20 - Monitor für Bü 3)
(Bild 21 - Lage des Bü 3 - Quelle: Klicktel.de)
- BÜ 5 in km 17,548 (Westhusener Straße) (ehem. Schrpo 9) mechanisch mit Lichtzeichenanlage -
(das alte Schrw-Gebäude ex Posten 9) ist noch heute vorhanden
(Bild 22 - Die Schrankenkurbel für den Bü 5 auf dem Stw Üst Rahm
(Bild 23 - Das alte Schrpo-Gebäude Posten 9 - heute Bü 5)
(Bild 24 - Lage des Bü 5 Westhusener Str. - Quelle Klicktel.de)
BÜ 6 in km 17,800 (Aspeystraße) - mechanisch mit 4 Schrankenbäumen bedienbar über zwei Handkurbeln (direkt auf dem Stw)
(Bild 25 - Die Schrankenkurbeln des Bü 6 -Aspeystr. auf dem Stw Üst Rahm)
(Bild 26 - Der vierbäumige Bü und das Stw)
Die Blocksignale der Üst mit den dazugehörigen Vorsignalen sind Formsignale.
Die angrenzenden Strecken sind mit selbsttätigem Streckenblock und mit Zugnummern-Meldeanlagen ausgerüstet. Die Hauptsignale sind auch mit Ersatzsignalen ausgerüstet.
Signalstandorte und Signalbezeichnungen:
Bksig A (aus Ri DO-Marten) in km 16,980 nach Dortmund Hbf
(Bild 27 - Signalhebel und Signal A)
Bksig D (aus Ri Dortmund Hbf) in km 18,075 nach DO-Marten
(Bild 28 - Signalhebel und Signal D)
Überleitung vom Gegengleis (DO-Marten) in die eingleisige Strecke von/ nach Dortmund Hbf und umgekehrt.
(Bild 29 - Weiche zur Überleitung direkt vor dem Stw)
DO-Marten vom Gegengleis oder Regelgleis in die eingleisige Strecke nach
DO-Bövinghausen und umgekehrt.
Wie lange sich dieses „museale“ Stellwerk noch in Betrieb befindet, darauf will sich heute niemand genau festlegen. Dass die moderne Technik auch dieses Stw schon erreicht hat, beweisen die elektrisch betriebene Weiche(4)und die Darstellung des Formsignals D als Lichtsignal auf dem Dr-Stellpult.
(Bild 30 - Dr Stellpult auf dem Stw Rahm)
Doch schon jetzt können die dort tätigen Eisenbahner sagen, dass sie zu den letzten Fdl Ihrer Zunft gehören, die das einzige noch mechanisch betriebene Stellwerk im Großraum Dortmund auch über das Jahr 2010 hinaus noch weiter bedienen müssen.
(Bild 31 - Der Wismarer Schienenbus am Bü Aspeystr.)
An dieser Stelle wollen wir unseren Artikel so langsam enden lassen. Sicherlich hätten wir noch einige Seiten mehr über die Abzw/Üst Do-Rahm schreiben können und es gibt auch noch viele Bilder die es verdient hätten auch hier noch veröffentlicht zu werden. Wir haben jedoch versucht uns auf das Wesentliche dieser Betriebsstelle zu beschränken, und vielleicht ist uns das auch ein klein wenig gelungen.
Wir würden uns freuen, wenn wir zu dieser Betriebsstelle auch einige von Euren Bildern hier im DSO/HIFO zu sehen bekommen.
Ein wenig unbezahlte Werbung sei doch bitte gestattet:
Eisenbahnfreunde die an dieser Stelle auch einmal Aufnahmen machen möchten, die hier sind an Samstagen bestens aufgehoben. Denn nach einem festen Fahrplan verkehrt einmal im Monat der historische Vt 796 als „Zechenexpress“ der Ruhrtalbahn.
Die Fahrt führt von der Zeche Nachtigall aus u. a. auch über Schwerte - Do-Hörde - Dortmund Hbf - Üst Rahm - nach Dortmund-Bövinghausen und wieder zurück. Der Zug fährt an diesen Tagen isg. viermal an der Üst Do-Rahm vorbei. Übrigens ist eine Mitfahrt im Vt 796 auf dieser Strecke ein ganz besonderes Erlebnis. Im vorderen Teil des Triebwagens hat man eine besonders gute Sicht auf die Strecke und kann dem Trbwg-Fahrer sehr gut über die Schultern schauen.Die Fahrzeiten sind im In-Net zu finden.
(Bild 32 - Der Vt 796 der Eisenbahnfreunde Hönnetal am Bü Aspeystr.)
Nachbetrachtung:
Wer einmal vor dem Bahnübergang an der Aspeystraße steht,
und das gleichzeitige Senken der vier Schrankenbäume beobachtet,
dabei dem gleichmäßigen Klang des Läutewerkes mit seinem (Ping-Ping-Ping) lauscht,
der weiß worin die Faszination eines mechanischen Bü liegt.
(Bild 33 - Das Läutewerk am Schlagbaum 2)
Das ist Eisenbahn-Romantik pur.
Gruß
Der Dortmunder
Michael
Sachliche Kritiken zum eigentlichen Thema sind ausdrücklich erwünscht.
3-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:11:19:10:16:38.