Hallo zusammen,
nachdem die Technik der Strecke Murnau – Oberammergau ja gerade hoch im Kurs stand, gibt es heute mal was zur anderen elektrischen Zweigstrecke der Karwendel-/Mittenwaldbahn, der Kochelseebahn.
Der Bahnhof Kochel ist der Endpunkt der Strecke Tutzing – Kochel. Eröffnet wurde die Strecke in zwei Abschnitten: Tutzing – Penzberg am 16.10.1865 und Penzberg – Kochel am 23.05.1898. Zeitgleich erreichte von München über Wolfratshausen kommend die Isartalbahn den Bahnhof Bichl.
Mit der Weiterführung der Strecke ab Penzberg Richtung Südosten bekam der alte in West-Ost-Richtung gelegene Bahnhof Penzberg zunächst die Funktion einer Spitzkehre. Mit der Verbindung der beiden Streckenäste wurde schließlich ein Gleisdreieck geschaffen über das die Personenzüge nun in den neuen Personenbahnhof Penzberg fahren konnten. Der alte Bahnhof konnte umfahren werden und wurde somit zum bekannten Güterbahnhof Penzberg. Zunächst noch zur Kohleabfuhr des nahen Bergwerks (-1966), dann noch zur Kohleanlieferung des dortigen Bahnkraftwerks (-1971), danach noch für den Ortsgüterverkehr. Bis Bichl ist die Strecke als Hauptbahn klassifiziert, erst der letzte Abschnitt Bichl – Kochel ist Nebenbahn. Nach der Fertigstellung des Walchenseekraftwerks 1924, das seither Bahnstrom erzeugt, wurde die Strecke 1925 elektrifiziert.
Jetzt erstmal nach Kochel:
Der Bahnhof liegt am nordöstlichen Ufer des Kochelsees.
Für den Bau des Walchenseekraftwerks ab 1918 wurde eine Gleisverbindung vom Einfahrtsbereich des Bahnhofs Kochel bis zum Ablauf der Loisach aus dem Kochelsee gelegt, um schwere Maschinen- und Turbinenteile über den See zur Baustelle des Kraftwerks transportieren zu können. Auf Google Earth ist die Trasse noch auszumachen, dort verläuft heute eine Ortsstraße.
1.) Gesamtansicht des Bahnhofs Kochel mit kompletten Gleisanlagen und Bockkran. Schon in den 80er Jahren war geplant die Bahnhöfe der Strecke aufs nötigste zurückzubauen, inklusive Rückfallweichen und signalisiertem Zugleitbetrieb. Der Rückbau aber ließ noch einige Jahre auf sich warten, signalisierten Zugleitbetrieb gibt es bis heute nicht.
2.) Seit den frühen 60er Jahren regeln Lichtsignale der Bauart 1959 den Betrieb. Sie lösten die Bay. Ru-Signale ab. Im EG befindet sich ein elektromechanisches E 43/50-Stellwerk.
3.) Um die Strecke attraktiver zu machen kommen ab 1983 diverse S-Bahn-111er vom Bw Düsseldorf auf der Strecke zum Einsatz. Zunächst war es 111 115, später auch 111 114 und 111 131. Das brachte die DB nicht davon ab, 1986 das Stillegungsverfahren für den Abschnitt Penzberg – Kochel anzuleiern. Statt der Stillegung wurde dann aber doch der Fahrplan verbessert, so daß man auch heute noch mit der Bahn bis Kochel fahren kann.
111 114 steht im Spätsommer 1987 mit dem N 6680 nach Tutzing zur Abfahrt um 16.45 bereit. Sorry wegen des grausigen Orange-Tons. Ich habs nicht besser hingekriegt.
4.) Leider ziemlich unscharf. In Kochel waren am Wochenende immer mehrere Zuggarnituren anzutreffen. Hier stehen 111 054 und 140 011 und warten auf neue Einsätze Richtung Tutzing und München. Nach der Abwanderung der 141 von München nach Nürnberg kamen verstärkt die neu zum Bw München gekommenen 140er auf der Kochelbahn zum Einsatz.
5.) Empfangsgebäude und der dahinterliegende Güterschuppen.
6.) Der Güterschuppen zwei Jahre später, Blick Richtung Streckenende.
7.) Das EG 1989. Der Bockkran wurde inzwischen abgebaut.
8.) 141 364 steht im Sommer 1994 mit ihren Mintlingen zur Abfahrt nach Tutzing bereit. Im Vordergrund der Sockel des Krans.
9.) Die Ausfahrtsignale im Sommer 1994. Vor dem im Hintergrund sichtbaren Gebäude verläuft die ehemalige Trasse des Gleises zur Anlegestelle an der Loisach.
10.) Zum Vergleich: Kochel im Jahr 2006. Das ehemalige Gleis 1 holt sich die Natur zurück, ...
11.) ... die Gleise 2 und 3 liegen noch, auch die ASig sind noch in Betrieb. Das Quertragwerk ist nur noch im hinteren Drittel vorhanden.
Wie es inzwischen heute dort aussieht weiß ich nicht.
12. +13.) Fahrplanvergleiche 1962 / 1987: Aus einst 17 Zwischenhalten sind 8 geworden. Das Angebot ist ähnlich geblieben.
Viele Grüße,
Georg
April 2023, DSO-Username geändert: aus Djosh wurde doku-des-alltags – sonst ändert sich nix ;-)
4-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:08:20:01:34:50.