Das wird ja ein noch ein richtiges 610-Festival!

Ich nehme den Ball von Martin W und Rolf Köstler [www.drehscheibe-foren.de] gerne auf und zeige ein paar Bilder von der Rekordfahrt des 610 004.
Hintergrund und Anlaß war die Erpropung des Siemens-Komfort-(Neigetechnik-) Drehgestells SF 600, das serienmäßig im ICE TD zum Einsatz kommen sollte. Um die Entwicklung frühzeitig abzusichern, wurde fast drei Jahre bevor der ICE TD fahrbereit war, lauftechnische Untersuchungen durchgeführt. Da das SF 600 für eine Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h ausgelegt ist, war es bei den Versuchen notwendig 250 km/h + 10 % zu fahren.
Als Fahrzeug für diese Versuch wurde der 610 004 erwählt, von Haus aus ein Neigezug und dazu noch dieselelektrisch, da passte eigentlich alles. Die Adaption des 610 004 wurde in Uerdingen durchgeführt, die Inbetriebsetzung des Antriebs, der Bremse und der Neigetechnik dann im Prüfcenter Wildenrath, wo auch die ersten Fahrversuche stattfanden. Im weiteren wurde dann das ganz normale Prüfprogramm für Neigetechnikfahrzeuge an der Saar, im Pegnitztal usw durchgeführt. Im August standen die Hochgeschwindigkeitsversuche auf der SFS Nannover – Göttingen an. Wer sich für weitere und technische Details, dem seien die entsprechende Aufsätze in ZEV Glasers Annalen aus den Jahren 1998 bis 2000 (Stichwort „Komfortzug“) empfohlen.

Da Zweifel bestanden, dass der 610 004 die erwünschten 275 km/h mit eigener Kraft schafft, wurde die Mindener Versuchslok 103 222 dazugespannt. Sie musste aber nicht wirklich viel helfen…. . Am 14 August wurden die Schnellfahrten zwischen Hannover-Wülfel und Orxhausen mit Hochtasten begonnen, am 15. August dann fortgesetzt und am Nachmittag war es dann soweit: Die 275 km/h wurden nicht nur erreicht, sondern auch etwas überboten, 610 004 hatte das alles bestens überstanden, die lauftechnischen Eigenschaften des SF 600 machten die anwesenden Entwickler richtig zufrieden und stolz.
Die Versuchsfahrten wurden dann noch einige Monate fortgesetzt und zum Weihnachtsverkehr 1997 wurde der 610 004 wieder zurückgebaut und dem Bw Nürnberg übergeben. An seinen Einsatz als Hochgeschwindigkeitszug erinnern kleine Tafeln in den Führerständen (wenn sie inzwischen nicht geklaut wurden).

Am 20. April 1997 wurde 610 004 von Nürnberg nach Uerdingen zum Umbau überführt. Hier bei einem Unterwegshalt in Brohl:





Auf dem Weg zu den Hochgeschwindigkeitsfahrten nach Hannover. Überholung in "martin-weiss-wo" am 14. August 1997 durch einen ICE 1:




Das Diagnose-Display des 610 004 während der Hochtastfahrten. 226 km/h und das mit einem Diesel!




Im Führerstand des 610 004 bei 252 km/h:




Der Rekordzug in Orxhausen mit "Moppel" (vorne) und Traktionshilfe 103 222 (hinten):

Vielen Dank für diesen sehr interessanten Beitrag.
Die Fahrten im Hochgeschwindigkeitsbereich mit der BR 610 waren mir so noch nicht bekannt.

Einen schönen Sonntag noch.

Norbert Basner

Moin!

Dieses Thema war mir gänzlich unbekannt, vielen Dank dafür!
Frage nur, wozu war das "Moped" vorne angebracht?

... diente oft als Stromerzeuger für die Meßtechnik,die ja auch beim Abrüsten des Fahrzeugs noch laufen sollte.
Die Stromversorgung bei Versuchsfahrten ist auch so ein Kapitel für sich!

ICE

Hallo,
da schleppt der 610 eine ausgewachsene 103 mit und braucht ein zusätzliches Notstromaggregat? ...
Frage ich mich verwundert.
Da ich nicht Martin heiße, wüßte ich auch gerne wo "weiß wo" liegt.
Viele Grüße
Stefan

Die 103 war wohl nicht immer am Zug.

MfG

ICE

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)

Der Moppel versorgt die Messeinrichtungen, da sich zum einen die Bordnetzversorgung (z.B. auch die des 610) immer mal verschucken kann und zum anderen die Fahrleitungsspannung auch gelegentlich mal für kurze Zeit nicht zur Verfügung stehen kann (z.B. bei der Fahrt von einem Unterwerksabschnitt in den anderen), was für den normalen Betrieb des Zuges absolut unproblematisch für die Messtechnik aber eine Katastrophe darstellt.

Der Name des Bahnhofs mit der ICE-Überhohlung fällt mir beim besten Willen nicht mehr ein, es war irgendwo zwischen Minden und Hannover; ich bin aber sicher, dass Martin dies spätestens morgen früh kurz nach 6 Uhr nachträgt, standen wir doch in einer Linie und er ist in der Dokumentation viel akkurater als ich! Wenn ich nicht das Bahnhofsschild gleich mitfotografiere, endet das meistens in Bahnhofsbezeichnungen wie "xxx-weiss-schon-wo", ein "verträumter Landbahnhof zwischen A und B" und sonstige Kunstkniffe.

weiß Martin natürlich!

Am 14.8.1997 wird 610 504 von 402 026 mit ICE845 "Otto Lilienthal" überholt - in Bückeburg!

Matthias, hast Du etwa nicht genau hingeschaut ? Datt iss doch kein Einser! ;-))
Es war allerdings die Periode, als die Steuerwagen 808 noch nicht im Einsatz waren. Die Züge fuhren als Langzüge wie ICE1 mit TK vorne und hinten. Der hintere TK ist noch zu sehen!

Und natürlich hast Du Recht, dass ich das kurz nach sechs Uhr eintrage!

Danke für diese schöne Erinnerung! Das war ein klasse Fahrtag!

Viele Grüße,

Martin

Edit: Dreckfuhler und Bemerkung wg. 402 eingefügt.



3-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:05:19:06:27:36.

... zum einen, daß überhaupt Bilder von diesen Versuchsfahrten existieren und zum anderen, daß sie in diesem Forum aus den Tiefen einer privaten Sammlung gehoben wurden! Das sind genau diese Mosaiksteinchen der Triebfahrzeuggeschichte (oder vielleicht doch eher Meilensteine?), die mich, völlig unabhängig von meiner persönlichen Dampflokleidenschaft, immer wieder faszinieren!

Danke fürs Einstellen!

Gruß Rolf

Hallo,

weitere Bilder aus Hannover-Wülfel siehe hier:
[www.drehscheibe-foren.de]





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