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“SOVIET BUYS LOCOMOTIVES” (m. Bild & Scan)

geschrieben von: Niels Munch

Datum: 11.05.09 11:36

Liebe HiFo-Gemeinde,

So gab es am Samstag, 28. August 1920 in der New York Times zu lesen:


Order for Twenty-six Placed with German Manufacturers.

Section: Business & Finance, Page 15:

http://img104.imageshack.us/img104/43/lomonossofnyt.jpg

Aber um was für Lokomotiven hat es sich tatsächlich gehandelt ?


Diverse Lieferlisten machen die Versuche, die oben genannten 26 Lokomotiven zu identifizieren, eigentlich nicht einfacher.

Henschel allein lieferte in 1921 120 Stück „Eg“ Lokomotiven, und in 1922 weitere 10.

Maffei 18 Stück „Eg“ in 1922

Vulcan 24 Stück „Eg“ in 1922

Hartmann 22 Stück „Er“ in 1922

Jung 21 Stück Fünfkuppler in 1922

Schwarzkopf 50 Stück Fünfkuppler (via Nydquist) in 1922


und die Hohenzollern A-G:

http://img16.imageshack.us/img16/7555/udssr35265.jpg
Die "5265" aus dem 1924-Hohenzollern Prospekt von Fa. Carl Norstrand, Kopenhagen.


FNr. 4089-4096/1922, Eh2 1524 mm, .02.1922 an Russische Staatsbahn "5040-5047“

und

FNr. 4211-4226/1922 Eh2 1524 mm, .05.1922 an Lokomotivfabrik Nydquist & Holm, Schweden, für Russische Staatsbahn "5261-5276".

Und wenn ich dazu die zwei „experimentelle“ Dieselloks addiere:

FNr. 4417/1925, 1Eo1de 1524 mm, .02.1925 an Russische Staatsbahn "JuE 001" (gebaut wegen Ruhrbesetzung in der Maschinenfabrik Esslingen, siehe auch [www.drehscheibe-foren.de] ) und

FNr. 4418/1927, 2E1dh 1524 mm, .09.1927 an Russische Staatsbahn "JuE 005"

kann ich 26 Loks machen; es ist aber rein Raterei!


Und ich werfe noch mehrere Fragen auf, als ich beantworte:

Der Chef-Eisenbahningenieur Lenins, Lomonossof, war offensichtlich nicht erlaubt nach USA zu reisen.

Aber auch nicht nach Deutschland? Warum wurden sonst die Verträge in Kopenhagen unterzeichnet; warum wurden 16 Loks aus der Hohenzollern A-G via/von Nydquist & Holm in Schweden bestellt/geliefert? Vielleicht hat die Hohenzollern Agentur in Kopenhagen, Fa. Carl Norstrand damals auch Nydquist & Holm vertreten?

Ich nehme an, dass das geballte Expertenwissen im HiFo auch diesmal qualifizierte Antworten produzieren könne ;-))!


Viel Spass wünscht

Niels


Meine HiFo-Beiträge: [www.drehscheibe-foren.de]

sehr sonderbar...

geschrieben von: ludger K

Datum: 11.05.09 11:50

Ich habe eine Postkarte einer von der MBG Karlsruhe für Rußland gebauten Lok. Die Ähnlichkeit mit der Hohenzollern-Lok ist schon frappierend.

http://img19.imageshack.us/img19/9946/eb163.jpg

http://img19.imageshack.us/img19/6299/eb164.jpg




2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:05:12:12:13:52.

Re: sehr sonderbar...

geschrieben von: 52 2006

Datum: 11.05.09 11:57

Diese Lokomotiven wurden nach russischen Zeichnungen gebaut, daher sehen die Karsruher und die Hohenzoller Lok gleich aus. Die Verträge wurden in Kopenhagen gemacht, weil eigentlich NOHAB alle Loks liefern sollte, der Auftrag war aber für diese Fabrik alleine nicht zu bewältigen, zumindestens nicht in der Zeit, so dass sie sich alle deutschen Hersteller, die mitmachen wollten, als Unterauftragnehmer ins Boot holten. Heute Abend kann ich mal in mein Buch über den russischen Dampflokomotivbau reinschauen, ich meine da ist am Ende eine Liste aller E*-Loks drin.

kondensierte Grüße, Stefan

https://www.drehscheibe-online.de/foren/file.php?099,file=190387
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Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. Wer sich über Signaturen aufregt, hat sonst nix zu sagen.

Re: “SOVIET BUYS LOCOMOTIVES” (m. Bild & Scan)

geschrieben von: Niels Munch

Datum: 11.05.09 12:27

Hallo Ludger und Stefan,

Vielen Dank für das Bild und die Auskünfte!

Ja, die Lokomotivtype war wohl eine Lomonossof-Konstruktion.

Die Maschinenbauanstalt Karlsruhe lieferte laut LVZ insgesamt 18 Loks an Russland in 1921..


Beste Grüsse
Niels

Re: sehr sonderbar...

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 11.05.09 14:54

Hallo Ludger,

ich erinnere mich, irgendwo mal gelesen zu haben, dass die Russen auf absolute Austauschbarkeit der Bauteile aller beteiligten Lokfabriken geachtet haben. Angeblich soll es sogar eine "Musterlok" gegeben haben, die bewusst aus Teilen verschiedener Lokfabriken zusammengesetzt war...

Grüße

Martin

Da hatten wir doch schon mal was

geschrieben von: Rudi W

Datum: 11.05.09 16:49

nämlich:
? Loks für die Sowjetunion 1922 [www.drehscheibe-foren.de]

erinnert sich

Rudi W

Re: sehr sonderbar...

geschrieben von: E-Oldtimer

Datum: 11.05.09 19:06

QJ 7002 schrieb:
-------------------------------------------------------
> ich erinnere mich, irgendwo mal gelesen zu haben,
> dass die Russen auf absolute Austauschbarkeit der
> Bauteile aller beteiligten Lokfabriken geachtet
> haben. Angeblich soll es sogar eine "Musterlok"
> gegeben haben, die bewusst aus Teilen
> verschiedener Lokfabriken zusammengesetzt war...

Das wundert mich gar nicht, da die Normung noch in den Kinderschuhen steckte und man den Lieferfirmen wohl misstraute.

In einem Artikel über die schwierige wirtschaftliche Situation dieser Zeit habe ich mal den - sinngemäßen - Satz gelesen: "Ein Auftrag der jungen Sowjetunion über 700 Lokomotiven hat so manche deutsche Familie vor dem Hunger bewahrt." Vermutlich ging es dabei um diese Loks.

"Das ist unerhört! Das ist ein Skandal! Wenn man sich nicht mal mehr auf den Fahrplan der Staatsbahn verlassen kann, worauf dann?"

(Egon Olsen, Die Olsenbande stellt die Weichen)

Re: sehr sonderbar...

geschrieben von: 52 2006

Datum: 11.05.09 21:05

Hallo, ich hoffe die Liste aus dem Anhang von Witali Alexandrwoitsch Rakow "Russische und sowjetische Dampflokomotiven" aus dem Transpress-Verlag von 1986 hilft weiter:

http://img11.imageshack.us/img11/7862/reihee.png

kondensierte Grüße, Stefan

https://www.drehscheibe-online.de/foren/file.php?099,file=190387
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Vielen Dank, Stefan .....

geschrieben von: Niels Munch

Datum: 11.05.09 21:22

..... das ist ja einfach perfekt!

Viele Grüsse
Niels

Re: Da hatten wir doch schon mal was

geschrieben von: Niels Munch

Datum: 11.05.09 23:22

Hallo Rüdiger,

Danke für den Hinweis, ich hatte diese Diskussion auf die schnelle übersehen. Auch die Transporte von diesen Loks sind besonders interessant, und im „Hohenzollern-Buch“ ist u.a. darüber zu lesen:

„In großer Anzahl wurden ferner „E“ Heißdampf Güterzuglokomotiven mit Schlepptender an die Russischen Staatsbahnen geliefert. Da die russischen Bahnen eine andere Spurweite haben als die deutschen Bahnen (1524 mm statt 1435 mm), war es notwendig, die Lokomotiven auf besonderen Transportachsen nach Hamburg zu befordern, auch mussten, weil die Hohe dieser Maschinen das auf den deutschen Bahnen zulässige Maß erheblich überschritt, der Schornstein und die Kopflaterne für den Transport abgenommen werden. Von Hamburg aus wurden die Lokomotiven auf einem Dampfer nach den russischen Häfen verladen. Diese Maschinen hatten einen geräumigen Führerstand, der durch einen entsprechenden Ausbau am Tender auch auf der Ruckseite geschlossen war und das Lokomotivpersonal gut gegen die Kälte schützte.“

Quelle: K. Pierson: „Hohenzollern Lokomotiven 1872-1929“ Steiger 1984, ISBN 3-921564-68-9.

Beste Grüsse
Niels

Hanomag-Nachrichten

geschrieben von: Rudi W

Datum: 11.05.09 23:55

http://www.bilder-hochladen.net/files/thumbs/axx6-1.jpg
Hanomag-Nachrichten vom April 1922. Interessant vielleicht auch noch die Literaturangaben am Ende.

Beste Grüße

Rudi W

Vielleicht sollte ich einen anderen Anbieter zum Bilder einstellen wählen!?

(Nix) (o.w.T)

geschrieben von: Niels Munch

Datum: 12.05.09 08:43

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:05:12:17:09:45.

Nicht Lomonosoff,

geschrieben von: ICE

Datum: 12.05.09 22:47

sondern Lopuschinski entwarf die E. Nach "Juri Leonid Koffman: Lopuschinskis 23000 Lokomotiven, Lok-Magazin 93 (1978)", als Reihe E L1, gebaut ab 1912 in Lugansk (=Woroshilovgrad). Spätere Serien waren dann etwas schwerer.

Die Serie von 1920 hieß dann E G (für Germanskij=deutsch, 700 Stck.) bzw. E SCH für (schwedzkij=schwedisch, 500 Stck.).
Die Zeichnungen hat Henschel nach Vorlagen aus Lugansk erstellt, mit Rücksicht auf den Austauschbau, der damals erst möglich wurde, weil man erstmals Toleranzen und Passungen festlegte.

Lomonosoff hat die Lok später messtechnisch untersucht.

Weiterentwicklung dann zur G U (Usselenij=verstärkt) und U M (modernisiert)und E R (Reko), gebaut bis 1947. Insgesamt mehr als 13000 Loks dieser Bauart, das dürfte Rekord sein.

Das nur zur Ergänzung.

Grüße

Helmut (ICE)



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:05:12:22:48:39.

Re: Nicht Lomonosoff,

geschrieben von: Rudi W

Datum: 12.05.09 23:29

der Anfang eines Artikels aus einer Fachzeitschrift (Der Waggon- und Lokomotiv-Bau) von 1925

http://s3b.directupload.net/images/090512/pr8izm5j.jpg

stellt eine Verbindung zwischen der Dampflok und der Lomonossoff-Diesellok her...

Rudi W

Re: Nicht Lomonosoff,

geschrieben von: 52 2006

Datum: 13.05.09 11:45

Aufgrund dieses Postings könnte ich jetzt hier viele Seiten aus Witali Alexandrwoitsch Rakow "Russische und sowjetische Dampflokomotiven" aus dem Transpress-Verlag von 1986 hier einstellen, das Buch geht recht gut auf all diese Sachen, wie auch auf "Dampfdiesellokomotiven" ein. Recht interessant.

kondensierte Grüße, Stefan

https://www.drehscheibe-online.de/foren/file.php?099,file=190387
Kondenslok.de (temporär offline) + Industrial Railways of Indonesia SIG (fc)
Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. Wer sich über Signaturen aufregt, hat sonst nix zu sagen.

Re: sehr sonderbar...

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 13.05.09 13:11

Genauer: Aus Teilen ALLER beteiligten Lieferfirmen.

Gruss
Dieter