Als letzte Serie für die Kölner Vorortbahnen wurden 1958 25 Trieb- und 21 Steuerwagen bei DWM beschafft. Rund 10 Jahre später war jedoch bereits deren Einsatzende gekommen. Die Fahrzeuge waren nach Integration der separaten Vorortbahnstrecken wegen fehlendem Fahrgastfluss ungeeignet für das Kölner Straßenbahnnetz und den Einmannbetrieb sowie die 1968/69 eröffnete U-Bahnstammstrecke. Nach ersten Verschrottungen wurden 1969 9 Trieb- und 6 Steuerwagen an die Wiener Lokalbahn (WLB) verkauft, die dort auf der Vorortstraßenbahnlinie von Wien Oper nach Baden wieder adäquat eingesetzt werden konnten.
Dort bekamen sie die Nummern 11-19 und 91-96. Der Einsatz endete bei der WLB Anfang der 90er Jahre. 1993 kauften die KVB drei Triebwagen (13, 15 und 19) zurück und arbeiteten zwei davon Anfang 1994 für ihren Traditionsbestand betriebsfähig auf. Sie bekamen ihre alten KVB-Nummern 1155 (ex WLB 13) und 1159 (ex WLB 19) zurück. WLB 15 (ex KVB 1154) diente hierzu als Ersatzteilspender und wurde anschließend verschrottet.
Einige der restlichen Wiener Wagen kamen noch zu dem Museumsverein "Blau-Gelb" in Traismauer nördlich von St. Pölten, wurden dort aber 1999 verschrottet. Näheres dazu ist mir nicht bekannt.
Größere Bekanntheit bei deutschen Eisenbahnfreunden erlangte die WLB eher erst seit einigen Jahren als EVU mit dem überregionalen Einsatz mehrerer Tauri. Vor 20 Jahren war ich erstmals in Wien. Um dem Großstadtverkehr aus dem Weg zu gehen, gönnten wir uns eine Fahrt mit der Überlandstraßenbahn von Baden nach Wien, viel mehr war die WLB bis dato nicht. Ohne es zu wissen, fotografierte ich an der Endhaltestelle gegenüber der Wiener Oper den späteren Kölner Ersatzteilspender WLB 15 mit dem 14, der in Traismauer verendete, sowie dahinter einen Wagen der Wiener Straßenbahn, wie er heute noch verkehrt. In damaliger Unkenntnis der Herkunft der Fahrzeuge sollte es mein einziges Foto der alten WLB bleiben:
Knapp 5 Jahre später hatte ich wieder die Gelegenheit dazu. Der WLB 13 war bereits im klassischen KVB-Design aufgearbeitet worden. Wenn ich mich recht erinnere, war dies auch der Anlass zu einer ersten Präsentationsfahrt, die von der KVB-Hauptwerkstatt in Weidenpesch ausging. Der hier führende WLB 19 befand sich noch im WLB-Zustand, aber mit überpinselter Nummer:
Noch in einem scheinbar unangetasteten Zustand war der Ersatzteilspender WLB 15 in der Hw anzutreffen, dahinter KVB 3118 in den Kölner Farben rot-weiß:
Auf diesem Foto ist zu erkennen, dass die DWM-Wagen quasi symmetrisch ausgeführt waren, halt nur mit einem Führerstand:
Natürlich gab es in der Hw auch noch andere KVB-Wagen zu sehen, hier der Achtachser 3882 mit REWE/KONTRA-Werbung:
Der A5-Wagen (diese Bezeichnung ist mir in meiner aktiven Zeit als Strapazenbahnfahrgast und -knipser nie begegnet!) 3859 wirbt für das Aqualand im Kölner Norden:
Drei Generationen Straßenbahnfahrzeuge sind hier nebeneinander zu sehen. Rechts der Arbeitstriebwagen 1876, 1950 mit weiteren Fahrzeugen auf Untergestellen kriegsbeschädigter Tonnendachwagen bei Westwaggon entstanden, aber bereits in den 60er Jahren in den Dienstfahrzeugpark abgewandert. In der Mitte der DüWaG-Achtachser 3729 von 1963 (ursprünglich Sechsachser 3629, 1968 in Achtachser umgebaut), DAS Kölner Standardfahrzeug in den 70er- und 80er-Jahren. Links schließlich einer der beiden Stadtbahnwagen-Prototypen B100S von 1973, der 2002 (beide Prototypen sind bereits verschrottet):
Den Achtachser 3832 konnte man mit seiner Vollwerbung für den Deutschen Mieterbund später wohl nicht mehr auf dem Kölner Straßenbahnnetz beobachten:
Doch zurück zu den "Wiener Wagen" (einer davon hieß nach WLB-Gepflogenheit offenbar "Paula", weshalb dies als Spitzname auch in Köln gebräuchlich ist). Hier war die letzte Gelegenheit, die drei WLB-Triebwagen auf ein Bild zu bekommen, zusammen mit KVB 3118 und 3882:
Das Gespann KVB 1155 (aufgearbeitet Köln) und WLB 19 (original Wien) verlässt hier die Hauptwerkstatt auf den Simonskaul, um 200 Meter weiter östlich rechts auf die Neusser Straße einzubiegen:
Auf der Neusser Straße in Höhe der Haltestelle Mollwitzstraße gibt es diesen Gleiswechsel. Erst jetzt erschließt mir (vermutlich) der Sinn dieser einseitigen Weichenverbindung: Fahrzeuge, die die Hw in Weidenpesch verlassen haben, können hier vor dem U-Bahntunnel in die Gegenrichtung nach Norden wechseln:
Das taten dann auch 1155 + 19 nach Fahrtrichtungswechsel an der Haltestelle Mollwitzstraße, auch weil sie (noch?) nicht in den U-Bahntunnel einfahren durften:
Die Fahrt wurde dann Richtung Merkenich fortgesetzt. Hier passieren beide die Fordwerke an der Emdener Straße:
Kurz vor der Endschleife in Merkenich verläuft die Straßenbahnstrecke auf eigenem Gleiskörper parallel zum Anschlussgleis des Ford-Ersatzteillagers am Fühlinger See, welches zu dem Zeitpunkt offensichtlich noch Verkehr aufweisen konnte:
Hier kehrt die Garnitur bereits aus einer der wenigen heute noch vorhandenen Wendeschleifen im Kölner Straßenbahnnetz zurück. Im Hintergrund die mit grünen Lärmschutzwänden versehene Autobahn A 1, die wenige hundert Meter weiter rechts den Rhein überquert:
Bei der Einfahrt in die Haltestelle Niehl konnte die Garnitur erneut abgelichtet werden. Im Hintergrund befindet sich die komplizierte Einmündung Bremerhavener/Emdener Straße, die von den Straßenbahngleisen und dem sich verzweigenden Industriestammgleis beiderseits der Emdener Straße gekreuzt wird:
Diese Haltestelle verfügte damals noch über eine Wendeschleife, die zuletzt von der Linie 10 genutzt wurde, welche bis 1984 auch die letzten Westwaggon-Großraumwagen der 1300er-Serie abfahren durfte. Vom rechten Gleis zweigt (hier schlecht zu erkennen) das Wendegleis ab:
In Richtung Wilhelm-Sollmann-Straße wird das Wendegleis hier wieder zugeführt. Wegen der Überquerung des Industriestammgleises und der Unterquerung der (nie vollendeten) Industriestraße am "Niehler Ei" ist die Strecke eine richtige Berg- und Talbahn:
Schließlich folgen noch zwei Fotos, die nach der Aufarbeitung des WLB 19 als KVB 1159 entstanden. Im Mai 1994 wurde der neugebaute Straßenbahnbetriebhof Merheim feierlich eröffnet. Rechtzeitig dazu konnten Sonderfahrten mit dem vollständig restaurierten "Wiener Zug" absolviert werden, hier 1159+1155 im Betriebshof:
An der Haltestelle Flehbachstraße begegnen wir dem 1155+1159 ein letztes Mal. Weitere Fotos der Bh-Eröffnung werde ich wohl auch noch im Mai zeigen. Der "Wiener Zug" kann im Straßenbahnmuseum im Depot Thielenbruch besichtigt werden:
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