Vorwort

Liebe HiFo-Gemeinde,

seit nunmehr etwa 2 Jahren verfolge ich die hier eingestellten Artikel und bin heute wie damals begeistert von den oft fabelhaften Beiträgen aus vergangenen Eisenbahnzeiten.
Ein riesiges Kompliment und vielen Dank allen, die sich hier aktiv beteiligen und teilweise unwiederbringliche, fantastische Bilder, Geschichten und mehr einbringen und somit alle an ihren Erlebnissen teilhaben lassen! Es ist mir durchaus bewusst, wie viel Arbeit bzw. Zeitaufwand hinter den vielen gut gemachten Beiträgen steckt. Deshalb noch einmal: Das ist einfach super, vielen Dank!

Was mich betrifft, außer dem Schreiben einiger Kommentare habe ich mich bisher nicht aktiv beteiligt. Aber jetzt ‚juckt’ es mich doch, auch mal einen Beitrag zu leisten.

Über die österreichische Erzbergbahn wurde im HiFo schon viel berichtet. Ich hoffe, ich langweile Euch daher nicht mit einem weiteren Beitrag über diese für mich absolut faszinierende Bahn – der 1978 wohl weltweit letzten Regelspur-Zahnradbahn, auf der im März jenes Jahres noch immer schwerer Erzverkehr durch Zahnraddampflokomotiven abgewickelt wurde.

Viele Grüße aus dem Land der Franken

Günter


... jetzt aber los:


Vor 31 Jahren: Erzberg - Der letzte Winter mit Dampf und Zahnstange - Teil 1: Erzberg-Südrampe

Anfang März besuchten wir zu dritt (wir, das waren mein Vater sowie mein Kumpel und Eisenbahnfreund Peter L. und ich – Student der Nachrichtentechnik im 7. Semester) wie so oft in den vorherigen Jahren die Erzbergbahn. Es sollte das letzte mal für uns sein, hier schweren Erzverkehr mit Zahnraddampfloks zu erleben. Uns war damals natürlich klar, dass das Dampf-Ende nicht mehr lange auf sich warten ließ. Bereits 1971 versuchten die ÖBB, vom Zahnradbetrieb wegzukommen und auf reinen Adhäsionsbetrieb umzustellen. Im Personenverkehr gelang dies auch relativ gut: Die von jeweils einer Zahnraddampflokomotive geschobenen Personenzüge konnten durch Schienenbusse mit verstärkter Bremseinrichtung ersetzt werden. Im Güterverkehr gab es jedoch immer wieder Rückschläge. Bei einer Versuchsfahrt machte sich 1976 ein mit zwei Diesellokomotiven bespannter Erzzug selbständig und stürzte nach Entgleisung auf Grund zu hoher Geschwindigkeit eine Böschung hinab. Dieses Ereignis verzögerte die Umstellung auf Reibungsbetrieb um nochmals gut zwei Jahre. Dennoch: Der Dampfbetrieb am Erzberg endete schließlich am 30. September 1978.
Gut ein halbes Jahr vorher, Anfang März, herrschte am Erzberg noch der Winter. Und der Erzverkehr war fest ‚in Händen’ der Dampfloks ...


Bild 1
06. März 1978, Station Präbichl, 1206m hoch gelegen, Wolkenfetzen, teils nur 20m Sicht. Der Erzzug mit 97.203 und 97.210 wartet auf seinen Abfahrtauftrag in Richtung Vordernberg…



Bild 2
… der jedoch erst erteilt wird, wenn diese Fuhre die Passhöhe erreicht hat: Eine seltene Bespannung bietet dieser bergwärts fahrende Leerzug mit der einzigen Zahnraddiesellok der Erzbergbahn, der 2085.01 und 97.201 als Schiebelok zwischen Station Glaslbremse und der Bundesstraßenbrücke.



Bild 3
Unser Erzzug von Bild 1 auf Talfahrt im Wäldchen zwischen Präbichl und der Bundesstraßenbrücke.



Bild 4
Bahnhofsbereich Vordernberg. Die ausgemusterte 97.205 an einem Prellbock.



Bild 5
Nochmals die ausgemusterte 97.205



Bild 6
97.203 (vorn) und 97.210 haben in der Zwischenzeit den Erzzug auf einem Übergabegleis abgestellt und einen neuen Leerzug übernommen.
Die 97.203 besitzt eine Gieslejektor-Saugzuganlage.



Bild 7
Unterwegs zur Schiebelok treffen wir am Bahnsteig von Vordernberg 1245.529 (vor ihrem Personenzug nach Leoben).



Bild 8
97.210 am Zugschluß mit konventionellem Rundschornstein.



Bild 9
97.210 – gut zu erkennen ist die weiß-rote Indikatorscheibe für das Zahnradtriebwerk über dem rechten Wasserkasten. Die Scheibe ist auf der einen Seite außen weiß und innen rot (so wie hier auf dem Bild), auf der anderen Seite außen rot und innen weiß und dreht sich, wenn das Zahnradtriebwerk in Betrieb ist.



Bild 10
Standortswechsel: Wir befinden uns oberhalb der Station Vordernberg Markt hinter dem Röstgrabenviadukt. 97.201 bringt alleine einen Erzzug ins Tal nach Vordernberg. Die Zahnraddampflok gehört zur ersten Serie dieser Baureihe und hatte zum Aufnahmezeitpunkt 88 Jahre !!! 'auf dem Buckel'.



Bild 11
In Vordernberg Markt geht’s aber mit dem Erz erst mal auf das Ausweichgleis, denn bergfahrende Züge haben auf der Erzbergbahn Vorfahrt. Aus Vordernberg nähert sich der Leerzug (von Bild 6) dem Bahnhof Vordernberg Markt.



Bild 12
97.203 befindet sich bereits wieder im Zahnstangenabschnitt, während 97.210 noch in der Ebene schiebt.



Bild 13
Kräftig drückt 97.210 nach.



Bild 14
Für 97.201 ist der Weg von Vordernberg Markt nach Vordernberg jetzt frei. Sie drückt ihren Erzzug bis kurz hinter die Ausfahrtweiche zurück, um gleich darauf talwärts weiterzudampfen.



Bild 15
97.203 und 97.210 mit ihrem Leerzug auf Bergfahrt unweit Station Glaslbremse.



Bild 16
Nahe dem Präbichl-Paß dominiert noch der tiefe Winter. 97.203 passiert eben die Fernsprechbude vor dem Einfahrtsignal von Präbichl.



Bild 17
Die Sicht ist spätnachmittags auf dem Präbichl-Paß in 1208 m Höhe noch genauso schlecht wie frühmorgens (Bild 1). In der Station Präbichl haben beide Loks inzwischen den ersten Erz-Halbzug über die Nordrampe hochgebracht. Gleich geht’s nochmal als Leerfahrt zum Erzberg, um die 2. Hälfte hochzuschaffen.



Bild 18
Beide Halbzüge sind jetzt vereint. Die Pause bis zur Talfahrt nach Vordernberg wird zum Abschmieren genutzt.



Bild 19
Eine letzte Aufnahme, bevor es dunkel wird. Kurz danach kam der Abfahrtauftrag. Einem Pfiff der 97.210 folgte von hinten unmittelbar die Antwort von 97.203. Nach einem weiteren Doppel-Pfiff von 97.210 setzten beide Lokomotiven den Zug in Bewegung, um kurze Zeit später im Gefälle der Erzberg-Südrampe zu verschwinden …



... soviel erst mal für heute. In Teil 2 geht's u.a. auf die Erzberg-Nordrampe mit dem steilsten Streckenteil.

HGG

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[edit 10.4.2009: link zu Teil 2 nachgetragen]

Vor 31 Jahren – Erzberg - Der letzte Winter mit Dampf und Zahnstange - Teil 2 (m15B)


[edit 02.3.2010: link zu Teil 2 'repariert']



3-mal bearbeitet. Zuletzt am 2010:03:02:16:47:05.

... für diesen interessanten Start in "unserem" HiFo! Ich freue mich schon auf die nächsten Folgen und Beiträge.

Schöne Grüße aus Aachen -
Reinhard Gumbert

genauso habe ich 1976/77 die Bahn kennengelernt, doch leider war viel schneller als erwartet Schluß mit dem Dampf. Vielen Dank für diese gelungene Aufbereitung!

Hallo HGG,
willkommen hier und Kompliment zum gelungenen Einstandsbeitrag, und dann noch vom Erzberg, einem der großartigsten 'magischen' Dampforte.
Ich bin schon auf die Fortsetzung gespannt.
Danke und Gruß
Donni

Guten Abend HGG,

diese tollen Bilder mit ihren Beschreibungen wecken natürlich unvergessliche Erinnerungen. 1972 konnte ich in einem noch mit Dampf bespannten Reisezug die Fahrt über den Erzberg machen. Ich habe heute noch die Akustik in den Ohren und die sich drehende weiß-rote/rot-weiße Scheibe vor Augen. Bilder sind ebenfalls in meinem Bestand, aber gegenüber den hier gezeigten von deutlich minderer Qualität. So belasse ich es bei diesen Worten.

Einen schönen Abend wünscht

Helmut

... hier im Forum, Günter.

Was für Aufnahmen, hab dank dafür, Gruß Michael



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:03:31:20:08:21.

... wieviel Glück ihr am 6.März 1978 hattet. Ich war genau einer Woche später dort, und da fuhren 2 Züge mit je zwei 2043er Dieselloks und nur noch einer mit der 2085.01 und als letzter Dampflok der 97.210.

Hab Dank für diese Bilder, und ein dickes Kompliment für deinen gelungenen Einstiegsbeitrag!

Aus köln grüßt

Bernhard

... ein Terminus, der unter Eisenbahnfreunden, die mal dort waren, unwiderbringliche Eindrücke sofort wieder vor den geistigen Hintergrund zaubert: Viele von uns haben dort die schönsten Stunden unseres Hobbies genossen.

Kurz bevor Du da warst, hatte ich von langer Hand eine Mitfahrt eingefädelt, die tatsächlich zustande kam: Ich durfte auf 97 201 von Vordernberg via Präbichl bis zum Erzberg mitfahren, mein Freund Harald S auf der hinteren Lok, der 97 210. Es war unbeschreiblich, aber für das Personal auch nicht ganz ungefährlich - Mit VOLLDAMPF und BEIDEN Reglern am Anschlag (Adhäsions- und Zahnradtriebwerk hatten getrennte Regler und konnten unabhängig voneinander bedient werden) durch den Tunnel!!! Wir hatten feuchte Handtücher bekommen, die wir vor die Nase halten sollten, und das war auch erforderlich, aber es war insgesamt ein Erlebnis, das niemals reproduzierbar sein wird ...

(*träum aus*)

Nun aber zurück in die Gegenwart: Eben habe ich 142 001 in Duisburg knipsen können, das hätte damals auch niemand geahnt ...

Klasse Bilder von einer spektakulären Strecke, die ich leider erst so "richtig" im Jahr 2008 entdeckt habe. Hab Dank für diesen Einstand.

Eine Zusatzfrage an Alle: Gab es wirklich nur die eine Zahnraddiesellok 2085 bei der ÖBB und ist sie noch erhalten?

Hier ihre tschechische "Schwester", allerdings eigentlich noch nicht ganz HiFo-fähig ;-)


(Die Qualmwolke stammt von einer Dampflok im Sonderzug nach Harrachov.)

Hallo Günter!

Ein recht herzliches Willkommen in der HiFo-Runde! Ein wahrlich gelungenes Erzberg-Portrait.

Und für viele einer dieser "Magische Orte". Für mich ganz besonders, da ich diesen Flecken unseres
Nachbarlandes noch nie bereist habe und er deshalb wohl immer imaginär bleiben wird.

Vielen Dank!

Olaf Ott

Hallo Niels!

Die ÖBB hatten (bitte Mehrzahl) wirklich nur diese eine 2085er, die aber längst verschrottet worden ist. Weitere, weitgehend baugleiche Maschinen wurden von der SGP in die CSSR geliefert. Die Nachfolger am Erzberg, die umgebauten 2043er, waren ja bekanntlich keine Zahnradloks.

Viele Grüße
Ludger

Ludger für Deine Antwort. Ich werde versuchen mich zu bessern ;-)

ludger K schrieb:
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> Hallo Niels!
>
> Die ÖBB hatten (bitte Mehrzahl)

Nur stellt sich mir jetzt natürlich die Frage, was unterscheidet die Österreichischen Bundesbahnen von der Deutschen Bundesbahn?
Sind es nur die sprachlichen Gewohnheiten (wie auch bspw. Verschieben <-> Rangieren) oder gibt es da noch andere Gründe für die Unterscheidung?


Neugierige Grüße von Niels


P.S. für Olaf Ott: Mit dem Schienenbus ist die Fahrt über den Erzberg zwar nicht mehr so "spektakulär", aber meiner Meinung nach immer noch äußerst erlebenswert. Und viiiieleicht gibt es ja auch eines Tages wieder Dampf am Erzberg... [www.erzbergbahn.at]

Hallo Günter,
ich bin hellauf begeistert von Deinen hervorragenden Aufnahmen! Du warst an einem der letzten Dampf-Tage dort!

Hallo Niels,
es gab noch ein paar mehr von diesen SGP-Zahnraddieselloks. Siehe hier: SGP-Zahnraddieselloks und die Antworten dazu.
Viele Grüße
Stefan

auch an Stefan Motz der schrieb:
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> es gab noch ein paar mehr von diesen
> SGP-Zahnraddieselloks. Siehe hier:
> SGP-Zahnraddieselloks und die Antworten dazu.

Damit sind praktisch alle Fragen geklärt und es bleibt zu hoffen, daß die beiden tschechischen Lokomotiven noch lange erhalten bleiben.
Betriebsfähig scheinen derzeit beide Loks zu sein, denn in den Veranstatungsterminen der Zahnradbahn Tanvald – Harrachov werden beide Loks erwähnt.

Hallo Günter,
toller Einstand mit diesem Beitrag. Bitte bald mehr!

Gruß Jürgen