Hallo HiFo-Gemeinde,

nach einigen Tagen Aufenthalt in der Mozartstadt Salzburg zur Jahreswende 72 auf 73 begann bei mir nach verschiedenen Erlebnissen mit Ellok-Oldtimern so ein kleiner Dampfentzug zu wirken. Dem konnte man nur begegnen ... mit Dampf! Also machte ich am 2.Januar 1973 einen Tagesausflug von Salzburg nach Linz/Donau. Leider bot dieser Tag eine weitgehend lichtarme Suppenküche, so daß ich den ursprünglichen Plan aufgab, mich an eine der beiden Linzer 52-Strecken zu begeben. Stattdessen durchstreifte ich zu Fuß die sehr weitläufigen Linzer Eisenbahnanlagen.

Bild 01: Im Knoten Wels stand beim Halt meines Westbahnzuges auf einem Nebengleis ein Personenzug mit der Attnanger 1073.16 bereit. Diese urtümliche Bauart nannte sich in ihrer Reichsbahn-Zeit einmal E33.




Nach Ankunft in Linz bin ich gleich unbeirrt losmarschiert, diagonal durch die Südstadt in Richtung Zugförderungsleitung und Rangierbahnhof. Dorthin hätte man auch bequem mit Tram oder Trolley-Bus fahren können, aber damals gab es noch Ehrgeiz! Eine Visite in der stets betriebsamen Zfl. ergab die folgenden Eindrücke:

Bild 02: Im Schuppen stand die grüne 77.66 untergestellt ...




Bild 03: ... während draußen am Kanal die 77.09 behandelt wurde.




Beide 77 wurden übrigens noch von Linz nach Wien-Nord umbeheimatet und gehörten dann bis Ende 1974 mit zu den letzten ihrer Baureihe, die dort vor den beiden legendären Personenzügen auf der Nordbahn bis nach Bernhardstal eingesetzt wurden.

Von den in Linz damals immer zahlreich abgestellten Schrottloks interessierten mich fotografisch bei dem bescheidenen Licht nur die interessanteren:

Bild 04: die 86.476 stand schon eine längere Zeit hier abgestellt




Bild 05: hier die ehemals Attnanger 77.23




Bild 06: Verflixt, irgendwo hatte ich mir die Nummern mal aufgeschrieben ... hinter dieser schwer gefledderten 38.41 (BBÖ209), die hier als Heiz-Anlage 'überlebte', lugt noch eine der beiden in Linz bis Anfang der 70er vorhandenen G12 hervor, die ebenfalls, mit Anlagen-Nummern versehen, hier Heizdienste verichtet haben.




Bild 07: Etwas außerhalb, vor der Linz dominierenden Kulisse des Stahlwerkes, standen diese beiden 93.1413 und 93.1433 abgestellt; immerhin unterscheiden sich die beiden in ihren unterschiedlichen Vorlaufrädervarianten 'Voll' und 'Speiche'.




Mehr und mehr das Areal der Zfl. hinter mir lassend, habe ich mich dem riesigen Bereich der Zufahrten und Einfädelungen zum Rangierbahnhof gewidmet, in der Hoffnung, daß sich doch etwas bewegen könnte ...

Bild 08: Eine unerkannt gebliebene, österreichisch-schwarze 52 bewegt sich aus dem Zfl-Gelände hinaus in Richtung Rbf. Der Mast steht natürlich schwer im Wege, aber das Ensemble könnte manche Schwächen rechtfertigen.




Bild 09: Aus der Gegenrichtung rollte mit letzter Kraft die 1042.42 rein; na ja, wo gehobelt wird, fallen schon mal Späne!




Bilder 10 – 12: Die folgenden drei Bilder sind 'Brückenblicke', ich hoffe trotz der schlechten Lichtverhältnisse interessant: 77.09, 1189.09, 52.1189 - und dabei dem Heinl oben reingeschaut ...










Eine zeitlang bin ich wohl noch auf dieser Brücke geblieben, habe auch noch zwei Güterzüge mit 52 gesehen; aber die fotografischen Ergebnisse sind nicht so dolle, trotz Heilungsversuchen mit Photoshop.

Für den frühen Nachmittag hatte ich mir dann in Linz noch einen besonderen Programmpunkt vorgenommen, doch davon dann in der kommenden Woche.

Soviel für heute und noch einen schönen Sonntag

Viele Grüsse

Donni

Beiträge über Altbauelloks zur Jahreswende 1972/1973:
Kurzbesuch an der Donnersbergerbrücke
Bw Freilassing, damals schon ein Museum
Freilassinger Züge
Elektro-Motive in Salzburg
Besuch in der Hw Linz/Donau
Attnang-Puchheim I
Attnang-Puchheim II
1080.14 in Attnang

Hier [www.drehscheibe-online.de] geht's zum Beitragsverzeichnis.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2018:11:04:11:44:02.

Guten Morgen Donni,
da muß ich mich wieder einmal an der Tischkante festhalten! 1073 in Farbe!!! Auch die anderen Baureihen habei ich kaum noch selbst im Einsatz gesehen.
Danke für's Zeigen!
Stefan

Hallo Donni!
Das ist ja ein ganzer Beitrag voller Raritäten, um die ich mich seinerzeit nie gekümmert habe. Eine Schande, daß ich mir das habe entgehen lassen! Nur gut, daß es Zeitgenossen wie dich gibt, die das für die Nachwelt dokumentiert haben. Vielen Dank und schöne Grüße vom
dampfgerd

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)

Morgen Donni,

was für Raritäten, genial. Schmunzeln musste ich über das Schild vor der 1073er. Meiner Erinnerung nach nahm man das Verbot in Österreich nicht so genau wie hierzulande, (fast) alles ein wenig lockerer dort.


Danke dafür, Gruß Michael

Hallo,

das ist Linz, wie ich es ein Jahr später auch erlebt habe. Freundliche Eisenbahner und ein problemloser Zugang. Ich hätte noch eine Frage an die versammelte Gemeinde. Die hier gezeigte Vorheizanlage 0.1054 soll eine 78.6 gewesen sein, wie ich mal irgendwo gelesen habe. Auf meinem ein Jahr später entstandenen Bild kann man erkennen, dass die Lok wohl mal ein geschlossenes Führerhaus hatte. Vielleicht kann hier jemand das Rätsel aufklären.



edit: Habe eben noch in meinen Unterlagen nachgesehen: Es soll sich um 78.620 handeln. Die G12 war die 58.2122





1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:03:22:10:22:12.

So interessant Dein Aufenthalt in Freilassing war, dem auch ich mich in den beiden letzten Wochen gerne angeschlossen habe, so sehr erfreuen heute die Dampf-Bilder aus Linz - ungeachtet des "bleiernen" Wetters, aus dem Du noch viel gemacht hast, und trotz der mitunter "toten Materie", die dafür aber noch von selbst damals längst zurückliegenden Zeiten zeugt.

Ganz besonders gefällt mir Bild 1: Das Ellok-Urviech neben dem damals noch absolut zeitgemäßen Uerdinger...

Danke, Donni! Ich freue mich schon auf Deinen nächsten sonntags-früh-Beitrag, nicht nur weil Du uns dazu schon heute den Mund wäss'rig gemacht hast...

Schöne Grüße aus dem heute morgen Linz-ähnlich bleiern-grauen Aachen -
Reinhard

Moin Donni!

In der Tat war Linz damals eine Hochburg der Vielseitigkeit der Traktionsarten, nämlich Dampf - Diesel- und E-Loks. Wenn auch so manches Dampfexemplar schon die aktive Zeit deutlich hinter sich gebracht hatte, so war doch unter diesen Maschinen so manche (oft stark geplünderte) Rarität zu finden. Diese Eindrücke der oberöstereichischen Landeshauptstadt hast Du bestens eingefangen und hier präsentiert. Besonders erstaunt mich der Umstand, das die 1042 trotz erheblicher Karosserieschäden aus eigener Kraft die Hauptwerkstatt aufsuchen konnte / durfte!

Vielen Dank und beste Grüsse

Helmut

Ist die Sache mit den "Blumenkästen" eigentlich mal aufgeklärt worden?

Eine abgestellte Lok würde man ja wohl eher nicht mehr behandeln werden …




Die 1073 neben dem Triebwagen, das ist in der Tat ein eindrucksvoller Kontrast.



Schöne Grüße ins Forum

Walter

Was einem damals so alles vor die Linse kam, war schon beachtlich.
Nicht nur die abgestellten Dampfer und der E-Lok-Veteran, nein auch die 1042, die nach ihrer Feindberührung, bei der kräftig Metallspäne gehobelt wurden des Weges kamen.
Wir waren zwar bei besserem Wetter mal in Linz, da standen aber die Fahrzeuge so dicht beieinander, dass es keine Möglichkeiten für vernünftige Bilder gab, aber beeindruckend war's allemal.

Hallo Mikado-Freund,

es gab zum damaligen Beitrag zwei sich ergänzende Antworten und Kommentare, die es wohl auf den Punkt gebracht haben:

1. von 'walter_p' [drehscheibe-online.ist-im-web.de]:

“Hinter der Verkleidung befinden sich die Betätigungshebel für den nicht selbstsaugenden Injektor.“ Im Link befindet sich ein Foto der heutigen 629.01 (ex 77.66), auf dem die drei Betätigungsstangen, die nach unten führen, gut erkennbar sind.

2. und von 'Castor' [drehscheibe-online.ist-im-web.de]:

“Also auch unsere 77.28 und 78.618 verfügen über diese Verkleidung der Injektorbetätigung. Diese einfache Holzverkleidung dient hauptsächlich dem Komfort für das Lokpersonal, da es einfach bequemer ist, auf einem glatten und im Winter weniger kaltem Holzbrettchen zu lehnen als auf den Injektorbetätigungen. Bei vielen Loks war nur eine Holzlatte über den Betätigungen montiert und die Seitenfront offen. Diese Ausführung hat den Nachteil, daß es im Handbereich des Lokpersonals bei Betätigung des Injektors im Winter etwas mehr zieht (Luftzug/Fahrtwind).“

Und die heute im Bild 3 gezeigte 77.09 war ja schließlich im Einsatz (siehe Bild 10).
Gruß
Donni

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)

Von der 1073 bis zur 52er und vieles, vieles mehr. Unglaublich, was du in kurzer Zeit einfangen konntest!

Vielen Dank für diesen Bilderbogen und einen schönen Rest-Sonntag!

Bernhard

Hallo Donni,

sehr interessante Fahrzeuge, fast schon exotisch für DB-gewohnte Augen!

Gru, Thomas

Unglaublich, ein einsatzbild der 1073 in farbe!

Weißt du näheres über die flankenfahrt der 1042.42? Sie wurde repariert, orange angestrichen und war 2001 noch im EC-einsatz:

hier 2001 in Landeck-Perfuchs mit dem EC 161 Maria Theresia, bild Eddy Konijnendijk
Ausmusterung 1. april 2003.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:03:24:17:09:10.

Hallo Stefan,

Österreich war und ist immer eine Reise wert! Als ich 1966 erst- und bisher letztmalig in Linz eine ÖBB 1073 gesehen habe, dachte ich, sie würden bald den Weg des alten Eisens gehen. Aber daß sie noch 1973 im regulären Personenzugdienst eingesetzt werden würde, hätte ich nie gedacht.

Schön, daß Du in Linz auch in die Ecken gegangen bist, um den letzten Raritäten nachzuspüren!

Vielen Dank, daß du uns auf diese Reise mitgenommen hast.

Gruß
Detlef

Und natürlich die etwas mitgenommene 1042.42!


Danke für diesen schönen Bilderbogen, Donni...


Bis neulich

Rolf Köstner

... zu den Umständen des damaligen Unfalls kann ich leider nichts sagen.
Gruß
Donni