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Rund um Jerxheim Teil 23 (19 Bilder)

geschrieben von: Philosoph

Datum: 26.01.09 14:17

Beginnen wollen wir den heutigen Teil wieder mit einer Übersichtskarte.


http://img90.imageshack.us/img90/1007/rbdhannoveroktober1945qo2.jpg


Des weiteren möchte ich Euch den Winterfahrplan 1944/1945 nicht vorenthalten. Das Zugangebote war mit fünf Zugpaaren je Richtung nur geringfügig ausgeweitet worden. Für das letzte Kriegsjahr war das Angebot für diese Strecke dennoch mehr als ordentlich.


http://img144.imageshack.us/img144/7057/dr205d194445nv9.jpg
Fahrplan DR Winter 1938/39


Der Güterverkehr spielte auf dieser Nebenbahn schon immer eine wesentlich zentralere Rolle als der Personenverkehr. Neben dem Zementwerk und dem
Kaliwerk wurde auch noch Erdöl, Vieh, Stahl, Zuckerrüben und Möbel (großes Möbellager in Badersleben) verladen. So betrug das Frachtaufkommen noch
gegen Ende der 60`er Jahren allein in Badersleben jährlich bis zu 100.000 Tonnen. Heute kaum vorstellbar. Der Personenverkehr litt eher unter dem
Güterverkehr. Zum einen musste in fast jedem Bahnhof gekreuzt werden und zum anderen litt der Oberbau enorm, insbesondere durch Alkalischäden.
Allein zwischen Nienhagen und Schwanebeck gab es bereits in den 60`er Jahren eine fast 3 Km lange 10 Kmh LA. Unbestätigten Gerüchten zu Folge
sind die Bahnreisenden bereits in Schwanebeck ausgestigen, da es zu Fuss schneller nach Nienhagen ging. Nach dem Krieg kamen ausschließlich Loks der
BR 50 auf der Strecke zum Einsatz.

Alle Bahnhöfe besaßen Einfahrsignale; Badersleben hatte als einziger Bahnhof auch ein Ausfahrsignal (dazu später mehr). Richtige Stellwerke
gab es nicht, da alle Weichen handbedient wurden. Die Kurbeln für die Signale waren in der Regel auf dem Hausbahnsteig vor dem EG (angebracht),
lediglich in Anderbeck und Eilenstedt waren die Kurbeln im EG untergebracht. Ab 1971 wurden nach und nach die Signale in Dingelstedt,
Anderbeck und Dedeleben abgebaut und die Bahnhöfe in Haltestellen umgewandelt. Bis zur Einführung des vereinfachten Nebenbahnbetriebes 1995
besaßen somit noch Schwanebeck, Eilenstedt und Badersleben Formsignale.

Alle Bahnhöfe waren Klasse 2 mit Ausnahme von Vogelsdorf (zunächst Haltestelle mit 2 Weichen, dann Rückbau zu einer Weiche und zuletzt nur
noch Haltepunkt mit einer Weiche) und Anderbeck. Anderbeck war aufgrund des umfangreichen GV zum Kaliwerk und der damit ausgedehnten Gleisanlagen ein
Bahnhof Klasse 2 und damit Nienhagen gleichgestellt

Kommen wir also nun zum betrieblich ebenfalls sehr interessanten Bahnhof Eilenstedt. Andreas Stüber stellte dankenswerter Weise auch hier einen Gleisplan aus dem Jahre 1976 zur Verfügung, auf dem leider nicht mehr die Feldbahn zur Saatzucht nach Schlanstedt verzeichnet ist. 1914 gab es Überlegungen, eine Strecke Oschersleben–Dedeleben–Heudeber-Danstedt mit eine Stichstrecke Dedeleben–Schlanstedt zu errichten. Hauptinitiator war die Schlanstedter Saatzucht. Der Kriegsbeginn verhinderte dieses Vorhaben und es wurde schließlich 1915 eine 600 mm Feldbahn vom Bahnhof Eilenstedt nach Schlanstedt gebaut. Diese verband die einzelnen Zucht – und Produktionsstandorte in Schlanstedt mit dem Bahnhof Eilenstedt. Die Feldbahn war bis Anfang der sechziger Jahre in Betrieb, danach wurde sie unmittelbar abgebaut. In Schlanstedt existiert heute noch ein Feldbahnmuseumsbetrieb. Leider ist die Homepage des Museums nicht erreichbar.


http://img206.imageshack.us/img206/6399/gpeilenstedt1976stuebercd8.jpg
Gleisplan Eilenstedt 1976; Sammlung Andreas Stüber


Auch Rainer Güttler war natürlich in Eilenstedt und hat mir zwei Aufnahmen zur Verfügung gestellt.


http://img156.imageshack.us/img156/6289/20eilenstedt19870417205bg6.jpg
50 3606 mit N 64784 am 17.04.1987 im Bahnhof Eilenstedt; Foto Rainer Güttler


http://img90.imageshack.us/img90/5281/dsc02486qu6.jpg
Bahnhof Eilenstedt 2005


http://img150.imageshack.us/img150/7159/20eilenstedt1987041730pvn7.jpg
Posten A am 17.04.1987 im Bahnhof Eilenstedt; Foto Rainer Güttler


http://img150.imageshack.us/img150/1628/dsc02488tb2.jpg
Posten A Bahnhof Eilenstedt 2005


Ein Jahr früher war bereits 03 1008 vor Ort und konnte folgende Aufnahme zur Verfügung stellen.


http://img90.imageshack.us/img90/7208/503684eilenstedt080686zh4.jpg
50 3684 am 08.06.1986 im Bahnhof Eilenstedt; Foto 03 1008


http://img156.imageshack.us/img156/4051/dsc02487bd0.jpg
Bahnhof Eilenstedt 2005

Für Volker Blees war natürlich ein Foto vom Posten A in Eilenstedt unerlässlich (@ Volker: Könntest du bitte nochmals das Aufnahmedatum ergänzen)


http://img217.imageshack.us/img217/8530/319poeilenstedtvolkerblbb7.jpg
771 054 – 4 fährt in Richtung Nienhagen aus Eilenstedt aus; Foto Volker Blees


In die Gegenrichtung sieht es heute so aus:


http://img90.imageshack.us/img90/6774/dsc02489ow4.jpg
Bahnhof Eilenstedt 2005


Auch Wendezüge verkehrten kurzzeitig auf dieser Strecke

http://img217.imageshack.us/img217/1558/eilenstedt1dg2.jpg
Ausfahrt in Richtung Nienhagen aus Eilenstedt; Sammlung Gemeinde Dedeleben


http://img90.imageshack.us/img90/4975/dsc02493fj2.jpg
Bahnhof Eilenstedt 2005


Zuletzt wickelten nur noch Ferkeltaxen den Verkehr ab, welche selten mit mehr als 5 Fahrgästen gefüllt waren.


http://img144.imageshack.us/img144/8363/eilenstedt2sm1.jpg
Unbekannte Ferkeltaxe an einem unbekannten Tag in Eilenstedt; Sammlung Gemeinde Dedeleben


http://img217.imageshack.us/img217/6436/dsc02491oy7.jpg
Bahnhof Eilenstedt 2005


http://img144.imageshack.us/img144/7232/dsc02492eu2.jpg
Bahnhof Eilenstedt 2005


Zu guter Letzt noch drei Bilder des EG von der Streßenseite. Das EG befindet sich ebenfalls in Privatbesitz und wurde zum Aufnahmezeitpunkt im Sommer 2005 renoviert.


http://img150.imageshack.us/img150/9974/dsc02496lt9.jpg
Bahnhof Eilenstedt Straßenansicht 2005


http://img90.imageshack.us/img90/7144/eilenstedtso6.jpg
Bahnhof Eilenstedt Straßenansicht; Sammlung Gemeinde Dedeleben


http://img156.imageshack.us/img156/5930/dsc02494da6.jpg
Bahnhof Eilenstedt Straßenansicht 2005


Soviel für heute. Bis zum nächsten Teil

Carsten

Re: Rund um Jerxheim Teil 23 (19 Bilder)

geschrieben von: 2. Tübinger Tf

Datum: 26.01.09 17:05

Nieder mit der Eisenbahn, hoch lebe die Börse. Warum soll man Bahn fahren, wenn man an der Börse das Geld macht. Zum Kot...

Wieder mal hervorragende bildliche Zeugnisse, wie man mit Volksvermögen umgeht.

Gruß vom 2. Tübinger Tf

Re: Rund um Jerxheim Teil 23 (19 Bilder)

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 26.01.09 21:13

Wenn keiner mehr mit dem Zug fährt, dann braucht auch niemand die Strecke vorhalten. Es stand doch eben, mehr als 5 Fahrgäste in einem Zug waren eine Seltenheit. Insofern war die Stilllegung unausweichlich. Auch zu DR-Zeiten hätte man bei so wenig Reisenden die Strecke stillgelegt. Ich erinnere an die Strecke Quedlinburg - Thale/Bodetal - Blankenburg, die bereits in den 60er Jahren stillgelegt wurde. Heutzutage Strecken stillzulegen, wie Köthen - Aken, das ist ein Fehler.

Wirklich Klasse!

geschrieben von: tram

Datum: 26.01.09 22:44

Solche Zeitvergleiche machen es auch Ortsunkundigen leichter das ganze einzuordnen!
Bitte mehr davon!

Noch Fragen Kienzle?

Im Gedenken: Ulrich Kienzle *09.03.36 +16.04.20

Re: Rund um Jerxheim Teil 23 (19 Bilder)

geschrieben von: Philosoph

Datum: 27.01.09 08:35

Vom Prinzip her gebe ich dir recht. Die 5 Fahrgäste sind aber auch die Auswirkung der unterbliebenen Investition in die Infrastruktur. Wenn ein Ferkeltaxi mit 30 Kmh durch die Gegend schleicht, dann fährt halt niemand mit. Wenn es dann auch noch 4 besetzte Posten an der Strecke gibt, ist das Ende unausweichlich.

Die Frage ist, hätte die Strecke mit einem vernünftigen Angebot bei einer Sanierung des Oberbaus und der Bahnübergänge sowie dem Lückenschluss nach Jerxheim nicht eine Chance gehabt? Ich wage es nicht zu beantworten. Aber ganz so einfach ist es halt nicht ....


Carsten

Re: Rund um Jerxheim Teil 23 (19 Bilder)

geschrieben von: Schotterwüste

Datum: 28.01.09 23:18

Wenn es den Lückenschluss gegeben hätte, würden heute noch Züge durch Jerxheim fahren. In der Relation Braunschweig - Halberstadt, über Schöppenstedt und Nienhagen. Der Lückenschluss war damals zum Greifen nahe.

Man hat sich leider entschlossen, beide Streckenäste sterben zu lassen, anstatt sie miteinander zu verknüpfen.

Grüße aus der Schotterwüste