Beginnen wollen wir den heutigen Teil wieder mit einer Übersichtskarte.
Des weiteren möchte ich Euch den Winterfahrplan 1944/1945 nicht vorenthalten. Das Zugangebote war mit fünf Zugpaaren je Richtung nur geringfügig ausgeweitet worden. Für das letzte Kriegsjahr war das Angebot für diese Strecke dennoch mehr als ordentlich.
Fahrplan DR Winter 1938/39
Der Güterverkehr spielte auf dieser Nebenbahn schon immer eine wesentlich zentralere Rolle als der Personenverkehr. Neben dem Zementwerk und dem
Kaliwerk wurde auch noch Erdöl, Vieh, Stahl, Zuckerrüben und Möbel (großes Möbellager in Badersleben) verladen. So betrug das Frachtaufkommen noch
gegen Ende der 60`er Jahren allein in Badersleben jährlich bis zu 100.000 Tonnen. Heute kaum vorstellbar. Der Personenverkehr litt eher unter dem
Güterverkehr. Zum einen musste in fast jedem Bahnhof gekreuzt werden und zum anderen litt der Oberbau enorm, insbesondere durch Alkalischäden.
Allein zwischen Nienhagen und Schwanebeck gab es bereits in den 60`er Jahren eine fast 3 Km lange 10 Kmh LA. Unbestätigten Gerüchten zu Folge
sind die Bahnreisenden bereits in Schwanebeck ausgestigen, da es zu Fuss schneller nach Nienhagen ging. Nach dem Krieg kamen ausschließlich Loks der
BR 50 auf der Strecke zum Einsatz.
Alle Bahnhöfe besaßen Einfahrsignale; Badersleben hatte als einziger Bahnhof auch ein Ausfahrsignal (dazu später mehr). Richtige Stellwerke
gab es nicht, da alle Weichen handbedient wurden. Die Kurbeln für die Signale waren in der Regel auf dem Hausbahnsteig vor dem EG (angebracht),
lediglich in Anderbeck und Eilenstedt waren die Kurbeln im EG untergebracht. Ab 1971 wurden nach und nach die Signale in Dingelstedt,
Anderbeck und Dedeleben abgebaut und die Bahnhöfe in Haltestellen umgewandelt. Bis zur Einführung des vereinfachten Nebenbahnbetriebes 1995
besaßen somit noch Schwanebeck, Eilenstedt und Badersleben Formsignale.
Alle Bahnhöfe waren Klasse 2 mit Ausnahme von Vogelsdorf (zunächst Haltestelle mit 2 Weichen, dann Rückbau zu einer Weiche und zuletzt nur
noch Haltepunkt mit einer Weiche) und Anderbeck. Anderbeck war aufgrund des umfangreichen GV zum Kaliwerk und der damit ausgedehnten Gleisanlagen ein
Bahnhof Klasse 2 und damit Nienhagen gleichgestellt
Kommen wir also nun zum betrieblich ebenfalls sehr interessanten Bahnhof Eilenstedt. Andreas Stüber stellte dankenswerter Weise auch hier einen Gleisplan aus dem Jahre 1976 zur Verfügung, auf dem leider nicht mehr die Feldbahn zur Saatzucht nach Schlanstedt verzeichnet ist. 1914 gab es Überlegungen, eine Strecke Oschersleben–Dedeleben–Heudeber-Danstedt mit eine Stichstrecke Dedeleben–Schlanstedt zu errichten. Hauptinitiator war die Schlanstedter Saatzucht. Der Kriegsbeginn verhinderte dieses Vorhaben und es wurde schließlich 1915 eine 600 mm Feldbahn vom Bahnhof Eilenstedt nach Schlanstedt gebaut. Diese verband die einzelnen Zucht – und Produktionsstandorte in Schlanstedt mit dem Bahnhof Eilenstedt. Die Feldbahn war bis Anfang der sechziger Jahre in Betrieb, danach wurde sie unmittelbar abgebaut. In Schlanstedt existiert heute noch ein Feldbahnmuseumsbetrieb. Leider ist die Homepage des Museums nicht erreichbar.
Gleisplan Eilenstedt 1976; Sammlung Andreas Stüber
Auch Rainer Güttler war natürlich in Eilenstedt und hat mir zwei Aufnahmen zur Verfügung gestellt.
50 3606 mit N 64784 am 17.04.1987 im Bahnhof Eilenstedt; Foto Rainer Güttler
Bahnhof Eilenstedt 2005
Posten A am 17.04.1987 im Bahnhof Eilenstedt; Foto Rainer Güttler
Posten A Bahnhof Eilenstedt 2005
Ein Jahr früher war bereits 03 1008 vor Ort und konnte folgende Aufnahme zur Verfügung stellen.
50 3684 am 08.06.1986 im Bahnhof Eilenstedt; Foto 03 1008
Bahnhof Eilenstedt 2005
Für Volker Blees war natürlich ein Foto vom Posten A in Eilenstedt unerlässlich (@ Volker: Könntest du bitte nochmals das Aufnahmedatum ergänzen)
771 054 – 4 fährt in Richtung Nienhagen aus Eilenstedt aus; Foto Volker Blees
In die Gegenrichtung sieht es heute so aus:
Bahnhof Eilenstedt 2005
Auch Wendezüge verkehrten kurzzeitig auf dieser Strecke
Ausfahrt in Richtung Nienhagen aus Eilenstedt; Sammlung Gemeinde Dedeleben
Bahnhof Eilenstedt 2005
Zuletzt wickelten nur noch Ferkeltaxen den Verkehr ab, welche selten mit mehr als 5 Fahrgästen gefüllt waren.
Unbekannte Ferkeltaxe an einem unbekannten Tag in Eilenstedt; Sammlung Gemeinde Dedeleben
Bahnhof Eilenstedt 2005
Bahnhof Eilenstedt 2005
Zu guter Letzt noch drei Bilder des EG von der Streßenseite. Das EG befindet sich ebenfalls in Privatbesitz und wurde zum Aufnahmezeitpunkt im Sommer 2005 renoviert.
Bahnhof Eilenstedt Straßenansicht 2005
Bahnhof Eilenstedt Straßenansicht; Sammlung Gemeinde Dedeleben
Bahnhof Eilenstedt Straßenansicht 2005
Soviel für heute. Bis zum nächsten Teil
Carsten