Liebe HiForianer,

im Rahmen von Recherchen zur Geschichte der Rangierbahnhöfe Oldenburg (Oldb) und Rheine stellen sich mir einige Fragen, die ihr vielleicht beantworten könnt.

Zu Oldenburg Rbf:
Der Bahnhof wurde 1976 in seiner Funktion als Rangierbahnhof stillgelegt. Dennoch wurden Teile der Anlage noch rund anderthalb Jahrzehnte genutzt, wobei die Betriebsstellenbezeichnung „Oldenburg (Oldb) Rbf“ beibehalten wurde. Laut „Drehscheibe“, Ausgabe 90, erfolgte die Umwandlung der Bahnhofs Oldenburg Rbf in die Awanst Krusenbusch bei gleichzeitiger Außerbetriebnahme der Stellwerke F4, F5 und F6 am 26. April 1993; das „Jahrbuch Schienenverkehr“, Ausgabe 1993, bestätigt diesen Termin. „Der Schienenbus“, Ausgabe 4/93, hin-gegen nennt den 16. Mai 1993 bei gleichzeitiger Stilllegung des 2. Streckengleises zwischen der Abzweigstelle Tweelbäke und dem Bahnhof Sandkrug.

Unabhängig vom exakten Termin der Außerbetriebnahme/Umwandlung lauten meine Fragen:
1) Wie viele Verknüpfungen zwischen dem Rbf und der Strecke Oldenburg–Osnabrück gab es? Ein mir vorliegender Übersichtsplan (entnommen aus „Übersichtspläne wichtiger Trennungs- und Kreuzungsbahnhöfe der Deutschen Bundesbahn, Wuppertal 1958 – mit Vorsicht zu genießen, da die Darstellungen mitunter ungenau oder sogar falsch sind) zeigt drei Verbindungen im südlichen Bereich, jedoch keine (!?) Einfahrmöglichkeit in den Nordkopf für Züge aus Richtung Oldenburg Hbf. Eine Karte der damals zuständigen Bundesbahndirektion Münster (Stand Dezember 1971) zeigt Verknüpfungen im Bereich Osternburg, Tweelbäke und „Posten 8“.
2) Für den Bereich der heutigen Abzweigstelle Tweelbäke (HOLT) finden sich in alten Unterlagen die Bezeichnungen „Stellwerk 1“ bzw. „Oldenburg (Oldb) Rbf F1“ (HOLF). Sehe ich es richtig, dass die Bezeichnung „Tweelbäke“ erst seit Auflassung der im entsprechenden Bereich liegenden Anbindung des Rbf verwendet wird?
3) Wie oben erwähnt, erfolgte im Frühjahr 1993 die Stilllegung des 2. Streckengleises Tweelbäke–Sandkrug. Mittlerweile ist nur noch der Abschnitt Oldenburg Hbf–Osternburg zweigleisig. Wann wurde das 2. Gleis zwischen Osternburg und Tweelbäke stillgelegt? (Zunächst ging ich davon aus, dass die Umstellung gleichzeitig auf dem gesamten Abschnitt erfolgte und die zugehörigen Meldungen unvollständig bzw. fehlerhaft waren. Das Luftbild auf einer Informationsbroschüre zum Naturschutzgebiet „Bahndammgelände Krusenbusch“ (einsehbar unter [www.oldenburg.de]) zeigt jedoch tatsächlich einen Übergang vom zwei- auf eingleisigen Betrieb im Bereich Tweelbäke.)
4) Zwischen Tweelbäke und Sandkrug gibt es heute keine Weiche mehr; Oldenburg Rbf ist komplett gleislos. Wann wurde die Awanst Krusenbusch aufgehoben?
5) Bis wann war das Gleis Hemmelsberg–Oldenburg Rbf samt Brücke über die Strecke Oldenburg–Osnabrück in Betrieb? In der verlinkten Broschüre findet sich ein Foto der zerstörten Brücke von 1943; gemäß dem Übersichtsplan war sie 1958 wieder in Betrieb. Heute sind nur noch der Damm und die Brückenköpfe vorhanden.

Hier noch zwei Oldenburg-Übersichtskarten zur besseren Orientierung:



Was Rheine Rbf angeht, so beschäftigen mich zwei Fragen. Der Bahnhof wurde zum Fahrplanwechsel 1993 in seiner Funktion als Rangierbahnhof stillgelegt; lediglich die Verladeanlage für den Kombinierten Verkehr blieb in Betrieb. Die Stellwerke Rgf und Rm allerdings wurden bis Ende 1997 genutzt, wobei „Rm“ montags bis freitags von 5.12 bis 20.00 Uhr und samstags von 5.12 bis 9.00 Uhr besetzt war (der letzte Eintrag im mir vorliegenden Nachweis der Zählwerke des Stellwerks Rm datiert vom 29. November 1997, weshalb ich von einer Stilllegung zum Monatsende ausgehe). Die Stellwerke waren auch an Zugfahrten auf der Verbindungskurve zwischen den Abzweigstellen Emsbrücke und Rheine Rs beteiligt; hier wurde auch nach Außerbetriebnahme von Rgf und Rm noch gefahren, bis am 1. Oktober 1998 die offizielle Stilllegung erfolgte. (Am 22. August 1998 kam ich auf Grund einer Streckensperrung in Lengerich zu dem Vergnügen, mit IC 505 über die Rheiner Umgehungskurve umgeleitet zu werden.)

Meine Fragen:
1) Was tat sich zwischen Mai 1993 und November 1997 noch in Rheine Rbf?
2) Fuhren Güterzüge der Relation Münster–Emsland und Gegenrichtung zu dieser Zeit noch durch den Rbf (eventuell Lokpersonalwechsel?) oder über die parallelen Personenzuggleise?

In der Hoffnung auf viele Antworten

Gustav



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:01:07:16:10:06.

Hallo.

"Wie viele Verknüpfungen zwischen dem Rbf und der Strecke Oldenburg–Osnabrück gab es?"

Drei, zwei davon einmal übers Gleisdreieck (noch vorhanden)im Norden und im Süden über die normale Einfädelung von der Osnabrücker Strecke und eine über ein Überführungsbauwerk (habe ich in den 90ern/ Anfang 2000+ als Damm & Brücke noch gekannt, jetzt abgebaut) für in nördlicher Ausfahrgruppe stehende Züge die aber in Ri. Bremen (Edit) abfuhren.
Einige Trassen des RBF waren bis in ersten 2000er Jahren (Edit: bis 2000/01) noch vorhanden und befahrbar (Edit: und zwar die Unterste in deinem Gleisplan sichtbare Gleisharfe mit einem einzigen dabei noch durchgehenden Gleis in nördlicher Richtung, ws. Anschluß an die Überführung), Abbau in 2000/01.
Rückbau mit ZOB-Bau am Bhf.

Gruß,
Hendrik.



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:01:09:09:43:39.

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)

. . . kann ich bieten.

Zum ersten war natürlich der Rangierbahnhof auch direkt an den Hauptbahnhof angebunden, gleich von Beginn an.

Aus "Sammlung von Übersichtsplänen wichtiger Abzweigsstationen der Eisenbahnen Deutschlands, 1914":




Zu erkennen ist deutlich die direkte Anbindung an Oldenburg Hbf sowie im südlichen Bereich die zwei Anbindungen an die Strecke nach Osnabrück. Die Ein- und Ausfahrgleise im südlichen Bereich werden zu einem Gleis zusammengeführt und damit an die Osnabrücker Strecke angebunden.


Die Karte der RBD Münster vom 28.12.1945 offenbart die folgende Situation um Oldenburg:




Auch danach sind im südlichen Bereich nur zwei Anbindungen an die Osnabrücker Strecke erkennbar.

Im Löffler ("Die Eisenbahn in Oldenburg", EK 1999) findet sich auf Seite 294 eine Skizze des Oldenburger Rbf, Stand 1961, der leider der nördliche Teil fehlt. Deutlich wird aber, dass es an die Osnabrücker Strecke nur die beiden Anbindungen bei Stellwerk 4 in Höhe des Bw Oldenburg Rbf und südlich des Stellwerks 6 gibt. Auch in dieser Skizze werden die Gleise der Ein- und Ausfahrgruppe wieder zu einem Gleis zusammengeführt und südlich Stellwerk 6 mit einem Gleis an die Strecke angebunden.
Ich gehe davon aus, dass Deine Skizze von 1958 die Situation falsch darstellt.

Und aus dem sogenannten "Altpapier" kann ich noch diese Unterlagen bieten:








sowie












Vielleicht hilfts ja ein wenig weiter.
Zum Überwerfungsbauwerk gab es hier, sofern ich mich recht erinnere, einen Thread, nur finde ich ihn zur Zeit nicht.

Zu den Umbenennungen kann ich nichts sagen.

Beste Grüße
Hartmut



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:01:08:14:43:09.

Hallo Hartmut,

danke für deine umfangreichen und aufschlussreichen Ausführungen!

Gruß
Gustav

Gestern wurde damit begonnen, das Stellwerk F5 abzubrechen. So wie die Arbeiten voranschreiten, wird morgen wohl nichts mehr davon übrig sein. Danach wird es wohl auch F6 an den Kragen gehen, der erste Bagger steht schon davor. Bei Bedarf kann ich auch noch Bilder der beiden Stellwerke einstellen, F5 ist darauf allerdings schon recht zugewachsen.