Hallo Ulrich und @ all,
ich habe heute diese Diskussion um die beiden Ausgangsbeiträge mit wachsendem Interesse gelesen und mir fast zwangsläufig dazu ein paar Gedanken gemacht. Zur Identitätsfrage der Loks kann ich natürlich nichts weiter beitragen. Aber die Gedanken kreisen ja auch um die Fragen, ob die Loks evtl. getauscht wurden und nur die Tender blieben und um die Wasserkräne. Zur Frage der Tauschbarkeit wären Infos über den Standort hilfreich.
Weil ich die Bahnanlagen von Rosenheim im aktuellen Zustand kenne, habe ich mich erst einmal gefragt, wo die Heizloks denn überhaupt gestanden haben könnten. Da die Gleisanlagen in Rosenheim schräg von Nordwesten in Richtung Südosten durch die Stadt laufen, können die Aufnahmen von Herbert Schambach nur von der Südseite der Gleise aufgenommen worden sein, denn auf dem ersten Bild ist Sonne auf der Rauchkammer, was nicht möglich wäre, wenn er nördlich der Gleise gestanden hätte. Die Heizloks müssen also
mit der Rauchkammer nach Südosten gestanden haben.
Auf den beiden Aufnahmen von Hermann Gerdes sieht man direkt hinter dem Führerhaus eine Kirchturmspitze. Google Earth verrät einem, wo Kirchen stehen. Es kommt überhaupt nur die "Christkönig Kirche" in Frage, das bei Google Earth eingebundenen Foto zeigt außerdem eine Übereinstimmung der Form der Kirchturmspitze. So läßt sich der Standort eigentlich recht präzise bestimmen, siehe untenstehendes Bild:
Natürlich haben sich die Gleisanlagen längst völlig verändert. Aber die Grundstruktur des Bw ist noch erkennbar, so wie sie sicher auch 1961 schon bestanden hat. Wie man hier auf
elektrolok.de nachlesen kann, wurde das Bw Rosenheim im Krieg nahezu völlig zerstört. Der auf dem google-earth-Bild noch sichtbare Rechteckschuppen ist daher nach dem Krieg gebaut worden, evtl. auch erst wesentlich nach dem Krieg.
Etwas Aufschluß über die Örtlichkeiten bzw. Bauwerke bringt auch die
Fotogalerie zum Bw Rosenheim auf elektrolok.de. Die Lokbehandlungsanlagen für Dampflok einschließlich des Bekohlungskrans müssen sich also zwischen diesem Schuppen und den Streckengleisen befunden haben. Die auf den Bildern von Hermmann Gerdes im Vordergrund sichtbaren Gleise müssen also die Bw-Gleise sein.
Das Bw-Areal noch einmal größer:
Man sieht deutlich, wo sich früher die zweite Drehscheibe befand.
Ein Austausch der Loks wäre also nur nach links (in Richtung Westen) möglich gewesen (nach Osten waren die Gleise ja abgeschnitten), und auch nur dann, wenn die Gleise an die Drehscheibe angebunden gewesen wären (und natürlich unter und links von dem Kohlehaufen überhaupt weitergingen) - andernfalls wären sie tatsächlich "eingemauert" gewesen.
Um aber über die Drehscheibe die Loks zu tauschen, wäre eine Trennung von Lok und Tender also auf jeden Fall erforderlich gewesen! Gesetzt den Fall, daß die Standgleise tatsächlich in die Drehscheibe mündeten, wäre also ein Austausch nur der Loks - ohne Tender - eine durchaus plausible Möglichkeit.
Ferner ist mir aufgefallen, daß der fragliche hintere Wasserkran auf den Fotos von Hermann Gerdes recht neu aussieht, der davorstehende dafür recht deutliche Altersspuren aufweist. Sollte er vielleicht tatsächlich nach 1961 neu aufgebaut wurden sein? (Wie bekamen die Heizloks denn überhaupt Wasser?)
(Vielleicht wurde tatsächlich auch noch ein Gleis verlegt - jetzt theoretisiere ich mal ganz furchtbar: Angenommen, der große Rechteckschuppen wurde erst Anfang der 60er gebaut - vom Baustil her halte ich das für wahrscheinlich - und im Zuge der Bauarbeiten wurden die Bw-Gleisanlagen in diesem Bereich mit erneuert und verändert? Baumaßnahmen könnten auch ein Grund dafür gewesen sein, daß die Loks von ihrem Standplatz weg bewegt werden mussten.)
Dann noch ein Gedanke zum Kohlekran: Der Kran, als Portalkran auf Schienen geführt, konnte theoretisch bis auf die Höhe des Führerhauses der Heizloks fahren, die Schiene und der Endanschlag sind auf Herbert Schambachs Fotos deutlich zu sehen. Die Bekohlung der Heizloks wäre also mittels Kran möglich gewesen. Wozu also das Förderband?
Die Antwort könnte sein, dass er nicht mehr verwendet wurde, schadhaft war oder ähnliches. 1958 waren in Rosenheim noch Dampfloks der Baureihen 57.10, 64 und 70 beheimatet, bis Frühjahr 1962 war es damit vorbei. Evtl. wurde er danach außer Betrieb genommen? 1961, auf den Aufnahmen von Herbert Schambach, könnte er jedenfalls problemlos weiter links gestanden haben, so dass der nicht auf den Aufnahmen zu sehen ist.
Die Umbeheimatungsdaten der letzten 64 des Bw Rosenheim habe ich mal aus dem Netz gefischt:
64 022 zum 17.3.62
64 125 zum 22.3.62
64 202 zum 17.3.62
64 253 zum 16.3.62
64 434 zum 5.3.62
64 442 zum 13.2.62
(Quelle: Rolf Wiso's Homepage: [
de.geocities.com]
Die Nachfolger in Form der Schienenbusse sind ja auf den Bildern von Hermann Gerdes unübersehbar. Vermutlich kamen danach noch Mühldorfer 50er als Wendeloks nach Rosenheim. Aber reichte hier die Kohle nicht evtl. für die Rückfahrt, sodass nicht bekohlt werden musste? Ein Bedarf für die Unterhaltung eine großen Bekohlungsanlage und des Portalkrans bestand in Rosenheim mit Sicherheit nicht.
So, jetzt habe ich viel vom Stapel gelassen - obs irgendwie hilfreich war - keine Ahnung!
Wäre es eigentlich abwegig, die Bildautoren selbst zu den Örtlichkeiten zu befragen?
Gruß Rolf
Edit: Schreibfehler
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2008:12:04:14:48:30.