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 04 - Historisches Forum 

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Lokfriedhöfe! – Da schieden sich die Geister: Die einen mieden sie, weil sie Friedhöfe mit toter Materie waren, so ganz anders als Lokomotiven im Betrieb. Auf andere strahlten sie dagegen eine merkwürdige Faszination aus.

Ich bekenne mich zu letzterer Spezie. Denn auf Lokfriedhöfen konnte man mit Glück noch Baureihen antreffen, die sonst schon längst verschwunden waren. Hier konnte man ungehindert herumstreunen - und es gab diese sonst an keinem Ort der Welt erlebbare, ganz eigenartige Atmosphäre: Diese Gerüche-Cocktails von harzigem Alt-Öl, blühenden Sommerpflanzen und üppig gedeihenden Kräutern; das gelegentliche Knacken sonnenerwärmter Eisenteile, das unregelmäßige Schlagen eines eingerissenen Führerstands-Vorhangs im Wind, das Krächzen eines aufgescheuchten Eichelhähers, das Rascheln der vom sonnigen Schienenkopf davonhuschenden Blindschleiche. Dazu das mühsame Vordringen durch unwegsames Dornengestrüpp von Lok zu Lok; die schweißtreibende Hitze zwischen den aufgeheizten Stahlrössern im Sommer oder der eisige Winterwind, der ungehindert über die Schrottgleise pfiff; das unverhoffte Wiedersehen „alter Bekannter“ oft aus weit entfernten Bws, die Erinnerungen an die Lok „damals“, vielleicht vor einem schweren Güterzug oder im Rangierdienst…

Vielfältig schillernd auch das Gemisch der eigenen Stimmungen: Entdeckungsfreude beim Aufspüren unbekannter Lokomotiven, Abenteuerlust beim Erklimmen verlassener Führerstände, dann oben, auf dem kippeligen, knarzenden alten Schemel sitzend, die Träume vom Lokführer schneller oder schwerer Züge. Aber auch Traurigkeit ob der zerfledderten Maschinen mit ihren kalten, oft schon aller Pumpen, Aggregate und Armaturen beraubten Kesseln, ihren Öl-blutenden Leitungen, trockenen Lagern und abgefahrenen, rostigen Radreifen. Dann wieder die erleichternd empfundene Ferne lästiger Obrigkeiten wie dienstbeflissenen Amtsmännern, besorgten Eltern oder lebensfremden Lehrern und das befreiende Gefühl, wie schwerelos in einem Raum ohne Vorschriften, Zwänge und schulische Leistungserwartungen zu schweben. Gleichzeitig aber auch die Beklommenheit, die die stille Abgeschiedenheit zwischen den langen Reihen der sterbenden Dinosaurier aufkommen ließ, bis hin zum Anflug von Ur-Ängsten vor wilden Tieren, bösen Hexen und unheimlichen Geistern, die da zwischen den toten Stahl-Kolossen verborgen ihr Unwesen treiben mögen... - Eine ganz eigene Welt für uns Buben, losgelöst vom normalen Leben: Voller Gerüche, Erinnerungen, Träume und Trauer, in fast lautloser Stille, unterbrochen nur vom Knirschen der eigenen Schritte auf dem Schotter, dem Reißen eines Brombeer-Schößlings an der Lederhose, dem plötzlichen Flügelschlag eines aufgeregt auffliegenden Vogels. Und dem gelegentlichen Rauschen eines drüben, auf der benachbarten Bahnstrecke vorbeifahrenden Zuges, der uns im Hintergrund dann doch immer wieder beruhigend Sicherheit gab, dass wir uns überhaupt noch in der Realität dieser Welt bewegten.

Natürlich – auch der Sammlertrieb war hellwach: Lok- und Bw-Schilder! Heute kann man ja darüber reden. Doch die Erfolge waren eher bescheiden: Entweder waren Ziffern abgebrochen oder gar nur aufgemalt, die Grundplatte verbogen oder der 17er-Schlüssel drehte an einer der vier festgerosteten Schrauben den Kopf rund… Überhaupt, mit den fortschreitenden Jahren fehlten sie ohnehin immer öfter und es prangte uns nur eine ungelenk mit Öl-Kreide aufgemalte Loknummer entgegen. Und manchmal nicht einmal das. Dann war die Lok nur über die an den Treibrädern und –stangen eingeschlagenen Loknummern zu identifizieren! Klar: Auch in den Bw’s und AW’s selbst wuchs ja die Beliebtheit der Lokschilder abgestellter Maschinen – und wenn man sie dort bloß ganz profan der Einnahmequelle wegen schätzte: Das Stück für eine Mark vierundachtzig, oder so ähnlich, der Materialpreis nach Kilo eben.

„Faszination Lokfriedhof“! War’s nicht so?! - Hohenbudberg, Frankfurt-Mainkur, München-Laim, Buchholz bei Harburg, Soest, Buchloe, Karthaus bei Trier… - das sind nur einige der Namen, die uns „alten Säcken“ bis heute solche Erinnerungen und Eindrücke wachrufen!

Am 12. Mai 1968, vor 40 Jahren, kam ich erstmals nach Trier. Zusammen mit meinen Freunden Bernward Glöckler aus Stuttgart und Werner Bischoff aus Ludwigshafen in dem kürzlich schon von Michael Fischbach und mir gezeigten Sonderzug, den die Mindener 18 316 aus Frankfurt brachte (siehe hier, mit weiteren Links: [drehscheibe-online.ist-im-web.de]
). Die längere Pause in Trier, in der sich die vielen Sonderzug-Teilnehmer auf einer Lokschau oder an der Porta Nigra gegenseitig im Wege standen, nutzen Bernward und ich zum Besuch des Lokfriedhofs im nahen Karthaus, auf dem die im AW Trier ausgesonderten und ausgemusterten Loks in langen Reihen abgestellt und nach und nach zerlegt wurden. Dem oben geschilderten Buben-Alter waren wir zwar gerade entwachsen, doch unsere Jungenherzen und –gemüter lebten schnell wieder auf! Hier ein paar Bilder (alle Bw-Angaben lt. Anschrift):

Auf dem kleinen Bahnhof des Moselstädtchens war der Name Programm:

(1)
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Den Reigen der ausgemusterten „toten Pferde“ eröffnete gleich ein „dicker Fisch“: die ehemalige Kondenslok 52 2024 mit Bw-Anschrift „Worms/Außenstelle Alzey“ und (offenbar: ) noch Kondens-Ableitungen am Vorwärmer, zu denen sicherlich noch jemand Näheres ausführen wird (links 78 317 ex Bw Dillingen, rechts 55 3764):

(2)
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/37/607837/3161646565306136.jpg



Die Dürener 93 1043, die ich im Juli 1965 auf der Reise nach England noch in Horrem unter Dampf sah (links am Rand die Limburger 65 017):

(3)
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/37/607837/3536383735653031.jpg



78 321 hat die meisten Jahre ihres langen Lebens in meiner Heimatgegend, dem Bw Friedberg/Hessen, verbracht, von wo aus sie unzählige Berufsverkehrszüge von der Wetterau nach Ffm Hbf und zurück gebracht hat und 1964/65 oft in den Niddawiesen bei Ffm-Ginnheim an mir vorbeiklapperte. Zuletzt war sie aber in Aalen stationiert, bevor sie vom AW Trier hierher aufs Schrottgleis gebracht wurde:

(4)
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/37/607837/6338313165373261.jpg



65 017 vom Bw Limburg, rechts daneben wieder 93 1043:

(5)
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Noch ein „dicker Fisch“: Die zuletzt offenbar im Bw Homburg/Saar eingesetzte Heizlok 7005, eine 42er (von der vielleicht einer der üblichen Verdächtigen die Loknummer mitteilen kann?):

(6)
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/37/607837/3662306461343233.jpg



Rechts hinter der 42 die Rottweiler 38 2729, links 50 041 Bw Dillingen (Bild 4).

Die Lok trägt sogar noch die typischerweise bei dieser BR am Zylinderträger angebrachte Lampe (mit intakten Zuleitungen!):

(7)
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(8)
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Da rosten sie hin in langen Reihen… Von links: Tender von 50 1711 Ehrang, 50 041 Dillingen, 42 / HL 7005 Homburg/Saar, 38 2729 Rottweil, 78 321 Aalen, 65 017 Limburg, 93 1043 Düren, 38 3540 Düren, 55 3764 Bw?, 52 2024 Worms, 78 317 Dillingen, 78 101 Bw?, 38 3084 Crailsheim:

(9)
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/37/607837/6239386331373531.jpg



Schon das damals war das so: „Aufgemalte“ Schilder wurden verschmäht und blieben hängen…

(10)
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/37/607837/3234646532396335.jpg



Warten auf das Ende in der Botanik – die ex Nürnberger Mischvorwärmer-01 112, ab 28.05.1967 noch in Trier stationiert (so auch beschildert!), aber schon nach wenigen Tagen am 01.06.1967 z-gestellt, Ausmusterung 14.11.1967 (danke, Hartmut Riedemann, für die Info!):

(11)
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/37/607837/6562393339313638.jpg



Hier steht die Trierer 38 3885 im hohen Gras, die ich 1966 einmal vor einem Eilzug bei Koblenz an der Gülser Moselbrücke erlebt hatte. Rechts 38 3634 Trier, links 50 1317 Saarbrücken-Rbf):

(12)
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/37/607837/6636396139343963.jpg



03 014 ex Bw Trier (?!):

(13)
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/37/607837/3338333437306130.jpg

Kann jemand das Bw für 1967/68 bestätigen? Für 1963-65 hat „Renfefan“ vorgestern 03er in Trier bestätigt, mit einem sehr schönen Bild übrigens: [drehscheibe-online.ist-im-web.de] )


„Nur eine 50er“, doch für mich eine schmerzliche Entdeckung auf den Sterbegleisen von Karthaus: 50 1246, eine alte Bekannte aus meinem „Heimat-Bw“ Frankfurt 2!

(14)
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/37/607837/3066323864323033.jpg

Wie oft bin ich als Bub und Bengel an Wochenenden im „Be-Weh Zwo“ um diese Lok herumgeschlichen…?!


Zu meinem Erstaunen standen hier sogar schon Kabinentender-50er und NK-41er: 50 250 Bw Hohenbudberg und eine leider nicht zum Foto notierte 41:

(15)
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/37/607837/6138633837356661.jpg



Noch eine Limburger 65: 65 012, dahinter 78 271 (Bw?), rechts auf dem Flachwagen der Kessel ex 23 013:

(16)
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/37/607837/6434626132383437.jpg



Von rechts – 50 2306 Neuß, 38 2636 Tübingen, 50 242 Hohenbudberg, 03 074 Mönchengladbach, 55 4769 Bw?, 38 2138 Rottweil, 38 3796 Radolfzell (!), 44 438 Schweinfurt, - könnt Ihr die jetzt noch ausmachen auf dem Bild?? Trotzdem weiter, weil so notiert, die Mühe soll ja nicht umsonst gewesen sein! - 78 209 Bw?, 86 794 Löhne, 50 2364 Löhne, 50 1389 Ehrang, 78 147 St. Wendel, 50 505 Dortmund Rbf, 38 2253 Mühldorf (?), 38 3441 Limburg (Heizlok 114), 55 5332 Bw?, 55 3897 Bw?, 55 3160 Köln-Eifeltor:

(17)
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/37/607837/6465386264313835.jpg



Diese 93.5 war nicht zu identifizieren, auch nicht über auf Rädern oder Treibstangen eingeschlagene Loknummern:

(18)
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/37/607837/6239613232356164.jpg



55 5414 nach einer unsanften Begegnung (links 41 301 Köln-Eifeltor):

(19)
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/37/607837/3238613239623465.jpg



01 052 ex Trier war Werner Bischoff und mir schon einmal im August 1965 in München Hbf über den Weg gelaufen (Bw Mühldorf); rechts 01 047, links 78 324 Dillingen:

(20)
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/37/607837/6334636538663861.jpg



Blick vom Stellwerk auf den mit Bild 7 bereits von der anderen Seite gezeigten Lokzug bestehend aus (von vorn nach hinten:) 38 3084 Crailsheim, die ich schon in Bad Mergentheim erlebt hatte, 78 101 Bw?, 78 317 Dillingen, 52 2024 Worms, 55 3764 Bw? … usw. (siehe oben):

(21)
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/37/607837/3732613031316162.jpg



Bei meinem Besuch drei Jahre später, am 06.04.1971, waren die Lokzüge in Karthaus immer noch gewaltig:

(22)
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/37/607837/3236643334643135.jpg

Links vorne 086 179 Bw Goslar, rechts vorne 052 865 Bw Mannheim (06.04.1971).




Dampflok-Ende in der Wildnis – 023 084 ex Bw Crailsheim (Karthaus, 06.04.1971):

(23)
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/37/607837/6331633338376261.jpg




Frühlingsabend – Lebensabend:

(24)
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/37/607837/3965316631363632.jpg

(086 178 ex Bw Saarbrücken, Karthaus 06.04.1971)


Für Detailisten und Statistiker hier die vollständige Liste der am 12.05.1968 dort abgestellten Loks (Bw-Abkürzungen: Großbuchstaben = Auto-Kennz., andere nach meinem eigenen System; korrigiere 55 5415 -> richtig: 5414). Die handgeschriebene Liste ging dann, wie immer nach Exkursionen, in Kopie (Kohlepapier!) an den EK und meine Brieffreunde (von denen mindestens einer hier mitliest. Gell, Herr H.F. aus Emden!?).

(25)
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/37/607837/6632643262396537.jpg



Nun wünsche ich Euch allen ein schnelles Wieder-Aufmuntern nach diesen etwas tristen, zum heutigen Totensonntag passenden Bildern, ab morgen dann eine angemessen vor-adventliche Woche und grüße, wie immer, recht schön aus Aachen, wo’s seit 2 Stunden herrlich schneit –
Reinhard Gumbert

PS – Für nächsten Sonntag mal was Neues, „Rache“-Jürgen hat mich im Zusammenhang mit seinem hervorragenden „Muntermacher“ von heute morgen auf die Idee gebracht: Ihr dürft über das Thema abstimmen! – Folgende Themen stehen zur Auswahl, zu denen Ihr mich verpflichtet habt:

a) „Die Wahrheit vom PC Laudaland – und andere Lokomotiv-Beschriftungen“ (das Thema hat Gerd Tierbach dieser Tage aufgebracht, hier: [drehscheibe-online.ist-im-web.de]; oder

b) „Emsland – ein Bilderbogen“ (Nachsitzen aus meiner mit der Verwechslung
Haren/Hembsen verkorksten Strafarbeit, siehe hier und die Vorredner: [drehscheibe-online.ist-im-web.de]

Also: einfach den nachfolgenden Eintrag Eurer Wahl anklicken. Bin gespannt, ob’s funktioniert und was dabei herauskommt! - Doch nichts geht verloren: Der „unterliegende“ Beitrag kommt dann irgendwann Anfang 2009.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2008:11:23:20:45:10.
Lieber Herr Gumbert,

Ein fantastischer Beitrag!

Für mich sind Lokomotivfriedhöfe (übrigens ebenso wie Flugzeug-, Schiffs- und Autofriedhöfe) ein höchst interessantes Feld. Das ist durch den Text wunderbar dargestellt und uns sehr schön nahe gebracht! Die Mischung macht's - zwischen der domestizierten (man mag fast sagen kastrierten) Technik, die ihrem ursprünglichen Nutzen überflüssig geworden ist und auf ihr Ende wartet, und dem Duft der weiten Welt und der zahllosen Arbeitsstunden, die diese dienstbaren technischen Geister geleistet haben. Wie gesagt, sehr schön eingefangen.

Lokfriedhöfe sind m.E. ein wenig beachtetes Feld: In diese Lücke stößt der tolle Beitrag. Danke!

KK

-----
"Kraansen, hier ist Kraansen an der Laane"

Diese spezielle Lokfriedhofatmosphäre ...

geschrieben von: Donni

Datum: 23.11.08 19:34

Hallo Reinhard,
... von Dir so zutreffend beschrieben, hat mich auch immer fasziniert, z.T. habe ich bei den Schrottplatzbesuchen vergessen, daß man nebenan noch interessante betriebsfähige Fahrzeuge sehen konnte. Karthaus, mitten zwischen den Betriebsgleisen gelegen, flankiert von den Weinbergen, war natürlich ein 'Muß-Ort'
Vielen Dank für den umfangreichen und ... gut dokumentierten Karthaus-Beitrag mit den zahllosen 'dicken Brocken', von denen ein Jahr später wohl schon nichts mehr zu sehen war.
Gruß
Donni

Re: Fest hält die (Klub-)Fibel das zitternde Kind

geschrieben von: dampfgerd

Datum: 23.11.08 19:47

Und rennt, als ob man es jage;
Hohl über die Fläche sauset der Wind -
Was raschelt drüben am Hage?
Das ist der gespenstische Gräberknecht,
Der dem Meister die besten Torfe verzecht;
Hu, hu, es bricht ein irres Rind!
Hinducket das Knäblein zage.
(Annette von Droste-Hülshoff)

So weit entfernt ist das gar nicht von der Stimmung auf dem Lokfriedhof, oder? Auch wir waren immer so faszieniert von dem alten Eisen. Übrigens, wenn du schon die gemalten Schilder verschmäht hast, das DB-Emblem wäre aber doch schon der Mühe wert gewesen, oder? Toller Beitrag zum Wochenendausklang, Reinhard und vielen Dank auch für die Absolution!
Schöne Grüße vom
dampfgerd
Hallo Reinhard,

welche Koinsitenz,


jetzt hatte ich fast bis Rottershausen durchgehangelt und dann prescht Du vor!

Das nenne ich Timing!

Gruß, Thomas
Ich stimmefür die Geschichte PC Laudaland lieber Reinhard.

Es grüßt

J. Lassauer
Tolle stimungsvolle Foto`s.

Da fällt mir gleich noch ein, dass im weit entfernten Franken der Ortsname Karthaus alle Dampflokfan`s mit Schauder erfüllt haben. So kam es auch das ich eines Freitag Nachmittags auf den Mittags Gag 69239 wartend (Koks füer Stahlwerk in der Oberpfalz) ein gut informierter Stellwerker (Hobbyfan) mi seinem Opel Kadett (Fließheck) ran gebraust kam und mich einlud zu einer Verfolgung einer solchen letzten Fuhre nach Karthaus dabei zu sein. Es galt einen Lokzug durchs Pegnitztal zu verfolgen. Leider sind die Bilder erst raus zusuchen wenn Interesse besteht werde ich die Suche starten. Doch Achtung meine damaligen Fotografierkünste waren leider nur auf Dokumentation ausgerichtet.

Es grüßt

J. Lassauer

Zur Heizlok 7005

geschrieben von: 03 1008

Datum: 23.11.08 20:27

Hallo Reinhard,

vielen Dank für diesen Mammutbeitrag!

Die Heizlok 7005 war nach herrschender Lehre die ehemalige 42 741 (EK 51, S. 279).

Bei der 52 Kon handelt es sich wohl nicht um den Vorwärmer, sondern um die Saugzugturbine, die bei der Heizlok offensichtlich mit Frischdampf angetrieben werden musste.

Viele Grüße, Helmut

Bild 2:, 52 2024 hat keinen Vorwärmer....

geschrieben von: Norbert Bank

Datum: 23.11.08 20:30

Hallo Reinhard,

die ehemalige Kondenslok hat keinen Vorwärmer sondern eine Saugzugturbine.
Da der Abdampf der Zylinder ja kondensiert wurde trieb er über die Turbine ein
Saugzuggebläse zur Feueranfachung an. Quasi als Ersatz für das Blasrohr.

Zu den Friedhöfen der Technik, sie haben eben ihren eigenen morbiden Charme.
Das da Eisenbahnfreunde die tendenziell etwas mehr rückwärtsgewandt über die Schulter
blicken besonders drauf abfahren - wen wundert es? ;-)
In Saalfeld konnte ich auch nicht wiederstehen und mußte auf die 39.10 klettern...
Und alte Eisenbahnrelikte faszinieren natürlich auch heute noch.

Gruß

Norbert
Hallo, danke für diesen Beitrag. Kaum lasse ich mich mal wieder öfters im Hifoblicken, schon wird ein Kondenslokfeuer abgefeiert, erst kürzlich die SAR 25, und jetzt nochmal die 52 2024, was ein Festmahl. Darf ich das Bild für die Webseite haben?

Hier übrigens was ich über die Lok bisher weis:

Betr.Nr. 52 2024
Hersteller: Henschel
Abnahme: 02.10.1945
Fabr.Nr.Lok: 27352
Tender: 2'2' T 13,5 (Kon)
Abnehmer: DRw/DB
Besonderheit: Geänderter Saugzug (Kondensschlot)
Abnahme-AW: Kassel
Stationierungen DB: 15.7.1945 in Kassel Gleisdreieck, Januar 1946 BW Würzburg, Juli 1946 BW Plattling, Ausbesserung, dann Weitergabe nach Kempten. Kam am 24.11.1947 aus Kempten nach MZ-Bischofsheim, bis 19.10.49 im Betriebsdienst. Am 20.10.1949 z-gestellt, 1950 noch in MZ-Bischofsheim vorhanden(z), 1968 in Karthaus bei Trier auf dem Lokfriedhof, 1968 zerlegt
Umbau in 1953 zur Heizlok (Worms), Mainz-Bischofsheim 01.06.1953

Schade, das war eine der am längsten erhaltenen Loks, auch wenn sie nicht vollständig war(aber in Minden gabs ja zu der Zeit noch zwei Tender), wäre schön, man hätte sie nicht verschrottet.

Die Heizlok 7005 war übrigens schonmal ein interessantes Thema hier, ich finde aber leider den Thread nicht mehr.

kondensierte Grüße, Stefan

https://www.drehscheibe-online.de/foren/file.php?099,file=190387
Kondenslok.de (temporär offline) + Industrial Railways of Indonesia SIG (fc)
Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. Wer sich über Signaturen aufregt, hat sonst nix zu sagen.
Jetzt muss ich mir nochmal selbst antworten... Eigentlich ist es aber eine Bemerkung auf den Zweifel von Benutzer D-76 hier im Forum zur Größe der SAR 25 Kondensloks, der nicht glauben kann, dass diese Loks wirklich so groß sind. Sein Zweifel beruht offensichtlich darauf, dass die Loks quasi auf Meterspur fahren. Das hat aber nix mit den Dimensionen einer Harzquerbahn oder so zu tun, sondernn diese SAR-Loks waren wirklich so hoch und breit wie hierzulande die Loks auf Normalspur. Er argumentiert, dass das Führerhaus so klein wäre, und dass die Lok nur 1.55Meter große Treibräder haben. Dazu ist zu bemerken:
1. Auch eine BR-44hat nur 1.6 Meter große Treibräder.
2. Die SAR erprobte die Kondenstechnik zunächst an der Prototyp-Lok der Klasse 20. Dieser wurde nach dem Krieg einfach ein auf sechs Achsen umgebauter 3'2T16KON Tender der Baureihe 52 angehängt, man sieht es auf den Fotos noch deutlich,dass dies ein 52KON-Tender ist, man darf sich nur nicht von den fehlenden Jalousien täuschen lassen (die hatten manche 52KON-Tender auch nicht). Der Tender wurde nur verlängert und nicht flacher gemacht, und er musste sich nicht hinter der Class 20 ducken, die war nämlich am Führerhaus und Schornstein genauso hoch.
3. Die SAR verwendet annähernd das selbe Lichtraumprofil wie die DR/DB. (In Indonesien, auch Kapspur, übrigens auch!)
4. Die Führerhausplattform ist bei der SAR höher, dafür sind die Führerhäuser innen drin nicht soluxuriös hoch, wie man das hier kennt.
5. Die 25er in meiner Signatur ist maßstabsgerecht auf die Größe der beiden 52er skaliert, da kann man das Größenverhältnis auch sehen.
Entsprechende Fotos und Zeichnungen der Class 20 und 25 mit Bemaßungen sind auf unserer Webseite. Da kann man dann auch selbst vergleichen.

http://www.kondenslok.de/Bilder/sa21.jpg

kondensierte Grüße, Stefan

https://www.drehscheibe-online.de/foren/file.php?099,file=190387
Kondenslok.de (temporär offline) + Industrial Railways of Indonesia SIG (fc)
Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. Wer sich über Signaturen aufregt, hat sonst nix zu sagen.

Totensonntag im HiFo

geschrieben von: Michael Fischbach

Datum: 23.11.08 21:02

Was könnte dazu besser passen ?
Traurig schauten sie aus, die einstmals so lebhaft mit schleudernden Rädern ihre Züge in Bewegung brachten. Ich war mit meinem Vater nur einmal in Karthaus. Das war im März 1970, glaube ich. Schon der Name hört sich so nach >Kehr aus< an. War nicht allzu viel los, aber trotzdem depremierend. Zwischen all dem Schrott konnten wir weiter hinten auf der Strecke eine 44 mit Güterzug vorbeifahren sehen.
Jetzt müsste man mal schauen, von wievielen der Loks aus Deiner Liste noch schöne Betriebsfotos existieren.
Ich wünsche viel Spaß mit dem Neuschnee. Ich selbst hatte heute schon mit meiner Tochter das erste Wintersportvergnügen der Saison, Schmerz lass nach.

Viele Grüße

Michael Fischbach


Re: Tote Pferde. Lokfriedhöfe.

geschrieben von: Mikado-Freund

Datum: 23.11.08 21:26

Sehr schön - und treffend beschrieben; Danke für die Fotos.
Insbesondere die 42er und die MV-01 haben es mir angetan, was aber die anderen Bilder keinesfalls herabsetzen soll.

Bei der P8 auf Bild 17, der 38 2636, blieb mein Blick länger hängen - „welch seltsamer Tender” dachte ich bei mir und wollte schon eine Frage anhängen. Aber die Lösung steht dann ja in Deiner Liste.

Daß die Drehscheiben in Tübingen und umzu aber auch soo kurz waren, das hätte ich nun gar nicht erwartet!

Zu zwei innerhalb des Threads aufgelaufenen Fragen kann ich nach etwas Gewühle in den Tiefen des HiFo und einem kurzen Blick in den DB-Teil von [de.geocities.com] etwas beitragen:

03 014 Hameln     18.06.1945 abgestellt 
03 014 Hameln     09.02.1946  
03 014 Hameln     01.07.1947  
03 014 Bremen Hbf 10.09.1948 von Hameln 
03 014 Bremen Hbf 01.07.1950  
03 014 Trier      19.10.1964 von Bremen 
03 014 Trier      05.06.1967 z-Stellung 
03 014 Trier      14.11.1967 ausgemustert


Zur angesprochen Heizlok-Diskussion gab es unter dem Titel „Heizlok 7000 - 42 2539 oder 52 1960?” im Juli 2005 eine Zusammenfassung: [drehscheibe-online.ist-im-web.de]

mit freundlichem Gruß

Walter

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Im Forum aktiv mitwirken — aber wie geht das?
(Der Versuch einer Anleitung von Forennutzern für Forenutzer)
Danke für diesen Aufsatz. Es ist beeindruckend, was für Maschinen damals noch (zumindest als Alteisen) existierten. Mich hat es zum Ende der Dampfzeit auch immer in die Reihen der Ehemaligen (Loks) gezogen - nicht nur aus Sammlertrieb.

Viele Grüße aus Limburgerhof/Pfalz,
Matthias

PS: Glücklicherweise liegt Laudaland vorn :-))

Lokfriedhof Kathaus

geschrieben von: david777

Datum: 23.11.08 22:29

das war noch vor meiner Zeit bzw da war ich gerade den Windeln entwachsen

heute sieht der Bahnhof an sich trostlos aus und auf/an den Gleisen liegen diverse Elemente gestapelt herum (für irgendwelche Brücken??)

In 10 Jahren könnte ich dann Bilder vom trostlosen AW Trier zeigen (hier im HiFo zumindestens)incl. Abrissbagger
Hallo Reinhard,

vielen Dank für diesen doch recht traurigen Beitrag, passend zum Totensonntag. Eine Reihe dieser gezeigten Loks kenne ich noch aus ihrer aktiven Zeit, deshalb betrübt es mich, sie auf dem Lokfriedhof zu sehen.
Ganz besonders trifft das auf die 01 112 zu, die ich noch 3 Wochen vor ihrer Z-Stellung noch im Schnellzugdienst in Backnang fotografieren konnte:

01 112 Backnang 11.5.1967 D 232
01  112 Backnang 11.5.1967 D 232.jpg

Der damals für die Stuttgarter Dampfloks "zuständige" Lokfriedhof war Stuttgart-West, wo ich noch ausgemusterte Stuttgarter T14.1, P8 , P10 und 86er sehen und fotografieren konnte.

Gruß
Detlef



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2010:12:07:01:36:09.
Lieber Reinhard,

einfach toll!
Auch ich bekenne mich dazu die Faszination welche solch ein Platz ausstrahlt sehr zu genießen...
Du hast die Atmosphäre wunderbar eingefangen.
Herzliche Dank für diesen Beitrag!

gruß
karlmg
Moin Reinhard!

Ich gehöre zu den damaligen Schrottplatzbesuchern und kann Deine Eindrücke daher nur bestätigen, was die Athmosphäre angeht. Auch Karthaus gehörte zum Pflichtprogramm und dort habe ich so manche mir bis dahin fehlende Lok, wenn auch nur ausgemustert, fotomässig ergänzen können.

Dein umfangreicher Bericht löst daher bei mir massive Erinnerungen aus, bei Hartmuts beitrag habe ich davon 2 Fotos eingestellt.

Vielen Dank für die "Karthaus-Dokumentation"!

Beste Grüsse aus dem Norden

Helmut
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