Hallo HiFo-Gemeinde,
nachdem es in der vergangenen Woche von mir eine Bilderserie von 1972 zum Thema Preußendampf im tiefsten Westen zu sehen gab, bleibe ich mal in der Nähe des Themas, springe aber ins Jahr 1993 und in die Mitte Deutschlands, genauer gesagt nach Thüringen.
Heutiger Anlaß ist ein bemerkenswerter Jahrestag, nämlich inzwischen der 85. der Inbetriebnahme von zwei Mitgliedern der T20-Familie, der 016 (Abnahme 29.10.23) und der 027 (Abnahme 23.11.23). Aus diesem Anlaß veranstaltete die SEG (Sächsische Eisenbahn-Gesellschaft) vor genau 15 Jahren einen Plandampf unter dem Motto: '70 Jahre T20'. Befahren wurde am Wochenende 13./14.November die Strecke Arnstadt-Meinigen, also genau dort, wo die beiden Protagonisten ihre ersten Einsätze hatten: die 016 im Bw Suhl und die 027 im Bw Arnstadt. Die Strecke über den Rennsteig, früher wie heute wie geschaffen für außergewöhnliche Dampfzüge, bot damals mit einigen Umleitergüterzügen wegen der Elektrifizierungsarbeiten auf der Thüringen-Bahn von Eisenach nach Neudietendorf die perfekten Randbedingungen für einen Plandampf. Die beiden T20 wurden unterstützt von der Staßfurter 44 1486, die im Frühjahr 1993 ebenfalls einen runden Jahrestag, ihren 50., begehen konnte.
Bild 1: Zur Einstimmung die 95 1027 beim Umsetzen in Suhl; hier hat sich so einiges seitdem verändert
Bild 2: Am Sonntag Morgen des 14. gab es bei November-Regenwetter den Lg77459 mit der 1027 als Zuglok und der 1016 als Schublok, hier vor dem bekannten Ortsbild von Gräfenroda zu sehen
Nun kommt erneut die Überschrift ins Spiel: Dörrberg. Dörrberg oberhalb Gräfenrodas gelegen, ein genialer Beobachtungspunkt für schwere Bergzüge, vor allem, wenn die Strecke mal freigeschnitten ist. Im November 93 ging es so gerade. Damals habe ich mir die Plandampfteilnahme denkbar einfach gestaltet: die drei schweren Nordrampenzüge dort anschauen, das sollte wohl ausreichen ...
Bildserie 3 & 4: Der erste, der 64553 am 13.11, bespannt mit 95 1027 und Vorspann 95 1016. Rauhreifsituation, souveräne Vorbeifahrt, mächtige Dampfentwicklung, Sound recht gut ...
Bildserie 5 – 8: Der zweite, 60139 am 13.11., Kali-Leerganzzug, bespannt mit 44 1486 und Vorspann 95 1027, Schublok 95 1016. Plötzlich grelles Sonnenlicht, etwas stärkerer Wind, ein mächtiger Berg-Güterzug, auch genügend Dampfeskraft vorhanden, Sound ziemlich gut ...
Bildserie 9 - 13: Der dritte, erneut der 60139, diesmal am 14.11, wiederum ein langer Kali-Leerganzzug für Vacha/Unterbreizbach, bespannt mit 44 1486 und Vorspann 95 1016. Bedingungen, wie bereits bei Bild 2 angemerkt, nicht so doll, kalt, Regen und auch etwas Wind ... An diesem Sonntag vor genau 15 Jahren schlich nun vor dem 60139 ein unglaublich schwerer, mindestens 14 Bom-Wagen langer Sonder-Reisezug mit einer 232 das Tal der wilden Gera hinauf, der Boden bebte beim Passieren des großen Russen, es war fast schon eindrucksvoll genug. Das Resultat war, daß der 60139 an unserem Beobachtungspunkt oberhalb Dörrbergs, am damals dort noch existierenden Blocksignal, zur blanken Verzweiflung der beteiligten Lokpersonale in der Steigung zum Stehen kam: Glückseligkeitsfall für die dort stehenden Beobachter. Die hier dann erlebte Anfahrt der beiden 95 1016 und 44 1486 hatte es in sich: mit einer urbändigen Kraftentfaltung unter schier unvorstellbar dumpf-lautem Auspuffgeknalle stemmte sich vor allem die T20, geführt von ihrem langjährigen Lokführer aus Bautzen, gegen die Lasten und den Berg. Das Spektakel konnte man von Dörrberg aus akustisch messerscharf und glasklar bis ganz oben hinaus zur Einfahrt in den Brandtleitetunnel verfolgen: Für solche Nachklänge muß man sich einfach immer etwas Zeit lassen ...
Nun, jetzt bin ich eigentlich nur noch den dritten in der Überschrift erwähnten Jahrestag schuldig. Dabei handelt es sich eher um einen persönlichen: vor 30 Jahren hatte ich Gelegenheit, einige Tage den Betrieb der 95 auf ihren angestammten Rampenstrecken in Südthüringen zu erleben. Es hieße Eulen in den Rhein geschüttet, zu den zahlreichen Beiträgen hier und anderswo noch etwas hinzuzufügen. Allerdings, zwei Bilder aus dieser Zeit möchte ich hier noch einfügen. Nach abenteuerlicher Autofahrt von Saalfeld aus landeten wir hoch oben im tiefsten Winter. Unsere Fotosession in Ernstthal artete in eine Tiefschnee-Aktion aus.
Bild 14: Zusammentreffen von 95 0043 mit 95 0045. Während die 45 einen Güterzug von Probstzella brachte, war die 043 von Lauscha her hochgekommen, um die Übergabe nach Neuhaus zu fahren.
Bild 15: 95 0043 mit turmhohem Rauchpils vor der Neuhauser Übergabe. Anschließend durfte ich diese Tour zusammen mit meinem Begleiter auf dem Führerstand miterleben.
Seit vielen Jahren sind nun Erlebnisse mit den Bergköniginnen leider nicht mehr möglich. Seit kurzem hört man allerdings ein gewisses Munkeln. Warten wir mal ab. Ich würde mich jedenfalls erneut wieder gerne mal an eine Rampe stellen und ihr lauschen, egal bei welchem Wetter ...
Soviel für heute und einen schönen Sonntag
Gruß
Donni
Quelle: Programmheft der Veranstaltung “70 Jahre T20“
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