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Rätsel: Welche Baureihe wird hier wohl beschrieben?

geschrieben von: trambahn

Datum: 11.10.08 09:52

Guten morgen alle zusammen,

hier habe ich ein Wochenendrätsel für Euch. Allzu schwer wird es wohl nicht sein, die beschriebene Lokomotivbaureihe zu erkennen:

Die elektrische Lokomotive der Gattung XXX fällt schon äußerlich angenehm auf durch ihre elegante, schnittige Form. Man kann die Bauart vielleicht am besten mit dem Ausdruck: "Hinten so vorne wie hoch" bezeichnen.

Die Lok wird begrenzt:

a) oben durch die Stromabnehmer
b) unten durch die Räder
c) vorne und hinten durch die Zughaken
d) seitlich durch das Profil

sofern die unter a) und c) genannten nicht gerade abgerissen sind.

Die Höchstgeschwindigkeit ist 65 km/h. Es empfiehlt sich jedoch, die Geschwindigkeit von 10 bis 15 km/h und von 60 bis 63 km/h ganz zu überspringen, da bei ersterer sich der Rahmen zu verbiegen pflegt, während bei letzterer die Stangen brechen. Selbstverständlich sind von seiten des Betriebes Vorkehrungen getroffen, dass solche Vorkommnisse möglichst bald festgestellt werden. Die Lokführer sind angewiesen, vor und nach jeder Fahrt die Stangen zu zählen, von denen 8 planmäßig vorhanden sein müssen. Sind nun z. B. nach der Fahrt nur noch 7 da, so ist das ein sicheres Zeichen, dass eine verloren gegangen ist. Sind dagegen 9 vorhanden, so ist eine in 2 Teile zerbrochen. Desgleichen haben die Führer Anweisung, dem Betriebswerk Meldung zu machen, wenn ihnen eine Lokseite wesentlich länger vorkommt als die andere.

Die Lager sind reichlich mit Luft gefüllt, um Stöße abzumildern. Wenn die Lok trotzdem beim Lauf eine leichte Unruhe zeigt, so dürfte dies eine Erscheinung sein, die im Wesen unserer heutigen Zeit begründet ist. Die Motoren sind so gelagert, dass sie sich ungehindert drehen können. Die Anker sind zu diesem Zweck rund, ebenso wie das Feuer, das die Kollektoren gelegentlich von sich geben. Die vom Motor angetriebenen Ritzel sind gefedert. Hierdurch wird der Anker während seines sonst eintönigen Umlaufes mitunter in liebliche Schwingungen versetzt. Von mancher Seite wird behauptet, dies sei nicht in Ordnung. Man sollte aber hier groß denken und dem Anker die kleine Abwechslung gönnen. Die großen Zahnräder sind in sogenannten Schutzkästen eingebettet. Ebenso wie die Motorwannen sind diese Kästen vorzüglich zum Weglegen überzähliger Schraubenschlüssel, Muttern und Unterlegscheiben geeignet.

Für die Sauberkeit des elektrischen Betriebes ist die Tatsache bezeichnend, dass der Kollektor, obgleich an sich schon blank, doch noch dauernd gebürstet wird.

Etwaiger Staub wird von Ventilatoren in solche Ecken geblasen, wo er nicht so leicht zu sehen ist.

Wenn von gewisser Seite behauptet wird, der Verbrauch an Schmiermitteln sei ein außerordentlich hoher, so fragen wir demgegenüber: Wo wird heutzutage nicht kräftig geschmiert, wenn es heißt, ein Unternehmen in Gang zu bringen?

Betritt man die Lok, so zerfällt sie in 3 Teile. Im Mittelraum sticht einem zunächst der Ölschalter mit dem Schalthebel ins Auge. Der Ölschalter hängt an der Decke und explodiert nach oben. Ein Kompressor saugt die Luft aus der Lokomotive heraus und schafft in Verbindung mit dem durch die starke Funkenbildung entstehenden Ozon ein Höhenklima, wie es Davos nicht besser hat. Ein in der Mitte der Lok stehender Transformator dient zur Erwärmung des Öles und trägt die Schützen. Diese unterscheiden sich von gewöhnlichen Schützen dadurch, dass sie nicht schießen, sondern kleben. Für den Betrieb hat das Kleben keine Bedeutung, da die Schützen bei Anwendung einer Brechstange und eines normalen Vorschlaghammers sich in den meisten Fällen spielend leicht wieder öffnen lassen. Auch sonst sind die Schützen interessante und Lehrreiche Apparate. Es hieße jedoch Schmorperlen in die Verriegelung werfen, wollen wir hier noch auf ihre weiteren Vorzüge eingehen.

Die Führerstände sind nach modernsten innenarchitektonischen Gesichtspunkten ausgestattet. So ist z. B. durch verschiedenartigen Anstrich hervorgehoben, wo man hinzufassen hat, wenn man saubere bzw. schmutzige Hände hat.

Mehr für Nichttechniker berechnet sind die Messinstrumente, die den Führerstand in großer Zahl zieren. Es ist nicht zu leugnen, dass die Lok dadurch ein wissenschaftliches Gepräge erhält. Bemerkt sei noch, dass der Aufenthalt auf dem Führerstand bei Stillstand der Lok ein äußerst ruhiger und angenehmer ist.

Über die Leistung der Lok nähere Angaben zu machen dürfte sich erübrigen, ist doch allein die Tatsache, dass die Maschine dicke Stahlstangen wie Streichhölzer knickt, ein Beweis ihrer ungebärdigen Kraft.

So steht sie denn vor uns, die Gattung XXX, ein Bild von Schönheit und Kraft, von schlichter Vornehmheit des Aufbaues und der Bewegung. Möge ihr auch weiterhin ein abwechslungsreiches Dasein beschieden sein, zur Freude der betriebsführenden Stellen, der Lieferwerke und des Lokpersonals.

Leipzig, im Juli 1925


Ein sonniges und für Fotografen ertragreiches Wochenende wünscht

Georg Peter

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Das habe ich irgendwo schon mal gelesen.
Ging es dabei nicht um die E 91 ?

Grüße aus dem Volmetal
Uwe
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Re: Rätsel: Welche Baureihe wird hier wohl beschrieben?

geschrieben von: OzBeFan

Datum: 11.10.08 10:21

War mal in einem EK abgedruckt. Aber welche Lok das war...

Keine Ahnung.

Krokodil Rhätische Bahn (o.w.T)

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 11.10.08 10:52

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)

Re: Krokodil Rhätische Bahn

geschrieben von: Koksknödel

Datum: 11.10.08 10:57

Wohl kaum - ich zitiere: "Betritt man die Lok, so zerfällt sie in 3 Teile. Im Mittelraum ..."

Schönen Tag noch wünscht

Stephan
Das ging ja fix! Sieger des Tages ist Uwe Busch: Es handelt sich um die E 91!

Gefunden habe ich den Artikel im FLEISCHMANN-KURIER Nr. 47 von 1972:

Scannen0039.jpg

Die ursprüngliche Quelle würde mich interessieren, ist aber leider in diesem Text nicht erwähnt. Einziger Hinweis ist die Angabe "Leipzig Juli 1925". Vielleicht hat ja jemand eine Idee, woher der Originaltext stammt.

Gruß

Georg Peter

(edit am 24. Januar 2011: Bild wieder eingefügt)

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1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2011:01:24:22:27:11.

„Hinten so vorne wie hoch” … (m1B)

geschrieben von: Mikado-Freund

Datum: 11.10.08 19:32

… der ist gut!


An das Zitieren der „Anweisung”, nach der Fahrt die Stangen zu zählen, kann ich mich anläßlich der Nürnberger Jubiläumsparaden erinnern;
offensichtlich wurde das Manuskript des Sprechers auch aus eben dieser technischen Beschreibung gespiesen!

Das Publikum jedenfalls juchzte.

;-)

1985-09-22_377_„Reichsbahn-Güterzug”.jpg

Nürnberger Jubiläumsparaden, 22.09.1985: „Reichsbahn-Güterzug” mit E 91 99




(Edit: Zeichensetzung)

mit freundlichem Gruß

Walter

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Im Forum aktiv mitwirken — aber wie geht das?
(Der Versuch einer Anleitung von Forennutzern für Forenutzer)




2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2008:10:11:20:31:26.