Gleich vorneweg, Fahrzeuge gibt es hier nicht viel zu sehen. Der Beitrag ist also nur interessant wenn man auch Freude an bloßen Gleisanlagen hat und die Art, wie sie in die Landschaft eingebettet sind.
Denn dann gehts jetzt ab ins Reich des Grünen Goldes:
die Holledau (oder Hallertau) liegt zwischen Ingolstadt, Landshut und Freising und ist das größte zusammenhängende Hopfenanbaugebiet der Welt. Trotzdem sah und sieht es mit der Eisenbahn dort nicht besonders rosig aus. Hier erfolgte erstmals die Einstellung des Personenverkehrs einer Nebenbahn im Bayern der Nachkriegszeit, die nicht vom eisernen Vorhang betroffen war. Die 9,3 km lange Strecke Wolnzach Bf. - Geisenhausen (KBS 412 h) verlor bereits am 1. Dezember 1953 ihren Personenverkehr. 1906 eröffnet, rollten somit nur 47 Jahre lang Personenzüge auf ihren Gleisen. Der Güterverkehr hat sich dagegen bis über die Mitte der 80er Jahre hinaus halten können. Als ich erst dort war, waren aber leider bereits alle Gleise restlos abgebaut.
Besser sah es zunächst für die beiden anderen Strecken Wolnzach - Mainburg (KBS 413 d) und Langenbach - Enzelhausen (- Mainburg) (KBS 424 b) aus. Der Abschnitt Wolnzach - Enzelhausen verlor dann aber am 1. Juni 1969 nach 74 Jahren seinen Personenverkehr, die 1909 eröffnete Verbindung Langenbach - Mainburg am 28.09.1969. Zwischen Unterzolling und Au wurde das Gleis 1970 demontiert. Der Personenverkehr auf dem verbliebenen kurzen Stück Langenbach - Unterzollig endete am 3. Juni 1973. Der Güterverkehr konnte sich von Wolnzach ausgehend nach Au und Mainburg bis 1995 halten.
Das Kursbuch von 1963 zeigt werktags 6 Zugpaare Wolnzach - Mainburg und ebenso 6 Zugpaare Langenbach - Mainburg, wovon 4 ab Freising fuhren. In Enzelhausen mußte dabei Kopf gemacht werden, was also für den VT 95 mit Beiwagen einen Umsetzvorgang erforderte. Dafür war ein 6-minütiger Aufenthalt vorgesehen. Von Freising bis Mainburg dauerte die Fahrt 1,5 Stunden., von Wolnzach her 45 Minuten.
Ursprünglich kamen bay. Gtl 4/4 und Pt 2/3 zum Einsatz, später dann VT 70. Während die Strecke nach Geisenfeld 1953 ihren Personenverkehr verlor, kamen auf die anderen bereits im gleichen Jahr neue VT 95 zum Einsatz. Im Güterverkehr löste die V 100 Anfang der 60er Jahre die Baureihe 64 ab. Lediglich auf dem Abschnitt Langenbach - Anglberg kamen bis 1973 Dampfloks zum Einsatz. Die Baureihe 50 fuhr dort Kohlezüge zu dem dortigen Kraftwerk. Die letzten Jahre des Personenverkehrs bestritten dann VT 98.
Geblieben ist nur der Abschnitt Wolnzach Bf. (Rohrbach) - Wolnzach Markt und ein Stück drüber hinaus, sowie Langenbach - Anglberg, auf dem immerhin schwere Blockzüge das Kraftwerk beliefern.
Der Rest wurde abgebaut. Inzwischen gibt es dank einer Initiative Bestrebungen, den Personenverkehr zumindest nach Wolnzach Markt wieder aufzunehmen.
1. An der Hauptbahn München - Ingolstadt liegt der Ausgangspunkt der Strecken in Wolnzach Bahnhof, heute Rohrbach. Auch in diesem Bahnhof kann man sich heute an Lärmschutzwänden erfreuen.
2.) Unmittelbar nach dem Abzweig aus dem Bahnhof erfolgt mittels einer Bogenweiche die Streckenteilung nach Geisenfeld und Enzelhausen. Mehr als einen halben Kilometer liefen zunächst beide Streckengleise parallel, bis sie sich trennten. Im August 1988 war das Gleis nach Geisenfeld bereits abgebaut.
3+4.) Nach 5 km wird der Bahnhof Wolnzach Markt erreicht. Obwohl der letzte Personenzug schon 19 Jahren zuvor abgefahren war, könnte man meinen, der nächste kommt gleich angefahren. In annähernd unverändertem Zustand hat sich der Bahnhof sogar bis ins neue Jahrtausend hinüberretten können. Das Grün ist ein bisschen mehr geworden.
5.) Der Bahnübergang mit 5 Schranken. Dahinter sollte das BayWa-Lagerhaus sein. Dem Raiffeisenschild nach zu urteilen, war dort aber beides untergebracht.
6.+7.) Blicke vom Güterschuppen Richtung Wolnzach Bf. und Enzelhausen.
8+9.) Eine verlassene Station inmitten der Prärie. Der Bahnhof Enzelhausen bei km 16,2 in miserablen Zustand. Er konnte jedoch vor dem Totalverfall gerettet werden und wurde inzwischen renoviert.
10.) Die Bahnsteige lassen sich noch erahnen. Früher gab es noch ein drittes Gleis und mehrere Weichenverbindungen aufgrund der Funktion als Spitzkehrenbahnhof.
11.) Die Streckenteilung nach Mainburg links und Au rechts.
12.) Die Situtation kurz hinter Enzelhausen, mit Blick auf Enzelhausen aus Richtung Au.
13.) Sommerimpression an einem der zahlreichen Feldwegübergängen. Wie man sieht, gehts hier beschaulich zu.
14.) Hopfen, Schafe, Schienenbus. Im Sommer 1989 ist anlässlich einer Sonderfahrt 798 675 auf dem Weg nach Au.
15.) Teilweise hat die Strecke eine ganz schöne Steigung, wie man hier sehen kann.
16.+17.) Die zweiteilige Garnitur überquert den Bahnübergang und legt sich in die Kurve. Bis zum Endbahnhof Au ist es nicht mehr weit. Wie es an dieser Stelle heute aussieht kann man hier sehen: [
www.panoramio.com]
18.) Endbahnhof Au/Hallertau.
19.) Durchaus interessanter Gleisplan. Links ging das Streckengleis weiter bis Langenbach.
20.) Bahnhof Langenbach an der Strecke München - Landshut. Von hier aus zweigt das letzte Reststück der KBS 424 b nach Unterzolling zum Kohlekraftwerk Anglberg ab. Die dorthin verkehrenden Ganzzüge, waren der Grund, daß dieses Teilstück erhalten blieb.
21.) Ursprünglicher Endbahnhof aus Wolzach Bf und Langenbach: Mainburg.
Bilder mit einem Güterzug hat Stefan Motz hier [
drehscheibe-online.ist-im-web.de] gezeigt.
22.) 1988 verfügte er noch über umfangreiche Gleisanlagen. Entsprechend war der Güterverkehr mit täglich einem Üg-Zugpaar, das mit einer 290 bespannt war. Manchmal mußte wegen Lastüberschreitung eine zweite 290 als Schublok einspringen.
23.) Der zweiständige Lokschuppen, schräg gegenüber des EG.
24.) Zuletzt noch die Überreste des Bahnhofs Geisenhausen mit EG und Lokschuppen. Die Gleise müssen kurz zuvor entfernt worden sein.
Viele Grüße, Georg
April 2023, DSO-Username geändert: aus Djosh wurde doku-des-alltags – sonst ändert sich nix ;-)
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2008:06:29:11:17:55.