Wenn man auf der Bahnfahrt von Burgsteinfurt nach Metelen Land aufmerksam auf der rechten (nördlichen) Seite aus dem Fenster schaut, fielen einem aufmerksamen Beobachter zwei Schrankenposten auf.
Der erste war Posten 23 (siehe auch [
drehscheibe-online.ist-im-web.de] sowie Ludgers tolle Ergänzung [
drehscheibe-online.ist-im-web.de] ), der zweite Posten 24 (logisch oder?)
Dieser Posten weckte irgendwann im Spätsommer 1983 mein Interesse. An der damaligen Kursbuchstrecke 285 (Münster - Gronau (Westf.)) waren zarte Modernisierungsmaßnahmen angelaufen, die Fernmeldeleitung sollte verkabelt werden, die Posten durch Lichtzeichenanlagen und Aufhebungen von Bahnübergängen ersetzt werden. Also wurde es Zeit, diese beiden typischen Schrankenposten „zu bearbeiten“.
Der eingangs erwähnte Posten 23 war auch relativ einfach zu finden, der Weg an dem er lag war immerhin asphaltiert.
Bei Posten 24 gestaltete sich das schwieriger. Man hätte sich vom knappen Taschengeld auch ein Messtischblatt kaufen können, das war aber langweilig und teuer. Also ging es mit Papas 200D, ich weis nicht ob es noch die Heckflosse war oder schon der /8, auf „Expedition“. Hierbei wurden auch die unbefestigten Wege erkundet, es ging nach Gefühl durch Feld und Wald. Und siehe da: plötzlich tauchten Schranken auf!
Posten 24 war gefunden! Die Freude währte nur kurz, das Ding war ebenso malerisch wie unfotografierbar. bei diesem Versuch lag das Gleis weitgehend im Schatten, an allen möglichen Orten wo ich hätte stehen müssen, stand schon jemand, Büsche nämlich. Also blieb mir nur, diese zwei Aufnahmen zu machen und mittels Weitwinkel einen Zug in die Szene einzubinden. Das Ergebnis zumindest mit den Zügen war unbefriedigend.
Wenn man von dem Flatterband mal absieht scheint hier die Zeit irgendwann stehen geblieben zu sein. Die Ausstattung dieser kleinen Posten war immer ähnlich: Ein kleines Häuschen mit Ofen, einem Stuhl und einem Tisch (für die Aufschreibungen über den Zugverkehr), eine Lampe, einem Schuppenanbau mit Plumpsklo und Kohlenschuppen, vielleicht eine Schwengelpumpe zur Wasserversorgung. Irgendwann hat man zumindest für die Fernschrankenböcke ein Wellblechdach spendiert. Auf einen Stromanschluss musste Posten 24 im Gegensatz zu seinem Nachbarn 23 während seines ganzen Lebens verzichten. Licht spendete eine Petroleumlampe mit Glühstrumpf!
Wenn kein Zug verkehrte oder ein Bauer mit seinem Traktor auf sein Feld wollte, herrschte Stille, Ruhe und Beschaulichkeit: Werktags kam immerhin alle halbe Stunde ein Zug, Sonntags war der Rhythmus weniger anstrengend: Dienstbeginn, Zugfahrt, eineinhalb Stunden Pause, Zugfahrt, halbe Stunde Pause, Zufahrt, eineinhalb Stunden Pause usw. In den Pausen wird so manches Eichhörnchen und mancher Vogel beobachtet worden sein. An solchen Tagen besuchte man auch mal seinen Nachbarn. Ansonsten blieb eine Zeitung, ein paar Dienstvorschriften oder ein kleiner Garten, um die Zeit am Ende der Welt mitten im Kreis Steinfurt abzuwarten. Radio war verboten und Strom gab es keinen, Handys waren noch nicht erfunden. Es müsste „Schrankenwarter“ heißen...
Nach meinem ersten Versuch wollte ich noch nicht aufgeben, also wurde zu etwas anderer Tageszeit einige Tage später ein zweiter Anlauf unternommen. Hier die Ergebnisse:
Zunächst wurde der Arbeitsrhythmus durch folgende Sonderleistung gestört:
Der Regelfall sah mehr so aus:
Ab dem 12.10.1983 wurden keine Glühstrümpfe mehr benötigt, Posten 24 wurde aufgehoben und durch eine Lichtzeichenanlage ersetzt. Posten 23 folgte 11 Jahre später.*)
Meine Begegnungen mit den Wärtern waren entspannt, teilweise von Verwunderung geprägt (was macht der denn hier?), ansonsten war man dankbar für etwas Abwechslung.
Soweit mein (ungeplanter) Exkurs zum Posten 24.
Ich wünsche ein ruhiges Wochenende,
Glück auf!
Hilfszug
(*) Quelle: André Joost [
home.arcor.de] )
Edit: "," nachgerüstet, Formulierung etwas verbessert
Nichts ist so beständig wie die Änderung.
3-mal bearbeitet. Zuletzt am 2008:04:19:08:37:01.